Sinn ist nicht nur einer der international angesehensten deutschen Ökonomen, sondern auch ein messerscharfer Analytiker und ein allen Allerweltsweisheiten gegenüber kritisch eingestellter Kopf. Nicht, dass ich ihm überall zustimmen würde, aber seine fachliche Autorität ist unumstritten (unter Fachleuten; Laien pflegen ihre ökonomische Inkompetenz gerne durch Gegnerschaft zu Sinn zu belegen). Wenn es darum geht, Sachverhalte wirtschaftlich zu beurteilen, würde ich auf sein Urteil enormen Wert legen und es dann mit einem Faktor diskontieren, der ausdrückt, dass Sinn kein "Austrian" ist
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von RaysonSinn ist nicht nur einer der international angesehensten deutschen Ökonomen, sondern auch ein messerscharfer Analytiker und ein allen Allerweltsweisheiten gegenüber kritisch eingestellter Kopf. Nicht, dass ich ihm überall zustimmen würde, aber seine fachliche Autorität ist unumstritten (unter Fachleuten; Laien pflegen ihre ökonomische Inkompetenz gerne durch Gegnerschaft zu Sinn zu belegen). Wenn es darum geht, Sachverhalte wirtschaftlich zu beurteilen, würde ich auf sein Urteil enormen Wert legen und es dann mit einem Faktor diskontieren, der ausdrückt, dass Sinn kein "Austrian" ist
Danke, lieber Rayson.
Ich kann das fachlich nicht beurteilen, bin aber bei dem, was er sagt und schreibt, von der Klarheit und Präzision seiner Äußerungen immer wieder beeindruckt.
Wenn du, fachlich kompetent, auch noch bestätigst, daß es state of the art ist, dann freut mich das natürlich besonders.
Zitat von RaysonSinn ist nicht nur einer der international angesehensten deutschen Ökonomen, sondern auch ein messerscharfer Analytiker und ein allen Allerweltsweisheiten gegenüber kritisch eingestellter Kopf. Nicht, dass ich ihm überall zustimmen würde, aber seine fachliche Autorität ist unumstritten (unter Fachleuten; Laien pflegen ihre ökonomische Inkompetenz gerne durch Gegnerschaft zu Sinn zu belegen). Wenn es darum geht, Sachverhalte wirtschaftlich zu beurteilen, würde ich auf sein Urteil enormen Wert legen
Rayson, ich gebe Dir hier in fast allem recht. Aber unter Fachleuten heisst hier eben nicht unter Professoren für Volkswirtschaftslehre. Sinn zieht seien Autorität, die er bei mir hat, aus seinem scharfen analytischen Verstand, nicht aber aus nennenswerter Forschungsleistung im Sinne von peer review. Sinn hat etwa seit Jahren keine bedeutende Veröffentlichung in internationalen Zeitschriften. Ende der 80er, Anfang der 90er sah das anders aus, aber ich war sogar überrascht, als ich ebene seien Webside besuchte, überhaupt welche zu finden. Das macht ihn nicht schlecher (in manchen Augen sogar besser), zeigt aber, dass gute Forscher ausmacht, die etwas zu sagen hat, nicht immer diejenigen sind, die in den großen Zeitschriften veröffentlichen. Jedenfalls in Ökonomie.
Zitat von dirkDas macht ihn nicht schlecher (in manchen Augen sogar besser), zeigt aber, dass gute Forscher ausmacht, die etwas zu sagen hat, nicht immer diejenigen sind, die in den großen Zeitschriften veröffentlichen. Jedenfalls in Ökonomie.
Wie in den meisten empirischen Wissenschaften dürfte ja auch in Ökonomie Teamforschung überwiegen. Könnte es nicht sein, daß Sinn nur darauf verzichtet, seinen Namen unter bzw. jeden Artikel zu setzen, der in seinem Team entsteht?
Man läßt dann, wenn man selbst genug an Renommé hat, oft diejenigen als Autoren fungieren, die das für ihre noch bevorstehende Karriere brauchen. So habe ich es gehalten. Es gibt natürlich auch Chefs, die unbedingt überall als Koautor auftreten wollen.
Zitat von ZettelKönnte es nicht sein, daß Sinn nur darauf verzichtet, seinen Namen unter bzw. jeden Artikel zu setzen, der in seinem Team entsteht?
Gut, das kann ich nicht ausschließen. Aber sagen Sie ist das wirklich üblich? Für mich klingt das Weglassen eines Koautors mit bedeutendem Einfluss wie ein Schmücken mit falschen Lorbeeren. Bei formalen Prüfungsleistungen wie Diplomarbeiten, Dissertationen oder Habilitationen wäre das ein Täuschungsmanöver. Beim Aufbau der Reputation, der Bewerbung für offene Stellen, nicht?
Zitat von dirkGut, das kann ich nicht ausschließen. Aber sagen Sie ist das wirklich üblich? Für mich klingt das Weglassen eines Koautors mit bedeutendem Einfluss wie ein Schmücken mit falschen Lorbeeren. Bei formalen Prüfungsleistungen wie Diplomarbeiten, Dissertationen oder Habilitationen wäre das ein Täuschungsmanöver. Beim Aufbau der Reputation, der Bewerbung für offene Stellen, nicht?
Nein, so meinte ich das nicht, lieber Dirk. In einer Arbeitsgruppe sind ja oft viele an einer Untersuchung beteiligt. Der eine hat die Idee, andere arbeiten - in einer experimentellen Disziplin - die Experimente aus, andere führen sie durch, werten sie aus, man setzt sich zusammen und diskutiert, dann schreiben vielleicht einige an dem Manuskript.
