Sie wollte keine zweite Ypsilanti sein, die Hannelore Kraft, und ist es jetzt doch geworden. In dem Zitat des Tages verknüpfe ich das mit dem, was die originäre Andrea Ypsilanti inzwischen unverhohlen anstrebt: Die publizistische Vorbereitung der Volksfront.
Ich verstehe v.a. die Logik hinter diesem Schritt nicht so recht. Es sind doch die Sozialdemokraten, die von einer schwindenden Ächtung der SED-Nachfolger am wenigsten zu profitieren haben. Wieso will ausgerechnet die SPD den Nachweis darüber erbringen, daß die Linken an einer Regierung mitarbeiten können? Im Zweifelsfall bieten die Sozialisten sowieso immer etwas mehr als die SPD.
Zitat von HajoIch verstehe v.a. die Logik hinter diesem Schritt nicht so recht. Es sind doch die Sozialdemokraten, die von einer schwindenden Ächtung der SED-Nachfolger am wenigsten zu profitieren haben. Wieso will ausgerechnet die SPD den Nachweis darüber erbringen, daß die Linken an einer Regierung mitarbeiten können?
Berechtigte Frage, lieber Hajo. Man kann sie, glaube ich, nur mit Blick auf die Geschichte der Sozialdemokratie beantworten.
Sie sind eine Partei aus zwei Parteien. Das läßt sich zurückverfolgen bis zu ihrer Entstehung, als sich auf dem Gothaer Parteitag Lasalles Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (nichtmarxistisch) mit der marxistischen Sozialemokratischen Arbeiterpartei zusammenschloß. Die Marxisten wollten, getreu Marx, die Revolution, die Diktatur des Proletariats, den Sozialismus und schließlich den Kommunismus. Die Lasallianer wollten vor allem eine bessere Lage der Arbeiterklasse und wollten diese durch die Gründung von staatlich geförderten Genossenschaften erreichen. Von einer Revolution war bei ihnen keine Rede.
Die beiden Strömungen blieben innerhalb der Partei - dann auch innerhalb ihres marxistischen Flügels, der immer weniger revolutionär wurde - erhalten. Diejenigen, die den bürgerlichen Staat eigentlich gut fanden und ihn nur weiterentwickeln wollten, wurden allmählich zur Mehrheit, die "Revisionisten". Das gipfelte darin, daß 1914 die Sozialdemokraten im Reichstag fast geschlossen für die Kriegsanleihen stimmten.
Diese patriotische Haltung der SPD und ihrer allgemeine Entwicklung von einer revolutionären zu einer demokratischen Partei führte zur Abspaltung der USPD, aus der später die KPD hervorging. (Es war allerdings nicht so, daß in der USPD die Revolutionäre und in der Mehrheits-SPD die Reformer saßen; es war komplizierter, lief aber nach Gründung der KPD auf diese Sortierung hinaus).
Aber nicht alle Marxisten wechselten zur KPD es gab in der SPD immer einen "linken Flügel", der ideologisch den Kommunisten näherstand und nähersteht als den demokratisch gesonnenen Sozialdemokraten. (Damit meine ich diejenigen, die für die pluralistische Demokratie, für den demokratischen Rechtsstaat eintreten).
Dieser linke Flügel war in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst bedeutungslos (beschränkt auf einige Theoretiker wie Victor Agartz und Wolfgang Abendroth und ein paar Grüppchen) und wuchs dann im Zug der APO und der Studentenbewegung ab Ende der sechziger Jahre schnell an. Man kooperierte mit den Kommunisten. Viele Linke in der SPD sahen sich als Kommunisten, die nur aus taktischen Gründen in der SPD mitarbeiteten. Unter den Jusos hatte diese Gruppe, die "Stamokaps", einen zeitweise dominierenden Einfluß. Viele wurden wegen Zusammenarbeit mit den Komunisten aus der Partei geworfen, in die sie meist nach ein paar Jahren ohne viel Publizität wieder aufgenommen wurden.
