Bewerbe mich mit "Frau Oberperson" für ein Wochenende im Babeinkleidschloss. Alternativ ginge noch "Frau OberpersonIn".
Es ist dermaßen lächerlich geworden, dass ich nicht mehr weiß, ob ich heulend, oder lachend zusammenbrechen sollte.
---------------------------------------------------- Mein derzeitiger Avatar bezeugt meine Solidarität mit unseren Jungs, die derzeit in irgendwelchen politisch-medial nicht unterstützten Kriegen verheizt werden. Das Truppenabzeichen im Hintergrund ist das des Fallschirmjägerbataillons 373, dem ich mich persönlich stark verbunden fühle. Kameraden, Glück ab!
Zitat von ZettelIrgendwann nämlich hat die "feministische Linguistik" uns erfolgreich weisgemacht, es gebe im Deutschen weder den Unterschied zwischen natürlichem und grammatischem Geschlecht noch denjenigen zwischen markierten und unmarkierten Wortformen.
Ich bin vor wenigen Tagen auf etwas in dieser Beziehung erfreuliches gestoßen, insbesondere auch weil es sich dabei um ein ganz "junges Thema" handelt, nämlich die Programmierung von Mobiltelefonen. Auf http://www.androidbuch.de stellen die Autoren dankenswerterweise die gerade noch aktuelle Fassung ihres Buches "Android - Grundlagen der Programmierung" kostenlos zum Download zur Verfügung und im Vorwort findet sich folgende Bemerkung:
Zitat von Arno Becker, Markus Pant: AndroidZum leidigen Thema »Geschlechtsneutralität« halten wir es wie Peter Rechenberg in [21]: »Rede ich von ›dem Leser‹, meine ich ja keinen Mann, sondern einen Menschen, und der ist nun einmal im Deutschen grammatisch männlich. Selbstverständlich ist mit ›dem Leser‹ der männliche und der weibliche Leser gemeint.«
Der zitierte Peter Rechenberg verfaßte das Buch Technisches Schreiben: (nicht nur) für Informatiker und die Heftigkeit des tobenden Kulturkampfes ist meinem Eindruck nach auch an den Leserbewertungen bei Amazon sehr schön ablesbar. Auch wenn man die Buchkritiken natürlich nicht nur unter diesem Aspekt betrachten kann, scheint die ablehnende Fraktion dort deutlich in der Minderheit zu sein.
Wenn Kellnerinnen und Kellner gemeinsam in einem Lokal tätigt sind und es dann von allen Seiten "Herr Ober" und "Frau Ober" ruft, besteht dann nicht die Gefahr, dass man diese Menschen gegen ihren Willen als der selben Familie zugehörig, als verheiratet, behandelt? Wie redet man denn einen wildfremden Menschen in der Strasse an, wenn man eine Auskunft möchte? In anderen Sprachen mag es Madame ..., Sir ..., Signore ... sein. In deutsch? "Verzeihung, ...". Also könnten wir doch auch im Lokal einfach "Verzeihung" rufen.
Zitat von vivendi Wie redet man denn einen wildfremden Menschen in der Strasse an, wenn man eine Auskunft möchte? In anderen Sprachen mag es Madame ..., Sir ..., Signore ... sein. In deutsch? "Verzeihung, ...". Also könnten wir doch auch im Lokal einfach "Verzeihung" rufen.
Ja, das tun wir ja auch, sofern wir Kinderstube haben und nett bedient werden wollen ... aber es ist schon merkwürdig, wie seltsam unpersönlich diese Kontaktanbahnung abläuft. Man spricht kein Individuum an, sondern erbittet sich eine Entschuldigung für die Störung des Zeitplans eines Neutrums. Das finde ich nach ein wenig Überlegung auch echt erbärmlich. Wie kann ich einem Mitmenschen im Deutschen denn noch meinen individuellen Respekt erweisen? Höflich möchte ich ja schliesslich sein.
"Junge Dame!" höre ich nur, wenn meine Nachbarn ihre junge Hündin erziehen. "Fräulein!" ebenda, oder wenn unsere eigene Mietze mal wieder irgendwelchen Ussel verzapft hat. "Meister" wird auch der jüngste Geselle eines Handwerksbetriebes geheißen, sobald man auf seine Dienstleistung angewiesen ist. Naja, und eine Essens-und-getränkebringende Fachkraft wird so schnell mal zum "Chef/Chefin". Höflichkeit und Respekt haben wir anscheinend intus ... nur, uns fehlen die Worte, was bei einer so schönen und reichhaltigen Sprache wie dem Deutschen echt einer verbalen Behinderung gleichkommt.
