Das ist heftig und stimmt. Sicherlich kann man sich auch von der FAZ inspirieren lassen, allerdings sollte im Jahr 2007 die Möglichkeit der Internet-Recherche bis nach Bayern vorgedrungen sein.
Da hilft es auch nicht mit dem Finger auf die Spürnase zu zeigen oder den medialen Wirbel zu schelten, ich schreibe nicht ab, und schon gar nicht in einer Einleitung, in der ich vollkommen frei vor mich hinplappern kann.
Inwieweit die angeführten Stellen im Gesamtzusammenhang wesentlich sind, entzieht sich meiner Ahnung, allerdings ist es mehr als erstaunlich, dass Arbeiten von Journalisten als ungenannte Quellen der Erkenntnis herhalten müssen.
Ja, der Routinekontrolleur ist sicher kein politischer Freund Guttenbergs, allerdings macht er nichts ungewöhnliches, zumindest ich google auch nach, wenn mir was seltsam vorkommt. Ein Wunder, dass man da nicht früher drauf gekommen ist. Allerdings wäre mir die Dissertation eines Politikers schnurz, die haben zumeist was studiert, mit dem ich eh nix anfangen kann.
Zitat von C.Allerdings wäre mir die Dissertation eines Politikers schnurz, die haben zumeist was studiert, mit dem ich eh nix anfangen kann.
Allerdings kann man einen Fall wie diesen sehr schön als Lackmustest dafür verwenden, inwieweit jemand Anstand und Integrität hat. Und Herr zu Guttenberg hat ganz offensichtlich keinen und keine.
-- Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April
Hat Guttenberg die Dissertation überhaupt selbst geschrieben?**)
Wenn ja, wieso hat er im Wissen um die "Schwächen" der Arbeit deren Veröffentlichung in einem renommierten Verlag zugestimmt?
Wenn nein, wieso hat er sie vor Veröffentlichung nicht wenigstens mal selbst gelesen oder lesen lassen?
Wie schlecht hat der renommierte Verlag dann gearbeitet, dass diese "Schwächen" nicht aufgefallen sind?
Wie kann es sein, dass die linksliberale Öffentlichkeit, die ihn schon länger aus dem Amt schiessen wollte, an dieses Thema offensichtlich nicht einmal gedacht hat? Sieht so Recherche aus?
Guttenberg war schon Bundeswirtschaftsminister, als die Dissertation veröffentlicht wurde.
**)
Wenn man guttenberg+dissertation googlet, kommt man u.a. auf seine Seite bei Abgeordnetenwatch. Dort antwortet er auf eine Frage zu seiner Dissertation wie folgt:
Zitat von notquiteDanach kann man die Frage wohl fast als beantwortet ansehen.
Grundsätzlich gilt auch hier die Unschuldsvermutung, auch wenn die Beweislast erdrückend erscheint. Ich erlaube mir im Hinblick auf die recherche durch die "linksliberale Öffentlichkeit" folgende Spekulation: Es war natürlich sofort recherchiert worden, es hat natürlich etwas länger gedauert und es wurde auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Aber es spielt alles keine Rolle oder wie Gorgasal schreibt, besteht er den Charaktertest oder nicht?
Zitat Es war natürlich sofort recherchiert worden, es hat natürlich etwas länger gedauert und es wurde auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.
Genau das glaube ich eben nicht. Ich finde in Sachen deutsche Journalisten die Vermutung Faulheit/Unfähigkeit viel realitätsnäher als die Vermutung Todesstoß auf Reserve.
Zitat Es war natürlich sofort recherchiert worden, es hat natürlich etwas länger gedauert und es wurde auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.
Genau das glaube ich eben nicht. Ich finde in Sachen deutsche Journalisten die Vermutung Faulheit/Unfähigkeit viel realitätsnäher als die Vermutung Todesstoß auf Reserve.
Ich hatte ja auch nicht die Qualitätsjournalisten gelobt. Die sind glücklich, dass ihnen mittlerweile das Institut Solidarische Moderne die Arbeit abnimmt. Ich schenke mir jetzt google zu fragen, welche Zeitung jetzt von welcher gnadenlos klaut, diesmal zumindest brauchen sie kein ganzes Buch zu lesen, noch nicht einmal das Kapitel 8, um auf der sicheren Seite zu liegen. An Journalisten dürfen keine wissenschaftliche Maßstäbe angelegt werden, es reicht zu wissen, dass sie lediglich ihre Privatmeinung kundtun (wenn die mal nicht auch kopiert ist.)
Nein, die Schande gebührt allein Herrn Guttenberg.
Zitat von C.Grundsätzlich gilt auch hier die Unschuldsvermutung, auch wenn die Beweislast erdrückend erscheint.
Die Unschuldsvermutung ist zunächst eine verfahrensrechtliche Angelegenheit im Strafrecht.
Und wenn man sich die Einleitung der Dissertation neben dem in der FAZ 1997 veröffentlichten Text anschaut, dann hat sich die Frage der Unschuld ohnehin geklärt. Die ersten Sätze sind nahezu identisch - der Hauptunterschied ist, dass in der FAZ 1997 auf über 200 Jahre Verfassung der USA zurückgeblickt wird, bei zu Guttenberg 2007 auf 215 Jahre.
