Hunderte von Millionen indonesischer Muslime haben sich abgeblich monatelang beim Beten in die falsche Richtung verbeugt. Stimmt das? Was steckt dahinter? Ich will gar nicht behaupten, daß dieses Problem besonders wichtig ist - nur daß ich es gelöst habe. Während Reuters Unsinn schreibt.
Meine Güte, lieber Kallias. Sie machen sich aber viel Arbeit für so ein Sommerlochthema.
Wäre ich westlicher Journalist, hätte meine naheliegendste Frage gelautet: Was passiert denn eigentlich, wenn ein Moslem nicht in die korrekte Richtung betet? Der Standort der Kaaba dürfte vor ein paar hundert Jahren ja noch relativ schwer zu bestimmen gewesen sein, wenn man in irgendeiner Wüste, abends, gerade eben erst vom Kamel abgestiegen ist.
Insgeheim hätte ich natürlich gedacht: Wayne? (interessierts)
Beste Grüße, Calimero
---------------------------------------------------- Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire
Zitat von CalimeroMeine Güte, lieber Kallias. Sie machen sich aber viel Arbeit für so ein Sommerlochthema.
Das war der Jagdinstinkt, nehme ich an; nachdem sich kein Text finden ließ, in dem etwas Plausibles stand, ging's eben quernetzein auf die Suche. Es ist schon interessant, wieviel man über so ein entlegenes Thema mit Google und Wikipedia herausbekommt. Ich frage mich ernsthaft, warum die Profis das nicht machen. Es heißt oft, alle würden nur noch googeln - wenn sie es mal täten!
Zitat von CalimeroWäre ich westlicher Journalist, hätte meine naheliegendste Frage gelautet: Was passiert denn eigentlich, wenn ein Moslem nicht in die korrekte Richtung betet?
Das Ratsmitglied Umar Shihab erklärt dazu, daß absichtliches Beten in eine andere Richtung eine Sünde ist, ein bloßer Irrtum dagegen nicht.
Zitat von CalimeroDer Standort der Kaaba dürfte vor ein paar hundert Jahren ja noch relativ schwer zu bestimmen gewesen sein, wenn man in irgendeiner Wüste, abends, gerade eben erst vom Kamel abgestiegen ist.
Die Bestimmung solcher Richtungen ist in der Tat ziemlich schwierig, da Abstände in Ost-West-Richtung schwer zu messen sind. Das dürfte mit ein Grund dafür sein, daß viele kleine Dorfmoscheen u. dgl. nicht exakt dastehen.
Zitat von CalimeroInsgeheim hätte ich natürlich gedacht: Wayne? (interessierts)
Na ja, so interessant wie des Lothar Matthäus neueste Hörner ist das mindestens mal!
Mich hat die Weltkarte mit Mekka im Zentrum ein wenig an die Ebstorfer Weltkarte erinnert, bei der Jerusalem im Zentrum der Welt liegt; ich habe das mal in diesem Artikel kommentiert. Da vermischen sich Religion und Geografie auf wundersame Weise.
Allerdings muß man zugeben, daß jede Projektion eine gewisse Willkür beinhaltet. Es gibt halt keine "richtige" Art, eine Kugeloberfläche plan zu projizieren. Aber man gewöhnt sich an bestimmte Arten. Ich stelle mir die Welt so vor, wie sie im Diercke-Weltatlas zu sehen war (ob es den noch gibt?), also in einer Mercator-Projektion. Natürlich mit Europa und Afrika in der Mitte, links Amerika und rechts Asien.
So ist die Welt doch, nicht wahr? Als ich jetzt den betreffenden Artikel in der Wikipedia nachgesehen habe, habe ich doch sehr gestaunt. Denn dort ist Amerika im Zentrum!
Und dann, lieber Kallias, habe ich noch eine Frage: Aus welcher Sprache ist denn dieses Zitat "Kiblat ke barat ternyata ...", und wie haben Sie Tufelskerl es geschafft, das zu übersetzen?
ich finde nicht, daß Reuter's hier zu seiner vollen Form aufgelaufen ist; es fehlt etwa jeder Hinweis auf die <eerie music> Globale Erwärmung </eerie music>!
Ach, da fällt mir noch etwas ein: Aus der Navigation weiß ich natürlich, daß die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Erdoberfläche durch den Großkreis bestimmt wird, wobei dann leicht der Azimuth Mekkas bestimmt werden kann. Nur die kürzeste Distanz ist dies nicht! So könnte man argumentieren, daß ein Antipode Mekkas sein Gebet kopfunter ... nein, das wäre doch zu schräg!
Zitat von ZettelMich hat die Weltkarte mit Mekka im Zentrum ein wenig an die Ebstorfer Weltkarte erinnert, bei der Jerusalem im Zentrum der Welt liegt; ich habe das mal in diesem Artikel kommentiert. Da vermischen sich Religion und Geografie auf wundersame Weise.