Beste Grüße, Calimero
PS: Als hässliches Pendant zum unpersönlichen "Verzeihung" empfinde ich das penetrante "er"-zen diverser Servicekräfte. Beim Satz: "hat er die 57 Cent auch klein?" schwanke ich, je nach Attraktivitiät/Naivität der Worteruptionsquelle zwischen Resignation, kalter Gegenfrage und (natürlich verbotener) Backpfeife.
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Zitat von CalimeroBewerbe mich mit "Frau Oberperson" für ein Wochenende im Babeinkleidschloss. Alternativ ginge noch "Frau OberpersonIn". Es ist dermaßen lächerlich geworden, dass ich nicht mehr weiß, ob ich heulend, oder lachend zusammenbrechen sollte.
Bleiben Sie stehen, lieber Calimero! Das Forum braucht Sie!
Zitat von vivendiWie redet man denn einen wildfremden Menschen in der Strasse an, wenn man eine Auskunft möchte? In anderen Sprachen mag es Madame ..., Sir ..., Signore ... sein. In deutsch? "Verzeihung, ...". Also könnten wir doch auch im Lokal einfach "Verzeihung" rufen.
In der DDR jedenfalls wäre das angemessen gewesen, wo die Kellner es einen spüren ließen, wie sehr man sie belästigt, wenn man was von ihnen will.
Auch in Frankreich sagt man gern "pardon, monsieur", wenn man jemanden anspricht, um zB nach dem Weg zu fragen, im Englischen "excuse me, Sir" o.ä. Damit wird wohl ausgedrückt, daß jedes Ansprechen ja ein wenig eine Aggression ist (von ad-gredi, woraus durch Assimilation aggredi wurde: an jemanden herantreten). Mag sein, daß das aus den Urzeiten stammt, als man nie wußte, welchen Dolch jemand im Gewande führt. Also dämpft man die Abwehr des Anderen, indem man ihn erst einmal um Verzeihung bittet, gar um Gnade (das heißt ja pardon ursprünglich).
Für den Ruf nach dem Kellner will mir das, lieber Vivendi, nicht über die Lippen. Er soll mir ja nichts verzeihen, sondern er ist dazu da, mich für mein gutes Geld zu bedienen.
Zitat von Calimero PS: Als hässliches Pendant zum unpersönlichen "Verzeihung" empfinde ich das penetrante "er"-zen diverser Servicekräfte. Beim Satz: "hat er die 57 Cent auch klein?" schwanke ich, je nach Attraktivitiät/Naivität der Worteruptionsquelle zwischen Resignation, kalter Gegenfrage und (natürlich verbotener) Backpfeife.
Wo wird man denn so angeredet? Das habe ich jedenfalls noch nie gehört (und ist vielleicht auch gut so, weil ich garantiert ungehalten reagieren würde).
PS: Beleidigung ist notwehrfähig. Also ist die Backpfeife evtl. sogar zulässig
Abgesehen von den vielen "guten" Witzen finde ich das deutsche "Verzeihung" wunderbar.
Ich empfinde es als sehr höflich und zurückhalten. Und das sind Dinge, die ich jedem Fremden entgegenbringen will. Selbst wenn er "gutes Geld" von mir bekommt. Ich bezahle doch Menschen doch dafür dass ich auch mal etwas unhöflicher zu ihnen sein darf.
Genosse Kellner? Das stelle ich mir jetzt in einem Wiener Kaffeehaus vor und der Tag ist gerettet. (Frage: Wird es die einem Wiener Kaffehausbediensteten zustehende Miesepetrigkeit - so haben es mir die Wiener erklärt - vertiefen oder den Rufenden in ein ewig unbedienbares Zeitloch versenken?)
Ich plädiere dafür, streng beim "Sie " zu bleiben, ansonsten aber bei unbekanntem Gegenüber zur guten alten und sehr deutschen und sehr demokratischen Bezeichnung "Bürger" und "Bürgerin" zurückzukehren.
Wer säße nicht gern einmal in einem Café und riefe laut "Bürgerin, bring' Sie mir den Schoppen!"
Ich habe mir im Restaurant ein einfaches "Bitte sehr?" angewöhnt, das finde ich angemessener als sich dafür zu entschuldigen, dass man die Leistung des Personals anspricht, für die es bezahlt wird. Wenn ich auf der Straße Leute nach dem Weg frage, sage ich nur "Grüß Gott" und lächle dabei freundlich
Zitat von YossariusDas stelle ich mir jetzt in einem Wiener Kaffeehaus vor und der Tag ist gerettet. (Frage: Wird es die einem Wiener Kaffehausbediensteten zustehende Miesepetrigkeit - so haben es mir die Wiener erklärt - vertiefen oder den Rufenden in ein ewig unbedienbares Zeitloch versenken?)
Ich habe einmal die schöne Szene erlebt, in dem ein "Piefke" einen Kellner mit "Hallo" herbeigerufen hat, warauf der Kellner in unverkennbarem Schmäh sagte "Hallo scho goar ned!" Als ihn der Gast daraufhin korrekt mit "Herr Ober" ansprach, bediente er ihn, als ob nichts passiert wäre.
