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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 37 Antworten
und wurde 3.274 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2010 13:20
Pro und contra Homöopathie Antworten

Ein wissenschaftliches, aber - spätestens seit Lauterbachs Verbietenwollen - auch ein politisches Thema.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

14.07.2010 13:25
#2 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Krankenkassen sollten erstens privat sein und zweitens nicht per Umlageverfahren funktionieren. Eine Kasse wird dann all das bezahlen, was den Patienten gesund gemacht hat. Wenn das Schulmedizin ist, dann dieses. Wenn es Homoepathie ist, dann jenes. Der eine von uns hat einen eher rationalen Zugang, der andere ist fuer reine Naturwissenschaft nicht so empfaenglich und braucht eine andere Darstellung der Dinge. Es waere idiotisch, alle Medizin uber einen Kassenkamm scheren zu wollen.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

14.07.2010 13:56
#3 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Zettel
Und erst recht ist zu fragen, wie Ärzte, die eine wissenschaftliche Ausbildung durchlaufen haben, ernsthaft glauben können, daß man den menschlichen Organismus beeinflussen kann, indem man dem Patienten Globuli verabreicht; darin Ethanol und vielleicht einige Moleküle der Exkremente des Pottwals oder von Pferdehaar.


Möglicherweise denken homöopathische Ärzte da genauso wie Sie: wenn es dem Patienten hilft, dann hilft es, völlig unabhängig von der Verdünnung. Mir haben auch schon Ärzte Globuli angeboten, die ich immer dankend abgelehnt habe, aber noch kein Arzt hat dann versucht, mich von der Sinnhaftigkeit dieser Therapie zu überzeugen.

--
La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2010 14:05
#4 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Und erst recht ist zu fragen, wie Ärzte, die eine wissenschaftliche Ausbildung durchlaufen haben, ernsthaft glauben können, daß man den menschlichen Organismus beeinflussen kann, indem man dem Patienten Globuli verabreicht; darin Ethanol und vielleicht einige Moleküle der Exkremente des Pottwals oder von Pferdehaar.


Möglicherweise denken homöopathische Ärzte da genauso wie Sie: wenn es dem Patienten hilft, dann hilft es, völlig unabhängig von der Verdünnung.



Und die Exkremente des Pottwals ("Ambra"), Pferdehaar, Blattläuse, Kakerlaken und der Speichel tollwütiger Hunde würden vermutlich auch unverdünnt nicht viel helfen.

Wenn das bei einem Teil der Homöopathen so ist, wie Sie schreiben und wie auch ich vermute, lieber Gorgasal - wie hält man eine solche ständige Lügnerei aus? Ist das nicht schlimmer als ein Pfaffe, der den Leuten das predigt, woran er selbst nicht glaubt?

Da lobe ich mir die Medizinmänner, die Voodoo-Zauberer und selbst die europäischen "Heiler", die ihren Humbug wenigstens selbst (vermutlich) glauben.

Herzlich, Zettel

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

14.07.2010 14:19
#5 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Zettel
Wenn das bei einem Teil der Homöopathen so ist, wie Sie schreiben und wie auch ich vermute, lieber Gorgasal - wie hält man eine solche ständige Lügnerei aus?


Ich spekuliere einfach einmal: wahrscheinlich verstehen sich Ärzte nicht als Wissenschaftler, sondern eben als Ärzte, und das ist ein Unterschied. Für einen Arzt wäre es möglicherweise viel schwieriger, sich morgens im Spiegel selbst in die Augen zu sehen, wenn er seinen Patienten Globuli nicht verschreibt, obwohl sie (genauer: die gesamte homöopathische Behandlung) helfen, nur weil es keinen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit gibt.

Nicht alle sind so verkopft und wahrheitsgeil wie Wissenschaftler (ich darf das so schreiben, ich bin selbst so ) - manche Mitmenschen sind results oriented. Nicht die schlechteste Herangehensweise für einen Arzt, einen Klempner oder einen Manager.

--
La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

14.07.2010 14:53
#6 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Lieber Zettel,

Zitat
Warum also sollte man den Kassen verbieten, homöopathische Behandlungen zu bezahlen? Daß die Medikamente unwirksam sind, ist ein schwaches Argument, solange die Behandlung wirksam ist.



das ist m. E. schon im Ansatz die falsche Herangehensweise. Sowohl bei der Argumentation für wie gegen ein Verbot sitzen alle Versicherten in einem Boot. Warum?
Es gibt also Leute, die diesen Quatsch glauben, obwohl die "Medikamente" nachweislich keinerlei Wirkung haben, aber alle Beitragszahler sollen es finanzieren, weil sie sonst die kostbarere Zeit von echten Ärzten verschwendeten? Wieso bietet man dann nicht verschiedene Tarife an, so daß jeder Versicherte selber entscheiden kann, ob er solchen Humbug einschließen möchte oder nicht? Von mir aus können die Leute jeden Tag bei "Medizinmännern", "Wunderheilern" usw. rumsitzen, solange das nicht von allen Versicherten bezahlt werden muß.

