Vor drei Jahren versetzte die Behauptung Deutschland in Aufregung, in der Umgebung von KKWs gebe es gehäuft Fälle von Leukämie. Jetzt also angeblich in der Umgebung des Endlagers Asse.
Damals gab es keinen Hinweis auf einen Kausalzusammenhang. Auch jetzt nicht, jedenfalls bisher nicht. Aber wen kümmert das, wenn es um das Schüren von Angst geht?
Wenn Journalisten statistische Meldungen völlig ohne Hinterfragen weiterverbreiten, frage ich mich immer: ist es Bosheit, Verschwörung oder einfach Unkenntnis? Oder eine gefährliche Mischung aus allen drei Zutaten? Im Grunde würde es reichen, wenn diese Journalisten die Artikel zu diesem Thema in Zettels Raum lesen und verstehen würden, dazu vielleicht noch das kleine Büchlein »So lügt man mit Statistik« von Walter Krämer.
Viele Journalisten halten sich wohl für so klug, dass sie Statistik nicht verstehen müssen. Das vermute ich, weil nicht nur in Beziehung auf Atomkraft so viel Blödsinn geschrieben wird, sondern auch auf vielen anderen Gebieten. Dabei ist es eigentlich wirklich nicht schwer, eine Statistik zumindest kritisch zu hinterfragen und im Zweifel eben auch mal eine Meldung wegzulassen.
(Off-topic zum Thema Atomenergie, aber passend zum Thema Statistik): Gestern und heute konnte man in vielen Zeitungen und auf vielen Webseiten eine dpa-Meldung lesen, wonach die durchschnittliche britische Frau pro Jahr 24 Paar(!) Schuhe kauft und 598 Stunden pro Jahr zum Shopping geht. Das sei das Ergebnis einer Umfrage, die die Veranstalter einer Mode- und Beautymesse in Auftrag gegeben haben. Da wird in der deutschen Presse von Focus bis Stern und vom Weserkurier bis zur Sächsischen Zeitung noch nicht mal ansatzweise nachgefragt, ob diese Stichprobe vielleicht vorsortiert gewesen sein könnte. Vermutlich wurden Leserinnen von Modezeitschriften oder Käuferinnen in Modeboutiquen befragt. Und natürlich ist das Ergebnis verzerrt. Eine Google-Suche zeigt aber, wie sich diese Meldung fast schon epidemisch verbreitet hat (online fast überall auch noch mit dem selben dpa-Foto und mit der dummen Bemerkung, dass britische Frauen »auf großem Fuß« leben).
Wenn solche Meldungen in unserer Presse massenweise abgedruckt werden, müssen wir uns doch nicht wundern, dass über Leukämie-Cluster genauso oberflächlich berichtet wird.
Zitat von stefanolixWenn Journalisten statistische Meldungen völlig ohne Hinterfragen weiterverbreiten, frage ich mich immer: ist es Bosheit, Verschwörung oder einfach Unkenntnis?
Erschütternd. Ebenso wie die Leserreaktionen auf diesen Artikel über Nordkorea in der Welt Online. Wie man auch nur den Versuch machen kann, einen Gefängnis- und Hungerstaat zu verteidigen, liegt komplett jenseits meines Vorstellungsvermögens.
Zitat von Thomas PauliErschütternd. Ebenso wie die Leserreaktionen auf diesen Artikel über Nordkorea in der Welt Online.
Ein lesenswerter Artikel. Leider findet sich das alte Märchen von 10.000 Geschützen, die auf Soul zielen wieder, in verschärfter Form: Wenn auch nur zehn der zehntausend nordkoreanischen Geschütze vor den Toren Seouls Atomgranaten verschössen – dann nützten den USA Präzisionswaffen wenig. Das hat wenig mit der Realität zu tun: a, Nordkorea hat keine Atomgranaten. b, Von Seoul bis zur Grenze sind es ca. 50km. Nur die 170mm Koksan Geschütze haben überhaupt diese Reichweite. Die Anzahl der verbunkerten Stellungen in Grenznähe ist klein. Ein Hobby-Analyst hat einmal 17 solcher Stellungen ausgemacht: http://www.militaryphotos.net/forums/sho...h-Korea-strikes!-(2009) Die wahre Gefahr für Seoul sind SCUDs und deren Derivate, die möglicherweise einen nuklearen Sprengkopf haben. Und B- und C-Waffen, die Nordkorea in Massen besitzt.
Zitat von stefanolixWenn Journalisten statistische Meldungen völlig ohne Hinterfragen weiterverbreiten, frage ich mich immer: ist es Bosheit, Verschwörung oder einfach Unkenntnis?
Der verantwortliche Redakteur beim NDR muss entlassen werden. Von Politikern wird erwartet, dass sie für ihre (Un-)Taten die Verantwortung ziehen. Das sollte man auch von Journalisten erwarten dürfen.
Guten Morgen, einen Fehler habe ich gefunden: Die Schachtanlage Asse ist ein Endlager für Schwach- und Mittelradioaktive Abfälle, also gerade nicht Brennelemente. Nebenbei bemerkt ist die auf der Oberfläche vorhandene radioaktive Strahlung ausschließlich natürlichen Ursprungs. Durch die Abfälle in der Asse Schachtanlage kommt da nichts dazu.
Zitat von FrodeGuten Morgen, einen Fehler habe ich gefunden: Die Schachtanlage Asse ist ein Endlager für Schwach- und Mittelradioaktive Abfälle, also gerade nicht Brennelemente.
Danke! Ist korrigiert. Das war ein ärgerlicher, dummer Fehler. Zumal es erst richtig dagestanden hatte, wie man an der URL des Artikels sehen kann. Dann habe ich es nachträglich verschlimmbessert.
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