Ja, es war selten dumm Außenminister und gleichzeitig Parteivorsitzender sein zu wollen. Mal abgesehen davon, dass der Eindruck entsteht, er hielte sich für unverzichtbar, es macht auch den Popularitätsbonus den das Amt bietet zunichte. Ich halte auch Körpermetaphern in Bezug auf Gesellschaften für daneben. Wenn "Viren" gesellschafte "Körper" befallen, die daraufhin ihr "Immunsystem" stärken müssten, wirft mir mein historisches Bewusstsein einen Knüppel zwischen die Beine. Mittlerweile bin ich als Liberaler einfach nur noch sehr wütend auf WW. Es ist schon schlimm genug, dass diese pseudoliberale Partei die einzige politischen Heimat ist, die man in D-Land haben kann, aber dann noch so einen blasierten Gockel ertragen müssen, ist wirklich hart. Inhaltlich hat er ja recht, aber die Wahrnehmung der FDP als Klientelpartei der "Besserverdienenden" verdankt sich doch auch stark WW BWLer Auftreten.
edit Von der Fraktion der FDP im Europaparlament mal ganz zu schweigen. So ein illiberales P...
Zitat von C.K.Ich halte auch Körpermetaphern in Bezug auf Gesellschaften für daneben. Wenn "Viren" gesellschafte "Körper" befallen, die daraufhin ihr "Immunsystem" stärken müssten, wirft mir mein historisches Bewusstsein einen Knüppel zwischen die Beine.
Und ihr literarisches Bewußtsein, lieber C.K.? Sie erinnern sich:
Zitat There was a time when all the body's members Rebell'd against the belly, thus accused it: That only like a gulf it did remain I' the midst o' the body, idle and unactive, Still cupboarding the viand, never bearing Like labour with the rest, where the other instruments Did see and hear, devise, instruct, walk, feel, And, mutually participate, did minister Unto the appetite and affection common Of the whole body.
Zitat von C.K.Inhaltlich hat er ja recht, aber die Wahrnehmung der FDP als Klientelpartei der "Besserverdienenden" verdankt sich doch auch stark WW BWLer Auftreten.
Das weiß ich nicht. Es ist ja die traditionelle Wahrnehmung. Schon zur Zeit von Thomas Dehler und Erich Mende war die FDP die Partei der Ärzte und Apothker; die Partei der Freien Berufe und des fortschrittlichen Bürgertums. Das läßt sich bis in die Parteien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik zurückverfolgen. Nur existierten damals stets eine national- und eine linksliberale Partei nebeneinander. Als die FDP gegründet wurde, hat man bewußt diese beiden Strömungen zusammengeführt; so, wie in der CDU die evangelischen und katholischen Christen zusammenfanden.
Das Problem der FDP scheint mir weniger zu sein, daß sie als Klientelpartei wahrgenommen wird; das sind die anderen Parteien auch. Sondern daß man, nicht unberechtigt, versucht, sie darauf zu reduzieren.
Nicht unberechtigt deshalb, weil das Programmatische in der FDP immer mehr verblaßt ist. Zuerst hat man ab 1969 den nationalliberalen Flügel amputiert. Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition verschwand auch die Programmatik des linksliberalen Flügels, wie ihn Karl-Hermann Flach repräsentierte. Geblieben war dann wirklich nur noch die Klientelpartei.
Guido Westerwell hat das Verdienst, das Programmatische wieder in den Mittelpunkt gerückt zu haben; siehe seine heutige Rede und noch deutlicher die vor einem Jahr in Hannover.
Zitat von Zettel(…) Guido Westerwelle hat das Verdienst, das Programmatische wieder in den Mittelpunkt gerückt zu haben; siehe seine heutige Rede und noch deutlicher die vor einem Jahr in Hannover.
