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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 22 Antworten
und wurde 2.432 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.05.2010 05:00
Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Als den "Riesenstaatsmann Mümmelmann" hat Franz-Josef Strauß einst Jürgen Möllemann verspottet. Sigmar Gabriel hat manches mit Möllemann gemeinsam. Auch er ein gelernter Lehrer, der nicht Lehrer sein mochte; auch er mit einer Neigung zu großen Sprüchen. Auch er einer, hinter dessen markigen Worten das Nichts schimmert.

Der Riesenstaatsmann Gabriel nun also hat der "Zeit" ein Interview gegeben, das man in der aktuellen gedruckten Ausgabe auf Seite 4 lesen kann. Eine Vorabmeldung gibt es seit Mittwoch bei "Zeit-Online". Und dann gibt es dort noch einen vier Wochen alten Artikel. Wie das alles zusammenhängt, können Sie hier lesen.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

28.05.2010 09:12
#2 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Lieber Zettel,

für mich ist Gabriel seit Langem ein derart charakterloser Zeitgenosse, dass ich sicher bin, dass ein Großteil der Bevölkerung dies genauso sieht. Für den Rest der Bevölkerung hoffe ich, dass er weiter fleißig den Mund aufmacht und Interviews gibt. Zumindest die BILD-Leser dürften sich nicht gerne ihre Lektüre verbieten lassen wollen.

Gruß, Martin

dirk Offline



Beiträge: 1.538

28.05.2010 09:14
#3 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Unerträglich finde ich Journalisten, die das Volk erziehen wollen und ihm wie einem kleinen Kind aus pädagogischen Gründen Informationen vorenthalten oder Sachverhalte beschönigen.

Bemerkenswert auch dieser Ausschnitt.

Zitat
Denn sie verschleiert, dass Europa nicht umhin kommen wird, Griechenland zu retten. Dass dies längst beschlossene Sache ist, verabredet am 25. März, als sich die Regierungschefs der EU in Brüssel trafen und das Rettungspaket beschlossen.



Oh, weil es längst beschlossen ist (von Regierungschefs, nicht von Parlamenten !), darf keine Kritik geübt werden? Dürfen die Folgen nicht Diskutiert werden?

Wenn der Autor Unsachlichkeit in der Debatte feststellen könnte, hätte er einen Punkt. Aber an keiner Stelle zeigt er, dass die Sorgen nicht berechtigt sind. Ihm genügt die Feststellung, dass Vaclav Klaus ein Fundamentalist sei.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.05.2010 13:00
#4 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von dirk
Wenn der Autor Unsachlichkeit in der Debatte feststellen könnte, hätte er einen Punkt. Aber an keiner Stelle zeigt er, dass die Sorgen nicht berechtigt sind. Ihm genügt die Feststellung, dass Vaclav Klaus ein Fundamentalist sei.


Und damit natürlich Unrecht hat, ohne daß es einer weiteren Begründung bedürfte.

Es ist das "linksliberale", also linke Weltbild, das hier beispielhaft vorgeführt wird:

Auf der einen Seite gibt es die Vernünftigen, die Durchblick haben; die das Gute und Richtige empfehlen, sofern sie Journalisten sind, und die es tun, falls Politiker. Das ist alles links von der SPD und vielleicht noch deren linker Flügel.

Ihnen gegenüber stehen die "Fundamentalisten"; diejenigen, die - so Polke-Majewski - "Ressentiments schüren". Da ist dann der "Mob" zu finden, wie in der Berichterstattung über die Tea-Party-Bewegung. Da geht es "dumpf" zu; da herrschen Nationalismus und Vorurteile. Kurzum, "die Stammtische" und diejenigen, die man als Journalisten oder Politiker mit ihnen in Verbindung bringen kann.

Es ist ein Weltbild von bemerkenswerter Arroganz, das die politische Links-Rechts-Dimension als zugleich die Dimension vernünftig-unvernünftig und auch noch die Dimension moralisch-unmoralisch präsentiert. Ich habe dazu zur Zeit des US-Wahlkampfs einmal einen kleinen Artikel geschrieben.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

28.05.2010 13:24
#5 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Zettel
Es ist das "linksliberale", also linke Weltbild, das hier beispielhaft vorgeführt wird:
Auf der einen Seite gibt es die Vernünftigen, die Durchblick haben; die das Gute und Richtige empfehlen, sofern sie Journalisten sind, und die es tun, falls Politiker. Das ist alles links von der SPD und vielleicht noch deren linker Flügel.

