Es mag an der blumigen persischen Sprache liegen, vielleicht auch an der Übersetzung. Aber wie auch immer - die Worte, mit denen Ahmadinedschad seine neueste Waffe vorgestellt hat, sowie das Bild dazu schienen mir ein Zitat des Tages wert zu sein.
Zitat Der unbemannte Bomber ("Drohne"), den Ahmadinedschad vorstellte, trägt den Namen "Karrar". Er kann zwei 250-Pfund-Bomben oder eine 500-Pfund-Bombe tragen und hat eine Reichweite von 1000 km, kann also Israel erreichen.
Lt. iranischen Angaben, auf bisherigen Bildern war nur eine 250-Pfund Bombe zu sehen. Die 1000km Reichweite sind wahrscheinlich nur one-way und in größerer Höhe. Hat weder die Nutzlast und Reichweite eines Tomahawk-Marschflugkörpers noch die Ausdauer und Sensorausstattung einer Predator-Drohne. Insgesamt ein komisches Mittelding zwischen Zieldrohne und einem Marschflugkörper.
Mahmoud Ahmadinejad spielt den starken Mann. Nun mehrten sich die Zeichen, dass Israel den Iran angreifen könnte, sagt Nahost-Experte Udo Steinbach. Die ganze Region würde zu einem einzigen Pulverfass. ...
... Iran hat Busher zusammen mit Russland eingeweiht. Was wird Russland im Falle eines Angriffs tun? Russland hat in Bezug auf Iran schon immer eine ambivalente Rolle gespielt. Erst lieferten sie Bushehr die Brennstäbe nicht, weil Iran angeblich nicht dafür bezahlte, dann lieferten sie doch. Im Uno-Sicherheitsrat nahm Russland die Lieferung des Luftabwehrsystems S300 unter einem Vorwand von den Sanktionsbeschlüssen aus. Russland würde eine lautstarke Kampagne gegen einen Angriff auf Busher führen, militärisch und politisch kann Russland allein aber nichts tun...
Und auch hier, weil es grade so gut paßt:
Zitat http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2010/panoramairan110.html Panorama vom 12. August 2010 Zollkriminalamt bestätigt militärische Nutzung Iranische Kampfdrohnen: Deutsche Fabrikanten liefern Motoren Die Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen gegen einen Hersteller von Flugmotoren eingeleitet. Die Firma aus dem Rheinland wird verdächtigt, illegal Flugmotoren in den Iran geliefert und damit gegen § 34 des Außenwirtschaftsgesetzes verstoßen zu haben.
Das Zollkriminalamt in Köln bestätigt, dass derartige Flugmotoren im Iran für militärische Zwecke wie Kampfdrohnen genutzt werden: "Von der Ausstattung, von der Beschaffenheit und auch von der Antriebskraft her sagen unsere Experten eindeutig: das muss für Kampfdrohnen sein", sagt der Sprecher des Zollkriminalamts, Wolfgang Schmitz, dem Politikmagazin. Das Zollkriminalamt ist nicht direkt an diesen Ermittlungen beteiligt, aber für die Abwehr solcher Gefahren zuständig. Derzeit werde gegen mehrere deutsche Firmen wegen des illegalen Exports von Flugmotoren in den Iran ermittelt. Anklage in einem weiteren Verfahren In einem weiteren Verfahren hat das Landgericht Aachen wegen des illegalen Exports eines Flugmotors inzwischen sogar Anklage erhoben. Einem 50-jährigen Deutschen iranischer Herkunft wird vorgeworfen, den Motor - als Stromerzeugungsaggregat getarnt - in den Iran geschmuggelt zu haben.
Zitat http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Ich-rechne-mit-einem-Angriff/story/14955863 Mahmoud Ahmadinejad spielt den starken Mann. Nun mehrten sich die Zeichen, dass Israel den Iran angreifen könnte, sagt Nahost-Experte Udo Steinbach. Die ganze Region würde zu einem einzigen Pulverfass. ...
Vielen Dank für diesen Hinweis, liebe Nola. Steinbach bestätigt das, was vor ein paar Tagen in ZR zu lesen war.
die Sprache scheint auch mir verquast und einer Waffe nicht angemessen, aber das mag in der Tat am kulturellen Unterschied liegen. Bei der Ästhetik allerdings scheint mir der Hang, den Iran mit Nordkorea, Kuba und möglichst auch dem Kommunismus und dem NS-Regime gemeinsam zu nennen, bei ihnen etwas über die Stränge geschlagen zu haben. Mich erinnert das Foto eher an die Präsentationen neuer Automodelle (natürlich aber ohne die leicht bekleideten Hostessen), von Quartalsergebnissen oder neuen Softwaregenerationen.
Zitat von karstenduerotinBei der Ästhetik allerdings scheint mir der Hang, den Iran mit Nordkorea, Kuba und möglichst auch dem Kommunismus und dem NS-Regime gemeinsam zu nennen, bei ihnen etwas über die Stränge geschlagen zu haben. Mich erinnert das Foto eher an die Präsentationen neuer Automodelle (natürlich aber ohne die leicht bekleideten Hostessen), von Quartalsergebnissen oder neuen Softwaregenerationen.