Nur gut, daß die Erde keine Scheibe ist: die Ebstorfer Karte behauptet ja, daß Jerusalem tatsächlich im Mittelpunkt der Erde liegt und nicht etwas Mekka. Auf einer Kugeloberfläche gibt es jedoch keinen derart ausgezeichneten Punkt. Jeder Punkt kann Mittelpunkt sein, und es ist pure Willkür gewesen, daß sich Gott für seine Offenbarungen gerade diese beiden Orte Jerusalem und Mekka ausgesucht hat. (Überhaupt, daß Er gleich zwei Weltreligionen geoffenbart hat, was hat Er sich bloß dabei gedacht?)
Zitat von ZettelIch stelle mir die Welt so vor, wie sie im Diercke-Weltatlas zu sehen war (ob es den noch gibt?), also in einer Mercator-Projektion. Natürlich mit Europa und Afrika in der Mitte, links Amerika und rechts Asien.
So ist die Welt doch, nicht wahr? Als ich jetzt den betreffenden Artikel in der Wikipedia nachgesehen habe, habe ich doch sehr gestaunt. Denn dort ist Amerika im Zentrum!
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es auch eine politisch korrekte Karte, die Peters-Projektion. Bei der ist selbstverständlich Afrika und nicht Amerika in der Mitte.
Die für mich eindrucksvollste Karte in meinem alten Diercke ist übrigens die Karte der "Halbkugel der größten Landmasse" mit Berlin im Zentrum. Nur die Südspitze Südamerikas, die Antarktis, Australien und Indonesien liegen auf der anderen "Halbkugel der größten Wassermasse". Das erklärt doch einiges!
Zitat von ZettelUnd dann, lieber Kallias, habe ich noch eine Frage: Aus welcher Sprache ist denn dieses Zitat "Kiblat ke barat ternyata ...", und wie haben Sie Tufelskerl es geschafft, das zu übersetzen?
Mittels Frechheit siegt!
Indonesisch ist eine stark wortzentrische Sprache (ähnlich dem Chinesischen). Adjektive u. dgl. stehen hinter dem Substantiv, auf das sie sich beziehen. Ich übersetze daher Wort für Wort, gliedere das Ganze so, daß es einen Sinn ergibt, und fülle mit Partikeln auf:
Indonesisch - Varianten aus dem Lexikon - meine Auswahl
Mereka - ihr, ihre, sie - Sie menafsirkan - auslegen, deuten - legten aus
kalau - (Konjunktion:) falls, sofern; (Präposition:) im Falle, was ... betrifft - was betrifft kiblat - arab. Qiblah, die Gebetsrichtung - Richtung kita - uns, unser, wir - unsere
Also: Sie legten es so aus, was unsere Richtung betrifft, sie der Westen ist (die westliche Kultur). vereinfacht zu: Sie legten es so aus, daß unsere Richtung der Westen ist (die westliche Kultur).
"barat" hier mit "ist der Westen" zu übersetzen, sollte (hoffentlich) angehen: zunächst einmal gibt es keinen Artikel im Indonesischen; das Hilfsverb "ist" existiert jedoch leider (ini). Allerdings findet sich beim Online-Lexikon Kamus die Übersetzung von "cewek itu pacarnya" als "jenes Mädchen ist seine Freundin", wörtlich: "Mädchen jenes Freundin". Und daher geht auch: "kiblat kita barat" -> wörtlich: "Richtung unsere Westen" -> Übersetzung: "unsere Richtung ist der Westen".
Zitat von Thomas PauliAch, da fällt mir noch etwas ein: Aus der Navigation weiß ich natürlich, daß die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Erdoberfläche durch den Großkreis bestimmt wird, wobei dann leicht der Azimuth Mekkas bestimmt werden kann. Nur die kürzeste Distanz ist dies nicht!
Meinen Sie die Kurve mit konstanter Himmelsrichtung (Loxodrome)? Die unterscheidet sich vom Großkreis zum Teil erheblich: in Kanada ist der Unterschied besonders groß, da der kürzeste Weg nach Mekka von dort über das Polargebiet führt, wie den beiden Karten hier zu entnehmen ist. Es heißt, daß die Muslime in Nordamerika in dieser Frage gespalten sind und manche Richtung Nordosten (Großkreis) beten, andere Richtung Südosten (Loxodrome). Überall sonst auf der Welt wird (angeblich) der Großkreis bevorzugt.
Zitat von KalliasMeinen Sie die Kurve mit konstanter Himmelsrichtung (Loxodrome)?
Ich glaube, Thomas Pauli bevorzugt unortodoxe Lösungen und meint eher eine Gerade. Warum sollte denn auch die korrekte Richtung begehbar sein? Sonst würde es ja auch nicht zu dieser interessant "schrägen" Gebetshaltungen führen
Zitat von KalliasMeinen Sie die Kurve mit konstanter Himmelsrichtung (Loxodrome)?
Ich glaube, Thomas Pauli bevorzugt unortodoxe Lösungen und meint eher eine Gerade. Warum sollte denn auch die korrekte Richtung begehbar sein? Sonst würde es ja auch nicht zu dieser interessant "schrägen" Gebetshaltungen führen Herzlich Ungelt
-> (Danke für die Aufklärung; bei Thomas' Witzen kann es schon mal etwas länger dauern, bis der Groschen fällt.)
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