Mit seinen Morden wollte Breivik eine Diskussion über Themen wie Einwanderung und Islam erzwingen. Das ist ihm gelungen; besonders gut in Deutschland.
Statt ihm auf den Leim zu gehen, sollte man eher seine Taten in dem Kontext analysieren, in den sie gehören: Als eine Form des Terrorismus, die sich von den meisten bisherigen Formen unterscheidet; auch wenn es Parallelen gibt. Dazu der Artikel von Scott Stewart, den ich hier dokumentiert und mit einer deutschen Zusammenfassung versehen habe.
Zitat von ZettelMit seinen Morden wollte Breivik eine Diskussion über Themen wie Einwanderung und Islam erzwingen. Das ist ihm gelungen; besonders gut in Deutschland.
Statt ihm auf den Leim zu gehen, sollte man eher seine Taten in dem Kontext analysieren, in den sie gehören: Als eine Form des Terrorismus, die sich von den meisten bisherigen Formen unterscheidet; auch wenn es Parallelen gibt. Dazu der Artikel von Scott Stewart, den ich hier dokumentiert und mit einer deutschen Zusammenfassung versehen habe.
Lieber Zettel,
vielen Dank für die Zusammenfassung und die Analyse von Stratfor, die sich so sehr von der derzeitigen Diskussion in Deutschland unterscheidet.
Leider ist es so, dass jedwede Stellungnahme zu diesen Morden eine Auseinandersetzung mit diesem Manifest in seiner Gesamtheit erfordert, zumindest ab dem Zeitpunkt, als ableitend daraus erste Verdachtsmomente (Broder, Sarrazin), geäußert wurden.
Vermutlich ist es allerdings zu spät einmal gefasste Meinungen zu widerlegen, da sie nicht ins politische Konzept passen, zumal ich das Gefühl habe, dass als Reaktion auf den Massenmord von Oslo vornehmlich Texte publiziert werden, die schon lange geschrieben sind und die lediglich auf den Anlass der Veröffentlichung gewartet haben. Sie haben nichts mit Tat und Täter zu tun haben, sondern dienen der Wiederherstellung der Diskurshoheit, die man seit "Deutschland schafft sich ab" eingebüßt zu haben glaubt, was allerdings ein paranoides Hirngespinst ist.
Stratfor hat sich wenigstens der Mühe unterzogen, den Kern zu erarbeiten. Es ist ungemein schwierig bei der Lektüre dieser 1500 Seiten herauszufinden, was Dichtung und Wahrheit ist. Breivik operiert mit zwei Kunstfiguren, "Sigurd, den Kreuzfahrer" und "Andrew Berwick", dem Ideologen, wobei ersterer eine Rollenspielfigur ist, die nichts mit der Realität zu tun hat und trotzdem oder gerade deshalb einen Massenmord begeht.
Die Tempelritter-Mystik, die er aufbaut, erscheint mir lediglich als Drohkulisse, damit der Eindruck entsteht, dass er nicht isoliert ist, sondern zu einer geheimnisvollen Organisation gehört. Nur damit kann er Angst und Schrecken auch nach seiner Festnahme oder seinem Tod verbreiten. Gegen die Theorie einer Organisation spricht zum Beipiel seine Problem bei der Waffenbeschaffung. Jeder, der nicht völlig gesellschaftlich isoliert ist, kann ohne großes Aufsehen sich in der nächsten Großstadt illegal Waffen besorgen, wenn er nur will oder kennt jemand, der das kann. Sein geheimer Orden ist ein wildes Produkt seiner Fantasie, erkennbar unter anderem daran, dass er den angeblichen Eid einfach von einem anderen real existierenden Orden abkopiert hat.
Auch der Ideologe Andrew Berwick ist ein Stümper des Copy&paste, der wild Texte gesammelt hat und sie entweder im Original einkopiert oder mit leichten Veränderungen als sein eigens geistiges Eigentum zum besten gibt, wie zum Beispiel das Manifest des Theodore Kaczynski. Die von ihm selbst erstellten Texte wirken auf mich infantil und lassen den Schluß zu, dass er sich weniger mit Theorie beschäftigt hat als mit sich selber. Die meisten von ihm ausgewählten Fremdtexte stehen im Widerspruch zu seiner gesellschaftlichen Vision des autoritären Staates.