Oh jaaa, in einer Wiener Lokalität den Ober mit einem "Hallo" anzusprechen, das kann schon arg gefährlich werden. Ich wollt' das auch mal tun, doch meine damalige Wiener Freundin meinte nur leicht zischend, dann könnt' ich mir nicht mal mehr meine Todesart aussuchen. Auf sowas käm' ja auch nur jemand aus Preissen. Igitt. Die Miesepetrigkeit ist ja dort auch nichts Unhöfliches oder Unfreundliches. Eben ein Teil der Wiener Gastronomie und Originalität. Vielleicht so eine Art unauffälliger Wink zum Gast, komm, nimm dir Zeit, hier isses doch so schön. Eben nix mit Fastfood.
Zitat von André ThieleIch plädiere dafür, streng beim "Sie " zu bleiben, ansonsten aber bei unbekanntem Gegenüber zur guten alten und sehr deutschen und sehr demokratischen Bezeichnung "Bürger" und "Bürgerin" zurückzukehren.
Sehr demokratisch, ja; nämlich die Übersetzung des citoyen, das im revolutionären Frankreich jedem statt des herkömmlichen monsieur zu empfehlen war, der seinen Kopf gern noch ein bißchen behalten wollte.
Aber sehr deutsch? Meines Wissens war die Anrede "Bürger" nur dort üblich, wo das revolutionäre und nachrevolutionäre Frankreich Einfluß hatte, also beispielsweise im Königreich Westphalen des Jérôme Bonaparte ("König Lustik"). Mit der Restauration war das in Deutschland vorbei, wie auch in Frankreich, und man redete sich wieder ordentlich mit monsieur oder Herr an.
Zitat von Calimero PS: Als hässliches Pendant zum unpersönlichen "Verzeihung" empfinde ich das penetrante "er"-zen diverser Servicekräfte. Beim Satz: "hat er die 57 Cent auch klein?" schwanke ich, je nach Attraktivitiät/Naivität der Worteruptionsquelle zwischen Resignation, kalter Gegenfrage und (natürlich verbotener) Backpfeife.
Wo wird man denn so angeredet? Das habe ich jedenfalls noch nie gehört (und ist vielleicht auch gut so, weil ich garantiert ungehalten reagieren würde).
Bäckerladen, Tankstelle, Supermarkt. Bis Mitte/Ende zwanzig wurde ich eigentlich durchweg geduzt (ich sehe, dem Vernehmen nach, ein paar Jahre jünger aus, als ichs tatsächlich bin), dann hat mich mal irgendeine Azubine regelrecht erschreckt, als sie mich plötzlich siezte. Ups, jetzt bin ich wohl alt dachte ich mir ...
Jetzt, als Mittdreißiger, werde ich vor allem von mittelalten Damen ge"er"-zt, weil sie mir, als augenscheinlich Jüngerem, kein "Sie" zugestehen wollen, ein kumpeliges "Du" allerdings auch unangebracht scheint. Das ist garnicht böse gemeint, sondern schlichte Unsicherheit. Mag sein, dass dies ein ostdeutsches Phänomen, oder (wenig wahrscheinlich) auf mich beschränkt ist.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von HerrVielleicht kommen wir ja bald (wieder) dahin, dass wir einander einfach mit "Genosse" bzw. "Genossin" anreden
Danke, lieber Herr ; Diese Anrede werde ich ab sofort gegenüber arbeitsfaulem Personal in Studentenkneipen benutzen. Bisher habe ich mich in der Regel dafür entschuldigt, das kreative Nichtstun des Personals durch den Wunsch, etwas bestellen zu wollen, stören zu müssen.
Beispielansprache: „Genosse Ober, entschuldige bitte, dass ich dich stören muss – aber mich dürstet.“
Zitat von janaOff topic: Die Vorschau funktioniert nicht ...
Hm, bei mir funktioniert sie. Haben andere dasselbe Problem wie Jana?
Oder haben Sie, liebe Jana, die neue Option der Schnellantwort benutzt? Da gibt es keine Vorschau und sonstigen Komfort. Gedacht ist sie dafür, einen schnellen Dialog zu unterstützen, a bisserl wie in einem Chat oder Messenger.
Ich habe sie einmal probeweise freigeschaltet; diese Option wird neuerdings angeboten. Bei Nichtgefallen zurück.
Ich hatte die nicht eingeschaltet, lieber Wamba. Da sie nun aber da ist, probiere ich sie gerne aus. (Obwohl das auch nach gefährlichem Individualismus riecht!) (Trotzdem danke - falls solch ein bürgerlicher Ausdruck erlaubt ist!)
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