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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.01.2011 20:33
Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Jetzt endlich scheint sich auch bei dieser "Affäre" der Rechtsgrundsatz durchzusetzen audiatur et altera pars, man soll auch die andere Seite hören. Die Stammbesatzung meldet sich zu Wort; der Kieler Landtag hat eine Resolution verabschiedet.

Wenn es so läuft wie in der Regel, dann wird es jetzt eine langwierige Untersuchung geben, und deren Ergebnis wird keine Schlagzeilen machen. Die Sau ist dann längst durchs Dorf. An den Vorwürfen werden die Offiziere und Matrosen der "Gorch Fock" und deren Kapitän weiter tragen.



Falls Sie zu diesem Thema kommentieren wollen, sich aber nicht hier im kleinen Zimmer anmelden mögen: In Calimeros Rumpelkammer haben Sie dazu die Möglichkeit. Dort finden Sie auch ein kleines Schmankerl zur Zitierpraxis von "Spiegel-Online".

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

28.01.2011 22:24
#2 RE: Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Sorry, aber das ist mir zu einfach. Man muss das Geschrei, das im Wesentlichen nur deshalb initiiert wurde, um den Verteidigungsminister zu beschädigen, nicht für besonders gut halten, um sich seine eigenen kritischen Gedanken zu den bisher vorliegenden Informationen zu machen, und das schließt dann auch diesen offenen Brief mit ein. Diesen jetzt als Beleg für "die Wahrheit" heranzuziehen, hielte ich für sehr gewagt. Es ist die Sicht der Stammbesatzung, und es ist gut, sie zu kennen. Aber es gibt auch die bisher schon bekannten anderen Sichten, und dass diese nicht von der Stammbesatzung geteilt werden würden, musste jeder Beobachter erwarten.

Aus meiner Sicht reicht der vorliegende Stand an Informationen aus, um bestimmte Fehlentwicklungen für glaubwürdig zu halten. Zwei Todesfälle sprechen eine deutliche Sprache, und wer es als Zufall empfindet, dass es nur weibliche Besatzungsmitglieder getroffen hat, der dürfte so manches dabei ignorieren. Es ist ja nicht so, dass man sich nicht in die Lage auf einem solchen Schiff hineindenken könnte. Es gibt da schon einige Muster, die in solchen und ähnlichen Situationen so regelmäßig zu beobachten sind, dass ihre Wirkung nur schwer zu vernachlässigen ist.

B.L.O.G.-Beitrag folgt an diesem Wochenende.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

29.01.2011 07:08
#3 RE: Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Zitat von Rayson
Sorry, aber das ist mir zu einfach. Man muss das Geschrei, das im Wesentlichen nur deshalb initiiert wurde, um den Verteidigungsminister zu beschädigen, nicht für besonders gut halten, um sich seine eigenen kritischen Gedanken zu den bisher vorliegenden Informationen zu machen, und das schließt dann auch diesen offenen Brief mit ein. Diesen jetzt als Beleg für "die Wahrheit" heranzuziehen, hielte ich für sehr gewagt.



Aber das tut doch niemand. Es ist doch nicht so, dass da jetzt jemand eine Flaschenpost gefunden hat, in der "die Wahrheit" steht. Aber eine wesentlich beteiligte Partei bei dem Drama hatte bisher keine Stimme, sondern musste lediglich die ganze mediale Prügel einstecken, ohne sich dazu verteidigend äußern zu zu dürfen.
Ich finde es auch plausibel, was die Mannschaft da geschrieben hat. Dabei bin ich mir trotzdem im Klaren darüber, dass die Darstellung im offenen Brief von einer Truppe kommt, die sich gegenseitig wahrscheinlich am individuellen Fußgeruch erkennen kann. Klar sind die subjektiv, aber können sie deshalb nicht auch objektiv urteilen?

Ich würde einer Truppe, die im Monatsrhythmus immer neue Kadetten kommen und gehen sieht jedenfalls durchaus eine objektive Sicht der Dinge zutrauen. Jedenfalls eine objektivere Sicht als den (zudem noch traumatisierten) betroffenen Offiziersanwärtern.
Naja, jedenfalls wurde es Zeit, dass sich die Mannschaft auch mal äußert. Obwohl ich die Nachrichtensperre der BW verstehen kann, musste diesem monotonen Kesseltreiben der Medien endlich auch mal die andere Seite entgegengesetzt werden. Was die Untersuchung angeht, bleibt ja dennoch alles offen ... aber die Presseschlacht ist jetzt nicht mehr ganz so einseitig.

Beste Grüße, Calimero

P.S. Bin gespannt auf den B.L.O.G.-Artikel

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

29.01.2011 13:10
#4 RE: Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Zitat von Rayson
Aus meiner Sicht reicht der vorliegende Stand an Informationen aus, um bestimmte Fehlentwicklungen für glaubwürdig zu halten.


Richtig. Deswegen sollte man das untersuchen und gegebenenfalls Fehler abstellen.

