Ein "Aufstand" in der CDU, das hätten sie gern gesehen, viele Journalisten unserer Leitmedien. Wie sie nun titeln, nachdem daraus leider nichts geworden ist, steht in diesem Zitat des Tages.
Daß große Teile des deutschen Journalismus vertazt sind, schreibe ich mit einer gewissen Hartnäckigkeit immer wieder. Denn das ist nicht nur ein Symbol der Mehltau-Epoche, sondern es hat sie auch wesentlich bewirkt.
Daß der Journalist ein Dienstleister ist, der vorrangig Informationen zu liefern hat, so wie der Bäcker Brötchen, das hat man diesen Journalisten nicht beigebracht. Sie haben stattdessen gelernt, daß Journalisten dazu da sind, den Menschen, die das allein nicht hinbekämen, zu einem Verständnis der Welt zu verhelfen.
Natürlich nicht zu irgendeinem, sondern zum einzig wahren, also einem "linksliberalen".
Zitat ... unter deren Kanzlerschaft Deutschland besser durch die Wirtschaftskrise gekommen ist als jedes andere vergleichbare Land.
haben Sie sich denn inzwischen wenigstens Argumente zusammenbasteln können, die dafür sprechen, daß die Regierung etwas damit zu tun hat? Oder erfahren wir dbzgl. auch weiterhin nichts von Ihnen?
Auf Argumente anderer sind Sie bisher ebenfalls nicht eingegangen, die einen Blick darauf werfen, worin Deutschland stark ist und was das mit weltwirtschaftlichen Veränderungen zu tun hat.
Zitat Wir haben hier ein Beispiel unter vielen dafür, wie tendenziös, wie vertazt die Berichterstattung vieler deutscher Medien geworden ist. Man macht gar nicht mehr den Versuch zur Sachlichkeit, zu einer neutralen Berichterstattung.
Das scheint mir eine treffende Beschreibung Ihrer Artikel zu sein, wenn Merkel drin vorkommt (und nur dann; alle anderen sind hervorragend). Da gibt es auch keine Sachlichkeit, denn Sie bringen Merkel ständig mit positiven Entwicklungen (Deutschland sei eben nicht nur vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, sondern daß das unter ihrer Kanzlerschaft geschehen ist, wird ausdrücklich erwähnt) in Verbindung, liefern aber keinerlei Begründung.
So geht das laufend. Bspw. haben Sie in diesem Artikel geschrieben: "Wir hatten ausgezeichnete Kanzler wie Adenauer, Brandt, Schmidt, Kohl und jetzt Merkel." Über die großen Kanzler hatten Sie ja schon vor längerer Zeit ausführlich berichtet, aber darüber, was Merkel für diese Umschreibung qualifiziert, erfährt man nichts.
Es scheint so, als wollten Sie "den Menschen, die das allein nicht hinbekämen, zu einem Verständnis der Welt verhelfen", aber eben weder zu einem "linksliberalen" noch in allen anderen Artikeln zu irgendeinem, sondern eben dazu, was Merkel angeblich für eine tolle Kanzlerin sei. Warum auch immer.
der Spiegel Titel war mir heute morgen genauso ins Auge gesprungen: Viel deutlicher kann ein 'Journalist' seinen Hunger nach Skandal oder Untergang kaum formulieren. Mit Berichterstattung oder selbst mit Kommentar hat das nichts mehr zu tun. Das ist unverhohlene Agitation.
Der lokale Radiokommentator hat übrigens ganz einfach darauf hingewiesen, dass Merkels letzte Wahl kürzer vor den Bundestagswahlen war und es in Anbetracht dessen (taktisch) auch höhere Zustimmungsergebnisse gab. Damit kann man das jetzige Ergebnis nicht vergleichen. Es war ein Kommentar mit Informationsgehalt, ob ich dem zustimme oder nicht.
alles richtig, bis auf die Annahme, in anderen Ländern gebe es unbedingt höhere journalistische Standards. Dass z.B. spanische Zeitungen eher neutral über entfernte, deutsche Vorkommnisse berichten, erscheint mir normal. Dafür garnieren sie Meldungen der spanischen Politik allzu oft mit wertenden Formulierungen, wie ich aus Anschauung weiß.