Ja, aber viele gute Reden können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Handeln der FDP gerade bei ihren ureigenen Anhängern große Enttäuschung hervorgerufen hat. Im »Handelsblatt« war in der vergangenen Woche eine Doppelseite nur mit der Enttäuschung von Führungskräften deutscher Unternehmen über die FDP gefüllt. Reden konnte Guido Westerwelle schon immer ganz gut. Doch das bisherige Handeln der FDP in der Regierung wird zu einem bösen Reinfall bei der Wahl in NRW führen. Wenn wir Pech haben, führt das Wahlergebnis zu einer gegenseitigen Blockade der beiden Lager der deutschen Politik.
Zitat von ZettelSchade, daß er einen Teil des Effekts durch übertriebene Rhetorik wieder zunichte macht; aber so ist Guido Westerwelle nun einmal.
,
ähnliche Äusserungen über Guido Westerwelle habe ich schon mehrmals gehört - also scheint etwas dran zu sein. Ich kann es es dennoch nicht nachvollziehen. Was meinen Sie mit übertriebener Rhetorik und wie kann sie der übermittelten Botschaft schaden? In dem konkreten Beispiel, das Wort "Virus", das dann vielleicht zu aggressiv wirkt? Ich weiss es nicht. Jedenfalls wäre ich Ihnen für eine genauere Erklärung dankbar.
die FDP hat vor allem das Problem, das sie im Gegensatz zu der CDU ein Wahlprogramm hatte. Und so wird die Arbeit der schwarz-gelben Koalition am FDP Programm gemessen, was an sich schon - da sie ja nur Juniorpartner ist - ein nicht ganz fairer Maßstab ist. Fair wäre der Koalitionsvertrag - und hier sind es Unionsparteien, die sich offenbar nicht an Abmachungen halten. Den Wackelpuddinmg CDU hätte man da fester an die Wand nageln müssen. Und dazu kommen so kleinere Fehler wie Brüderle und das Entwicklungshilfeministerium sowie die vertane Chance mit einem liberalen Symbolprojekt, wie etwa die Abschaffung der Wehrpflicht, programmatisch breiter wahrgenommen zu werden. Richtig große Fehler sind das alles nicht, aber die Summe macht es.
Westerwelle ist in der Tat manchmal eine Reizfigur. So ganz verstanden habe ich das nie, inhaltlich hat er ja oft recht. Irgendwas fehlt ihm aber zum ernstgenommenen Staatsmann. Vielleicht ist es nur ein Puzzleteil seines Images, seines Bildes welches fehlt, vielleicht ist er auch so dass er kein Sympatietraeger ist und keiner mehr wird. Als zu Guttenberg letztens die Trauerrede bei der Beisetzung der am Karfreitag gefallenen Soldaten hielt, dachte ich mich welche Figur Westerwelle in so einer Situation wohl machen wuerde. Das Ergebnis dieses Gedankenexperiments war eher ernuechtern.
Ist das der Habitus eines Aufsteigers, der so gern dazugehoeren will und dabei ubers Ziel hinaus schiesst? Ist es -etwas ketzerisch gefragt- die Undefiniertheit der eigenen Rolle als Homosexueller zwischen den Spass-Schwulen a la Wowereit und gesellschaftlich wertkonservativeren Positionen, die aber eben von heterosexuellen besetzt sind auf der anderen Seite? Spass-Schwule anerkennen WW nicht, wegen des konservativeren Positionen und Konservative tun sich mit WW Homosexualitaet schwer? [Ist nur so ein Sonntagmittagsgedanke].
Herr Westerwelle setzt der Staatsgläubigkeit eine Bürgergläubigkeit entgegen. Mehr nicht und das ist zuwenig. Obendrei glaube ich nicht so ganz an die Staatsgläubigkeit, denn die geht bei zu vielen einher mit dem Gegängelt werden. Die Menschen, die gängeln sind im wesentlichen im staatlichen Institutionen, aber keine Institution ist so ganz von der Gängelung frei. Die gegängelt werden, sind nicht nur die Bekümmerten, sondern auch die Mitarbeiter staatlichen Institutionen. So groß ist der Masochismus nicht, dass die ihre Gängelung geniessen.
Ich habe die Eindruck, der Herr Wetterwelle weiss nicht so richtig, wie sich die staatlich gegängelte Gesellschaft zu einer Gesellschaft freier Menschen wandelt.
