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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 2.872 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

31.07.2010 03:23
Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten
Juno Offline



Beiträge: 332

31.07.2010 12:58
#2 RE: Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten

Einen Anfang der Debatte gibt es schon. Siehe hier:

http://www.ftd.de/politik/international/...l/50144414.html

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

31.07.2010 13:00
#3 RE: Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten

Finden sie nicht, dass diesem Eid eine nationalistische Blut- und Boden Ideologie zugrundeliegt? Ein Unterordnen des Individuums unter den Staat? In diesem Fall ist das natuerlich freiwillig, da man sich ja nicht einbuergern lassen muss. - Denken wir ans Mittelalter: Wer nicht einem Lehensherr die Treue geschworen hatte oder in einem Abhaengigkeitsverhaeltnis stand, duerfte so einen Eid seltsam empfunden haben. Sollte die Aufklaerung nicht den Stand des Freien bringen anstatt den Lehensherren durch den Staat zu ersetzen?

Gefragt um die Diskussion etwas zu beleben.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

31.07.2010 13:10
#4 RE: Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten

Zitat von Juno
Einen Anfang der Debatte gibt es schon. Siehe hier:
http://www.ftd.de/politik/international/...l/50144414.html



Der Test ist ganz einfach: Wer beim Spiel seines Herkunftslandes vs. Deutschland im Fussball zu Deutschland haelt, ist Deutscher. Punkt Aus.


-> Was anderes. Zettel spricht immer wieder davon, dass vom 'Deutsch-Tuerken' oder vom 'Tuerken mit Deutschem Pass' die Rede ist und nicht vom Deutschen. Mir geht in dieser Betrachtung ab, dass in Deutschland der Gedanke von der Blutsabstammung eben doch viel staerker verbreitet ist, als etwa in den klassischen Einwanderungslaendern. Etwas weiter gefasst ist die Frage eigentlich: Was ist die Nationale Identitaet? In den USA ist das vielleicht der Pass, die Flagge und der angesprochene Eid. In Frankreich, wie ich den Frankreichexperten Zettel in Erinnerung habe, die Sprache, im UK / Commonwealth vielleicht die Queen als Staatsoberhaupt. Und in Deutschland? 54, 74, 90 und leider nicht 2010?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

31.07.2010 13:27
#5 RE: Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten

Zitat von Dagny
Finden sie nicht, dass diesem Eid eine nationalistische Blut- und Boden Ideologie zugrundeliegt? Ein Unterordnen des Individuums unter den Staat?


Blut und Boden kann ich, liebe Dagny, eigentlich nicht darin erkennen. Die Einwanderer sind ja nicht durch Blut, also Abstammung, mit ihrer neuen Heimat verbunden; und sie wechseln durch Einwanderung ja eben auch den Boden, also das Land, dessen Bürger sie sein wollen.

Was das Unterordnen des Individuums unter den Staat angeht - der Eid stammt aus dem Jahr 1778, also der Zeit des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs. Es geht schon um eine Unterordnung des Invidiuums, aber nicht unter einen abstrakten Staat, sondern unter das Gemeinwesen, dem der Betreffende sich freiwillig anschließt. Entscheidend ist in der Formulierung des Eids, daß damit zugleich die Loyalität zu anderen Staatswesen oder Herrschern aufgegeben wird.

Zitat von Dagny
Sollte die Aufklaerung nicht den Stand des Freien bringen anstatt den Lehensherren durch den Staat zu ersetzen?

Unbedingt. Und die USA waren (und sind bisher immer noch) das einzige Land, dessen Verfassung unmittelbar auf die Prinzipien der Aufklärung zurückgeht.

Die Rechte des Einzelnen gegenüber dem Gemeinwesen regelt die Verfassung, vor allen Dingen das Bill of Rights, also die ersten zehn Verfassungszusätze. Die Pflichten des Einzelnen gegenüber dem Staat werden im Oath of Allegiance gefaßt.