Zitat von RexCramerEs scheint so, als wollten Sie "den Menschen, die das allein nicht hinbekämen, zu einem Verständnis der Welt verhelfen", aber eben weder zu einem "linksliberalen" noch in allen anderen Artikeln zu irgendeinem, sondern eben dazu, was Merkel angeblich für eine tolle Kanzlerin sei. Warum auch immer.
Lieber RexCramer,
eher wird der Ayatollah Khamenei zum Katholizismus konvertieren, als daß wir beide uns über die Kanzlerin einig werden.
Ich fürchte, da müssen wir beide das Urteil der Geschichte abwarten.
Was die Rolle der Wirtschaftspolitik für die Wirtschaft angeht, bin ich als Nicht-Nationalökonom so naiv, das zu glauben, was ich ständig lese - daß es nämlich gute und schlechte Wirtschaftspolitik gibt und daß sich das daran zeigt, wie gut die Indikatoren unter den betreffenden Regierungen sind.
Aber vielleicht irre ich mich ja; nur muß ich dann mit diesem Irrtum leben.
Zitat von ZettelWas die Rolle der Wirtschaftspolitik für die Wirtschaft angeht, bin ich als Nicht-Nationalökonom so naiv, das zu glauben, was ich ständig lese - daß es nämlich gute und schlechte Wirtschaftspolitik gibt und daß sich das daran zeigt, wie gut die Indikatoren unter den betreffenden Regierungen sind.
Keine Wirtschaftspolitik ist die beste Wirtschaftspolitik. Diesen Satz kann man jetzt so oder so lesen - aber er stimmt immer Und was das Verändern von Rahmenbedingungen angeht, darf man schon sehr skeptisch sein, ob sich das in einer Amtszeit einer Regierung sichtbar auswirkt, geschweige denn in einem Jahr. Zwar wurde bisher fast allen Regierungen die Lage der Wirtschaft gutgeschrieben bzw. angelastet, aber das ist nur wenig mehr als ein "post hoc ergo propter hoc". Interessant ist allerdings in der Tat, wie unterschiedliche Medien jetzt damit umgehen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von MartinDer lokale Radiokommentator hat übrigens ganz einfach darauf hingewiesen, dass Merkels letzte Wahl kürzer vor den Bundestagswahlen war und es in Anbetracht dessen (taktisch) auch höhere Zustimmungsergebnisse gab. Damit kann man das jetzige Ergebnis nicht vergleichen.
Ja, so ist es. Ein Ergebnis von über 90 Prozent wurde bisher noch bei jedem Parteivorsitzenden als ein ausgezeichnetes Ergebnis gewertet. Ob es nun ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger sind, hängt ja oft auch von Faktoren wie zB der Zusammensetzung der Delegationen ab.
Wenn man überhaupt an solchen Ergebnissen Kritik übt, dann sollte sie meines Erachtens eher in die Richtung gehen, daß derartige Werte verdächtig nah an kommunistische Wahlergebnisse herankommen. Ich würde es begrüßen, wenn es ein ehrlicheres Bild gäbe. Merkel hat sicher eine solide Mehrheit in der CDU, aber vermutlich doch erheblich mehr als zehn Prozent Gegner.
Zitat von RaysonKeine Wirtschaftspolitik ist die beste Wirtschaftspolitik. Diesen Satz kann man jetzt so oder so lesen - aber er stimmt immer Und was das Verändern von Rahmenbedingungen angeht, darf man schon sehr skeptisch sein, ob sich das in einer Amtszeit einer Regierung sichtbar auswirkt, geschweige denn in einem Jahr. Zwar wurde bisher fast allen Regierungen die Lage der Wirtschaft gutgeschrieben bzw. angelastet, aber das ist nur wenig mehr als ein "post hoc ergo propter hoc". Interessant ist allerdings in der Tat, wie unterschiedliche Medien jetzt damit umgehen.
Ich könnte mir denken, daß viel wichtiger als die Wirkung einzelner Maßnahmen das allgemeine Klima unter einer Regierung ist. Wer investiert, möchte Planungssicherheit haben.
Unter einer Regierung, von der zu erwarten ist, daß sie sich ständig neue Belastungen für die Wirtschaft ausdenkt, fehlt das; zu besichtigen unter Rotgrün, als in den Regierungsparteien laufend über neue und/oder höhere Steuern debattiert wurde, zu besichtigen jetzt unter Obama mit seiner Politik der Erhöhung von Steuern und Abgaben und dem Verplempern riesiger Summen, die in irgendwelche grünen Projekte und dergleichen fließen.