Wer der "Hauptautor" ist, kann man oft auswürfeln. Oder man kann es eben so machen, daß diejenigen, die das für ihre Karriere brauchen, vorn auf die Autorenliste gesetzt werden. Das heißt nicht, daß sie das nicht verdient hätten; aber andere hätten das eben genauso.
Manchmal macht man es so, daß die Autoren alphabetisch aufgeführt werden. Was auch wieder ungerecht ist. Denn wenn man dann zum Beispiel nicht Wiesengrund heißt, sondern Adorno, dann hat das den Vorteil, daß man der Erstautor ist.
Auf diese Weise wurde Adorno der vielzitierte Autor ("Adorno et.al") eines vielzitierten Buchs, zu dem er nur wenig beigetragen hatte.
Zitat von ZettelWer der "Hauptautor" ist, kann man oft auswürfeln. Oder man kann es eben so machen, daß diejenigen, die das für ihre Karriere brauchen, vorn auf die Autorenliste gesetzt werden.
Ja, aber alle Autoren, die einen signifikanten Beitrag leisteten, werden als Autoren aufgeführt. Vorne oder hinten, egal, sie sind Autoren!?
Zitat von ZettelWer der "Hauptautor" ist, kann man oft auswürfeln. Oder man kann es eben so machen, daß diejenigen, die das für ihre Karriere brauchen, vorn auf die Autorenliste gesetzt werden.
Ja, aber alle Autoren, die einen signifikanten Beitrag leisteten, werden als Autoren aufgeführt. Vorne oder hinten, egal, sie sind Autoren!?
Richtig. Aber was "signifikant" ist, das kann man eben unterschiedlich definieren.
Aber egal wie die Sache mit den Autoren nun ist: Sinn hat mit dem Standardparadigma der modernen Makroökonomie nicht viel am Hut. (etwas anders mag das in seinem zweiten Berecih, der Finanzwissenschaft, sein)
Zitat von dirkAber unter Fachleuten heisst hier eben nicht unter Professoren für Volkswirtschaftslehre.
Nicht? Ich hatte, z.B. als vor einiger Zeit Sinn mal irgendein Jubiläum beging, einen anderen Eindruck. Sicher, er publiziert jetzt nicht mehr viel oder praktisch gar nichts mehr, aber das war, wie du sagst, vor einigen Jahren eben genau anders, so dass er in der Hitliste des Handelsblatts ganz oben auftauchte, was die Zahl der Publikationen in der Karriere angeht (und eben auch unter US-Kollegen einen Namen hat). Für mich wirkt das so, dass er mal gezeigt hat, dass er's kann und es jetzt eben nicht mehr nötig hat. Über den ifo-Job hinaus dürfte er wohl keine weiteren Karriereschritte mehr anstreben, so dass er auch darauf verzichten kann, dem Publikationsaffen Zucker zu geben. Zumal, und damit haue ich wohl in dieselbe Kerbe wie du, "yet another model" nicht gerade das ist, was die Welt von Ökonomen z.Zt. erwartet...
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Zitat von RaysonIch hatte, z.B. als vor einiger Zeit Sinn mal irgendein Jubiläum beging, einen anderen Eindruck.
Nun eine Jubiläumsveranstaltung ist vielleicht nciht der Ort, an dem man kritische Stimmen hört. Mein Eindruck ist, dass Sinn, ähnlich wie die Mitgliedern des Sachverständigenrates, etwas abfällig betrachtet wird (a la Schwätzer oder Dampfplauderer), weil er häufig zu aktuellen Themen Stellung nimmt und verbale Analysen vornimmt, statt sich in einer simplizistischen formalen Scheinwelt der Computersimulationen zu ergehen.
Nun meiner Meinung nach sollte ein Ökonom aber genau das tun. Die Modelle sind nichts mehr Denkfiguren, an denen man den gesunden Meschenverstand schleift, aber argumentiert sollte mit letzterem werden und nicht mit einem Artefakt. Ich hoffe der Trend geht wieder in die Richtung. Abwarten.
Ansonsten sind wir ja einer Meinung, sowohl was Sinn angeht als auch den Publikationsaffentanz.
EDIT: Ich möchte klarstellen, dass meine Bezeichnung "Publikationsaffentanz" sich nur auf die Ökonomie bezieht, weil in diesem Fachgebiet oftmals ( meiner Meinung nach) falsche Anreize gesetzt werden
Zitat von dirkNun eine Jubiläumsveranstaltung ist vielleicht nciht der Ort, an dem man kritische Stimmen hört.
Na, das mag ja richtig sein, aber es reicht für das, was ich damit sagen wollte, ja vielleicht schon aus, dass man den Jubilar überhaupt kennt Das bezieht sich jetzt insbesondere auf die ausländischen Ökonomen.
Dass Modellbauer abschätzig auf jene herabblicken, die ihr Tun nicht für den Heiligen Gral halten, kann ich mir natürlich gut vorstellen.
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Zitat von RaysonDass Modellbauer abschätzig auf jene herabblicken, die ihr Tun nicht für den Heiligen Gral halten, kann ich mir natürlich gut vorstellen.
Ja, aber das ist das Paradigma. Es gibt quasi keine Veröffentlichung, die verbal ist. Alles ist entweder empirisch oder ein mathematisches Modell. Beide Arten zu arbeiten sind ja für sich genommen gar nicht schlecht, aber manche, gerade umfassende EReignisse wie die jetzige Krise, lassen sich nicht alleine durch Zeitreihenstatistik beschreiben oder durch notwendigerweise simplizistische Modelle beschreiben. Eine richtige Analyse kann diese Arbeiten zur Hilfe nehmen, muss aber letztlich verbal sein. Und dafür braucht es Raum, in den Journalen und bei der Anerkennung.
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