"Kurios" ist vielleicht nicht die richtige Bezeichnung für dieses Phänomen, das mich immer wieder in Erstaunen versetzt:
Viele Menschen reagieren empfindlich, wenn sie den Eindruck haben, man hielte sie für ungebildet.
Aber dieselben Menschen können fröhlich und ohne Schuldbewußtsein mitteilen, sie wüßten nicht, wie weit die Erde von der Sonne entfernt ist oder was der Unterschied zwischen einem Stern und einem Planeten ist.
Zitat von ZettelAber dieselben Menschen können fröhlich und ohne Schuldbewußtsein mitteilen, sie wüßten nicht, wie weit die Erde von der Sonne entfernt ist oder was der Unterschied zwischen einem Stern und einem Planeten ist.
Dazu passend dieser Artikel in "Welt-Online". 40 Prozent von 3000 befragten Jugendlichen konnten nicht die Himmelsrichtung nennen, in der die Sonne aufgeht. 60 Prozent wußten nicht, wieviele Wochen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Vollmonden liegen.
Aber schützen wollen sie sie, die Natur, diese Jugendlichen, die von der Natur keine Ahnung haben: 80 Prozent wollen, daß keine Bäume gefällt werden, und 67 Prozent glauben, daß das Bejagen von Rehen und Wildschweinen für die Natur schlecht sei.
Man könnte das weiterspinnen, indem man zum Beispiel einmal fragt, ob der Betreffende für oder gegen Genmais ist und ihn außerdem fragt, was das eigentlich ist, Genmais.
Ich glaub das Thema hatten wir schon mehrmals hier, aber ich kann es auch jedesmal nur wieder bestätigen.
Wenn jemand erzählt, dass er in Erörterungen oder Interpretationen immer schlecht abgeschnitten hat, wird er mitleidig angeschaut, aber Unwissenheit in Naturwissenschaften oder Mathematik kann man stolz vor sich her tragen.
Ich war vor kurzem wieder überrascht - auch wenn ich es erwarten sollte - als ich jemandem erklären wollte warum die Chance bei zwei Kindern einen Jungen und ein Mädchen zu haben 1/2 ist und nicht 1/3 und er einfach abgewunken hat. So als wäre es völlig in Ordnung bei so einer grundlegenden Frage keine Ahnung zu haben und unnötig seine Lücke im Verstehen zu füllen. Es ist ja nur Mathe...
Ich glaube der Punkt ist der: Menschen wollen auch mal zeitweilig schwach sein dürfen, schwäche zeigen. Deswegen lieben sie Käßmann, die gerade das getan hat und damit angreifbar gemacht hat und sie hassen Streber und "Erfolgsmenschen" wie Westerwelle und Ackermann. Das kokettieren mit schlechten Mathematikleistungen ist gerade so ein Eingeständnis "Wir sind alle fehlbar, wir sind alle gleich". Insofern hat die Naturwissenschaft Gottstatus erreicht :-)
Zitat von ZettelIm Gegenteil. Man sagt fröhlich "Von Mathematik habe ich keine Ahnung" und schaut sich um, so als könne man darauf auch noch stolz sein.
Aber wer würde sagen: "Auf Deutsch kriege ich keinen einzigen verständlichen Satz hin"?
Und das, obwohl in der Regel beides zutrifft, denn ohne ein klares Denken, ist auch eine klare Sprache kaum möglich! Hier ist der Beweis, natürlich aus der Qualitätspresse, der übrigens genau so gut in den Holland-Strang passen würde:
Zitat von dem Qualitätsmedium Süddeutsche Zeitung - Wer sie liest, sieht mehr. ;-)Überraschend ist der ökonomische Hintergrund der Wilders-Wähler: Laut Wielenga verfügt ein Drittel der PVV-Wähler über unterdurchschnittlich wenig Geld, während 30 Drittel über hohe Einkommen verfügen.