Den Eindruck habe ich bei Ihnen übrigens auch.
Anscheinend existiert allen Ernstes die Meinung, sie entsteht durch die Methode Zauberstab. Il Supremo Westerwelle, der Spitzenkandidat seiner Partei für die Rolle des Harry Potters in der deutschen Politik, wünscht sich Rückzug des Staates durch den Einfluß staatlicher Politiker, eben denen der FDP, und schwupp die wupp zieht sich der Staat zurück und die Gemeinschaft der Bürger blüht auf und gedeiht.
Wie naiv muß man eigentlich sein, um das zu glauben.
Der Staat zieht sich nur dann zurück, wenn seine Dienstleistungen durch bessere Dienstleistungen der Institutionen der sich selbst organisierenden Bürger überflüssig werden.
Ein vorher bestehende Zustand, der der staatlichen gängelnden Gesellschaft, wird nur dann durch die Gesellschaft freier Menschen verdrängt, wenn jetzt Keime dieser Gesellschaft entstehen, erst regional, dann deutschlandweit, die Bedürfnisse durch ihre Dienstleistungen einfach besser befriedigen als die staatlichen Institutionen. JETZT, in diesen Wochen, in diesen Monaten, in diesen Jahren, und nicht erst dann wenn die alleinseligemachende FDP die Schalterhoheit in der Steuerwarte erlangt.
Das setzt allerdings voraus, daß der Bürger nicht nur einem Beruf ausübt und ein Privatleben hat, sondern sich auch an solchen von Bürgern gegründeten Institutionen beteiligt, die solche Dienstleistungen anbieten. Nicht durch Geldspenden, die eher dem Ablass ähneln, sondern durch Zeitspenden. Diese Keime existieren ja schon, wenn auch meistens nur regional. Man muß sich nicht einmal selber Gedanken machen, es reicht, sich wachsenden Keimen anzuschließen, damit diese sich teilen und deutschlandweit ausbreiten können.
Menschen verändern Menschen
Libero
Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
Zitat von ZettelSchade, daß er einen Teil des Effekts durch übertriebene Rhetorik wieder zunichte macht; aber so ist Guido Westerwelle nun einmal.
, ähnliche Äusserungen über Guido Westerwelle habe ich schon mehrmals gehört - also scheint etwas dran zu sein. Ich kann es es dennoch nicht nachvollziehen. Was meinen Sie mit übertriebener Rhetorik und wie kann sie der übermittelten Botschaft schaden? In dem konkreten Beispiel, das Wort "Virus", das dann vielleicht zu aggressiv wirkt? Ich weiss es nicht. Jedenfalls wäre ich Ihnen für eine genauere Erklärung dankbar.
Rhetorik spielt sich ja auf verschiedenen Ebenen ab; der inhaltlichen, der stilistischen, der Ebene der Präsentation mit Sprachmodulation und Gesten.
Inhaltlich neigt Westerwelle zur Zuspitzung und Vereinfachung. Das ist immer ein Balanceakt (auch bei mir, wenn ich zB eine Meckerecke schreibe): Wie sehr darf man zuspitzen und vereinfachen, um eine deutliche Botschaft zu liefern, ohne daß es falsch oder zu holzhammerartig wird?
Da sehe ich aber eigentlich weniger das Problem bei Westerwelle. Auf der zweiten Ebene, der stilistischen, sind seine Reden gut; übrigens auch und gerade dann, wenn er frei spricht. Ich kenne neben der Kanzlerin und Guttenberg kaum einen amtierenden Politiker, der so druckreif formuliert. Aber vielleicht ist gerade das Westerwelles Problem: Die Reden wirken stilistisch meist unpersönlich; so, als identifiziere sich der Redner gar nicht mit dem, was er sagt.
Das versucht er nun auf der Ebene der Präsentation zu kompensieren; und dort findet das statt, was ich übertriebene Rhetorik genannt habe. Mir kommt es so vor, als hätte Westerwelle einmal Rhetoriktraining bei einem Schauspiellehrer genossen. Dieses Modulieren der Stimme, dieser Wechsel von laut zu leise, diese Kunstpausen. Dazu die Körpersprache. Echt wirkt das nicht, sondern - jedenfalls auf mich - überzogen.