Ihnen gegenüber stehen die "Fundamentalisten"; diejenigen, die - so Polke-Majewski - "Ressentiments schüren". Da ist dann der "Mob" zu finden, wie in der Berichterstattung über die Tea-Party-Bewegung. Da geht es "dumpf" zu; da herrschen Nationalismus und Vorurteile. Kurzum, "die Stammtische" und diejenigen, die man als Journalisten oder Politiker mit ihnen in Verbindung bringen kann.

Es ist ein Weltbild von bemerkenswerter Arroganz, das die politische Links-Rechts-Dimension als zugleich die Dimension vernünftig-unvernünftig und auch noch die Dimension moralisch-unmoralisch präsentiert.


Völlig richtig

Auf der "gegenüber"-Seite müsste man dann allerdings noch alles einsortieren, was mit Wirtschaft zu tun hat, oder noch schlimmer "Konzerne", bei denen man ja von vornherein davon ausgeht, dass das Gute und Richtige nicht gewollt wird, sondern einzig und allein "übermäßige Gewinne", "überzogene Gehälter", manchmal auch "schnelle Gewinne" - die natürlich verhindert werden müssen.

Letztere Wortwahl habe ich übrigens nicht von der Linkspartei. Sondern von einem Argumentationspapier der FDP zur Griechenlandhilfe. Mit Dank an B.L.O.G.-Boche für den Hinweis.

--
El liberalismo pregona el derecho del individuo a envilecerse, siempre que su envilecimiento no estorbe el envilecimiento del vecino. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

dirk Offline



Beiträge: 1.538

28.05.2010 13:58
#6 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Zettel

Es ist ein Weltbild von bemerkenswerter Arroganz, das die politische Links-Rechts-Dimension als zugleich die Dimension vernünftig-unvernünftig und auch noch die Dimension moralisch-unmoralisch präsentiert.



In der Tat, das schient ein Muster zu sein. PC ist ja nichts ähnliches. Gewisse Thesen diskutiert man einfach nicht und rechtfertigt dies, in dem man jeden, der für sie eintritt, als rückständig diffamiert. Als Hinterwäldler oder Rassist oder irgendwas dazwischen.

Wehrt er sich, dann wird er unweigerlich irgendwann eine Aussage machen, die so - oder passend zurechtgebogen - schon mal jemanden als solchen identifizierte. Jedendfalls der Wahrnehmung nach, weil das damalige Opfer selbst aufgab oder von den wenigen Verteidigern verlassen wurden oder weil es genereall unsympathisch war oder es vielleicht ausnahmsweise ein zutreffender Vorwurf war. Zur Not reicht auch das Verwenden von deutschen Wörtern, denn die wurden ja auch schon von Nazis in den Mund genommen.

Und dann ist er abgeschlossen der "Beweis" fürs Hinterwäldlertum. Per vollständiger Induktion nach linkem Muster.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

28.05.2010 14:06
#7 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Zettel

Ihnen gegenüber stehen die "Fundamentalisten"; diejenigen, die - so Polke-Majewski - "Ressentiments schüren". Da ist dann der "Mob" zu finden, wie in der Berichterstattung über die Tea-Party-Bewegung. Da geht es "dumpf" zu; da herrschen Nationalismus und Vorurteile. Kurzum, "die Stammtische" und diejenigen, die man als Journalisten oder Politiker mit ihnen in Verbindung bringen kann.



Kann ja eigentlich auch gar nicht anders sein. Denn linke glauben ja an die universelle Vernunft, die alle gemein ist. Und wenn das Volk oder einzelne anderer Meinung sind, kann es natürlich nur an deren Interessen (das sein bestimm das Denken) oder deren Ungebildetheit oder an Manipulation liegen.

Pirx Offline



Beiträge: 92

28.05.2010 14:09
#8 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Gorgasal

Auf der "gegenüber"-Seite müsste man dann allerdings noch alles einsortieren, was mit Wirtschaft zu tun hat, oder noch schlimmer "Konzerne", bei denen man ja von vornherein davon ausgeht, dass das Gute und Richtige nicht gewollt wird, sondern einzig und allein "übermäßige Gewinne", "überzogene Gehälter", manchmal auch "schnelle Gewinne" - die natürlich verhindert werden müssen.