Ich habe auch schon mit Leuten gesprochen, die teureres Benzin tanken, als der Motor benötigt. Angeblich liefe die Maschine damit besser, obwohl gar kein Unterschied festzustellen ist. Ich nehme an, niemand käme auf die Idee, daß solches Verhalten von allen Autofahrern finanziert werden sollte, damit diejenigen, die dran glauben, sich besser fühlen?

MfG

Popeye Offline



Beiträge: 207

14.07.2010 15:30
#7 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

1.

Zitat
Wenn eine homöopathische Therapie das Wohlbefinden verbessert - wenn es dem Patienten nach der Behandlung besser geht als zuvor -, dann hat diese Behandlung ihre Berechtigung.



Diese Abwandlung des "Wer heilt, hat recht"-Arguments krankt wie das Original daran, das kein kausaler Zusammenhang hergestellt werden kann.
Man kann damit alles mögliche behaupten, müssten dann die Kassen dies nicht auch zahlen?

2.

Zitat
Beim Homöopathen dürften solche Wirkungen (bei Patienten, die an Homöopathie glauben) stärker sein als bei wissenschaftlich arbeitenden Medizinern; schon weil er sich für den Patienten mehr Zeit nimmt.



Mehr Zeit nehmen kann! Warum wird einem bestehendes Problem (Zeitmangel und fehlende zwischenmenschliche Kompetenz) mit einer auf Scharlatanerie bestehenden Alternative begegnet?

3. Homöopathie erzieht die Menschen zu Pillenschluckern, für jedes Wehwehchen das "passende" Mittelchen. Wird da nicht ein Noceboeffekt herangezüchtet, wenn die Menschen gar nicht mehr den Selbstheilungskräften des Körpers vertrauen?

4. Homöopathie fördert Unwissen. Menschen sollten verstehen lernen, was in ihrem Körper vorgeht und wie alles funktioniert.

Zitat
Gegen eine Erkrankung kann man aber selbst meist wenig tun; oft weiß man noch nicht einmal, was eigentlich los ist. Das erzeugt einen Zustand der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins.



Es verursacht mir ne Menge Bauchschmerzen , das Sie diesen Zustand durch den Besuch beim HP belassen wollen, anstatt durch Aufklärung und Wissensvermittlung zu dagegen zu wirken.

5. Homöopathie tötet! Impfgegnerschaft, Ablehnung der Schulmedzin usw. sind häufig Rattenschwänze hinter der HP


Natürlich sollten die Menschen Wahlfreiheit haben, aber dann in einem echtem Wettbewerb!
Solange aber die Gesundheit noch so staatlich gesteuert wird, hat der Staat auch gewisse Verpflichtungen, und die Verblödung der Bevölkerung zu fördern, sollte nicht dazu gehören.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

14.07.2010 15:31
#8 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Ja, ich warte auch schon lange auf eine homöopathische Tankstelle. Wird wohl nix, da das fahrbare Vehikel kein Mensch ist ... da versagt die Voodoo-Wissenschaft auf ganzer Linie.

Ich war in den vergangenen ca 15 Jahren nicht einmal auf einen Hausarzt angewiesen. Mein Kinderarzt dürfte sogar schon in Rente sein, aber was ich in dieser Zeit an Geld an die KK abgedrückt habe, dürfte für einen mehrjährigen Sanatoriumsaufhalt in der Schweiz locker ausreichen. Wer sich homöopathieren oder akkupunktieren lassen möchte soll dies tun. Ich hab auch nix gegen Handauflegen, Reiki oder Yoga. Jedem wie es ihm beliebt ... aber ich möchte für diesen Quatsch nicht zahlen müssen. Punkt.

Gruß, Calimero

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Hajo Offline



Beiträge: 440

14.07.2010 15:37
#9 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Ich würde mich selbst eher als skeptischen Menschen ansehen, und auch auf die Gefahr hin mich dem Spott hier auszuliefern möchte ich die folgende kleine Geschichte gerne teilen.

Vor etwa 20 Jahren habe ich mich auf anraten meiner Frau (wem auch sonst) zu einem Homöopathen begeben, der mir eine sog. "Konstitutionelle Therapie" hat angedeihen lassen. Nachdem ich also etwa eine Stunde lang auf der Couch verbracht habe und über allerlei Dinge Auskunft gegeben habe, die mit meinem Wehwehchen gar nichts zu tun hatten, wurde mir ein sog "Globulus" in Wasser aufgelöst, welches ich an Ort und Stelle getrunken habe. An den Namen des Mittels erinnere ich mich nicht, wohl aber daran, daß ich in den nächsten zwei Wochen seltsame Beobachtungen machte. Plötzlich zog es an dieser Stelle, schmerzte es einige Tage hier, verschwand eine Rötung und kam ein heiserer Husten, wurde ich noch mürrischer als ohnehin schon.

Als ich den Homöopathen wieder besuchte, habe ich ihm von meinen Beobachtungen berichtet, woraufhin er mir ein Buch in die Hand drückte, wo die Wirkungen und Symptome des Mittels beschrieben waren, welches ich offenbar eingenommen hatte. Es stimme dermaßen, daß ich zwar nicht alle Reaktionen des Mittels bekam, die das Buch auswies, aber alle Reaktionen die ich bemerkte als Symptome des Mittels beschrieben waren. Ich soll eine sog. "Erstverschlimmerung" erlebt haben. Nunja...

