Die kleine Serie, die mit dritten Teil zu Ende geht, gliedert sich nun doch etwas anders, als ich es anfangs geplant hatte. Vor allem habe ich einen vorgesehenen Artikel zu Guido Westerwelle auf später verschoben; er wird aktuell bleiben, und über die FDP ist in diesem Forum ja in den vergangenen Tagen bereits intensiv diskutiert worden.
Es geht in diesem dritten Teil allgemein um die - aus meiner Sicht - zu erwartende Volksfront-Regierung in Düsseldorf und speziell um die kommunistische Fraktion. Nicht unbedingt eine schmucke Truppe. Aber sowohl für ihre Wahl als auch zum Regieren benötigt Frau Kraft ja nur die Stimme eines einzigen der elf; und der wird sich schon finden.
Freut mich, lieber Dirk, daß er Ihre Zustimmung findet. Vielleicht ist das ja eines der aktuellen Themen, zu denen sich alle hier im Forum einig sind.
Ich habe den Artikel eben um Informationen zu Michael Aggelidis ergänzt. Als ich beim Schreiben des Artikels zu ihm recherchierte, war ich nicht auf die Verbindung zur "Antikapitalistischen Linken" gestoßen. Aber etwas anderes war mir aufgefallen: Aggelidis war zunächst in der SPD, wechselte dann zur PDS und von dort zur WASG; mit deren Vereinigung mit der PDS war er dann wieder in seiner alten Partei angekommen.
Zitat von Bonner General-AnzeigerAls ihm die SPD 1992 mit der Petersberger Wende zu pro-militärisch wurde, gab Aggelidis "zähneknirschend" sein Parteibuch zurück und trat in die PDS ein. Auch dort fühlte er sich politisch nicht wirklich aufgehoben, weshalb er die Gelegenheit nutzte, mit anderen Verdrossenen die "Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit" (WASG) mitzugründen, die 2007 mit der PDS zur Linkspartei verschmolz.
"Fühlte er sich politisch nicht wirklich aufgehoben"? Er gehörte offenbar zu der nicht geringen Zahl von PDS-Mitgliedern, die von der Partei delegiert wurden, beim Aufbau der WASG mitzuhelfen. Auch der jetzige NRW-Landessprecher Wolfgang Zimmermann war in der PDS, bevor er die WASG mitgründete:
Die WASG war eben nicht ein spontaner Zusammenschluß von ehemaligen SPDlern, die mit dem Kurs Schröders unzufrieden waren. Sie entstand unter wesentlicher Beteiligung von Kommunisten, die, wie das so ihre Art ist, im Hintergrund die Strippen zogen.
Darin, zuverlässige Genossen zu "entsenden", um beim Aufbau scheinbar anderer Parteien zu helfen, haben die Kommunisten reiche Erfahrung. In der DDR wurde die NDPD (sie sollte als Auffangbecken für ehemalige Nazis dienen) zum Beispiel von Lothar Bolz aufgebaut, seit 1926 Mitglied der KPD:
Noch ein interessantes Detail: Carolin Butterwegge, geb. Reißlandt, ist offenbar die Ehefrau und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kölner Politologen Christoph Butterwegge, der als Armutsforscher in den Medien sehr präsent ist und seit den frühen 70er Jahren eine recht bewegte Karriere innerhalb und außerhalb des äußersten linken Rands der SPD hinter sich hat.
Weil sein Wissenschaftsverständnis ausschließt, dass ein Politikwissenschaftler unpolitisch ist, stand und steht Butterwegges wissenschaftliche Publikations- und Vortragstätigkeit stets in engem Zusammenhang mit seinem politischen Engagement.
Ist sie wirklich die Frau? Dann wäre der Altersunterschied aber ein ganz erheblicher. Nicht vielleicht eher die Schwiegertochter? Irgendwo (nur wo?) las ich, sie gehöre "zur Familie" des Politologen B.
Ein kleiner Nachtrag: Ich habe mir sagen lassen, dass gerade die Tuerken in Deutschland den Kommunisten (zurecht) die Naehe zur PKK vorwerfen. Dazu kaeme, dass die tuerkischstaemmigen Abgeordneten im Landtag Kurden sind. Bin dem aber bislang nicht nachgegangen; falls das so stimmt (wovon ich ausgehe), waere es aber eine interessante und auch leicht differenzierte Sicht der Dinge bezueglich der Wahlentscheidung der tuerkischen Minderheit.