Nicht zu vergessen die "Gier" - und irgendetwas aus Gewinnabsicht zu tun, ist natürlich ganz besonders verwerflich. Die Pharmaindustrie stellt Medikamente her, um etwas daran zu verdienen? Das kann doch nur Teufelswerk sein. Am besten vertraut man auf Zuckerkügelchen vom altruistischen Homöopathen.

lischen Offline



Beiträge: 15

28.05.2010 14:57
#9 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Mich würde interessieren, wo aus dem Zitat die Erkenntnis herrührt, die SPD wolle die Pressefreiheit abschaffen. "dezidiert dagegen stellen" oder so ähnlich, wo ist das die Forderung zur Abschaffung der Pressefreiheit? Das passt nicht zusammen, das ist an den Haaren herbei gezogen. Kein guter Artikel vom Blogautor.

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

28.05.2010 15:13
#10 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Zettel
Es ist das "linksliberale", also linke Weltbild, das hier beispielhaft vorgeführt wird: .....

Da muß ich mich auch mal mit reiner Zustimmumg melden (auch zu Gorgasals Ergänzungen), auch wenn ich diese reinen Zustimmungsäußerungen versuche zu minimieren.

Es ist für mich ein Grundproblem. Ich versuche die entsprechenden Gesetzmäßigkeiten anhand meiner Umgebung zu beobachten und fahnde nach passender Therapie Bisher stellte ich nur fest, das aufmüpfiges Widersprechen teils zum Abbruch der Kommunikation, teils aber auch zu hoffnungsvolleren Reaktionen führt. Es geht wohl nicht immer nur mit rationaler Argumentation, wenn man die Wirkung der angesprochenen "Makros" bekämpfen möchte. Schon aus Zeitgründen nicht, wann kann man denn schon einem Satz mit mehreren solchen Kürzeln eine ausgefeilte Argumentation entgegensetzten. Man muß auch "Gegenmakros" kreieren, übernehmen und verwenden, schon die Existenz solcher Kürzel wirkt leider auf manche Zeitgenossen wie ein Beweis, daß es sich um eine "reale Sache, die reine Wissenschaft" handelt ;-) (Das ist leider ein etwas antiaufklärerischer Ansatz, ich bin aber jederzeit für bessere KOnzepte offen.)

Es kann nur darum gehen, diese verhängnisvolle Stimmung zu kippen, und es gibt glücklicherweise schon Anzeichen dafür, daß es gelingen kann. Wenn eine Ideologie nur lange genug die führende ist, treten automatisch genügend Angriffpunkte auf, und auch genug Deppen, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten dem Untergang dieser Ideologie beschleunigen. Es ist vermutlich unmöglich, die gleichen (unsinnigen) Thesen unbegrenzt lange unwidersprochen zu verkünden. Irgendwann wird deren Lächerlichkeit auch für den eher flüchtigen Beobachter deutlich. Und wenn die Mehrheit darüber lacht, ist die "Revolution" da. Es gibt keine stärkere Waffe, als das Lachen. Das ist jedenfalls die Lehre meiner Jugend, als ich diese "Stimmungslage des Volkes" wie ein schwarzes Loch eingesogen habe.

Herzlich, Ungelt

PS: jetzt ist es doch nicht nur reine Zustimmung geworden ;-)

dirk Offline



Beiträge: 1.538

28.05.2010 16:46
#11 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

@Lischen

Wenn die Regierung sich entschieden gegen eine bestimmte Berichterstattung wendet, ist es zwar keine formale Einschränkung der Pressefreiheit, da haben Sie recht. Aber es ist eine im geiste und es ist eine faktische, wenn sie dazu führt, dass Sanktionen - und seien es auch nur entzogene Privilegien - nicht auszuschließen sind. Die Demokratie beruht auf zwei Säulen: Die faktische Gültigkeit und die allgemeine Akzeptanz gewisser Prinzipien.

Übrigens wenn Sie darin keine Einschränkung der Pressefreiheit sehen, dann sehen sie konsequenterweise auch keine Einschränkung der Freiheit von Ausländern, Schwarzen oder Schwulen, wenn andere ihnen feindlich gestimmt sind und sie mit Verachtung strafen. Korrekt?