Die Erfolge von Ludwig Erhard und später Karl Schiller dürften vor allem daran gelegen haben, daß beide eine Kompetenz vermittelten, die Vertrauen und damit Sicherheit erzeugte.
Seine erste Geschichte als Journalist für die „New York Times“ handelte über einen Golf-Caddy. Vorher hatte er in der Abteilung für Nachrufe gearbeitet, erzählt der heute 77-Jährige. „Man muss die Menschen so genau kennen lernen, dass man glaubt zu wissen, was sie denken“, berichtet der US-Amerikaner, der einer der Mitbegründer des „New Journalism“ ist. Gay Talese war im Rahmen des Literaturfestivals „lit.Cologne“ zu Gast im Kölner Bürgerhaus Stollwerck, in dem das 3sat-Kulturmagazin „Scobel“ dem „New Journalism“ eine ganze Sendung widmete.
Dieser Gay Talese hatte einst gewarnt: "Sie lügen alle! Man darf ihnen nichts glauben! Niemals!" Gemeint hatte er die Politiker. Seine Aufforderung an die Journalisten, ihre Arbeit zu tun und der Wahrheit gemäß zu berichten, erklärte er so:
Zitat „Viel zu viele Journalisten sehen die Welt nur durch einen kleinen Bildschirm“, sagt Talese und erntet Applaus. Die Kollegen würden sich damit selbst umbringen – und zwar aus reiner Faulheit. Gerade in Zeiten, in denen es bei vielen auf schnelle, kurze Informationen ankomme, hätte längere Reportagetexte eine gute Chance. Quasi „kontrazyklisch“. Die Botschaft des Abends der Grandseigneurs des „New Journalism“ ist ein Auftrag an die Journalisten des Landes: „Rausgehen – und nicht den Lügen glauben.“ (Sebastian A. Reichert)
Stattdessen werden die Journalisten ins Kanzleramt zu "geheimen" Treffs gebeten und das wohl nicht nur zum Kaffee.
"Die freien Medien sind ja sozusagen ein Teil des Lebenselixiers jeder Demokratie." Das sagte Frau Merkel im März d.J. zu jungen Journalisten. Stimmt, kann man so unterstreichen, aber Jakob Augstein fand da treffende Worte in einem Interview mit der SZ, die er in "der Freitag" publizierte:
Zitat Sie gab den jungen Kollegen wohlmeinende Ratschläge mit auf den Weg: "Wenn man langfristig groß herauskommen will, ist, würde ich sagen, eine doppelte Quellenbefragung immer wichtig." Und bewies überhaupt viel Einfühlungsvermögen für das Wirken der Presse: "Ihre Tätigkeit ist natürlich auch eine sehr spannende Tätigkeit", sagte sie, "mein Plan für den Tag ist meistens schon fertig. Sie hingegen können gespannt darauf warten, was an dem Tag passiert und was Eingang in Ihre Arbeit findet." Was Angela Merkel da gesagt hat war nur scheinbar von ergreifender sprachlicher und gedanklicher Schlichtheit. Es war bezeichnend dafür, dass Journalisten und Politiker sich heute mitnichten als Gegner verstehen, sondern als Partner. Merkel hat zu den Journalisten geredet als seien sie Mitarbeiter einer Abteilung im Kanzleramt.
Und auch die "Berliner Journalisten" schrieben ebenfalls dazu: "Es war bezeichnend dafür, dass Journalisten und Politiker sich heute mitnichten als Gegner verstehen, sondern als Partner"
Reicht es, daß Zeitungen ihr Einkommen nur noch über Werbung, diese geschaltet von konformen Lobbyisten, beziehen? Die Distanz zwischen Politik und leider auch Wirtschaft und Journaille ist nicht mehr gegeben, die Zeitungen sind zum zahnlosen Tiger geworden nur noch beindruckend durch ihre "bunte" Aufmachung und Erscheinung, sowie als nützlicher Idiot in Talk-Runden mit Alibifunktion. Wie ist das eigentlich mit der Berufsehre? Die einen haben keine mehr und quatschen deshalb bei den anderen "Auslaufmodellen" so lange hinein, bis auch diese sich endlich dem MS beugen.