Zitat
Zwei Todesfälle sprechen eine deutliche Sprache, und wer es als Zufall empfindet, dass es nur weibliche Besatzungsmitglieder getroffen hat, der dürfte so manches dabei ignorieren.


Ich bitte Dich!
Erstens einmal ist die Zahl der Unfälle insgesamt viel zu gering, um irgendwelche Schlußfolgerungen dieser abzuleiten.
Und zweitens gibt es m. W. nicht den geringsten Anhaltspunkt, daß bei den Unfällen das Geschlecht irgendeine Rolle gespielt hat. Weder ist anzunehmen, daß Frauen grundsätzlich zu ungeschickt wären fürs Aufentern noch daß die Stammbesatzung gezielt den Frauen die gefährlicheren Jobs zugewiesen hätte.
Da müßten schon sehr merkwürdige Sachen ans Licht kommen, um am Zufall zu zweifeln.

energist Offline




Beiträge: 322

29.01.2011 17:11
#5 RE: Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Ich würde diesen Brief nun auch weniger als die Offenbarung schlechthin sehen – dennoch wirft er ein neues Licht auf zwei wesentliche Fakten, die bisher weitgehend unwidersprochen als „Wahrheit“ verbreitet wurden:

1. „Das Aufentern wurde immer als freiwillig deklariert, man wurde jedoch von der Stammanschaft dazu gezwungen.“ Im Brief steht hingegen, daß vor dem Unfall nie von einer Freiwilligkeit die Rede war, sondern das erst vom Kapitän nach dem Unfall so angeordnet wurde um die noch schockierten OAs zu schonen. Davor war also jeder Lehrgangsteilnehmer – so keine medizinischen Gründe dagegensprechen – zum Aufentern verpflichtet und wurde zu Recht schlecht bewertet, wenn es dem nicht nachkam.
2. „Zwei Tage nach dem Tod von SK Seele wurde von der Stammannschaft ein ausgelassenen Karnevalsfest veranstaltet.“ Die „Karnevalsfeier“ wurde laut Brief von den den Kadetten initiiert, die bei einem Bierchen mit der restlichen Besatzung den Tod eines Kameraden verarbeiten und begehen wollten.

Beide Punkte erschienen mir vorher schon äußerst komisch und ich schenke um ehrlich zu sein dieser Version mehr Glauben als der ursprünglichen – sie erscheinen mir einfach realistischer. „Wenn Du Hufgeklapper hörst...“ und so. Gerade der letzte Punkt – niemand ist so unbeeindruckt von einem nahen Tod, daß er einfach weiterfeiert. Gut verständlich scheint mir hingegen, die Trauer und das Entsetzen mit den Kameraden wegspülen zu wollen – zur Not auch mit einem Bierchen über den Durst. Nein, das ist keine professionelle Traumaaufarbeitung. Aber ja, das funktioniert auch – und kommt einem deutlich eher in den Sinn.

john j Offline




Beiträge: 591

30.01.2011 21:38
#6 RE: Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Woran die Offiziere und Matrosen der Gorch Fock vor allem lange tragen werden sind die Konsequenzen ihres "offenen Briefs" an ihren obersten Dienstherrn. Nicheinhaltung des Dienstwegs ist noch die unterste Kategorie ihres Vorgehens - Insubordination trifft es wohl besser. Vor kurzem wurde hier noch von vielen Foristen und auch dem Blogautor eine realitaestnahe und damit harte Ausbildung fuer den Ernstfall gefordert - und dann haelt man den "offenen Brief" an den BM der Verteidigung der Stammbesatzung fuer einen Ausdruck von Vernunft? Vom holprigen Deutcsh und weinerlichen Ton des Briefes mal abgesehen - gehoert es zur realiteatsnahen Ausbildung dass man Befehle von Vorgesetzten kritisiert unf hinterfraft - und das auch noch oeffentlich?

Vor kurzem kritisiert der Marineinspekteur noch die Presse und ihr Verhalten in diesem Fall - und dann bedienen sich die angeblich Schutzbedueftigen genau dieser Presse um ihre Sicht der Dinge bekannt zu machen und ihre Vorgesetzten massiv zu kritisieren - offenbar liegt in der Deutschen Marine und auf der Gorch Fock doch mehr im Argen als bislang vermutet.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

31.01.2011 00:44
#7 RE: Marginalie: "Gorch Fock" Antworten

Zitat von energist
Im Brief steht hingegen, daß vor dem Unfall nie von einer Freiwilligkeit die Rede war, sondern das erst vom Kapitän nach dem Unfall so angeordnet wurde um die noch schockierten OAs zu schonen.



Was den Schilderungen früherer Lehrgangsteilnehmer widerspricht: Demnach war "Aufentern" schon vorher eine zumindest offiziell freiwillige Aktion. Siehe z.B. hier:

Zitat von FAZ.net vom 23.01.11
Wer nicht nach oben wolle, müsse nicht, aber für die Beurteilung am Ende der Reise wäre es schon besser, meint er. Sonst gilt man als „Nagelbankfahrer“: als einer, der nur an Deck gestanden und die vielen Taue, die von oben aus der Takelage kommen, an einem der unzähligen

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