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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.08.2010 09:13
Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Dem Irak droht die Destabilisierung, weil die USA ihre Truppen nicht nach Erfordernissen und Möglichkeiten abziehen, sondern aufgrund eines starren Zeitplans.

Parallel dazu besteht die Wahrscheinlichkeit ein israelischer Militärschlag gegen die Nuklearrüstung des Iran; wenn auch vielleicht etwas später als geplant. Beides zusammen erzeugt die Gefahr eines Kriegs im Nahen Osten spätestens im kommenden Jahr.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

21.08.2010 10:01
#2 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Waere - weltpolitisch-geostrategisch - ein Krieg zwischen Iran und Irak/Saudi-Arabien, ein Krieg zwischen den islamischen Religionsgemeinschaften wirklich so schlimm, wie Sie andeuten, Zettel? (Abgesehen davon, dass Krieg immer schlimm ist, deshalb der Einschub weltpolitisch-geostrategisch).

Bedeutet ein Krieg zwischen einer islamischen Theokratie (Iran), einem islamisch-absolutistischen Staat (Saudi-Arabien) und einer islamischen Diktatur (Syrien) nicht eher das Ende des einen oder anderen undemokratischen Regimes (ich tippe auf den Iran und auf Saudi-Arabien), ein kurzfristiges Ende des terrors gegen Israel (die Terroristen werden sich gegenseitig umbringen). Gut, der Oelpreis wird steigen, aber der Westen vermindert ja gerade seine Abhaengigkeit vom Oel, wenn auch aus ganz anderen Gruenden (Klimaschutz).

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

21.08.2010 10:32
#3 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

In den 80ern hat der Krieg Irak vs. Iran kein Regime beendet.


Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.08.2010 13:37
#4 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Zitat von Zettel
Dem Irak droht die Destabilisierung, weil die USA ihre Truppen nicht nach Erfordernissen und Möglichkeiten abziehen, sondern aufgrund eines starren Zeitplans.


Dazu gestern dieser Bericht von Leila Fadel in der Washington Post. Auszug:

Zitat von Washington Post
"The Americans are leaving, and they didn't solve the problems," said Falah al-Naqib, a Sunni legislator from the secular Iraqiya bloc. "So far they've failed and left Iraq to other countries." (...) Now, every question begins with "what if?" What if the political vacuum unravels hard-earned security gains? What if, as U.S. influence wanes, neighboring countries fill the space left behind? What if a new government in this fledgling democracy never forms?

"It's a terrible time," said Joost Hiltermann, an Iraq expert with the International Crisis Group. "We always argued that the coincidence of a political and security vacuum would present a dangerous situation, and that's where we are now. If violence continues and insurgents get a foot in the door, what are the Americans going to do, with the limited resources they have?"


Obama ist dabei, alles zu verspielen, was im Irak mit großen Opfern erreicht worden war. Die Idee, einen militärischen Rückzug nicht von der aktuellen Lage abhängig zu machen, sondern von einem Monate zuvor verkündeten Zeitplan, war und ist absurd.

Aber schon der Senator Obama hatte das ja verlangt und dazu sogar einen Gesetzesentwurf eingebracht. Er wollte den Irak seinem Schicksal überlassen, und das will jetzt augenscheinlich auch der Präsident Obama.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.08.2010 13:43
#5 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Zitat von Dagny
Waere - weltpolitisch-geostrategisch - ein Krieg zwischen Iran und Irak/Saudi-Arabien, ein Krieg zwischen den islamischen Religionsgemeinschaften wirklich so schlimm, wie Sie andeuten, Zettel? (Abgesehen davon, dass Krieg immer schlimm ist, deshalb der Einschub weltpolitisch-geostrategisch).


Ja, Krieg ist immer etwas Fürchterliches, liebe Dagny. Ich gehöre vermutlich zu den wenigen hier im Forum, die als Kind noch den Krieg erlebt haben. Ich träume noch heute von den Sirenen bei Luftangriffen, von dieser Atmosphäre ohnmächtiger Angst, wenn wir im Keller saßen und die Bomben fielen.

Aber davon einmal abgesehen: Kein Krieg verläuft planbar. Was aus einem solchen Krieg werden würde, weiß niemand. Daß er Israel unberührt lassen würde, ist unwahrscheinlich. Die Türkei auf der einen und Ägypten auf der anderen Seite könnten hineingezogen werden. Und wie würden sich die mehr als 50.000 US-Soldaten verhalten, die noch im Irak stationiert sind?