PS: Sie erinnern mich an jemanden, sowohl von der Argumentation als auch vom Sprachstil her.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.05.2010 16:56
#12 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von lischen
Mich würde interessieren, wo aus dem Zitat die Erkenntnis herrührt, die SPD wolle die Pressefreiheit abschaffen. "dezidiert dagegen stellen" oder so ähnlich, wo ist das die Forderung zur Abschaffung der Pressefreiheit?


Liebes Lischen,

Der betreffende Absatz in dem Artikel lautet:

Zitat von Artikel
Pressefreiheit hin, Pressefreiheit her. Die Presse als Vierte Gewalt? Pff! Der Vorsitzende der SPD sieht es als Aufgabe der Bundesregierung an, Presseschelte zu üben, wenn Journalisten etwas schreiben, was ihr nicht zusagt.


Wo steht denn da, daß die SPD die Pressefreiheit abschaffen wolle? Es geht um Presseschelte, was doch etwas anderes ist, nicht wahr?

Ob Sie vielleicht den Artikel erst hätten lesen sollen, bevor Sie ihn kritisieren?

Herzlich, Zettel

lischen Offline



Beiträge: 15

28.05.2010 17:22
#13 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Den Irrtum gesteh ich ein, da habe ich nicht auf die sprachliche Präzision geachtet, die in diesem Blog gepflegt wird. Ich hab mich dann wohl von dem etwas lakonisch aufgefassten "Pressefreiheit hin, Pressefreiheit her. Die Presse als Vierte Gewalt? Pff!" hinreißen lassen und selbiges auch gleich intepretiert. Das war unvorsichtig und übereifrig von mir, entschuldige mich hiermit.

lischen Offline



Beiträge: 15

28.05.2010 17:34
#14 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat
Aber es ist eine im geiste und es ist eine faktische, wenn sie dazu führt, dass Sanktionen - und seien es auch nur entzogene Privilegien - nicht auszuschließen sind.



Sehr spekulativ. Ist das im Gegenzug dann der Freibrief für Medien zu hetzen, zu verschleiern, zu verfälschen, zu selektieren?

Zitat
Die Demokratie beruht auf zwei Säulen: Die faktische Gültigkeit und die allgemeine Akzeptanz gewisser Prinzipien.



D'accord. Nur dass Demokratietheorie in dieser Diskussion wenig Platz finden sollte.

Zitat

Übrigens wenn Sie darin keine Einschränkung der Pressefreiheit sehen, dann sehen sie konsequenterweise auch keine Einschränkung der Freiheit von Ausländern, Schwarzen oder Schwulen, wenn andere ihnen feindlich gestimmt sind und sie mit Verachtung strafen. Korrekt?



Mit Verachtung strafen... - wenn dieser Ausdruck näher definiert wird, kann ich die Frage vielleicht beantworten. Interessant ist sie allemal, aber so fällt es mir doch noch etwas schwer muss ich sagen.

Zitat

PS: Sie erinnern mich an jemanden, sowohl von der Argumentation als auch vom Sprachstil her.



Glaube kaum, dass wir uns kennen. Wüsste auch nicht woher. Ist wohl auch ein bisschen voreilig, so viele Beiträge habe ich ja hier noch gar nicht verfasst. Und argumentiert habe ich auch noch nicht so viel.

ruhestörung Offline



Beiträge: 42

28.05.2010 18:02
#15 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat
Sehr spekulativ. Ist das im Gegenzug dann der Freibrief für Medien zu hetzen, zu verschleiern, zu verfälschen, zu selektieren?


Ja. Auf den Punkt gebracht bedeutet Pressefreiheit genau das. Freiheit ist auch die der Andersdenkenden.

Zitat
Die Demokratie beruht auf zwei Säulen: Die faktische Gültigkeit und die allgemeine Akzeptanz gewisser Prinzipien.


Das ist tautologisches Geschwurbel. Jede Staatsform bzw. Gesellschaftsordnung beruht darauf. Aber hier hat Lischen recht, nicht die Staatsform der Demokratie steht in Frage, wenn ein Einschreiten der Exekutive gegen Berichterstattung der Presse gefordert wird, sondern der verfasste Rechtsstaat, der Grundrechte garantiert.