Seit dieser Erfahrung bin ich jedenfalls skeptisch gegenüber der Skepsis und besonders gegenüber dem Placebo-Argument. Ich wusste bei der Einnahme nicht welche Wirkung lt. homöopathischer Lehre zu erwarten gewesen ist, weswegen mich die Überschneidungen sehr überrascht haben. Ob Homöopathie nun wirklich wirkt oder nicht habe ich - für mich - nicht abschließend klären können. Es mag auch eine Aneinanderreihung von Zufällen gewesen sein. Für möglich halte ich es indes seitdem.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

14.07.2010 17:39
#10 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Hajo
Als ich den Homöopathen wieder besuchte, habe ich ihm von meinen Beobachtungen berichtet, woraufhin er mir ein Buch in die Hand drückte, wo die Wirkungen und Symptome des Mittels beschrieben waren, welches ich offenbar eingenommen hatte. Es stimme dermaßen, daß ich zwar nicht alle Reaktionen des Mittels bekam, die das Buch auswies, aber alle Reaktionen die ich bemerkte als Symptome des Mittels beschrieben waren. Ich soll eine sog. "Erstverschlimmerung" erlebt haben. Nunja...
Seit dieser Erfahrung bin ich jedenfalls skeptisch gegenüber der Skepsis und besonders gegenüber dem Placebo-Argument. Ich wusste bei der Einnahme nicht welche Wirkung lt. homöopathischer Lehre zu erwarten gewesen ist, weswegen mich die Überschneidungen sehr überrascht haben. Ob Homöopathie nun wirklich wirkt oder nicht habe ich - für mich - nicht abschließend klären können. Es mag auch eine Aneinanderreihung von Zufällen gewesen sein. Für möglich halte ich es indes seitdem.



Wenn der Mann wirklich clever war, hatte er mehrere Bücher auf Lager, und je nach beschriebener Symptome hat er das richtige ausgehändigt. Oder das Buch war nach Art von Horoskopen verfasst, genügend vage oder genügend umfassend, um immer zu passen.

Gruß,
hubersn

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2010 17:44
#11 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Gorgasal

Zitat von Zettel
Wenn das bei einem Teil der Homöopathen so ist, wie Sie schreiben und wie auch ich vermute, lieber Gorgasal - wie hält man eine solche ständige Lügnerei aus?


Ich spekuliere einfach einmal: wahrscheinlich verstehen sich Ärzte nicht als Wissenschaftler, sondern eben als Ärzte, und das ist ein Unterschied. Für einen Arzt wäre es möglicherweise viel schwieriger, sich morgens im Spiegel selbst in die Augen zu sehen, wenn er seinen Patienten Globuli nicht verschreibt, obwohl sie (genauer: die gesamte homöopathische Behandlung) helfen, nur weil es keinen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit gibt.



Es ist ja, lieber Gorgasal, nicht nur der fehlende Wirksamskeitsnachweis. Wenn, sagen wir, ein neues AIDS-Medikament entwickelt wurde, das noch nicht hinreichend klinisch getestet wurde (also im doppelten Blindversuch), dann wird man es im Zweifelsfall vielleicht doch schon einsetzen, denn die Wirksamkeit ist zumindest möglich.

Aber der Glaube an die Wirksamkeit der Globuli verstößt gröblich gegen alles das, was der Arzt in seinem Studium gelernt hat - zum Vorphysikum in Physik und Chemie, zum Physikum in Physiologie, in den klinischen Fächern zum Beispiel in Pharmakologie.

Wenn er diese Globuli verschreibt, dann handelt er nicht nur ohne hinreichenden Wirksamkeitsnachweis,sondern er handelt gegen besseres Wissen. Es sei denn, er war ein so schlechter Student, daß er seine Prüfungen nicht hätte bestehen dürfen.

Zitat von Gorgasal
Nicht alle sind so verkopft und wahrheitsgeil wie Wissenschaftler (ich darf das so schreiben, ich bin selbst so ) - manche Mitmenschen sind results oriented. Nicht die schlechteste Herangehensweise für einen Arzt, einen Klempner oder einen Manager.


Der Arzt, der ein unwirksames Mittel verschreibt, und der Apotheker, der daran verdient, es zu verkaufen, entsprechen nicht dem ehrlichen Klempner. Sie sind wie ein Handwerker, der zur Reparatur einer Waschmaschine gerufen wird, sofort sieht, daß der Schlauch klemmt, aber die ganze Pumpe austauscht und dafür ein paar hundert Euro berechnet.

Oder ein vielleicht noch besserer Vergleich: Ein entfernter Verwandter von mir war Pfarrer in der DDR gewesen und siedelte nach der Wiedervereinigung, schon im Ruhestand, in den Westen über. Er war ein lieber, naiver Mensch und wurde mit seiner Frau Opfer diverser Veranstalter von "Kaffefahrten" usw. Er erzählte uns glücklich, wie schön wieder diese und jene Fahrt gewesen sei und welche tolle Heizdecke, welche Gesundheitsmatratze usw. er erworben hatte.