Herzlich, Zettel

Franz Offline



Beiträge: 44

23.08.2010 15:50
#6 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Zitat
Das wäre eine unmittelbare Bedrohung für Saudi-Arabien und für Syrien, die sich würden wehren müssen.



Bei Syrien sehe ich das nicht so. Syrien wird von einer Aleviten-Clique regiert. Die syrischen Aleviten machen max. 10% der Bevölkerung aus, während die Sunniten fast 90% ausmachen. Die Beziehungen zwischen den Aleviten und den Sunniten sind, um es vorsichtig auszudrücken, sehr angespannt.Die einzige Chance für die Aleviten ihre Machtposition zu halten, ist ihre Beziehung zu dem Iran. Nicht ohne Grund ist Syrien seit den ersten Tagen der islamischen Revolution ein enger Verbündeter der Islamischen Republik Iran. Man weiss sehr wenig über die syrischen Aleviten. Aber aufgrund des Namens (Alevit ist abgeleitet von Ali, dem Schwiegersohn des Propheten, und gem. der Shia der sein einzig rechtmässiger Nachfolger) scheinen sie eine Art Shia Derivat zu sein.

Der Verlust der Macht in Syrien, könnte für die Aleviten unter Umständen auch das Ende ihrer physischen Existenz bedeuten. Durch einen Machzuwachs des Irans können sie nur gewinnen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.08.2010 17:57
#7 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Zitat von Franz
Syrien wird von einer Aleviten-Clique regiert. Die syrischen Aleviten machen max. 10% der Bevölkerung aus, während die Sunniten fast 90% ausmachen. Die Beziehungen zwischen den Aleviten und den Sunniten sind, um es vorsichtig auszudrücken, sehr angespannt.Die einzige Chance für die Aleviten ihre Machtposition zu halten, ist ihre Beziehung zu dem Iran.


Sie meinen Alawiten? (Aleviten sind eine liberale Konfession des Islam hauptsächlich in der Türkei). Mich würde, lieber Franz, Ihre Quelle interessieren, denn bisher hatte ich das anders in Erinnerung: Syrien ist ein säkularer Staat, in dem die Konfession eine untergeordnete Rolle spielt; auch wenn seit dem Putsch von Assad sen. die Alawiten das Militär dominieren.

Aber vielleicht irre ich mich - wo kann man das nachlesen, was Sie schreiben?

Herzlich, Zettel

Franz Offline



Beiträge: 44

23.08.2010 22:08
#8 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Lieber Zettel,

die syrischen Alawiten oder Alewiten sollen mit türkischen Alewiten nichts zu tun haben. Das wurde mir von verschiedenen türkischen Alewiten so gesagt. Dass Assad und seine Alewiten strikt für einen laizitischen Staat eintreten, ist kein Wunder, wenn man bedenkt, wie gering ihre Anzahl gegenüber den Sunniten ist, welche die Alewiten als Ketzer betrachten, die nach dem islamischen Recht -der Sharia- ihr Lebensrecht verwirkt haben. Folgend einige Links zu diesem Thema:

..A serious challenge arose in the late 1970s, however, from fundamentalist Sunni Muslims, who reject the basic values of the secular Baath program and object to rule by the Alawis, whom they consider heretical. From 1976 until its suppression in 1982, the arch-conservative Muslim Brotherhood led an armed insurgency against the regime. In response to an attempted uprising by the brotherhood in February 1982, the government crushed the fundamentalist opposition centered in the city of Hama, leveling parts of the city with artillery fire and causing many thousands of dead and wounded...
http://en.wikipedia.org/wiki/History_of_Syria

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...Und an den Schalthebeln der Kontrolle sitzt wiederum eine Minderheit: Die Familie Assad gehört zu den Alawiten, einer Strömung am Rande des schiitischen Islams, die lange als ketzerisch verfolgt wurde..
http://www.zeit.de/2007/09/Syrien.

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...Die Alawiten (auch: Alewiten Aleviten Nusairier) sind eine islamische Religionsgemeinschaft und haben ihren Namen von Ali ibn Abi Talib dem Schwiegersohn Mohammeds ...