Nepumuk Offline



Beiträge: 86

28.05.2010 18:10
#16 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Ich habe oft das Gefühl, dass Phrasen wie "unerträglich", "zynisch", "menschenverachtend" etc. immer dann verwendet werden, wenn man den Gegner argumentativ nicht packen kann aber man gleichzeitig nicht zugeben will, dass er vielleicht Recht haben könnte.

Also ich werde immer hellhörig wenn ich solche Floskeln lese/höre anstelle einer Widerlegung mit Argumenten.

Viele Grüße

Nepumuk

ffreiberger Offline




Beiträge: 130

28.05.2010 19:51
#17 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) vorgeworfen, nicht entschieden auf die Anti-Griechenland-Kampagne der Bild-Zeitung reagiert zu haben. Die Kanzlerin hätte sich dezidiert gegen die Bericherstattung der Bild stellen müssen. "Das wäre ihr Job gewesen!", sagte Gabriel der ZEIT. "Da hätte sie sagen müssen: Das geht zu weit! – Wenn nicht sie, so mindestens der Außenminister".



Gabriel zeigt seine wahre Fratze, wie er es schon öfter getan hat. Und gibt es einen Aufschrei zur Pressefreiheit in der Medienlandschaft? Nein. Dieses Zitat und die nicht existente öffentliche Wahrnehmung sagt weit mehr über die Presse als über Gabriel.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.05.2010 23:03
#18 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Nepumuk
Ich habe oft das Gefühl, dass Phrasen wie "unerträglich", "zynisch", "menschenverachtend" etc. immer dann verwendet werden, wenn man den Gegner argumentativ nicht packen kann aber man gleichzeitig nicht zugeben will, dass er vielleicht Recht haben könnte.


Ja, es ist ein Argumentieren durch Kategorisieren. "Aber das ist doch neoliberal, was du da sagst" ist für diejenigen, die so denken, besser als jedes sachliche Argument. Oder "das ist doch reaktionär" usw.

Es ist eine Denkweise, der es überhaupt nicht um das Debattieren geht, das Für und Wider. Sondern es geht darum, die eigene - die linke, also die richtige, die moralische, die intelligente usw. - Position durchzusetzen.

Es ist ein Freund-Feind-Denken à la Carl Schmitt, auch wenn der für diese Leute natürlich zu den Feinden gehört.

Es da mit Argumenten zu versuchen, ist für die Katz. Ich hab's versucht, mehrfach. Rayson weiß, wovon ich rede.

Herzlich, Zettel

PS: Herzlich willkommen im kleinen Zimmer!

Yossarius Offline



Beiträge: 19

29.05.2010 09:25
#19 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Da sitze ich hier mit meinem frischgebrühten Kaffee, schmökere im Blog herum und lese mit wohligem Erstaunen, dass es möglich ist, sich einfach, kurz und knapp für einen Irrtum zu entschuldigen, der beim Lesen passierte. Wie wohltuend, Frau Lieschen, Sie haben mir damit einen schönen Beginn eines anbrechenden Tages abgerundet ( kein einziges Gramm Ironie enthalten!).
Wird jetzt manch einer/eine denken, warum schreibt er denn das?
Ich wohne in einer Ecke von B., da wird die "rechtschaffene einzig richtige" Meinung mit Steinwürfen vom Dach auf genehmigte Demonstrationen unter Jubeltiraden der linksverquirlten Medien "verkündet", da nimmt ein "Demokrat" rechtsbrechend sitzend "unsere Straße im Kampf gegen Rechts" in Beschlag und ich armes Würstel hab' den Herrn T. dann auch noch immer wieder auf meinem Wahlzettel.
Meist wird hier nicht mehr diskutiert und disputiert, es werden nur noch platte und krude Ansichten wie verbale Wurfgeschosse auf den Gegenüber geschleudert und wenn gar nichts mehr geht, greift mach einer dann auch noch zum Brandsatz. Eigene Positionen/ Argumente zu überdenken und eventuell zu korrigieren, das erlebe ich mittlerweile viel zu selten. Und so mein Dank für diese Entschuldigung.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

29.05.2010 14:27
#20 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Lischen
Zitat Aber es ist eine im geiste und es ist eine faktische, wenn sie dazu führt, dass Sanktionen - und seien es auch nur entzogene Privilegien - nicht auszuschließen sind.
Sehr spekulativ. Ist das im Gegenzug dann der Freibrief für Medien zu hetzen, zu verschleiern, zu verfälschen, zu selektieren?