♥lich Nola
"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002
Zitat Natürlich nicht zu irgendeinem, sondern zum einzig wahren, also einem "linksliberalen".
Mit Ausnahme der Zwangsgebührenanstalten unterliegen die Medien marktwirtschaftlichen Gesetzen, abhängig von Abonnenten, Kioskkäufern und Anzeigenkunden und wenn das nun mal "Linksliberale" sind, kann ich das auch nicht ändern, wobei ich allerdings das Liberale mit der Lupe suchen muss. Ich finde salonlinker Hoffartjournalismus treffender.
Ich betätige mich lediglich als Trittbrettfahrer, wenn ich mir die Zumutungen der kleinen Volkserzieher von taz, Stern, SpOn Süddeutschen, Zeit, FR und FAZ antue, da ich leider kein Abonnement habe, dass ich wütend kündige könnte. Der Leser bekommt von "seinem" Blättchen das, was er erwartet, lediglich bei den ÖR kann ich auf Objektivität pochen, die aber leider nicht gegeben ist. Bei den Internetauftritten der oben angebenen Medien spielen noch ein paar andere Gesichtspunkte eine Rolle, die die Laufkundschaft zum Verweilen und Wiederkehren einladen sollen. Allerdings hat hier lediglich der Marktführer SpOn seine Hausaufgaben gemacht, und schreibt, wie es gefällt.
Auffällig ist allerdings der qualitative Niedergang der "ZEIT", wie Du schon an anderer Stelle angemerkt hast. Sie liest sich wie eine Schülerzeitung, deren Redakteure sich auf einer Veganerparty des Grünen Jungspießertums kennengelernt haben und "auch mal was schreiben" wollen. Aber vielleicht ist Charlotte Roche mittlerweile Chefredakteurin und keiner hat es mitbekommen.
Zitat von NolaUnd auch die "Berliner Journalisten" schrieben ebenfalls dazu: "Es war bezeichnend dafür, dass Journalisten und Politiker sich heute mitnichten als Gegner verstehen, sondern als Partner"
Ja, so ist es wohl. Man ist aufeinander angewiesen.
Der Journalist ist im harten Wettbewerb auf die Gunst von Politikern angewiesen, die ihm diese oder jene Information zustecken, die ihn im Kanzlerflugzeug mitreisen lassen (oder das verwehren) usw. Der Politiker will, daß viel und positiv über ihn berichtet wird. Do ut des.
Allerdings ist zuviel Hofberichterstattung schlecht für die Karriere eines Journalisten. Er muß im Ruf einer gewissen Unabhängigkeit bleiben. Das ist ein Problem, die richtige Balance zu finden.
Letztlich ist auch hier, scheint mir, wieder der freie Markt das A und O. Die Konsumenten sind ja nicht dumm. Die beliebtesten TV-Journalisten beispielsweise waren und sind diejenigen, die Unabhängigkeit erkennen lassen - einst Leute wie Gerd Ruge und Friedrich Notwottny, heute zum Beispiel Claus Kleber.
Zitat von C. Auffällig ist allerdings der qualitative Niedergang der "ZEIT", wie Du schon an anderer Stelle angemerkt hast. Sie liest sich wie eine Schülerzeitung, deren Redakteure sich auf einer Veganerparty des Grünen Jungspießertums kennengelernt haben und "auch mal was schreiben" wollen. Aber vielleicht ist Charlotte Roche mittlerweile Chefredakteurin und keiner hat es mitbekommen.
Schockierender finde ich allerdings den Zustand der "Welt", deren Online-Ausgabe ich mittlerweile fuer unlesbar halte. Nicht nur, dass die inhaltliche Ausrichtung seit dem Abgang dieses Schweizers zur Weltwoche an stark an Qualitaet und Originalitaet verloren hat, vielmehr gibt es mittlerweile genug Tage, an denen man welt.de von bild.de nur noch anhand des katastrophalen orthographischen Niveaus von Welt-Online unterscheiden kann.
Zitat von Zetteleher wird der Ayatollah Khamenei zum Katholizismus konvertieren, als daß wir beide uns über die Kanzlerin einig werden.
das stimmt ja nicht (worauf ich übrigens auch schon mehrfach eingegangen bin, was aber "natürlich" auch unbeantwortet von Ihnen geblieben ist): Sie bringen keine Argumente, sondern wenn es um Merkel geht, ignorieren Sie die Beiträge anderer, weichen aus oder werden persönlich, wenn Sie auf dünnem Eis stehen, nur damit Merkel keine Kratzer bekommt.