...Man kann nur durch Geburt Alawit werden. Wie die Drusen haben sie eine stark esoterische Religion d.h. in die wichtigsten Lehren wird nur ein kleiner Teil eingeweiht und wird daher natürlich auch Außenstehenden gegenüber geheim gehalten. Ähnlich wie bei den Freimaurern sind daher viele Gerüchte über ihre Lehre und Praktiken im Umlauf die nicht überprüft werden können. Ihre Geheimhaltung entspringt der berechtigten Angst vor Verfolgung durch die anderen Muslime die sie nicht als solche anerkennen...
http://uni-protokolle.de/Lexikon/Alawiten.html

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...Ein Kennzeichen von Assads Politik ist die Unterdrückung der islamistischen Opposition. Es kommt unter anderem zu Terroranschlägen, die auf das Konto der Muslimbrüder gehen. Nach einem weiteren Anschlag in der Militärakademie 1979, dem 50 alawitische Kadetten zum Opfer fallen, geht die Regierung verschärft gegen die Muslimbrüder vor...
http://hagalil.com/lexikon/index.php?title=Syrien

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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.08.2010 00:33
#9 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Zitat von Franz
Folgend einige Links zu diesem Thema: ...

Vielen Dank! Allerdings scheint mir das, lieber Franz, alles nicht Ihre These zu stützen, daß Syrien von einer Alawiten-Clique regiert werde und daß deren einzige Chance, ihre Machtposition zu halten, in guten Beziehungen zum Iran liege.

Syrien ist einer der letzten arabischen Staaten, die noch säkular sind, wo also die Religion keine zentrale Rolle spielt (die anderen sind Jordanien und - mit Abstrichen - Ägypten; im Libanon spielt sie negativ eine zentrale Rolle in einem eigentlich säkularen Staat). Die Assads sind Alawiten; und sie konnten trotz dieses Handicaps nur deshalb an die Macht kommen, weil die Baath eben eine säkulare Partei ist.

Ich schreibe das immer mal wieder, weil ich den Eindruck habe, daß da mancher Irrtum herrscht:

Weder der arabische Nationalismus noch speziell der Konflikt um Israel hatten bis vor zwei bis drei Jahrzehnten viel mit dem Islam zu tun. Der arabische Nationalismus - sowohl der Nasserismus als auch der Baathismus - waren säkulare, in ihren verschiedenen Spielarten unterschiedlich stark auch sozialistische Bewegungen. Syrien als der letzte Baath-Staat ist das immer noch.

Daß Syrien im Augenblick gute Beziehungen zum Iran unterhält, hat, soweit ich sehe, nichts mit Religion zu tun; so, wie Syrien eben auch nicht von Alawiten beherrscht wird.

Syriens säkulare Führung sieht sich nur - wie die ägyptische - der Bedrohung durch den Islamismus ausgesetzt, und sie leitet diese Affekte der syrischen Massen gewissermaßen nach außen ab, indem sie die Hisbollah unterstützt. Darin trifft sie sich mit dem Iran, der die Hisbollah aus ideologischen Gründen unterstutzt, nämlich zur Vernichtung Israels.



Um zum ursprünglichen Punkt zurückzukommen: Falls der Iran den Irak faktisch übernehmen, dh von einer Quisling-Regierung regieren lassen sollte, wäre das eine unmittelbare Bedrohung Syriens, das dann mit seinen 20 Mio Einwohnern einem Block mit 100 Mio Einwohnern, mit den Ölressourcen des Irak und möglicherweise der persischen Atombombe, gegenüberstehen würde.

Daß die Assads Alawiten sind und daß relative viele Alawiten Führngspositionen im Militär haben, spielt in diesem Machtspiel dann sehr wahrscheinlich keine Rolle; zumal die Alawiten ja auch von den Schiiten mißtrauisch betrachtet werden und viele sie für gar keine richtigen Moslems halten.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.08.2010 09:29
#10 RE: Kriegsgefahr im Nahen Osten Antworten

Zitat von Zettel
Dem Irak droht die Destabilisierung, weil die USA ihre Truppen nicht nach Erfordernissen und Möglichkeiten abziehen, sondern aufgrund eines starren Zeitplans.


Dazu ein aktueller Bericht der NYT über eine Serie von 13 koordinierten Anschlägen in ebensovielen Städten am Mittwoch. Kommentar eines irakischen Lehrers: "Der Sturm bricht los".

Im selben Artikel ist zu lesen, daß doch noch so etwas wie eine Zeremonie zum Abzug geplant ist, für kommenden Dienstag. Bei dieser Gelegenheit soll der Mission der 50.000 Mann, die (vorerst) noch verbleiben, ein neuer Name gegeben werden: "New Dawn" - neue Morgendämmerung. Heraufdämmern dürfte das Chaos im Irak.

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