Nein. Das muss kritisiert werden - aber nicht von Seiten des Staates, nicht von der Politik. (Betroffene dürfen sich gegen Vorwürfe natürlich zur Wehr setzen)

Zitat
D'accord. Nur dass Demokratietheorie in dieser Diskussion wenig Platz finden sollte.



Wieso nicht? Gewisse Umgangsregeln sind notwendig für das Fortbestehen dieses Staates und die sehe ich bei Gabriel ständig verletzt. Nicht nur im aktuellen Beispiel sondern auch schon mit dem Versuch die FDP in eine extremistsche, verfassungsfeindliche oder gar rechte Schublade einzusortieren.

Zitat
Mit Verachtung strafen... - wenn dieser Ausdruck näher definiert wird, kann ich die Frage vielleicht beantworten.



Vielleicht ein Gefühl des nicht-Willkommen-seins erzeugen. Moralpredigen halten, oder stärker, den Zutritt in Bars und Kneipen verweigern. Okay, wenn es extrem wird, dann wird den Betroffenen ein menschliches Grundbedürfnis vorenthalten, das macht einen Unterschied zu Presseschelte von Politikern, über die man nur im Zweifel lachen kann, das sehe ich ein.

Aber es ist ein zynisches Lachen, denn ich sehe dennoch die Pressefreiheit bedroht - wenn auch nicht die formale - wenn man versucht Themen zu tabuisieren. Wenn es journalisten machen, ist es ärgerlich, bei Politikern ist es mehr als das.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.05.2010 17:13
#21 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von dirk
Gewisse Umgangsregeln sind notwendig für das Fortbestehen dieses Staates und die sehe ich bei Gabriel ständig verletzt. Nicht nur im aktuellen Beispiel sondern auch schon mit dem Versuch die FDP in eine extremistsche, verfassungsfeindliche oder gar rechte Schublade einzusortieren.


Ja, zum Beispiel hier.

Hätte jemand - wozu es ja nun wahrlich eine größere Berechtigung gäbe - die SPD in die Nähe der Kommunisen gerückt, dann wäre die allgemeine Empörung groß gewesen. Die über Gabriels unglaubliche Anwürfe gegen die FDP hielt sich in Grenzen.

Es geht mir, lieber Dirk, mit den Vorsitzenden der SPD so: Solange einer amtiert, finde ich íhn nicht besonders. Und wenn der nächste da ist, dann finde ich diesen seinen Vorgänger im Rückblick eigentlich ganz erträglich.

Als man Beck wählte, dachte ich, der Tiefpunkt sei erreicht, und fand rückblickend den Parteisoldaten Müntefering immer noch akzeptabler. Jetzt, mit Gabriel, erfaßt mich schon fast Nostalgie bei der Erinnerung an Kurt Beck; der war dem Amt zwar auch nicht gewachsen, aber wenigstens auf anständige Weise nicht.

Herzlich, Zettel

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

29.05.2010 23:26
#22 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von dirk
Gewisse Umgangsregeln sind notwendig für das Fortbestehen dieses Staates ...



Das finde ich nun doch etwas hochgegriffen. Warum sollte Deutschland untergehen, bloß weil man von einem Politiker sagt, seine Haare seien gefärbt, oder weil man ihn einen Lechts- oder Rinksextremisten nennt?


Fragt sich Uwe Richard

--
Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – George O.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

30.05.2010 13:56
#23 RE: Marginalie: "Zeit-Online" und der Riesenstaatsmann Gabriel Antworten

Zitat von Uwe Richard
Das finde ich nun doch etwas hochgegriffen. Warum sollte Deutschland untergehen, bloß weil man von einem Politiker sagt, seine Haare seien gefärbt, oder weil man ihn einen Lechts- oder Rinksextremisten nennt?



Wenn so ein Umgang Schule macht, ist keine inhaltliche Auseinandersetzung mehr möglich. Komplexere Sachverhalte wie die Freiheit des Andersdenkenden oder so etwas wie Generationengerechtigkeit können nicht diskutiert werden. Es regiert das nackte Anreizsystem der Demokratie. Minderheiten, die sich zu Mehrheiten kumulieren, setzen ihre Forderungen durch und das private und das staatlich geregelte werden sich immer stärker vermischen.

Das ist das Ende eines liberalen Staates.

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