Er wurde betrogen, denn der Preis für dieses Zeug war so wenig angemessen ist, wie es angemessen ist, unwirksame Arznei gegen gutes Geld zu verkaufen und zu verschreiben. Aber jener Pfarrer war ja zufrieden. Es fehlte dem Ehepaar nicht an Geld. Es entstand ihnen kein Schaden, höchstens ihren Erben. Ethisch ist das deswegen doch nicht, was diese Veranstalter und Verkäufer machen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2010 17:52
#12 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von RexCramer
Es gibt also Leute, die diesen Quatsch glauben, obwohl die "Medikamente" nachweislich keinerlei Wirkung haben, aber alle Beitragszahler sollen es finanzieren, weil sie sonst die kostbarere Zeit von echten Ärzten verschwendeten? Wieso bietet man dann nicht verschiedene Tarife an, so daß jeder Versicherte selber entscheiden kann, ob er solchen Humbug einschließen möchte oder nicht? Von mir aus können die Leute jeden Tag bei "Medizinmännern", "Wunderheilern" usw. rumsitzen, solange das nicht von allen Versicherten bezahlt werden muß.


Völlig einverstanden, lieber RexCramer. Deshalb habe ich ja geschrieben, daß entscheidend Kostenüberlegungen sein sollten.

Es ist ja keineswegs ausgemacht, daß die Behandlung eines Patienten teurer würde, wenn ihm die Kasse den Homöopathen nicht mehr bezahlt. Wenn er dann zum nicht homöopathischen Arzt geht, könnte die Behandlung leicht teurer werden.

Natürlich wissen auch die Verantwortlichen der Kassen, daß die Globuli so wenig wirksam sind wie ein Schluck Mineralwasser. Aber es könnte ja sein, daß sie sich sagen: Wenn Patienten mit leichten Beschwerden, mit banalen Erkrankungen und vor allem mit psychosomatischen Krankheiten zum Homöopathen gehen, dann wird das unter dem Strich billiger für uns, als wenn wir ihnen diese Alternative nicht bieten.

Homöopathie ist Psychotherapie, wie das Wirken von Voodoo-Zauberern auch. Aber Psychotherapie ist eben oft wirksam.

Herzlich, Zettel

dein_föhn Offline



Beiträge: 4

14.07.2010 18:10
#13 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat
5. Homöopathie tötet!



Dem ist so. Wenn die Krankenkassen Homöopathie bezahlen dürfen, warum dann nicht auch die "neue germanische Medizin"? Der Unterschied liegt doch nur in der Popularität.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2010 18:28
#14 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Popeye

Zitat
Wenn eine homöopathische Therapie das Wohlbefinden verbessert - wenn es dem Patienten nach der Behandlung besser geht als zuvor -, dann hat diese Behandlung ihre Berechtigung.


Diese Abwandlung des "Wer heilt, hat recht"-Arguments krankt wie das Original daran, das kein kausaler Zusammenhang hergestellt werden kann.



Man muß da, lieber Popeye, aus meiner Sicht zwei Fälle unterscheiden:

Erstens kann die Therapie via Placebo-Effekt ja helfen. Placebo-Effekte sind eben keine Einbildung, sondern sie sind sozusagen das Gegenstück zu psychosomatischen Erkrankungen: Die "Seele" wirkt auf den "Körper" ein; was richtiger heißt, daß dann, wenn der Patient Hoffnungen, Erwartungen usw. hat, im Gehirn Prozesse stattfinden, die sich somatisch auswirken. Jeder weiß das übrigens, der vor Glück Herzklopfen hat oder der sich vor Angst in die Hose macht.

Via Placebo-Effekt gibt es also durchaus einen kausalen Zusammenhang zwischen Behandlung und Krankheitsverlauf. Der andere Fall ist, daß die Krankheit genauso verläuft wie ohne die homöopathische Behandlung, sich der Patient aber besser fühlt als ohne sie. Wenn man voraussetzt, daß die Kassen für so etwas wie Wellness zuständig sind und nicht nur für die Behandlung klassischer Krankheiten, dann gibt es also auch da einen Kausalnexus. Ob man "Gesundheit" so weit fassen sollte, ist eine andere Frage.

Zitat von Popeye
2.

Zitat
Beim Homöopathen dürften solche Wirkungen (bei Patienten, die an Homöopathie glauben) stärker sein als bei wissenschaftlich arbeitenden Medizinern; schon weil er sich für den Patienten mehr Zeit nimmt.


Mehr Zeit nehmen kann! Warum wird einem bestehendes Problem (Zeitmangel und fehlende zwischenmenschliche Kompetenz) mit einer auf Scharlatanerie bestehenden Alternative begegnet?



Der Zeitmangel beruht, wenn ich das richtig sehe, auf zwei Faktoren:

Erstens haben wir zu wenige Ärzte.

Zweitens kommt der Arzt finanziell nur über die Runden, wenn er nicht jedem Patienten eine halbe Stunde widmet. Das liegt nicht nur daran, daß noch immer das Patientengespräch in Relation zu apparativen Leistungen zu schlecht bezahlt wird. Wer teure Apparate abbezahlen und das Bedienungspersonal finanzieren muß und als Arzt dann so wenige Patienten am Tag hat, wie sich das der Homöopath leisten kann, weil er faktisch keine Kosten hat, der geht schlicht pleite.

