Diese Marginalie hatte ich am Donnerstag zu schreiben begonnen, aber sie dann erst einmal liegengelassen. Es gab Dringenderes; ich spürte bei mir auch eine Lustlosigkeit, zu diesem Thema zu schreiben. Jetzt habe ich den Artikel doch noch zu Ende geschrieben.
Fritz Teufels Beerdigung ist nicht mehr Tagesaktualität. Aber die Uneinsichtigkeit derer, die sich immer noch dieser Zeit der Achtundsechziger verbunden fühlen, wird wohl noch einige Zeit aktuell bleiben. Einsicht und Reue ist von Terroristen wie Dellwo, von Unterstützern von Krieg und Terrorismus wie Ströbele nicht mehr zu erwarten.
Tagesaktualität empfinde ich gar nicht als etwas positives. Manche Blogs etwa schreiben in sicherem Abstand über die Dinge, was i.d.R. erfreulich unaufgeregt und sachlich daherkommt.
"Terrorist" und "Mörder2 sind aber auch zwei völlig verschiedene Begriffe. Meiner Meinung nach ist die Bezeichnung "Ex-Terrorist" sehr wohl angebracht, weil es den Terrorismus, den Dellwo und Co. praktizierten, eben nicht mehr gibt. Auch wer dem Terrorismus abgeschworen hat, ist ein Ex-Terrorist. Wer in der RAF mordete, ist heute noch ein Mörder, aber eben kein Terrorist mehr.
Zitat von MPHMeiner Meinung nach ist die Bezeichnung "Ex-Terrorist" sehr wohl angebracht, weil es den Terrorismus, den Dellwo und Co. praktizierten, eben nicht mehr gibt.
Hm, lieber MPH, auch Naziverbrechen gibt es seit 1945 nicht mehr. Hätte man also diejenigen, die als Nazis gemordet haben, "Ex-Naziverbrecher" nennen sollen?
Ich weiß, ich reite manchmal a bisserl auf Wörtern herum. Aber mir fällt immer wieder auf, daß Wörter - sie es mit Absicht von Strategen lanciert, sei es unbeabsichtigt - Waffen im politischen Kampf sind. "Ex-Terrorist" ist aus meiner Sicht ein solches Wort. Es suggeriert, daß man sich aus der Schuld terroristischer Verbrechen ohne weiteres lösen kann, während eben die Schuld durch andere Verbrechen lebenslang bestehen bleibt.
Zitat von MPH Auch wer dem Terrorismus abgeschworen hat, ist ein Ex-Terrorist.
Das ist auch so ein problematisches Wort, "abschwören". Meinen Sie nicht, daß auch die KZ-Mörder, als man sie vor Gericht stellte, dem Nazismus "abgeschworen" hatten? In Kambodscha standen kürzlich politische Mörder vor Gericht, die überwiegend sagten, daß sie ihre Taten bereuten. In welchem Sinn haben sie "abgeschworen"?
Man kann aus der aktiven Tätigkeit als Terrorist aussteigen, wie das zum Beispiel Inge Viett gemacht hat, als sie sich in die DDR absetzte. Sie ist weiter Terroristin geblieben, was daraus hervorgeht, daß sie - jedenfalls so viel ich weiß - niemals anerkannt hat, daß sie Verbrechen begangen hat.
Man kann sagen, daß die Strategie der RAF, im Rückblick betrachtet, falsch war, weil erfolglos. So sagt es zum Beispiel Karl-Heinz Dellwo, der explizit erklärt, er bereue nichts.
Man kann auch Reue zeigen, wie einige wenige der deutschen Terroristen. Mir fallen auf Anhieb nur zwei ein, Susanne Albrecht und Silke Maier-Witt; beide kleine Lichter in der Hierarchie der RAF.
Sie allenfalls könnte man mit Fug Ex-Terroristinnen nennen. Bei keinem der anderen sehe ich, daß er nicht als Terrorist weitermachen würde, wenn er denn nicht zu alt wäre. Vorausgesetzt, man würde diese "Strategie", also das Ermorden und Verstümmeln von Menschen, jetzt als erfolgversprechend einstufen.
Skrupel kann ich bei diesen Leuten, sofern ich öffentliche Auftritte von ihnen gesehen und Äußerungen gelesen habe, nicht erkennen.
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