Solange eine Diskussion gar nicht erst stattfindet, gibt es m. E. auch keine Uneinigkeit, denn auf Begründungen anderer nicht einzugehen und keine eigenen zu haben, ist kaum die geeignete Basis dafür, eine Meinung als quasi neben anderen auf einer Ebene zu verorten, nur eben mit anderem Inhalt. Das ist eher wie mit Linken: Mit denen kann man meistens auch nicht diskutieren, denn man kann argumentieren, wie man will, am Ende wird selbst der größte Blödsinn kurzerhand als "andere Meinung" deklariert.
Zitat von ZettelIch fürchte, da müssen wir beide das Urteil der Geschichte abwarten.
Warum? Zur Situation bspw. im Irak äußern Sie sich doch auch, oder nicht? Und Sie sagen nicht, man müsse erst warten und "das Urteil der Geschichte abwarten", um zu beurteilen, was Obama veranstaltet, sondern geben Ihre Ansicht ab und begründen diese auch, richtig?
Begründungen können sich natürlich als falsch herausstellen, aber wie wollen Sie denn jemals Erkenntnisse gewinnen, wenn man es nicht wenigstens versucht? Sie sagen anderen gelegentlich, hier im Forum würde argumentiert, oder Sie erklären, wie eine wissenschaftliche Vorgehensweise aussieht, winken aber selber immer ab, wenn es um Merkel geht ...
Zitat von ZettelWas die Rolle der Wirtschaftspolitik für die Wirtschaft angeht, bin ich als Nicht-Nationalökonom so naiv, das zu glauben, was ich ständig lese - daß es nämlich gute und schlechte Wirtschaftspolitik gibt und daß sich das daran zeigt, wie gut die Indikatoren unter den betreffenden Regierungen sind.
Aha. Wir halten fest: Es gibt also gute und schlechte Wirtschaftspolitik sowie Indikatoren, die über den Zustand der Volkswirtschaft Aufschluß geben.
Erweitern wir unser kleines Modell noch ein wenig: Ist Ihnen bekannt, daß Deutschland nicht alleine auf der Welt ist und Deutsche mit Ausländern regen Handel usw. betreiben, die deutsche Wirtschaft also mit dem Rest der Welt verflochten ist? In Ihren Artikeln, wenn Sie davon schreiben, daß "Deutschland besser als jedes andere Land durch die Krise gekommen ist", kommt zwar der Rest der Welt nie vor, sondern immer nur sowas wie die "tolle Arbeit" von Merkel, aber ich gehe mal davon aus, daß Sie schon von einem Kontinent namens Asien gehört haben, wo derzeit kräftig bei deutschen Unternehmen bestellt wird. Um mal eine Größenordnung zu nennen, wie stark der Einfluß des Auslands auf die deutsche Wirtschaft ist, sei nur die Exportquote genannt, die deutlich oberhalb der 40 % liegt.
Wir sehen also, wir sind nicht alleine, wir bleiben bei weitem nicht unberührt davon, was im Rest der Welt passiert. Das bedeutet, daß die Regierung gar keinen vollständigen Einfluß auf die Wirtschaft hat. Nationale Wirtschaftspolitik könnte also überkompensiert werden durch die zahlreichen Verbindungen zum Ausland. Bspw. könnte es sein, daß die Regierung eine sehr gute Wirtschaftspolitik betreibt, aber die Wirtschaft trotzdem den Bach runtergeht, aber genauso wäre es möglich, daß die eigene Wirtschaftspolitik grottenschlecht ist, aber die Wirtschaft so richtig brummt. Man kann das momentan im Automobilmarkt sehen, denn die hiesigen Verkäufe brechen ein, während die Automobilhersteller gleichzeitig gut zu tun haben, weil aus dem Ausland ordentlich bestellt wird. Aber es geht noch weiter: Auch wenn der Einfluß des Auslands sich nicht verändern sollte und die Regierung gar nichts macht, kann es trotzdem rauf oder runter gehen. Schließlich besteht "die Wirtschaft" aus Staat, Unternehmen und privaten Haushalten, jeweils aus vielen Personen, die ständig unzählige Entscheidungen treffen und persönliche Präferenzen haben, die alle Rückwirkungen auf das Gesamtsystem haben, so daß es sich grundsätzlich um einen dynamischen Prozeß handelt. Wie Sie hoffentlich gemerkt haben, kommen wir hier ohne eine genauere Untersuchung nicht weiter. Wir können aber festhalten: Ihre Behauptung, die Sie Ihren Lesern regelmäßig unterjubeln wollen, die Regierung mache gute Arbeit, weil Deutschland gut durch die Krise gekommen sei, ist so pauschal unhaltbar.