Zitat von Popeye
Homöopathie erzieht die Menschen zu Pillenschluckern, für jedes Wehwehchen das "passende" Mittelchen. Wird da nicht ein Noceboeffekt herangezüchtet, wenn die Menschen gar nicht mehr den Selbstheilungskräften des Körpers vertrauen?


Ja, das sehe ich auch so. Aber das gilt natürlich nicht nur für die Homöopathie.

Die meisten Arztbesuche sind überflüssig, was den Krankheitsverlauf angeht. Medicus curat, natura sanat - letztlich sind es in den meisten Fällen ohnehin die Selbstheilungskräfte des Körpers, die der Erkrankung ein Ende bereiten (bei chronischen Erkrankungen gilt das per definitionem natürlich nicht; aber diese können eben in der Regel auch nur "behandelt", aber nicht geheilt werden; ganz und gar gilt es dort nicht, wo ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist, wie bei einer Tumorerkrankung).

Zitat von Popeye

Zitat
Gegen eine Erkrankung kann man aber selbst meist wenig tun; oft weiß man noch nicht einmal, was eigentlich los ist. Das erzeugt einen Zustand der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins.


Es verursacht mir ne Menge Bauchschmerzen , das Sie diesen Zustand durch den Besuch beim HP belassen wollen, anstatt durch Aufklärung und Wissensvermittlung zu dagegen zu wirken.



Dagegen wird Aufklärung nicht helfen, lieber Popeye.

Es mag ein paar "Verkopfte" geben wie Sie, Gorgasal und mich, die, wenn sie an sich irgendwelche "Symptome" wahrnehmen, erst einmal abwarten, ob sie sich nicht wieder geben. (Ich handhabe das so und bin folglich eine der finanziellen Stützen meiner Versicherung, die mich allerdings mit großzügigen Beitragsrückerstattungen belohnt ). Die meisten Menschen sind da nun mal anders. Und da das immer so war - sonst hätte ja nicht jede Kultur ihre Medizinmänner, Schamanen usw. - , liegt es wohl in der Menschlichen Natur, wie die Religiosität.

Zitat von Popeye
Homöopathie tötet! Impfgegnerschaft, Ablehnung der Schulmedzin usw. sind häufig Rattenschwänze hinter der HP.


Ja, darin sehe ich auch das größte Problem. Allerdings wird jeder verantwortliche Arzt, der Homöopathie einsetzt, erkennen, wann es ernst wird und wirklich behandelt werden muß. Aber es gibt sicherlich solche, die unverantwortlich handeln.

Zitat von Popeye
Solange aber die Gesundheit noch so staatlich gesteuert wird, hat der Staat auch gewisse Verpflichtungen, und die Verblödung der Bevölkerung zu fördern, sollte nicht dazu gehören.

Ich würde umgekehrt sagen: Nur weil viele Menschen so schlecht wissenschaftlich gebildet sind, können sie an die Wirksamkeit der Globuli glauben.

Der Staat ist deshalb meines Erachtens in einer ganz anderen Weise gefordert: Die große Zahl der Homöopathie-Gläubigen zeigt, wie schlecht es um den naturwissenschaftlichen Unterricht an unseren Schulen bestellt ist.

Womit wir dann wirklich bei der Politik sind. Denn die Geringschätzung, ja Verteufelung der Naturwissenschaften ist ja Teil des "alternativen Denkens", das vor vierzig Jahren als Sektiererei begann und das heute die ganze Gesellschaft dominiert.

Klares Denken, rationale Argumentation, das Beharren auf empirischen Belegen - das ist eben alles Teil dieser - nicht wahr! - männlichen, technizistischen und technokratischen, verkopften und gefühlskalten Denkweise, gegen die sich nun Empathie, weibliche Sanftheit, Intuition und Bauchgefühl durchgesetzt haben.

Wenn jemand irgendwie, weißte, so ganz ganz stark spürt, daß Homöopathie irgendwie echt hilft - wie wollen Sie dagegen argumentativ angehen?

Herzlich, Zettel

vivendi Offline



Beiträge: 663

14.07.2010 18:33
#15 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

In der Schweiz hatte sich anlässilich einer Gesetzesvorlage Prof. Beda Stadler, Immunologe, zu homöopathischen Medikamenten geäussert:

Zitat
"Die Homöopathen hatten 200 Jahre lang ihre Chance. Hier an der Universität Bern verfügen sie über einen eigenen Lehrstuhl. Sie hätten eine einzige Arbeit publizieren können, die die Wirksamkeit ihrer Methoden beweist. Sie konnten es nicht – niemand kann das. Mit gleichem Recht wie die Homöopathen könnte auch Sektenführerin Uriella mit ihrem angeblich heilenden Badewasser einen Uni-Lehrstuhl beanspruchen. [...]