Vielleicht haben Sie Recht. So ganz sicher war ich mir auch nicht, als ich das geschrieben habe. Mich erinnert das Bild sehr an den "sozialistischen Realismus", mit seiner Verherrlichung von Maschinen. Aber über Interpretationen läßt sich halt trefflich streiten.
Was meinen "Hang" angeht, lieber Karsten, hänge ich dem allerdings sehr ernsthaft an.
Ich halte den Begriff "Islamofaschismus" für falsch. Faschisten gab es in Italien und - mit Abstrichen - in Spanien. Die Nazis waren so wenig Faschisten, wie sie Kommunisten waren. Aber alles das waren und sind Spielarten des Totalitarismus mit seinen konstitutiven Merkmalen: Staatliche Durchdringung der ganzen Gesellschaft ("Gleichschaltung"); eine verbindliche Staatsideologie; Kontrolle der Bevölkerung durch eine Geheimpolizei, die außerhalb des Gesetzes steht; mehr oder weniger extremer Terror in Form willkürlicher Verhaftungen und manchmal willkürlicher Hinrichtungen.
Das sind die wichtigsten Merkmale des Kommunismus, des Faschismus, des Nazismus; und sie sind auch alle in den islamistischen Systemen vorhanden, die es bisher gegeben hat. Also vor allem das Mullah-Regime in Persien und das Regime der Taliban in Afghanistan. Im Sudan herrschen wohl ähnliche Verhältnisse.
Das heißt natürlich nicht, daß alle diese Spielarten des Totalitarismus im Einzelnen dieselben Merkmale aufweisen.
Meine erste Assoziation war auch die V1. Aviation Week ist ähnlich skeptisch: "The pictures show a rather crude unmanned aircraft, with a single-engine turbojet. The configuration suggests the missile, even if it can reach its advertised range, would not have much endurance and, therefore, appears more like a cruise missile than an armed unmanned aircraft. There are also no apparent beyond-line-of-sight communication means; in other words, it might be able to attack stationary targets, but would struggle to provide much utility against mobile or relocatable targets." Des weiteren gehen die Autoren davon aus, dass Israel nicht erreicht werden kann.
Iran stellt in letzter Zeit alle möglichen "state-of-the-art" mil-toys vor, die meisten scheinen aber eher Fake zu sein und vor allem der eigenen Beruhigung und dem Säbelrasseln nach aussen zu dienen. Wirklich schlimm wäre es gewesen wenn Russland S-300 Systeme geliefert hätte. Das ist bisher zum Glück nicht passiert. Die Stärke Irans liegt nicht im militärischen Bereich, sondern im politischen.
Nicht, dass wir uns missverstehen: Meine Zuneigung zu einem Staat, der mich auf diverse unterschiedliche Arten vom Leben in den Tod befördern würde, weil ich bin, wie ich bin, ist recht gering. Und die aufgezählten Merkmale halte ich ebenfalls für etwas Bekämpfenswertes. Ich neige nur bei der schlichten Gleichsetzung, die ja so gängig ist, zum Zweifel.
Zitat von karstenduerotinNicht, dass wir uns missverstehen: Meine Zuneigung zu einem Staat, der mich auf diverse unterschiedliche Arten vom Leben in den Tod befördern würde, weil ich bin, wie ich bin, ist recht gering. Und die aufgezählten Merkmale halte ich ebenfalls für etwas Bekämpfenswertes. Ich neige nur bei der schlichten Gleichsetzung, die ja so gängig ist, zum Zweifel.
Gelichsetzung, wie schon gesagt, ist falsch. Jede Spielart des Totalitarismus ist anders; deshalb ist es auch eben falsch, den Nazismus mit dem Faschismus gleichzusetzen. Und ebenso hat der Islamismus seine Besonderheiten und ist kein Islamofaschismus.
Die Offensichtlichste ist natürlich, daß die Staatsideologie hier eine Religion ist und nicht eine "Weltanschauung" oder ein "Wissenschaftlicher Sozialismus". Eine zweite, damit zusammenhängende Besonderheit der islamistischen Variante des Totalitarismus ist, daß er auch in das Sexualleben hineinregiert; wenigstens dort haben die Nazis, die Faschisten, die Kommunisten die Leute einigermaßen in Ruhe gelassen (sieht man von der verbrecherischen Verfolgung der Homoxeuellen durch die Nazis ab).
Eine weitere Gemeinsamkeit übrigens, die zu erwähnen ich vergessen hatte, ist der expansionistische Drang totalitärer Systeme. Die Kommunisten tun es nicht unter der Weltrevolution; die Nazis wollten Herren ganz Europas sein; Mussolini versuchte noch im Zwanzigsten Jahrhundert ein Kolonialreich zu schaffen, ein neues Imperium Romanum. Dieser Expansionismus kennzeichnet jetzt auch den Mullah-Staat, der die Vorherrschaft im Nahen Osten anstrebt.
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