Zitat von GansguoterIst sie wirklich die Frau? Dann wäre der Altersunterschied aber ein ganz erheblicher. Nicht vielleicht eher die Schwiegertochter? Irgendwo (nur wo?) las ich, sie gehöre "zur Familie" des Politologen B.
Sie ist in der Tat seine Frau. Es soll ja Ehen mit großem Alterunterschied geben, und daß Professoren ihre Studentinnen oder Mitarbeiterinnen ehelichen, ist auch nicht ganz selten.
Über Butterwegge habe ich ja gelegentlich schon hier etwas geschrieben. Ich kenne ihn aus Juso-Tagen, als es in Dortmund die "Gruppe Butterwegge" bei den Jusos gab; das waren Stamokaps. Er galt als deren großer Theoretiker. Als ich ihn kennenlernte, war ich baß erstaunt, ein spilleriges, immer aufgeregtes Männlein mit bis zu den Schultern reichenden hellblonden Haaren zu sehen; daß das der bekannte Butterwegge sein sollte, mochte ich erst gar nicht glauben. Als Theoretiker ist er mir jedenfalls in den Diskussionen, die ich erlebt habe, nicht aufgefallen; da gab es andere.
Das Bemerkenswerte am heutigen Professor Butterwegge ist, lieber Gansguoter, aus meiner Sicht, daß er - Juno hat darauf hingewiesen - gar nicht den Anschein zu erwecken versucht, er sei ein um Objektivität bemühter Wissenschaftler. Wissenschaft ist für ihn, wie für jeden Marxisten, parteilich.
Er wurde als Stamokap aus der SPD geworfen, wie damals viele, die sich allzu offen parteischädigend verhielten. Und wie die meisten wurde er irgendwann wieder in die SPD aufgenommen. Inzwischen ist er wieder ausgetreten, hat sich aber formal nicht der PDS bzw der Partei "Die Linke" angeschlossen.
Ich denke seit dem Wahlsonntag darüber nach, wie die Kommunisten der SPD die Koalition mit ihnen erleichtern könnten. Eine Möglichkeit wäre, daß nicht Leute aus der Fraktion ins Kabinett gehen, von denen man sich ja wirklich keinen als Minister vorstellen kann. Aber man könnte einen Sympathisanten vorschlagen, oder einen angesehenen PDSler aus dem Osten. Dazu gab es schon am vierten Mai diese Meldung:
Zitat von NGZDie Linkspartei verfügt in ihren eigenen Reihen kaum über ministrables Personal. Parteichef Wolfgang Zimmermann soll die Fraktion mit anführen. Deshalb müsste die Partei wohl auf Externe zurückgreifen: Die Ressorts "Arbeit und Soziales" oder "Hochschule" könnten von dem Kölner Politikprofessor Christoph Butterwegge übernommen werden. Der Armutsforscher steht den Linken nahe; seine Frau Carolin kandidiert auf Platz drei der Landesliste "Sollte mich je ein solches Angebot erreichen, würde ich selbstverständlich darüber nachdenken", sagte Butterwegge unserer Zeitung. Der Professor plädiert für einen "realpolitischen Kurs". Rot-Rot-Grün dürfe nicht an Maximalforderungen der Linkspartei scheitern.
Zitat von Zettel Es soll ja Ehen mit großem Alterunterschied geben, und daß Professoren ihre Studentinnen oder Mitarbeiterinnen ehelichen, ist auch nicht ganz selten.
Ach ja, Zettel? Ich grinse jetzt mal ganz frech in einen, sich mir grad eröffnenden, Spekulationsraum hinein wenn ich für mich feststelle, dass Professoren auch nur Menschen (in diesem Fall Männer) sind.
Die Biologie macht uns doch alle gleich ... nur manche haben die besseren Möglichkeiten, obwohl sie erst später "starten" können (Einfügung: Ich meine den Sozialstatus, der erst erarbeitet werden muss). Ist schon ein spannendes Feld, diese sozio-kulturelle "Mann-Frau-Geschichte". Vor allem ist es interessant zu beobachten, welche politischen Handstände gemacht werden (Gender-Mainstreaming, Quotenregelungen) um hernach doch wieder von der Biologie "eines Besseren" belehrt zu werden.