Manches erinnert mich an Wolfgang Mischnick. Der galt anfangs als schlechter Redner. Plötzlich trat er so auf wie jetzt Westerwelle. Ich hatte damals keine andere Erklärung dafür, als daß er Unterricht genommen hatte.
Was ja an sich nicht zu beanstanden ist. Nur sollte man die Mittel, die man dort lernt, behutsam einsetzen.
Zitat von Zettel Rhetorik spielt sich ja auf verschiedenen Ebenen ab; der inhaltlichen, der stilistischen, der Ebene der Präsentation mit Sprachmodulation und Gesten.
Vergleichen Sie eine Rede Westerwelles mit der con Christian Lindner vom Wochenende. Man merkt 'irgendwie' dass es anders wirkt, auch wenn aehnliches gesagt wird.
Anscheinend existiert allen Ernstes die Meinung, sie entsteht durch die Methode Zauberstab. Il Supremo Westerwelle, der Spitzenkandidat seiner Partei für die Rolle des Harry Potters in der deutschen Politik, wünscht sich Rückzug des Staates durch den Einfluß staatlicher Politiker, eben denen der FDP, und schwupp die wupp zieht sich der Staat zurück und die Gemeinschaft der Bürger blüht auf und gedeiht. Wie naiv muß man eigentlich sein, um das zu glauben.
Thatcherism hat so funktioniert. In gewissen Grenzen und mit Zeitverzoegerung, die die Lady so nicht erwartet haette. Ein Zurueck zum Nachkriegssozialismus hat New Labour 1997 nicht gewagt, die Grundlagen des Thatcherism haben sich durchgesetzt.
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
26.04.2010 15:26
#13 RE: Zitat des Tages: Immunsystem gegen Staatsgläubigkeit
@Dagny: Ganz auf die Schnelle gefragt - gibt es irgendwo ein Video der Rede Christian Lindners? Und wo bleibt eigentlich das versprochene Exklusivinterview der Parteitagsblogger mit ihm?
---------------------------------------------------- Mein derzeitiger Avatar bezeugt meine Solidarität mit unseren Jungs, die derzeit in irgendwelchen politisch-medial nicht unterstützten Kriegen verheizt werden. Das Truppenabzeichen im Hintergrund ist das des Fallschirmjägerbataillons 373, dem ich mich persönlich stark verbunden fühle. Kameraden, Glück ab!
Zitat von Calimero@Dagny: Ganz auf die Schnelle gefragt - gibt es irgendwo ein Video der Rede Christian Lindners? Und wo bleibt eigentlich das versprochene Exklusivinterview der Parteitagsblogger mit ihm?
Die FDP hat Lindner auf Ihrer Parteitagsseite verlinkt. Dort hab ich es mir gestern abend angesehen. (Hab den Link auf die Schnelle nicht zur Hand). Das Exklusivinterview hat imho stattgefunden, wird derzeit von Daniel aufbereitet. Kann nicht sagen, wie lange das dauert. Sorry, wir sind noch keine Profis. ;)
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
26.04.2010 18:00
#15 RE: Zitat des Tages: Immunsystem gegen Staatsgläubigkeit
Mein Gott, ist der Mann gut! Wäre ichs nicht schon, würde ich jetzt Liberaler werden wollen. Und, aufs Exklusivinterview warte ich einfach nur mit Spannung. Dass Daniel Fallenstein kein Medienprofi mit Hiwis und Profiequipment ist, ist mir schon klar. Ich wollt auch nicht drängeln, nur mal nachfragen.
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Mein derzeitiger Avatar bezeugt meine Solidarität mit unseren Jungs, die derzeit in irgendwelchen politisch-medial nicht unterstützten Kriegen verheizt werden. Das Truppenabzeichen im Hintergrund ist das des Fallschirmjägerbataillons 373, dem ich mich persönlich stark verbunden fühle. Kameraden, Glück ab!
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.