Sie schaffen es nicht, zwischen Merkel und der Regierung und der durchaus guten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland einen Zusammenhang herzustellen. Sie hätten also auch schreiben können, Deutschland sei gut durch die Krise gekommen, während in China ein Fahrrad umgefallen ist. Mehr Substanz hat Ihr Kommentar bisher nicht, das sei während Merkels Kanzlerschaft geschehen. Was Sie machen, ist nichts weiter, als auf eine Korrelation hinzuweisen. Sie zeichnen also etwa den Verlauf der Storchenflüge und Geburtenrate in ein Diagramm und rufen: "Seht mal her!" Aber solange Sie nicht tatsächlich einen Storch beobachten, der sich mit einem Baby im Schnabel im Landeanflug auf ein Schlafzimmer befindet, haben Sie gar nichts.
Und darum geht es hier: Aus Indikatoren Rückschlüsse zu ziehen auf die Arbeit der Regierung, kann bei den vielen unterschiedlichen Faktoren, die einen mehr oder weniger starken Einfluß haben, nicht funktionieren. Sie können daran noch nicht einmal ablesen, ob die Regierung überhaupt etwas macht. Niemand erwartet hier von Ihnen eine fundierte ökonomische Analyse bis in alle Einzelheiten. Das könnten Sie ohne einen Apparat von Fachleuten und Daten gar nicht leisten. Aber was Sie tun können, ist sinngemäß, sich mit einem Fernglas auf die Lauer zu legen, um die Störche zu beobachten. Wenn die Regierung nichts tut, betreibt sie auch keine Wirtschaftspolitik. Da Sie aber unterstellen, die jetzige Koalition würde eine gute Wirtschaftspolitik betreiben, müssen Sie schon sagen können, was sie macht. Analog zu oben müssen Sie Maßnahmen der Regierung beobachten können, die prinzipiell geeignet sind, einen Zusammenhang unterstellen zu können. Andernfalls hätten Sie nichts weiter als eine Korrelation. Da Sie also sagen, daß die Regierung gute Arbeit und eine gute Wirtschaftspolitik macht, verlangt zwar keiner von Ihnen eine fachlich anspruchsvolle Analyse, aber Sie müssen zumindest die Maßnahmen der Regierung darstellen können. Wie diese zu bewerten sind, kann man dann sehen. Aber hier scheitern Sie ja schon: Ich habe Sie bereits mehrmals gefragt, welche Maßnahmen die Regierung ergriffen, was Sie getan hat, wenn Sie mal wieder eine Behauptung wie oben aufgestellt haben, aber noch nie eine Antwort bekommen.
Falls Sie meinen, Sie seien damit überfordert, die Arbeit der Regierung wenigstens zu beschreiben, dann könnten Sie ja zumindest einmal sagen, was Sie "ständig lesen", wie Sie sagen. Das wäre immerhin ein Anfang.
MfG
P.S.: Angesichts der stark steigenden Verschuldung trotz vermeintlicher Überwindung der Krise, müßte ich die Frage stellen, wenn ich zynisch wäre, wielange wir uns diese "tolle Arbeit" der Regierung wohl noch leisten können, bis wir total pleite sind ...
Die Art und Weise, wie Sie hier immer und immer wieder von einer grandios nüchternen, von Verantwortungsethik getriebenen und weise das Land lenkenden Kanzlerin phantasieren, die es so in der Realität wohl nie gegeben hat und nie geben wird, ist schon sehr hart an der Grenze.