Ihr immer noch unterdurchschnittlich schlecht gelaunter Ungelt
Ich weiß gar nicht, ich find den Artikel auf jeden Fall gut. Aber kann man eine Weltreise mit einer Reise durch die Welt gleichsetzen? Ein Bekannter von mir wandert grade durch Spanien, zur Zeit antworten viele wenn man nach ihm fragt: "Der I. reist durch die Welt". Er macht mit Sicherheit keine Weltreise, sondern reist von Punkt A nach Punkt B auf diesem Planeten. (Eigentlich müsste es ja sogar heißen er reist auf der Erde entlang, je nach dem wie man den Begriff Welt nun definieren mag. Sagen wir hier Welt = die Erde.) Dann unterscheidet sich doch eine Weltreise von einer Reise durch die Welt. Ebenso müsste es ja dann eine Galaxiereise sein wenn man diese 10^18 km unserer Milchstraße abklappert und keine Reise durch die Galaxie. Also das nur zur Begrifflichkeit. Sicher, wenn ich mit dem Sessel 2cm nach vorne rücke mache ich auch keine Reise durch die Welt ;)- guter Vergleich übrigens. Von daher ist der Einwand sicher berechtigt, der aus dem Artikel hervor geht. Aber vielleicht lässt sich der Begriff ja prägen, Galaxiereise :D
Zitat von DagnyDie Dagny schreibt zu dieser Frage nichts mehr, sonst muesste sie sich gar aufregen.
Ich mute mir dieses Milieu auch nur noch in homöopathischen Dosen zu, und auch nur dann, wenn ich einen ganz stabilen Kreislauf habe. Es endet aber dennoch immer auf die gleiche Weise
Hm. Echte Relativisten sagen ja, wenn sie sich den Zeh angebumst haben, daß der Zeh mit dem Rest des Universums kollidiert sei. Ein Mathematiker fängt mindestens einen Tiger, indem er einen Zaun um sich herumzieht. Und ich reise durch's All, wenn ich am Samstagmorgen Schrippen in Wannsee hole. Selbst wenn ich mich beim Fernsehen vorlehnen sollte (unwahrscheinlich, da es dort meist nichts von Interesse zu sehen gibt), ist dies eine Bewegung im (und durch's) Universum.
Hach, Sprache kann doch wirklich gröblich irreführend sein! Aber für mich sind halt offene Punkte einfach Kreise...
Sie kennen wahrscheinlich das Buch "die andere Bildung" von Ernst Peter Fischer, oder zumindest namentlich... Der Titel sagts ja schon (der bezieht sich auf die beiden "Bildungswelten"), ihm geht es da um dasselbe wie Ihnen. Hab bei dem Buch übrigens aufgesteckt ;)
Zitat von ZettelIst halt eines meiner Lieblingsthemen.
Und eines meiner auch. Aber selbstverständlich erkennen wir beide nicht (oder negieren bewusst) die herrschaftskontextuive Definition von "Mathematik". Das ginge alles auch ganz anders, wenn sich die Produktionsverhältnisse ändern! So, und damit hätte ich gezeigt, wie verzichtbar die Beherrschung dieses Unterdrückungsinstruments ist und wie wichtig und dringend die kritische Auseinandersetzung mit den Herrschaftsverhältnissen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Ich denke, dahinter steckt noch immer die alte Trennung zwischen "artes liberales" und "artes mechanicae" - nur mit etwas veränderten Bestandteilen.
Naturwissenschaften haben den "Stallgeruch" von kommerzieller Verwertbarkeit, was sie für viele entwertet. Dazu kommt, daß die Beschäftigung mit ihnen Mühe und klares Denken verlangt, und nicht jeder bereit ist, diese aufzubringen.
Zitat Welch eine Reise durch die Galaxis, wenn man zur ISS fliegt! Ungefähr so wie die Weltreise, die jemand unternimmt, wenn er sich auf seinem Sessel ein paar Millimeter nach vorn schiebt.
Immerhin schonmal nur um den Faktor ~100.000 daneben, der Vergleich - "That's one small step for a man ... a giant leap for mankind."
Zitat Welch eine Reise durch die Galaxis, wenn man zur ISS fliegt! Ungefähr so wie die Weltreise, die jemand unternimmt, wenn er sich auf seinem Sessel ein paar Millimeter nach vorn schiebt.
Immerhin schonmal nur um den Faktor ~100.000 daneben, der Vergleich - "That's one small step for a man ... a giant leap for mankind."
Ich dachte mir, daß einen gibt, der das nachrechnen würde.
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