Beides gehört aus meiner Sicht (als alter Aufklärer ) zusammen: Man kann gegenüber einem Gemeinwesen nur dann Rechte beanspruchen, wenn man ihm gegenüber auch Pflichten erfüllt. Es zu verteidigen ist die wichtigste dieser Pflichten.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

31.07.2010 13:51
#6 RE: Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten

Zitat von Juno
Einen Anfang der Debatte gibt es schon. Siehe hier:
http://www.ftd.de/politik/international/...l/50144414.html


Vielen Dank für den Hinweis! Ja, das ist genau die Art von Debatte, die wir brauchen.

Aus meiner Sicht muß es jedem in Deutschland Lebenden türkischer Herkunft freigestellt sein, ob er sich als Deutscher oder als Türke definiert. Nur kann er sich nicht als beides definieren, und schon gar nicht kann er sich als Türke definieren und zugleich deutscher Staatsbürger sein wollen.

Wenn Deutschland es zuläßt, daß die deutsche Staatsbürgerschaft von der nationalen Identität abgekoppelt wird, daß man also einen deutschen Paß haben, nach Nationalität aber Türke sein kann, dann ist das gleichbedeutend mit der Einrichtung eines mulitnationalen Staats, also eines Vielvölkerstaats.

Vielvölkerstaaten hat es in der Geschichte vielfach gegeben; im 19. Jahrhundert beispielsweise das Osmanische Reich, das Russische Reich und Österreich-Ungarn; im 20. Jahrhundert die UdSSR. Für den Bürger wird dann festgelegt - oft steht es im Paß, wie in der UdSSR ebenso wie im zaristischen Rußland -, welche Nationalität jemand hat. In der UdSSR konnte die Nationalität auch "Jude" lauten.

Es gibt dann in der Regel ein Staatsvolk - die Russen, die Türken; im Habsburger Reich waren es zwei Staatsvölker, die Deutschen und die Ungarn. Die anderen Nationalitäten haben meist mindere Rechte. Konflikte sind also programmiert; in jedem Vielvölkerstaat finden sie ständig statt, siehe aktuell China.

Wenn Deutschland das will, dann sollten wir das förmlich beschließen, Türkisch als zweite Amtssprache einführen, türkische Schulen und Universitäten einrichten usw.

Wenn wir es nicht wollen, sondern den deutschen Nationalstaat erhalten wollen, dann hilft nur der Weg der Assimilation. Auch die USA werden sich im Fall der Einwanderer aus Mexiko so oder so entscheiden müssen.



Noch ein anderer Aspekt: Zu den schlimmsten Hinterlassenschaften der unglückseligen rotgrünen Regierungszeit gehört die Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes von 2000. Damit wurde u.a. das "Optionsmodell" eingeführt, daß jedes in Deutschland geborene Kind von Nichtdeutschen (wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind) automatisch mit der deutschen Staatsangehörigkeit und zugleich der Staatsangehörigkeit seiner Eltern ausstattet. Damit wird also der Identitätskonflikt geradezu vom Staat oktroyiert. Nahezu jedes in Deutschland geborene Kind türkischer Eltern ist von Staats wegen halb Türke und halb Deutscher. Der helle Wahnsinn.

Mit dem Erreichen der Volljährigkeit soll der Betreffende dann wählen. Da das Gesetz erst für nach 2000 Geborene gilt, liegt dieser Zeitpunkt noch in ferner Zukunft. Aber es ist mehr als fraglich, ob eine solche Wahl überhaupt verfassungsrechtlich haltbar ist.
Jedenfalls wurde uns da ein besonders faules rotgrünes Ei ins Nest gelegt.

Herzlich, Zettel

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

31.07.2010 22:52
#7 RE: Zitat des Tages: Einbürgerungseid Antworten

Zitat
Jedenfalls wurde uns da ein besonders faules rotgrünes Ei ins Nest gelegt.



Ohne Kochs Unterschriftensammlung hätte es kein Optionsmodell gegeben. Rot-Grün wollte die Staatsbürgerschaften mit dem Helikopter abwerfen. Ob das besser gewesen wäre?

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

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