Ich habe schon des öfteren darauf hingewiesen: Während die sinkende Beliebtheit von Präsident Bush unseren Qualitätsmedien stetige, oft ausführliche Berichte wert gewesen war, vollzieht sich derselbe Vorgang bei Präsident Obama zwar nicht ganz, aber doch fast unter Ausschluß der deutschen Öffentlichkeit.
Und solange das so ist, gibt es in ZR immer einmal wieder eine Marginalie wie diese.
-- La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat Wenig Vertrauen äußerten 28 Prozent und gar kein Vertrauen 29 Prozent. Zusammengenommen hatten also nur 43 Prozent Vertrauen zu Obama, und 57 Prozent der Wähler fehlte das Vertrauen.
Die Skala ist klar, aber ich finde die Wortwahl des Blogautors missglückt.
Zitat Wenig Vertrauen äußerten 28 Prozent und gar kein Vertrauen 29 Prozent. Zusammengenommen hatten also nur 43 Prozent Vertrauen zu Obama, und 57 Prozent der Wähler fehlte das Vertrauen.
Die Skala ist klar, aber ich finde die Wortwahl des Blogautors missglückt.
Es ist, liebes Lischen, die Wortwahl der Washington Post in dem verlinkten Artikel:
Zitat von Washington PostPublic confidence in President Obama has hit a new low, according to the latest Washington Post-ABC News poll. Four months before midterm elections that will define the second half of his term, nearly six in 10 voters say they lack faith in the president to make the right decisions for the country
Bei solchen Vier-Kategorien-Skalen ist es üblich, zwei positive (starke und schwächere Zustimmung; starke und schwächere Ablehnung) Kategorien vorzugeben und dann zur groben Charakterisierung des Ergebnisses die beiden positiven und die beiden negativen Kategorien zusammenzufassen.
Siehe auch die Datenauswertung dieser Umfrage hier.
Zitat Es ist, liebes Lischen, die Wortwahl der Washington Post in dem verlinkten Artikel:
Danke für den Hinweis! Dann sollte die Kritik eher der Washington Post und nicht dem Blogautor gelten.
Zitat Bei solchen Vier-Kategorien-Skalen ist es üblich, zwei positive (starke und schwächere Zustimmung; starke und schwächere Ablehnung) Kategorien vorzugeben und dann zur groben Charakterisierung des Ergebnisses die beiden positiven und die beiden negativen Kategorien zusammenzufassen.
Ja das ist mir klar, halte die Vorgehensweise aber für schlecht.
Zitat Es ist, liebes Lischen, die Wortwahl der Washington Post in dem verlinkten Artikel:
Danke für den Hinweis! Dann sollte die Kritik eher der Washington Post und nicht dem Blogautor gelten.
Zitat Bei solchen Vier-Kategorien-Skalen ist es üblich, zwei positive (starke und schwächere Zustimmung; starke und schwächere Ablehnung) Kategorien vorzugeben und dann zur groben Charakterisierung des Ergebnisses die beiden positiven und die beiden negativen Kategorien zusammenzufassen.
Ja das ist mir klar, halte die Vorgehensweise aber für schlecht.
Warum? Sie ist in der Demoskopie allgemein üblich, und dahinter steckt ja a bisserl Theorie. Nämlich, daß "Vertrauen" eine zweiwertige Dimension ist - entweder man vertraut jemandem, oder man vertraut ihm nicht. Das sind zwei entgegengesetzte Einstellungen, die eine positiv, die andere negativ. Jede kann man nach ihrer Stärke messen.
Methodisch könnte man das besser dadurch umsetzen, daß man in einem ersten Schritt fragt: "Haben Sie Vertrauen in den Politiker XYZ?" und in einem zweiten Schritt "Wie sehr sind sie davon überzeugt, daß man ihm (nicht) vertrauen kann?" - In der jetzigen Befragung wurde das, wie in der Regel üblich, zu einer einzigen Frage mit vier Antwortalternativen zusammengefaßt. Man kann bei der Auswertung aber eine Einteilung in positive und negative Einstellungen vornehmen, so wie es die WP getan hat.
Ich möchte zum Thema Beliebtheit Obamas in den USA Links zu zwei Sendungen der "Daily Show" beitragen, die ich beide für nichts weniger als genial halte.