Dieser linke Flügel der SPD ist seither proportional stetig gewachsen und spielt, zusammen mit Opportunisten wie Sigmar Gabriel, inzwischen die dominierende Rolle. Männer, die einmal die SPD verkörperten, wie Wolfgang Clement, werden aus der Partei gedrängt oder gehen freiwillig. Steinbrück wurde kaltgestellt, Müntefering eiskalt abgesägt. Frank-Walter Steinmeier ist noch einer der Verbliebenen, die nichts mit den Kommunisten zu tun haben wollen.
Nun also zu Ihrer Frage: Als Partei würde die SPD von einem weiteren Aufstieg der Partei "Die Linke" Nachteile haben. Aber Leute wie diejenigen, die jetzt dieses Institut Moderne Solidarität gegründet haben, denken eben in anderen Kategorien. Sie wollen langfristig eine Verschmelzung mit den Kommunisten, also die Überwindung der "Spaltung der Arbeiterklasse", die mit der Abspaltung der USPD begonnen hatte.
die motivation einiger linker politiker ist sicher immer noch die transfomation hin zu einer sozialistischen gesellschaft.überwiegend jedoch,vermute ich als hauptgrund der gesllschaftspolitischen verrenkungen der rotgrünen,den unausweichlichen kollaps der tradierten gesellachaft über die eigene lebensspanne hinauszuzögern.merke auch:verdächtig viele linke politiker sind kinderlos. gruss patzer
Zitat von ZettelNun also zu Ihrer Frage: Als Partei würde die SPD von einem weiteren Aufstieg der Partei "Die Linke" Nachteile haben. Aber Leute wie diejenigen, die jetzt dieses Institut Moderne Solidarität gegründet haben, denken eben in anderen Kategorien. Sie wollen langfristig eine Verschmelzung mit den Kommunisten, also die Überwindung der "Spaltung der Arbeiterklasse", die mit der Abspaltung der USPD begonnen hatte.
Ich sehe das im Grunde nicht anders als Sie, will aber nicht den gleichen Schluß aus der Sache ziehen. Männer wie Sigmar Gabriel oder Klaus Wowereit, Frauen wie Andrea Nahles oder auch Hannelore Kraft, sie alle scheinen mir Opportunisten der allerübelsten Sorte zu sein, die sich heute als links geben, weil es eben angesagt ist und sie weiter bringt, und nicht weil es ihnen am Herzen läge. Ich sehe es nicht, daß auch nur einer aus der SPD-Führung da aus Gründen der Weltanschauung etwas riskieren würde.
Mir will diese Entwicklung irgendwie nicht als sinnvoll und durchdacht durchgehen. Die Linken werden doch nicht eine einzige Gelegenheit auslassen, um der SPD ihre Abhängigkeit vor Augen zu führen. Ich will mir auch nicht sicher sein, daß die Abgeordneten der NRW-SPD da geschlossen mitziehen und sich in die Hände der "Radikalinskis", wie man hier so sagt, begibt.
Ist es denn eigentlich noch ein Spiel um politische oder ideologische Ziele? Ich habe eher den Eindruck einigen Mitgliedern der Alt-Parteien geht es in erster Linier um Macht und bedeutungsvolle Posten. Karriere muß sich wieder lohnen ist die Devise. Bei diesen Zielen ist schon eine gewisse Biegsamkeit notwendig, geht es doch mehr um das Heute als das Morgen. Nicht was meinen Prinzipien entspricht, so sie denn vorhanden sind, ist wichtig, sonder einzig, was mir nützlich ist. So heißt es in NRW eigentlich, ich bin/will Landeschefin und nicht die Partei SPD stellt die Landeschefin. So war es auch in Hessen. Ob feministische Aspekte dabei eine Rolle spielen, will ich mal ganz unüberlegt in die Runde werfen.
Beste Grüße B.
---------------------------------------------------- Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes
Viele gemeinsame Projekte zwischen SPD und Linken werden auch schon im Kindesalter über die Organisation "Sozialistische Jugend - Die Falken" durchgeführt, auch wenn sich weder die eine noch die andere Partei offiziell dazu bekennen will. Viele Personen, die jetzt eine Führungsrolle in der SPD einnehmen kommen aus dieser Jugendorganisation.
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