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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.072 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.09.2010 12:05
Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Interessante Befunde, die Symantec/Norton da gestern vorgestellt hat.

fedchan Offline



Beiträge: 129

09.09.2010 13:26
#2 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Hallo und Guten Tag.

Ich mag verbildet und zu empfindlich sein, aber mich irritiert es ein bisschen, wenn alle Straftaten pauschal als "Verbrechen" bezeichnet werden, was so nicht richtig ist. Ich zitiere das Strafgesetzbuch:

§ 12 Verbrechen und Vergehen
(1) Verbrechen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit Freiheitsstrafe von einem Jahr oder darüber bedroht sind.
(2) Vergehen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit einer geringeren Freiheitsstrafe oder die mit Geldstrafe bedroht sind.

Damit relativiert sich vielleicht auch:

Zitat
Irgendwie haben wir in Deutschland, so scheint es, eine Neigung, Verbrechen nicht Verbrechen zu nennen. Das gilt beispielsweise auch für die Verbrechen von Politkriminellen, die das Eigentum anderer beschädigen oder vernichten, Polizisten angreifen oder - auch Sachbeschädigung ist ein Verbrechen - Zirkusplakate zerstören


Sachbeschädigung (§ 303 StGB) ist kein Verbrechen, auch die 'normale' Körperverletzung (§ 223) nicht. Erst die schwere Körperverletzung (§ 226) hat eine Mindesstrafe von einem Jahr.

Das mag nach Haarspalterei klingen, aber unsereins lernt zu Beginn der Ausbildung, dass Kriminalität ein ubiquitäres Phänomen ist, also in jeder Gesellschaftsschicht vorkommt, und von jeder Person auch Straftaten begangen werden. In dem Lichte ist es vielleicht angemessen, den harten Begriff "Verbrechen" doch zu reservieren für richtig schlimme Sachen.

Gruß, fedchan

Thorwald Offline



Beiträge: 10

09.09.2010 14:17
#3 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Wenn man der Wikipedia glauben kann, ist der Ausdruck "crime" Oberbegriff für (u. a.) felonies, misdemeanors und infraction (die wohl unseren Ordnungswidrigkeiten entsprechen). Dann fällt es zumindest einem deutschen Juristen schwer, crime mit Verbrechen zu übersetzen, weil der Ausdruck Verbrechen als Fachterminus (wie von dargelegt)eine besondere Bedeutung hat. Eine Übersetzung mit Straftaten wäre auch problematisch, da crime auch Vorgänge betrifft, die eher Ordnungswidrigkeiten darstellen, die nach deutschen Verständnis keine Strataten sind. Insofern bietet es sich an, crime eher mit Kriminalität zu übersetzen.

Ich glaube daher, dass es für eine derartige Übersetzung Sachgründe gibt, die sich aus der unterschiedlichen Bedeutung der Begriffe und ihrem Kontext ergeben, und es kein Beispiel für eine Verharmlosung von Straftätern ist. Auch die 68er dürften daran unschuldig sein. Auf einem anderen Blatt steht allerdings die selektive Wahrnehmung von Straftaten und die unterschiedliche bereitschaft, Straftaten als solche zu bezeichnen. Dies ist in der Tat ein Problem, der allerdings nicht an Übersetzungsfragen festgemacht werden kann.

Gruß
Thorwals

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.09.2010 14:37
#4 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Zitat von fedchan
Damit relativiert sich vielleicht auch:

Zitat
Irgendwie haben wir in Deutschland, so scheint es, eine Neigung, Verbrechen nicht Verbrechen zu nennen. Das gilt beispielsweise auch für die Verbrechen von Politkriminellen, die das Eigentum anderer beschädigen oder vernichten, Polizisten angreifen oder - auch Sachbeschädigung ist ein Verbrechen - Zirkusplakate zerstören


Sachbeschädigung (§ 303 StGB) ist kein Verbrechen, auch die 'normale' Körperverletzung (§ 223) nicht. Erst die schwere Körperverletzung (§ 226) hat eine Mindesstrafe von einem Jahr.



Ich habe, lieber fedchan, die Angewohnheit, bei Aussagen, deren ich mir nicht sicher bin, vor der Publikation Informationen zu besorgen, so gut ich das in einer vernünftigen Zeit kann.