Mag sein dass die Beliebtheit Obama's beim Volk sinkt. Die von ihnen so geschaetzte Angela Merkel wuerde vermutlich bei den selben Umfragen momentan aehnliche Ergebnisse erzielen. Das Entscheidende ist: Obama is getting stuff done. Ob Krankenversicherung, Finanz/Bankenreform etc - trotz sinkender Beliebtheit beim Volk macht er erfolgreiche Politik (ob man ihr nun zustimmmt oder nicht) und bringt durchaus kontroverse Vorhaben erfolgreich durch Senat und House. Er hatte ausserdem den Mut bspw Robert Gates im Amt zu lassen obwohl der Republikaner war.
Man sollte nicht vergessen dass Obama eine Nation uebernahm die sich in einer der schwersten wirtschaftlichen und politischen Krisen der letzten 100 Jahre befand, also keine einfache Aufgabe. Dass er dabei abfangs Erwartungen geweckt hat die er mittel- und langfristig nicht erfuellen kann bzw konnte - geschenkt. Kein US-Praesident der eine schwere innenpolitische bzw wirtschaftliche Krise meistern musste hat sich dabei hoher Beliebtheitswerte erfreut.
Zitat von john jDas Entscheidende ist: Obama is getting stuff done. Ob Krankenversicherung, Finanz/Bankenreform etc - trotz sinkender Beliebtheit beim Volk macht er erfolgreiche Politik (ob man ihr nun zustimmmt oder nicht) und bringt durchaus kontroverse Vorhaben erfolgreich durch Senat und House.
Hm, lieber John, das scheinen mir aber auch die beiden einzigen Beispiele zu sein.
Zitat von john jEr hatte ausserdem den Mut bspw Robert Gates im Amt zu lassen obwohl der Republikaner war.
Mut? Das war ein geschickter Schachzug, um die Kontinuität zu sichern und die Republikaner im Militärbereich ruhigzustellen. Etwas Ähnliches hat Obama jetzt mit der Ernennung von Petraueus gemacht, den er, als dieser den Surge ersann und realisierte, in Grund und Boden kritisiert hatte.
Zitat von john jMan sollte nicht vergessen dass Obama eine Nation uebernahm die sich in einer der schwersten wirtschaftlichen und politischen Krisen der letzten 100 Jahre befand, also keine einfache Aufgabe. Dass er dabei abfangs Erwartungen geweckt hat die er mittel- und langfristig nicht erfuellen kann bzw konnte - geschenkt. Kein US-Praesident der eine schwere innenpolitische bzw wirtschaftliche Krise meistern musste hat sich dabei hoher Beliebtheitswerte erfreut.
Gerade wer eine Krise meistert, sollte doch eigentlich beliebt sein. Roosevelt war das, er wurde ja - wenn ich mich recht erinnere - mehrfach wiedergewählt. Kennedy war es nach der Missile Crisis auch, wenn ich mich recht erinnere. Reagan war es, der die USA aus der Vietnam-Depression führte.
Mir scheint, daß die sinkende Beliebtheit von Obama einen anderen Grund hat: Man hat ihn als einen Erneuerer des amerikanischen Traums gewählt, und immer mehr Amerikaner merken, daß er einer ist, der den amerikanischen Traum von der Freiheit des Einzelnen und seiner Selbstverantwortung bedroht. Man wollte keinen Sozialdemokraten, aber jetzt hat man einen als Präsidenten.
Auch in den USA gibt es natürlich Menschen, die Sozialdemokratie gut finden. Die werden Obama treu bleiben; offenbar ist es eine große Mehrheit der eingeschriebenen Demokraten. Aber eine Mehrheit der Wähler kann er damit nicht gewinnen.
Obama ein Sozialdemokrat? Wohl nur, wenn man amerikanische Maßstäbe anlegt, nach denen wiederum die BRD ein sozialdemokratischer Einparteienstaat wäre.
Man darf m.E. nicht vergessen, dass Obama auch den linken Flügel seiner Partei ganz schön verärgert hat: Die Gesundheitsreform entspricht nicht annähernd der Bürgerversicherung ("single payer"), für die Obama im Wahlkampf eingetreten war. Sie ist nicht einmal ein fauler Kompromiss, nein, sie ist im Grunde ein Konzept der Oppositionspartei, das diese nun aus parteitaktischen Gründen verleugnet. Es ist recht amüsant, Mitt Romney, dem republikanischen Ex-Gouverneur von Massachussetts, dabei zuzusehen, wie er versucht, die kaum existenten Unterschiede zwischen Romneycare und Obamacare herauszustellen. Ob er sich damit die Präsidentschaftskandidatur für 2012 sichern kann?