An Rex Kramer und Notquite: Ich möchte einmal kurz meine Meinung sagen, wie es bei einer rotgrünen Regierung ausgesehen hätte: Wir hätten weitere Steuererhöhungen ( wobei bereits 20 Prozent der Steuerzahler 80 Prozent der Steuern herbeibringen.Es würden mehr Produktionszweige ausgelagert werden, weil die Wirtschaft nicht gleichzeitig innen Hochlöhne und nach draußen den Wettbewerb bedienen kann.Ich finde es auch gut, daß bei unverhofft mehr Steuereinnahmen nicht gleich wieder ein Gießkannensystem eingesetzt wird, sondern auf eine Konsolidierung geachtet wird. Ihre Tonlage gefällt mir auch nicht gerade, dafür bringen Sie nicht gerade überzeugendere Argumente. Gruß, Inger
Zitat von notquiteDie Art und Weise, wie Sie hier immer und immer wieder von einer grandios nüchternen, von Verantwortungsethik getriebenen und weise das Land lenkenden Kanzlerin phantasieren, die es so in der Realität wohl nie gegeben hat und nie geben wird, ist schon sehr hart an der Grenze.
Lieber notquite,
Sie, RexCramer und ich müssen damit leben, daß wir die Kanzlerin unterschiedlich beurteilen.
Ich gehe davon aus, daß Sie und RexCramer zu Ihrem Urteil mit guten Gründen gekommen sind und daß Sie keineswegs phantasieren.
Auch ich bin zu meinem Urteil mit guten Gründen gekommen. Nicht jeder, der anderer Meinung ist als Sie, muß deshalb schon ein Phantast sein.
Zitat von ZettelAuch ich bin zu meinem Urteil mit guten Gründen gekommen. Nicht jeder, der anderer Meinung ist als Sie, muß deshalb schon ein Phantast sein.
Tja, nur weigern Sie sich offenbar auch weiterhin, Gründe zu nennen.
Ich nehme an, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich zukünftig anpasse und mit Ihren Beiträgen so umgehe, wie Sie das mit meinen machen, also Ihnen bspw. eine "stark affektiv gefärbte Ablehnung" u. ä. unterstelle, ohne dabei auf sachliche Argumente einzugehen oder eigene zu bringen.
Zitat von Zettelzu besichtigen unter Rotgrün, als in den Regierungsparteien laufend über neue und/oder höhere Steuern debattiert wurde
Das ist nur die halbe Wahrheit. In die Zeit von Rot-Grün fielen sowohl die von den betroffenen Unternehmen überwiegend begrüßte Reform des Körperschaftsteuergesetzes (Halbeinkünfteverfahren mit 25% Steuersatz auf Ebene der Gesellschaft), die Steuerfreiheit der Veräußerung von Tochtergesellschaften sowie eine signifikante Absenkung des Spitzensteuersatzes bei der Einkommensteuer. Rot-Grün hätte demnach wirtschaftspolitisch eine der erfolgreichsten Regierungen aller Zeiten sein müssen.
Nein, die entscheidenden Veränderungen werden nicht von den Regierungen angestoßen, sondern sie ergeben sich als Anpassungen der Wirtschaftssubjekte auf neue Gegebenheiten. So viel Unheil unsere Regierungen sonst noch anzurichten pflegen, wenigstens halten und hielten sich ihre Versuche, Industriepolitik a la francaise zu betreiben, in engen Grenzen, so dass dieses Land nicht zuletzt von einem flexiblen Mittelstand profitiert, der auf das hohe Lohnniveau mit hochspezialisierter Nischenproduktion geantwortet hat, die er auf dem Weltmarkt fast konkurrenzlos anbietet. Solche Veränderungen, die natürlich sehr allmählich erfolgen, sind entscheidender als alles hektische Herumrütteln der Politik an irgendwelchen Stellschrauben.
Dass Erhards Zeit heute als Erfolg gilt, hat natürlich zum einen damit zu tun, dass er sich in der entscheidenden Frage, nämlich der Grundsatzentscheidung für die Marktwirtschaft, durchsetzen konnte (der Regierung Adenauer haben wir dann allerdings auch die ersten dicken Missgriffe zu verdanken, deren Folgen wir demnächst spüren werden). Und nicht zuletzt damit, dass es eben eine andere Zeit war. Von Null kommt man schneller auf zehn als von neunzig auf hundert.