Da ich mir nicht sicher war, ob Sachbeschädigung in die Rubrik Verbrechen fällt, habe ich gegoogelt und bin als erstes auf diesen Bericht vom 27. 8. 2010 gestoßen, in dem ein brandenbuger Jugendkommissariatsleiter Ronny Vollbrecht zitiert wird:

Zitat von Märkische Allgemeine
Im Havelland werden überdurchschnittlich viele Verbrechen von Menschen unter 21 Jahren begangen. (...) Typische Verbrechen sind demnach Straßenraub, Sachbeschädigung und Gewaltdelikte.


Damit schien mir die Sache klar zu sein, und ich habe das so geschrieben.

Auf Ihren Beitrag hin - für den ich Ihnen danke, ich bin für solche Korrekturen immer dankbar - habe ich versucht, mich genauer sachkundig zu machen. Paragraph 303 StGB lautet:

Zitat von § 330 StGB
(1) Wer rechtswidrig eine fremde Sache beschädigt oder zerstört, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache nicht nur unerheblich und nicht nur vorübergehend verändert.

(3) Der Versuch ist strafbar.


Der Unterschied zwischen Vergehen und Verbrechen wird in Paragraph 12 StGB definiert:

Zitat von § 12 StGB
(1) Verbrechen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit Freiheitsstrafe von einem Jahr oder darüber bedroht sind.

(2) Vergehen sind rechtswidrige Taten, die im Mindestmaß mit einer geringeren Freiheitsstrafe oder die mit Geldstrafe bedroht sind.

(3) Schärfungen oder Milderungen, die nach den Vorschriften des Allgemeinen Teils oder für besonders schwere oder minder schwere Fälle vorgesehen sind, bleiben für die Einteilung außer Betracht.


Es geht also um das Mindestmaß. Somit haben Sie Recht und der Jugendkommissariatsleiter Vollbrecht hat ebenso Unrecht wie ich, der sich auf ihn verlassen hatte.

Danke nochmal; ich werde das gleich korrigieren; mit Dank an Sie.

Herzlich, Zettel

vivendi Offline



Beiträge: 663

09.09.2010 14:45
#5 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Diese Studie sieht mir allzu sehr nach Data Dredging (Baggern, um Daten - und vor allem statistische Aussagen - zu finden), nicht zuletzt deshalb weil Symantec ein klares Interesse an solchermassen präsentierten Ergebnissen hat.

Ich bezweifle, dass die Mehrzahl der "Befragten" überhaupt eine Ahnung haben, was Cyber-Kriminalität ist und ob sie davon betroffen sind.

fedchan Offline



Beiträge: 129

09.09.2010 14:52
#6 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Hallo und Guten Tag, nochmal.

Zitat von Thorwald
Eine Übersetzung mit Straftaten wäre auch problematisch, da crime auch Vorgänge betrifft, die eher Ordnungswidrigkeiten darstellen, die nach deutschen Verständnis keine Strataten sind. Insofern bietet es sich an, crime eher mit Kriminalität zu übersetzen.



Ich würde "Delikt" vorschlagen. Das meint - jedenfalls, wenn man den Begriff weit versteht - sowohl Straftaten wie auch OWis.

Gruß, fedchan

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.09.2010 14:55
#7 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Zitat von Thorwald
Wenn man der Wikipedia glauben kann, ist der Ausdruck "crime" Oberbegriff für (u. a.) felonies, misdemeanors und infraction (die wohl unseren Ordnungswidrigkeiten entsprechen). Dann fällt es zumindest einem deutschen Juristen schwer, crime mit Verbrechen zu übersetzen, weil der Ausdruck Verbrechen als Fachterminus (wie von dargelegt)eine besondere Bedeutung hat. Eine Übersetzung mit Straftaten wäre auch problematisch, da crime auch Vorgänge betrifft, die eher Ordnungswidrigkeiten darstellen, die nach deutschen Verständnis keine Strataten sind. Insofern bietet es sich an, crime eher mit Kriminalität zu übersetzen.


Auch Ihnen, wie fedchan, Dank für die Klarstellung. Ich habe jetzt die letzten Absätze des Artikels umgeschrieben, mit Dank an fedchan und Sie.