Die Leute sind nicht dumm, aber ihnen fehlt oft das Fachwissen, um in der Medizin die Dinge richtig beurteilen zu können. Früher einmal glaubten 99,9 Prozent der Menschen, die Erde sei flach. Dass sie rund ist, weiss die Menschheit heute dank wissenschaftlicher Untersuchungen und entsprechender Information. [...]""
http://blog.gwup.net/2009/04/17/prof-bed...n-ohne-beweise/


Und hier:

Zitat
"Wettbewerb zur geistigen Verunreinigung"
http://snipurl.com/zdlus

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.07.2010 18:41
#16 Homöopathie und Nazis Antworten

In der Titelgeschichte des "Spiegel" wird auch auf die Homöopathie-Politik der Nazis eingegangen. Dazu hat Veronika Hackenbroich vom Wissenschaftsressort des "Spiegel", die die Titelgeschichte mitverfaßt hat, jetzt in "Spiegel-Online" Interessantes geschrieben.

Popeye Offline



Beiträge: 207

14.07.2010 19:01
#17 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat
Wenn man voraussetzt, daß die Kassen für so etwas wie Wellness zuständig sind und nicht nur für die Behandlung klassischer Krankheiten, dann gibt es also auch da einen Kausalnexus.



Schön gesagt!

Zitat
Erstens haben wir zu wenige Ärzte.

Zweitens kommt der Arzt finanziell nur über die Runden, wenn er nicht jedem Patienten eine halbe Stunde widmet. Das liegt nicht nur daran, daß noch immer das Patientengespräch in Relation zu apparativen Leistungen zu schlecht bezahlt wird. Wer teure Apparate abbezahlen und das Bedienungspersonal finanzieren muß und als Arzt dann so wenige Patienten am Tag hat, wie sich das der Homöopath leisten kann, weil er faktisch keine Kosten hat, der geht schlicht pleite.



Wäre es da nicht besser, hier die Lösung zu suchen?


Zitat
Allerdings wird jeder verantwortliche Arzt, der Homöopathie einsetzt, erkennen, wann es ernst wird und wirklich behandelt werden muß.



Leider muss man noch nicht mal Arzt sein:

Zitat
Voraussetzung für die Zulassung ist ein Mindestalter von 25 Jahren, die körperliche und geistige Eignung für den Beruf (ärztliches Attest und polizeiliches Führungszeugnis) sowie ein Hauptschulabschluss und die Genehmigung durch das zuständige Gesundheitsamt. Die Zulassung wird durch eine schriftliche und mündliche Überprüfung erworben, die sicherstellen soll, dass von dem Kandidaten keine unmittelbare Gefahr für die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung ausgeht. Die Überprüfung enthält somit auch Fragen zum Basiswissen von Pathologie/Krankheitsbildern, Anatomie, Diagnose/Diagnostik und Pharmakologie, Therapie. Eine Ausbildung und Berufserfahrung in einem Beruf des Gesundheitswesens (z. B. Krankenpfleger, Arzthelferin, Rettungsassistent, etc.) können sich hier als förderlich zeigen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Heilpraktiker




Kurioses, Unfassbares, geradezu Kriminelles, Absurdes zum Thema findet man bei Esowatch und den Scienceblogs.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.254

14.07.2010 19:56
#18 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Zettel
Der Arzt, der ein unwirksames Mittel verschreibt, und der Apotheker, der daran verdient, es zu verkaufen, entsprechen nicht dem ehrlichen Klempner. Sie sind wie ein Handwerker, der zur Reparatur einer Waschmaschine gerufen wird, sofort sieht, daß der Schlauch klemmt, aber die ganze Pumpe austauscht und dafür ein paar hundert Euro berechnet.

Oder ein vielleicht noch besserer Vergleich: Ein entfernter Verwandter von mir ... wurde mit seiner Frau Opfer diverser Veranstalter von "Kaffefahrten" usw. Er erzählte uns glücklich, wie schön wieder diese und jene Fahrt gewesen sei und welche tolle Heizdecke, welche Gesundheitsmatratze usw. er erworben hatte.
Er wurde betrogen, denn der Preis für dieses Zeug war so wenig angemessen ist, wie es angemessen ist, unwirksame Arznei gegen gutes Geld zu verkaufen und zu verschreiben.



Ich würde Ihnen, lieber Zettel, ohne schlechtes Gewissen zehn Tütchen Gummibärchen für je 20 EUR verkaufen . Einen Betrug sehe ich da nirgends.
Es soll sogar ein einzelnes Gemälde (van Gogh?, Picasso?) für über 100 Millionen (Dollar glaube ich) gekauft worden sein.


Uwe Richard

--
Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – Eric A. Blair

Florian Offline



Beiträge: 3.171

14.07.2010 20:27
#19 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Homöopathie ist vor allem eines: unethisch.

Wenn ein Mediziner weiß, dass ein von ihm verschriebenes "Medikament" keinerlei Wirkstoff enthält (und lediglich auf einen Placebo-Effekt spekulieren kann), belügt er seinen Patienten.
Vielleicht in bester Absicht (der Placebo-Effekt kann ja per Definition nur bei einem nicht aufgeklärten Patienten funktionieren). Aber es bleibt eine Lüge. Und das ist unethisch.