Morgendliche Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Mein derzeitiger Avatar bezeugt meine Solidarität mit unseren Jungs, die derzeit in irgendwelchen politisch-medial nicht unterstützten Kriegen verheizt werden. Das Truppenabzeichen im Hintergrund ist das des Fallschirmjägerbataillons 373, dem ich mich persönlich stark verbunden fühle. Kameraden, Glück ab!
Die Frage ist, ob sich SPD und Grüne eine Koalition mit den Linken antun. Immerhin schiebt sich nun die bisher wenig diskutierte Möglichkeit einer Jamaika Koalition ins Blickfeld. Sowohl Reuter, als auch Bild und der WDR berichten in den letzten Tagen darüber. Das wäre vielleicht das kleinere Übel. Damit verlagert sich der Handlungsdruck (man möge sich bitte bewegen), von der FDP auf die Grünen. Die politische "Frauenfreundschaft" von Frau Löhrmann und Frau Kraft und eine stark ideologisierte Basis in NRW scheinen dem entgegenzustehen. Vermutlich haben sich alle Parteien etwas zu früh "festgenagelt" und mit einem "anything goes" - Ergebnis nicht gerechnet. Ganz besonders zuwider ist mir aber die Bügerbevormundung des Herrn Alfons Pieper und seiner "angesehenen" Journalisten (wer weiß das denn, sie sind alle anonym) auf dem "Wir in NRW" Blog. Kernaussage dieses eindimensionalen Denkers und SPD - lastigen Rentnerjournalisten: "An der SPD führt kein Weg vorbei". Immerhin gibt es Blogger, die sich dieser Indoktrination entgegenstellen z.B. auf "Deine - meine - unsere BRD" über Alfons Pieper, Wir in NRW und Jamaika.
Zitat von ZettelFreut mich, lieber Dirk, daß er Ihre Zustimmung findet. Vielleicht ist das ja eines der aktuellen Themen, zu denen sich alle hier im Forum einig sind.
Der Dank gilt vor allem der Information. Meinungen - rede ich mir ein - kann ich unabhängig bilden, obwohl ich manchmal sehr froh über dieses und andere Blogs bin, um sich vergewissern, dass man nicht ganz alleine darsteht (vielleicht erklärt sich so auch die intensivere Diskusion über Westerwelle und die FDP).
Informationen wie diese:
Zitat Die WASG war eben nicht ein spontaner Zusammenschluß von ehemaligen SPDlern, die mit dem Kurs Schröders unzufrieden waren. Sie entstand unter wesentlicher Beteiligung von Kommunisten, die, wie das so ihre Art ist, im Hintergrund die Strippen zogen.
Zitat von SpätzünderDie Frage ist, ob sich SPD und Grüne eine Koalition mit den Linken antun. Immerhin schiebt sich nun die bisher wenig diskutierte Möglichkeit einer Jamaika Koalition ins Blickfeld. Sowohl Reuter, als auch Bild und der WDR berichten in den letzten Tagen darüber. Das wäre vielleicht das kleinere Übel.
Das wäre aus meiner Sicht in der Tat die vermutlich beste Lösung; à la Saarland.
Aber ich halte sie für sehr unwwahrscheinlich. Im Saarland kam viel zusammen, damit das möglich wurde. Ich habe das ja in einem früheren Artikel in ZR einmal aufgeschrieben. Jetzt in NRW sind alle diese Bedingungen nicht erfüllt. Frau Löhrmann hat unmißverständlich ihre Präferenz für die Kommunisten zum Ausdruck gebracht. In der SPD herrscht Jubel ob der Aussicht, endlich wieder ein Bundesland zu erobern.
Also, ich fürchte, es wird auf die Volksfront hinauslaufen. Mit - das wäre jetzt mal mein Tipp - dem Professor Butterwegge als Minister, und vielleicht noch einer weiteren halbwegs vorzeigbaren Figur von außerhalb der Fraktion.
Zitat von ZettelMit [...] dem Professor Butterwegge als Minister, und vielleicht noch einer weiteren halbwegs vorzeigbaren Figur von außerhalb der Fraktion.
