Den Fall Marwa El-Sherbini kennt mit Sicherheit jeder. Dass der Mord im Dresdner Landgericht abscheulich war, wird wohl auch jeder unterschreiben können. Aber darum geht es hier nicht. Es geht um plakativen Schuldkult, der immer bizarrere Züge annimmt.
Okay, dass die islamische Welt regelmäßig freidreht, wenn sich ein Glaubensbruder/Glaubensschwester von der westlichen Welt beleidigt fühlt, oder ihm/ihr gar Gewalt angetan wird, daran hat man sich gewöhnt (untereinander ist man da wesentlich unzimperlicher). Dass deutsche Amts-, Würden- und Bedenkenträger daraufhin gar nicht genug Asche finden können, die sie dem Volk auf Haupt streuen können - geschenkt. Aber im Fall Marwa nimmt es langsam paranoide Züge an.
Zitat von FAZ.netWas sollen denn die Leute denken, die Touristen, Wissenschaftler, Künstler; Dresden ist doch weltoffen!
... ja, was sollen die Touristen denn denken, wenn sie die 18 Beton-Messer im Fleische Dresdens sehen? Dass sie in einer latent gewaltbereiten Stadt lustwandeln, die nur noch durch Künstler geradeso im Zaum gehalten wird? Warum ist der Künstler nicht auf die Idee gekommen, städtische Gebäudetreppen mit stilisierten Blutlachen zu verschönern? Rein farblich wäre das doch viel spektakulärer!
Nein, ganz im Ernst ... wo ist die Grenze zwischen ehrlich ausgedrückter Betroffenheit und einem sich selbst hochschraubendem Schuldkult?
Dresden hat ca eine halbe Million Einwohner die jetzt von einer Clique unterbeschäftigter Gut- und Bessermenschen in Sippenhaft genommen werden für die Bluttat eines psychisch gestörten Russlanddeutschen. Gehts noch?
Dieses Zitat aus der FAZ sollte argwöhnisch machen:
Zitat von FAZ.netTragisch freilich ist, dass all die eigentlich selbstverständlichen Dinge wie Wachsamkeit und Hilfe im Fall Marwa al Scharbini sogar funktionierten. Ein Jahr vor dem Mord war die Ägypterin auf einem Spielplatz von Alex Wiens rassistisch beleidigt worden. Passanten, auch Russlanddeutsche, liefen nicht weg, sondern gaben ihr ein Handy, um die Polizei zu rufen, und stellten sich als Zeugen zur Verfügung.
Aha? Muss Dresden wirklich diszipliniert und "aufgerüttelt" werden, oder handelt es sich lediglich um eine Form von sadomasochistischer Schuld-Onanie sich besser dünkender Selbstdarsteller?
... Inspiriert durch den wesentlich besseren Artikel Frank W. Haubolds bei eigentümlich frei
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Ungelt
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04.07.2010 10:04
#2 RE: Übertriebener Schuldkult oder Notwendigkeit?
Zitat von CalimeroMuss Dresden wirklich diszipliniert und "aufgerüttelt" werden, oder handelt es sich lediglich um eine Form von sadomasochistischer Schuld-Onanie sich besser dünkender Selbstdarsteller?
Schön ausgedrückt. Auf der unbewußten Ebene sind meiner Meinung nach schon beide diese Komponenten vertreten, der Masochismus etwas stärker, möglicherweise. Diese verbreitete "Bereitschaft zur tätigen Reue", für jedes von unserem Kulturkreis innerhalb der letzten 2000 Jahre begangenes Verbrechen, und bei absoluter Negierung von Verbrechen anderer Kulturkreise, die ja "kulturell" bedingt sein "müssen", wird aber auch ganz bewußt eingesetzt.
Es is der im Grunde rassistische Wahn, "wir" wären doch irgendwie "schlauer", schon immer gewesen, und daher hätte man in der Lage sein müssen, es zu verhindern. Die anderen werden bei dieser Einstellung (oft unbewußt) entschuldigt, denn "sie wissen es ja nicht besser", sind sozusagen überhaupt nicht "schuldfähig". Eine Relativierung ist ja bei Schuldfragen außerdem absolut verboten, wenn man anständig bleiben möchte, haben wir alle verinnerlicht. Wer zeigt denn mit dem Finger auf Andere, in einem solchen Fall, nur Schulkinder bis zur 2.Klasse Grundschule, schätze ich. (Das ist im Prinzip nicht einmal schlecht, ich habe dieses Prinzip auch lange nicht hinterfragt.)
Leider ist diese Art der Konditionierung, diese unsere "Schuldkultur", aber nicht überall verbreitet, und außerdem inzwischen auch wohlbekannt. Und genau dieser Umstand wird meiner Meinung nach bewußt zur Durchsetzung aller möglichen politischen und religiösen Ziele intensiv genutzt. Es ist der Hebel, der fast ausnahmslos zum Erfolg führt.
Einen schönen Sonntag noch, Ungelt
@Calimero: Ich kann heute wahrscheinlich nicht mehr antworten, sollte sich also hier eine wilde Diskussion entwickeln, bitte vertrete mich
Calimero
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23.07.2010 11:33
#3 RE: Übertriebener Schuldkult oder Notwendigkeit?
eine wilde Diskussion gab es nicht, aber anscheinend haben irgendwelche Bösmenschen jetzt Fakten geschaffen.
Zitat von FreiepresseDresden (ddp-lsc). Die Kunstinstallation "18 Stiche" zur Erinnerung an die vor rund einem Jahr im Dresdner Landgericht ermordete Ägypterin Marwa El-Sherbini ist von Unbekannten zum Teil zerstört worden. Wie der Verein Bürger.Courage am Donnerstag in Dresden mitteilte, wurden in den vergangenen Tagen auf dem Altmarkt und der Prager Straße zwei Betonstelen umgeschmissen und beschädigt.
Also ich wars definitiv nicht! Pionierehrenwort! Selbst als Dresdner wäre es mir zu blöd den Guties weitere Vorwände zu liefern, mehr Gelder für den Kampf gegen Phantomnazis auszuschütten.
Beste Grüße, Calimero
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