Diese Lüge ist ja auch nicht ungefährlich.
Konkret sehe ich hier das Problem, den Patienten in falscher Sicherheit zu wiegen.
Es gibt ja immerhin Krankheiten, die eine schnelle Reaktion mit wirkstoffhaltigen Medikamenten erfordern.
Zum Beispiel heilbare Krebsarten.
Wenn nun der Patient im Vertrauen auf die Wirksamkeit eines homöopathischen Mittels eine schulmedizinische Behandlung nicht rechtzeitig veranlasst, kann das ggf. für ihn tödlich sein.

(Ich habe bis heute den Verdacht, dass mein Nachbar - ein glühender Verfechter der Homöopathie, der unbedingt auch ein Leber-Leiden homöopathisch behandelt haben wollte - auf diese Weise ums Leben kam).



Auch mir ist der Verbots-Ansatz des Herrn Lauterbach erst einmal etwas übel aufgestoßen. (Wenn in einer Marktwirtschaft ein Leistungsanbieter auf eine Nachfrage stößt, warum soll er sie nicht befriedigen dürfen?).
In diesem Falle finde ich Lauterbachs Argument aber nachvollziehbar:
Wenn eine Krankenkasse ein unwirksames Medikamt bezahlt, kann es dazu führen dass medizinische Laien sich in der falschen Sicherheit wiegen, eine funktionierende Behandlung bekommen zu haben. Dies gefährdet dann wirklich die öffentliche Gesundheit - und hier scheint ein Abrechnungs-Verbot ggf. schon angebracht.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

14.07.2010 20:35
#20 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Zettel
Der Arzt, der ein unwirksames Mittel verschreibt, und der Apotheker, der daran verdient, es zu verkaufen, entsprechen nicht dem ehrlichen Klempner. Sie sind wie ein Handwerker, der zur Reparatur einer Waschmaschine gerufen wird, sofort sieht, daß der Schlauch klemmt, aber die ganze Pumpe austauscht und dafür ein paar hundert Euro berechnet.


Eben nicht. Der Vergleich würde dann passen, wenn die Waschmaschine, obwohl nur der Schlauch verklemmt ist, nach der Schlauchentklemmung noch immer nicht funktioniert.

Das Problem ist ja, dass Krankheiten sehr subjektiv sind - bei manchen Schmerzen geht Person X noch normal zur Arbeit, und Person Y sitzt schon stöhnend in der Notaufnahme - und dass sich manche Zeitgenossen nach der Aussage des Arztes, das sei nichts Schlimmes und gehe vorbei (also das Analogon zur Schlauchentklemmung) eben nicht adäquat behandelt fühlen.

Hinzu kommt, dass die Globuli zwar etwas kosten, aber m.W. deutlich weniger als echte Präparate. Wenn die Kassen Homöopathie nicht mehr erstattet, was machen dann die ganzen etwas nervöseren Kranken? Bleiben sie dann daheim? Oder werden sie nicht vielmehr zum Arzt gehen und verlangen, dass er ihnen sonst irgend etwas verschreibt, das die Kassen dann viel teurer kommt, beim Krankheitsverlauf ebenso wenig hilft, dafür aber noch Nebenwirkungen hat?

--
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Bibliothekar Offline




Beiträge: 109

14.07.2010 22:39
#21 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Hajo schrieb:

Zitat
Als ich den Homöopathen wieder besuchte, habe ich ihm von meinen Beobachtungen berichtet, woraufhin er mir ein Buch in die Hand drückte, wo die Wirkungen und Symptome des Mittels beschrieben waren, welches ich offenbar eingenommen hatte. Es stimme dermaßen, daß ich zwar nicht alle Reaktionen des Mittels bekam, die das Buch auswies, aber alle Reaktionen die ich bemerkte als Symptome des Mittels beschrieben waren. Ich soll eine sog. "Erstverschlimmerung" erlebt haben. Nunja...



Nun ist es so, daß die Homöopathen gut ausgebildete Mediziner sind, die sehr wohl den Krankheitsverlauf abschätzen können. Auch wissen sie gut über die zeitlichen und symptomatischen Abläufe der Krankheiten bescheid. Die meisten allgemeinen Krankheiten haben die Eigenschaft auch ohne Medikamente, die oft nur lindernden Einfluß haben, zu heilen. Dies nutzen die Homäopathen gezielt aus und schreiben die Symptome des Krankheitsverlaufs der Wirkung des Mittels zu, denn man heilt ja Gleiches mit Gleichem. Der Patient freut sich und der Arzt auch, da es ihm Zuspruch sichert. Die zeitliche ausgeprägte Zuwendung zum Patienten ist meist nichts anderes als das Streicheln der Kuh vor dem Melken, der man ja auch noch ein Lied dazu singen soll.

Sofern der Homöopath kein echter Scharlatan ist, wird er einen Patienten, der eine ernsthafte Krankheit hat, immer mit konventionellen Methoden behandeln oder das Aufsuchen des Facharztes anordnen.

Beste Grüße B.