Zu Guttenberg hat plagiiert. Abgeschrieben. Und das auch noch in den allerersten Sätzen seiner Dissertation, nicht einmal die hat er selbst formuliert, sondern fast wortwörtlich aus einer Zeitung abgeschrieben. Er hat nicht nur keinen wissenschaftlichen Anstand, sondern war auch noch strohdumm.
-- Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April
Zitat von GorgasalZu Guttenberg hat plagiiert. Abgeschrieben. Und das auch noch in den allerersten Sätzen seiner Dissertation, nicht einmal die hat er selbst formuliert, sondern fast wortwörtlich aus einer Zeitung abgeschrieben. Er hat nicht nur keinen wissenschaftlichen Anstand, sondern war auch noch strohdumm.
Ich stimme hundertprozentig zu. (PUNKT)
... allerdings sagt der Doktorvater, dass es sich nicht um ein Plagiat handelt. Es gilt also offiziell nach der Promotionsordnung zu prüfen, was ich allerdings schon für peinlich genug halte, auch für den Doktorvater.
Was ich bei der ganzen Sache nicht verstehe ist folgendes:
Wenn ich mir meine Diss oder etwas andere mir erschleiche, und ich weiß, dass das Unrecht war, wieso begebe ich mich dann in das Haifischbecken Politik oder überhaupt in die Öffentlichkeit? Mir muss doch klar sein, dass irgendwer (ein Journalist, ein politischer Gegner etc.) irgendwann mal all meine Errungenschaften kontrollieren könnte (vom Seepferdchen über den Stablerführerschein bis hin zur Diss). Zumindest ist in der Politik die Wahrscheinlichkeit dafür wesentlich höher als anderswo. Denn seien wir ehrlich: wenn Theo brav mit seinem Doktortitel das Familiengut verwaltet hätte und nebenher eine kleine Firm oder Kanzlei (bspw. Berater für irgendwas), wäre da niemand darauf gekommen da mal nachzuforschen. Aber in der Politik?
Wenn ich heute etwas Positives über zu Guttenberg müsste, würde ich sagen, dass er wohl wenigstens kein Gewohnheitslügner ist. Dafür hat er sich offenbar viel zu blöd angestellt.
Das Problem ist meiner zugegeben moralfreien Meinung nach nicht, dass er in seiner Diss einige nicht gekennzeichnete wörtliche Zitate untergebracht hat. Das wäre für sich genommen sicher unschön, aber auch eine mehr oder weniger private Geschichte. Schockierend wird diese Episode meiner Meinung nach an dem Punkt, an dem er gerade in der politischen Elite unseres Landes angekommen ist und anscheinend absolut nichts dabei gefunden hat, eine plagiierte Doktorarbeit aus dem Jahr 2006 dann 2009 für jeden zugänglich in einem sehr renommierten Wissenschaftsverlag zu veröffentlichen. Das ist schon eine wahnwitzige Zockerei, die ich ihm so nicht zugetraut hätte. Ich sehe nicht, wie er nach dieser Geschichte noch als Minister tragbar sein sollte. Wobei, in der Merkel-Demokratie ist diese massive Schwächung seiner Person ja ein sehr willkommener Grund, ihn noch lange im Amt zu behalten.
Das eine ist das Plagiat, das als Täuschung über die Prüfungsleistung den Entzug des Doktorgrades erlaubt. Aber vielleicht ist die promovierende Bayreuther Fakultät auch gnädig und findet "ein bißchen Plagiat" nicht schlimm. Dann behält G. den Titel. Allerdings ist es denkbar, daß in weiterer Zukunft noch weitere Fremdtextstellen auftauchen.
Die andere Frage lautet: Beeinträchtigt jener Prüfungstäuschungsversuch die Ministereignung - oder wird nicht sogar die Fähigkeit als Staatsschauspieler noch belegt?
Beides muß man trennen. Hinsichtlich der Dissertation ist nicht anders zu verfahren als bei Lieschen Müller oder seinerzeit bei Trutz Graf Kerssenbruck.
Meiner Erfahrung nach sind Gewohnheitslügner die schlechtesten Lügner von allen. Ihnen geht in der Regel die Fähigkeit ab, abschätzen zu können, welches Bild sich das Gegenüber machen kann und passen ihre Version nicht daran an. Sie kommen nur für längere Zeit durch, wenn sie über ein Charisma verfügen, das ihre Mitmenschen dazu bringt über Ungereimtheiten hinwegzusehen.
Zitat von NepumukWenn ich mir meine Diss oder etwas andere mir erschleiche, und ich weiß, dass das Unrecht war, wieso begebe ich mich dann in das Haifischbecken Politik oder überhaupt in die Öffentlichkeit? Mir muss doch klar sein, dass irgendwer (ein Journalist, ein politischer Gegner etc.) irgendwann mal all meine Errungenschaften kontrollieren könnte (vom Seepferdchen über den Stablerführerschein bis hin zur Diss).
Deswegen mein "strohdumm". Dieser offensichtliche Beleg, dass zu Guttenberg nicht einmal ein klitzekleines bisschen mitgedacht hat (wahrscheinlich kam er vor lauter Abschreiben nicht dazu), kommt in der Diskussion im einschlägigen Thread leider ein wenig zu kurz.
-- Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April
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