Ähnlich verhält es sich mit der Finanzreform: die Macht der großen Finanzhäuser ist damit keineswegs gebrochen, eher noch verstärkt. Ganz zu schweigen von den Kriegen, dem Überwachungsstaat/Bürgerrechten, der Drogenpolitik, Lesben- und Schwulenrechten und so weiter: Obama ist eine große Enttäuschung für linke Demokraten.
Wer's nicht glaubt, der lese Roger D. Hodges "The Mendacity of Hope: Barack Obama and the Betrayal of American Liberalism" oder Glenn Greenwalds Kolumnen auf salon.com.
"Hm, lieber John, das scheinen mir aber auch die beiden einzigen Beispiele zu sein."
Es sind die zwei am besten bekannten Beispiele - und beides sind/waren Grossvorhaben fuer die erstmal Mehrheiten, auch innerhalb der eigenen Partei organisiert werden mussten.
"Mut? Das war ein geschickter Schachzug, um die Kontinuität zu sichern und die Republikaner im Militärbereich ruhigzustellen."
Mut oder Schachzug - wer kann sich vorstellen dass bspw Merkel Per Steinbrueck im Amt gelassen haette um "Kontinuität zu sichern"? Tatsache ist dass Obama hier das Wohl des Landes ueber die Parteipolitik stellte wenn ich es mal so pathetisch ausdruecken darf.
"Gerade wer eine Krise meistert, sollte doch eigentlich beliebt sein. Roosevelt war das, er wurde ja - wenn ich mich recht erinnere - mehrfach wiedergewählt. Kennedy war es nach der Missile Crisis auch, wenn ich mich recht erinnere. Reagan war es, der die USA aus der Vietnam-Depression führte."
Nachdem sie gemeistert ist - waehrend man daran arbeitet und der Erfolg ungewiss ist ist es schwierig beliebt zu sein. Siehe Reagan 1983. Ausserdem schrieb ich bewusst "innenpolitische oder wirtschaftliche Krise" - sicherheitspolitische Krisen generieren in den USA in der Regel hohe Zustimmungswerte fuer den amtierenden Praesidenten, siehe Bush senior and junior.
Zitat von ZettelIch habe schon des öfteren darauf hingewiesen: Während die sinkende Beliebtheit von Präsident Bush unseren Qualitätsmedien stetige, oft ausführliche Berichte wert gewesen war, vollzieht sich derselbe Vorgang bei Präsident Obama zwar nicht ganz, aber doch fast unter Ausschluß der deutschen Öffentlichkeit. Und solange das so ist, gibt es in ZR immer einmal wieder eine Marginalie wie diese.
Jetzt habe ich eine sehr schöne interaktive Grafik gefunden, in der man sich die Popularitätsverläufe aller Prsäidenten seit Truman ansehen kann, basierend auf den Daten von Gallup:
Mit dem Cursor auf einen Punkt in der Kurve gehen, und man sieht das betreffende Datum. Die Prozentlinie kann man nach oben oder nach unten ziehen.
Wenn man auf Comparison klickt, dann kann man durch Anklicken des betreffenden Namens auf der Leiste links beliebige Präsidenten miteinander vergleichen.
Ich habe einmal ein wenig herumgespielt. Obama ist nicht der einzige mit so einem steilen Abfall in den ersten 500 Tagen, aber es gab ihn bisher selten. Am ähnlichsten Obama ist, soweit ich das nachgesehen habe, der Verlauf bei Jimmy Carter, der mit ähnlich hohen Werten begann wie Obama und der ebenfalls in einem fast monotonen Abrutschen innerhalb der ersten 500 Tage unter 50 Prozent sank.
Ganz anders sehen die Werte zum Beispiel für Kennedy aus. Was die Zustimmung der Amerikaner angeht, ist Obama kein zweiter Kennedy, sondern eben ein zweiter Jimmy Carter; bisher jedenfalls.
Interessant ist, wie gut die Werte von George W. Bush in seiner ersten Amtszeit waren. Sie schossen nach 9/11 logischerweise nach oben, hielten sich dann aber auch jahrelang auf einem Niveau weit über dem jetzigen von Obama. Erst in der zweiten Amtszeit sackten Bushs Werte. Nicht, weil er den Irak-Krieg führte, sondern weil dieser verloren zu gehen drohte.
Obama hat jetzt nicht nur das Problem Afghanistan. Der von ihm verkündete voreilige Rückzug aus dem Irak könnte auch diesen schnell in die Negativ-Schlagzeilen zurückbringen. Denn dort formieren sich jetzt die Truppen für den Kampf nach Obamas Rückzug aus dem Land. Dann könnten Obamas Werte in seiner ersten Amtszeit schnell diejenigen Bushs in seiner zweiten erreichen.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.