Herzlich, Zettel

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

09.09.2010 15:29
#8 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Lieber Zettel,

Zitat von Zettel
Interessante Befunde, die Symantec/Norton da gestern vorgestellt hat.



also ich weiß nicht: Leuten zu glauben, deren Schlangenöl ( http://de.wikipedia.org/wiki/Schlangenöl ) jedes ICMP-Paket als "Angriff" meldet oder bspw. Portscans prinzipiell als böse Sache darstellt, ist doch reichlich optimistisch - vorsichtig formuliert.

MfG

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.09.2010 15:43
#9 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Zitat von RexCramer

Zitat von Zettel
Interessante Befunde, die Symantec/Norton da gestern vorgestellt hat.


also ich weiß nicht: Leuten zu glauben, deren Schlangenöl ( http://de.wikipedia.org/wiki/Schlangenöl ) jedes ICMP-Paket als "Angriff" meldet oder bspw. Portscans prinzipiell als böse Sache darstellt, ist doch reichlich optimistisch - vorsichtig formuliert.



Wenn ich die Meldung richtig verstehe, lieber RexCramer, handelt es sich um das, was Nutzer in 14 Ländern in einer Umfrage über ihre Erfahrungen gesagt haben. Ich glaube eher nicht, daß die schon mal was von Schlangenöl gehört haben.

Mehr würde mich interessieren, wo Norton denn die Daten über die Kosten und die Dauer einer polizeilichen Aufklärung her hat.

Was die Norton-Software angeht - ich hatte sie auf meinem vorausgehenden Rechner, meine Frau hat sie jetzt auf ihrem. Man kann da ja sehr viel einstellen, gerade was die Firewall angeht. Und man kann auch einstellen, was man sich anzeigen läßt. Ich hatte in diesem Punkt eigentlich nie Schwierigkeiten mit Norton, sondern eher zB bei der Verlängerung des Abos.

Herzlich, Zettel

RexCramer ( gelöscht )
Beiträge:

09.09.2010 16:00
#10 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Lieber Zettel,

Zitat von Zettel
Wenn ich die Meldung richtig verstehe, lieber RexCramer, handelt es sich um das, was Nutzer in 14 Ländern in einer Umfrage über ihre Erfahrungen gesagt haben. Ich glaube eher nicht, daß die schon mal was von Schlangenöl gehört haben.



sicher ist da ganz uneigennützig und neutral gefragt worden ...

Zitat von Zettel
Was die Norton-Software angeht - ich hatte sie auf meinem vorausgehenden Rechner, meine Frau hat sie jetzt auf ihrem. Man kann da ja sehr viel einstellen, gerade was die Firewall angeht. Und man kann auch einstellen, was man sich anzeigen läßt. Ich hatte in diesem Punkt eigentlich nie Schwierigkeiten mit Norton, sondern eher zB bei der Verlängerung des Abos.



Das sind ja sensationelle Qualitätsmerkmale! Soweit ich weiß, sind auch am Kinderspielzeug von Playskool Knöpfe zum Drehen dran.

Und wenn Sie die FAQs gelesen hätten, die ich Ihnen mal verlinkt habe, die in den einschlägigen Sicherheitsnewsgroups jedem Anfänger erst einmal genannt werden, könnten Sie jetzt sogar mit dem Begriff Firewall etwas anfangen.

MfG

vivendi Offline



Beiträge: 663

09.09.2010 16:39
#11 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Zitat von Zettel
Mehr würde mich interessieren, wo Norton denn die Daten über die Kosten und die Dauer einer polizeilichen Aufklärung her hat.


Ich würde mich schon sehr wundern, wenn die Polizei bei jedem Benutzer auf Anzeige hin auf dessen PC nach Viren, Bots u. ä.suchen und damit den Fall "aufklären" würde (womöglich durch Festnahme des entsprechenden Viren-Schreibers). Ich wundere mich auch, wie Norton zu dieser Aussage kommt.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.09.2010 17:13
#12 RE: Marginalie: Verbrechen im Internet Antworten

Zitat von RexCramer
Und wenn Sie die FAQs gelesen hätten, die ich Ihnen mal verlinkt habe, die in den einschlägigen Sicherheitsnewsgroups jedem Anfänger erst einmal genannt werden, könnten Sie jetzt sogar mit dem Begriff Firewall etwas anfangen.


Nö, lieber Rex. Bittebitte erklären! Sonst ...

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