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

15.07.2010 12:39
#22 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Florian
Homöopathie ist vor allem eines: unethisch.
Wenn ein Mediziner weiß, dass ein von ihm verschriebenes "Medikament" keinerlei Wirkstoff enthält (und lediglich auf einen Placebo-Effekt spekulieren kann), belügt er seinen Patienten.
Vielleicht in bester Absicht (der Placebo-Effekt kann ja per Definition nur bei einem nicht aufgeklärten Patienten funktionieren). Aber es bleibt eine Lüge. Und das ist unethisch.


Das ist auch meine Meinung. Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie ein Arzt das überhaupt durchhält, seinen Patienten tagaus, tagein weiszumachen, sie bekämen ein wirksames Mittel, obwohl er weiß, daß sie nur Wasser oder Ethanol bekommen.

Aber wieviele Homöopathen gestehen sich ein, daß sie das wissen? Es gibt ein Nichtwissenwollen. Vielleicht ist ja doch etwas dran ... Es gibt so viele Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen unsere Schulweisheit ... usw.

Zitat von Florian
Wenn nun der Patient im Vertrauen auf die Wirksamkeit eines homöopathischen Mittels eine schulmedizinische Behandlung nicht rechtzeitig veranlasst, kann das ggf. für ihn tödlich sein.
(Ich habe bis heute den Verdacht, dass mein Nachbar - ein glühender Verfechter der Homöopathie, der unbedingt auch ein Leber-Leiden homöopathisch behandelt haben wollte - auf diese Weise ums Leben kam).


Ja, da wird es dann eindeutig unethisch, wenn der Arzt auch dann noch bei der Homöopathie bleibt, wenn der Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung besteht. Es wird behauptet, die meisten Ärzte mit einer "homöopathischen Zusatzausbildung" würden sich so nicht verhalten. Ich kann das nicht beurteilen.

Zitat von Florian
Auch mir ist der Verbots-Ansatz des Herrn Lauterbach erst einmal etwas übel aufgestoßen. (Wenn in einer Marktwirtschaft ein Leistungsanbieter auf eine Nachfrage stößt, warum soll er sie nicht befriedigen dürfen?).
In diesem Falle finde ich Lauterbachs Argument aber nachvollziehbar:
Wenn eine Krankenkasse ein unwirksames Medikamt bezahlt, kann es dazu führen dass medizinische Laien sich in der falschen Sicherheit wiegen, eine funktionierende Behandlung bekommen zu haben. Dies gefährdet dann wirklich die öffentliche Gesundheit - und hier scheint ein Abrechnungs-Verbot ggf. schon angebracht.

Das Problem - ich habe das ja in dem Artikel darzulegen versucht -, ist, daß zwar die Medikamente unwirksam sind, die Behandlung aber nicht oder jedenfalls nicht unbedingt.

Placebo-Effekte sind eben wirksame Effekte. Man kann durch ein Placebo in einem gewissen Umfang zum Beispiel die Wirkung eines Opiats simulieren; einschließlich des Effekts, daß der Opiat-Antagonist Naloxon diese Wirkung blockiert. Die Psychoneuroimmunologie hat viele Beispiele für psychische Einwirkungen auf somatische Erkrankungen zutage gefördert.

Herzlich, Zettel

Robert Z. Offline



Beiträge: 146

15.07.2010 13:13
#23 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Gorgasal
nur weil es keinen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit gibt [...] manche Mitmenschen sind results oriented.



Diese Mitmenschen nennt man Wissenschaftler, denn Resultate wären der wissenschaftliche Nachweis.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.082

15.07.2010 14:20
#24 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Robert Z.

Zitat von Gorgasal
nur weil es keinen wissenschaftlichen Nachweis ihrer Wirksamkeit gibt [...] manche Mitmenschen sind results oriented.


Diese Mitmenschen nennt man Wissenschaftler, denn Resultate wären der wissenschaftliche Nachweis.



Nein. Das Resultat in diesem Kontext ist, dass der Patient gesund wird. Wieso dem so ist und ob und über welchen Wirkmechanismus ein Medikament dazu beigetragen hat, interessiert den Wissenschaftler. Nicht notwendigerweise den Arzt. Und das finde ich nicht falsch.

Ich arbeite als Wissenschaftler in einem Unternehmen. Den Unterschied zwischen Wissenschaft und Resultaten erlebe ich jeden Tag. Die beiden Konzepte sind sicher nicht komplett disjunkt, aber sie sind ganz entschieden nicht deckungsgleich.

--
La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Robert Z. Offline



Beiträge: 146

15.07.2010 16:27
#25 RE: Pro und contra Homöopathie Antworten

Zitat von Gorgasal
Das Resultat in diesem Kontext ist, dass der Patient gesund wird.



Das wäre aber doch nur ein Resultat, wenn er eben wegen des Medikamentes wieder gesund wird. Sonst ist es nur ein zeitliches Zusammentreffen (entweder ein zufälliges oder eines aus einem anderen Grund).

Zitat von Gorgasal
über welchen Wirkmechanismus ein Medikament dazu beigetragen hat



Um die Wirksamkeit schulmedizinisch nachzuweisen muß der Wirkmechanismus nicht bekannt oder verstanden sein. Natürlich ist es sehr hilfreich um Wechsel- und Nebenwirkungen abzusehen, das Medikament zu verbessern und so weiter.

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