Da waren Sie mal wieder guten Humores, wie mich deucht.
Uwe Richard
-- Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – George O.
Zitat von ZettelMit [...] dem Professor Butterwegge als Minister, und vielleicht noch einer weiteren halbwegs vorzeigbaren Figur von außerhalb der Fraktion.
Da waren Sie mal wieder guten Humores, wie mich deucht.
Beim Vorzeigen, lieber Uwe Richard, kommt es immer darauf an, von welchem Hintergrund sich jemand oder etwas abhebt.
Eine Bitte: "Political language-..." ein cooles Zitat, da wüsste man doch schon gerne, wer der O. ist. Doch nicht etwas der Meister von nineteen-84? Und in welchem Zusammenhang wurde das gebraucht?
Zitat von SpätzünderEine Bitte: "Political language-..." ein cooles Zitat, da wüsste man doch schon gerne, wer der O. ist. Doch nicht etwas der Meister von nineteen-84? Und in welchem Zusammenhang wurde das gebraucht?
-- El liberalismo pregona el derecho del individuo a envilecerse, siempre que su envilecimiento no estorbe el envilecimiento del vecino. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Bei aller Zustimmung, was Ihre Beurteilung der NRW-Genossen angeht, lieber Zettel: Der SWR-Beitrag, aus dem Sie zitieren, ist dennoch ein Beispiel für schlechten, manipulativen Journalismus. Sie können den ganzen Beitrag als Video hier ansehen: Report Mainz: "DDR-nostalgisch und linksextrem"
Kaum der Rede wert sind "Stilmittel" wie unvorteilhaft ausgewählte O-Ton-Aussagen ("Stasi... jetzt warten Sie mal... ähm..." => plötzlich Schnitt, 3:57)
Höchst unprofessionell oder schlicht manipulativ allerdings: Der vermeintliche DDR-Nostalgiker, der bei Minute 0:45 und 5:41 sein DDR-Fähnchen hochhält und das "Lied der Partei" anstimmt, ist keineswegs ein Anhänger der Linken, sondern Günther Jansen, ein Satiriker aus dem Umfeld des Satiremagazins "Titanic". (siehe hier und hier)
Nicht, dass das die seltsamen Gestalten der NRW-Linkspartei irgendwie aufwerten würde; aber wir sind in Zettels Raum seriösere Quellen gewöhnt
Zitat von ZapatorBei aller Zustimmung, was Ihre Beurteilung der NRW-Genossen angeht, lieber Zettel: Der SWR-Beitrag, aus dem Sie zitieren, ist dennoch ein Beispiel für schlechten, manipulativen Journalismus. Sie können den ganzen Beitrag als Video hier ansehen: Report Mainz: "DDR-nostalgisch und linksextrem"
Danke für den Hinweis, lieber Zapator.
Ich hatte, als ich den Artikel schrieb, unterwegs einen schlechten Zugang zum Internet und habe deshalb das Video nicht angesehen. Die Meldung, aus der ich zitiert habe, schien mir seriös zu sein.
Daß der Beitrag wieder einmal manipulativ war, wundert mich nicht; das ist ja leider inzwischen der Stil fast aller dieser "Magazin"-Sendungen. Aber zumindest was die Zugehörigkeit zu den diversen Organisationen angeht, wird man wohl schon aus juristischen Gründen nichts Falsches berichtet haben. Ich habe das ja teilweise auch durch eigene Recherchen bestätigt. Was die Stellungnahmen zur DDR angeht, kann natürlich manipuliert worden sein; man kann Antworten auf Fragen so schneiden und in einen Kontext stellen, daß sie eine ganz andere Frage zu beantworten scheinen.
Wenn ich Zeit und wieder einen ordentlichen Internet-Zugang habe, schaue ich mir den Beitrag noch an.
So ganz manipulativ scheint der SWR Beitrag nicht zu sein, trotz Fähnchenschwinger. Was´Frau Butterwegge zur Stasi weiß, bzw. nicht sagt, reicht völlig aus. Allerdings, die Kirche sollte im Dorf bleiben, denn eines ist sicher: wer es wagt, die folgenden Links zu aktivieren, stellt fest: Deutschland ist wahnsinnig schön, bzw. schön wahnsinnig und da sind nicht nur die Linken schuld!
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