Ob man die Wirtschaftpolitik Schillers aber als erfolgreich bezeichnen kann, darf bezweifelt werden. Seiner Ägide (und der von Strauß) haben wir den Einzug des Keynesianismus in die deutsche Wirtschaftsordnung zu verdanken. Schiller glich hier allerdings dem Zauberlehrling, denn als getreu der Lehre Keynes' Zeit für das Gegensteuern war, folgte ihm seine Partei nicht mehr und er warf das Handtuch. Danach befanden wir uns aus Sicht der folgenden Bundesregierungen nur noch in Phasen, die steigende Staatsausgaben erforderlich machten. Die Politik hat einen "halben Keynesianismus" (der ungefähr so gut funktioniert wie eine Schweinehälfte stehen kann) für ihre Zwecke als geeigneter erkannt, denn nur mit dem kann man sich Wählergruppen gewogen stimmen.
Sicher könnte eine grundlegend miese Politik auch die besten Unternehmer und die fähigsten Mitarbeiter in die Verzweiflung treiben. Aber in unserem System, das praktisch nur aus Kompromissen besteht, kann jede Art von Politik nur sehr begrenzt umgesetzt werden. Das ist schlecht, wenn dringend Reformen her müssen, aber es ist gut, wenn die Wirtschaft ihre Hausaufgaben erledigt hat.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Inger2Ich möchte einmal kurz meine Meinung sagen, wie es bei einer rotgrünen Regierung ausgesehen hätte: Wir hätten weitere Steuererhöhungen ( wobei bereits 20 Prozent der Steuerzahler 80 Prozent der Steuern herbeibringen.Es würden mehr Produktionszweige ausgelagert werden, weil die Wirtschaft nicht gleichzeitig innen Hochlöhne und nach draußen den Wettbewerb bedienen kann.Ich finde es auch gut, daß bei unverhofft mehr Steuereinnahmen nicht gleich wieder ein Gießkannensystem eingesetzt wird, sondern auf eine Konsolidierung geachtet wird.
Fast genau 4 Wochen später, liebe Inger, stimmt das alles schon nicht mehr. Das Gieskannensystem wird nur nicht im Inland, dem Steuerzahler zugute kommen, davon profitieren Länder, die mit spätestens 60 Jahren in Rente gehen sollen (und das noch unter Protest) während hier der "gemeine" Arbeitnehmer bis 67 arbeiten soll, damit - was vorhersehbar ist - die Rente gekürzt wird, weil für mindestens 80% der Arbeitnehmer die Rente mit 65 noch nicht mal erreicht wird, sondern früher stattfinden muß.
Also UNSER Geld wird schon ausgegeben, ganz sicher sogar, wir befinden uns in einer Staats-Verschuldung deren Größenordnung dazu führen wird, das Deutschland auch als Wirtschaftsstandort kaputt gehen wird. Die eine und einzigste Akzeptanz, die wir seit Kriegsende weltweit hatten, ist unser Portemonnaie.
Erstmals spannt Brüssel seinen Euro-Rettungsschirm auf, und Berlin ist mit 6,1 Milliarden dabei. Ob zu Recht, entscheidet demnächst das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.
Die Professoren Joachim Starbatty, Karl Albrecht Schachtschneider, Wilhelm Hankel und Wilhelm Nölling, die mehrfach vergeblich den Euro juristisch attackiert hatten, haben diesmal gute Erfolgsaussichten. Anders als in früheren Fällen hat das Bundesverfassungsgericht ihre Klage gegen den 750-Milliarden-Rettungsschirm für den Euro angenommen und die Bundesregierung in eine Art „Zweifrontenkrieg“ gezwungen: Karlsruhe verlangt eine schlüssige Begründung dafür, warum die sogenannte „Non-Bail-Out-Klausel“ des Lissabon-Vertrags (die Finanzhilfen ausdrücklich untersagt) außer Kraft gesetzt wurde. Und das Volk will wissen, warum im eigenen Lande gespart, dennoch der Schuldenberg um weitere 48 Milliarden erhöht und gleichzeitig unsolide Haushaltsführung in Partnerländern unterstützt werden soll.
Liebe Inger, ich wünsche Dir eine gute vorweihnachtliche Zeit.
♥lich Nola
"Die Wahrheit vor der Wahl - das hätten Sie wohl gerne gehabt." – Sigmar Gabriel, zu angeblichen rot-grünen Steuererhöhungsplänen, Rheinische Post, 1. Oktober 2002
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