Ironie der Geschichte, wie meist nach spektakulären Massenmorden, es blüht der Strauß autoritärer Ideen, wir stehen wieder vor einem Meistbietungswettbewerb in Einschränkung von Freiheiten, allen voran der Rechtspopulist Sigmar Gabriel:
Zitat von WELTDer SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat nach den Terroranschlägen von Norwegen eine schärfere Kontrolle des Internets durch Polizei und Staatsanwaltschaft gefordert. Diese bräuchten aber mehr Personal, um im Internet und in den Sozialen Netzwerken Präsenz zu zeigen, sagte Gabriel in einem Interview der „Bild am Sonntag“. In einer repräsentativen Umfrage wurde zugleich eine stärkere Überwachung des Internets befürwortet.
Gabriel beweist sich damit als williger Helfer des Ideologen Andrew Berwick.
Eine Anmerkung abschließend zur Strafor-Analyse. Andrew Berwick vertritt sehr wohl antisemitisches Gedankengut und seine Einschätzung zu Deutschland ist umgekehrt propotional zur neuerlichen deutschen "Besoffenheit".
Zitat von Andrew berwickThe difference is so significant that it undisputably confirms the miserable state of German patriotism. This again is directly linked to the severity of the German cultural Marxist indoctrination campaigns (the American military presence and the paralyzing Jewish Holocaust religion is a part of this picture). Germany is in a league of its own as its people has undergone a severe and historically unparalleled indoctrination the last 6 decades. Germany is now simply unable to build a political defence against Islamisation and cultural Marxism/ multiculturalism due to this ongoing state of psychological trauma and paralysis. Extra responsibility to continue consolidation and development of our patriotic resistance movements therefore lies on the peoples of other nations than Germany and especially the patriots in the UK and France
Offensichtlich ist Berwick entgangen, dass er ein Handlanger des Rechtspopulismus aus der Mitte der deutschen Gesellschaft ist und von diesem ferngesteuert wurde.
In meinen Augen ist die Aussage dieses Abschnitts, den C. zitiert, so gut wie Mainstream in den islamkritischen, politisch unkorrekten Kreisen des deutschen Internets. Ohne mich bisher intensiver damit befaßt zu haben, scheint es mir, als träfe dies auch auf 99% der restlichen Weltanschauung des Breivik zu. Mit einer Ausnahme: der Gewaltanwendung. Es ist auf jeden Fall zu beobachten, daß eine Beschäftigung mit dem "Manifest" nicht unterlassen wird (weil der Verfasser ein Psychopath ist/sein könnte), sondern daß man sich darüber ausufernd Gedanken macht. Besonders diejenigen, deren Namen genannt werden.
Zitat von ThanatosIn meinen Augen ist die Aussage dieses Abschnitts, den C. zitiert, so gut wie Mainstream in den islamkritischen, politisch unkorrekten Kreisen des deutschen Internets
Die Existenz dieser islamkritischen, politisch unkorrekten Kreise des deutschen Internets ist allerdings ein völliger Widerspruch zu Berwicks Beobachtungen und Behauptungen. Er hat diese kreise gar nicht mitbekommen, der größte Blog findet noch nicht einmal durch ihn Erwähnung, sondern taucht lediglich zweimal in von ihm kopierten Schriften von Fjordman auf. Was immer in diesen Kreisen in Deutschland geschrieben wird, er kennt es nicht, obwohl zum Beispiel pi-news teilweise in Englisch publiziert. Desweiteren mag es Überschneideungen was die Annahme des "kulturmarxistischen" Einfluss geben, allerdings sind die amerikanische Besatzung und die "Holocaust-Religion" eine völlig andere Baustelle.
Mit der Holocaust-Religion operieren Finkelstein und Shraga Elam, es haben sie Möllemann/Karsli aufgegriffen, sie wird von Ahmadinejad benutzt und findet in propalästinensischen Kreisen Verwendung. Man findet sie in der Jungen Freiheit und in der taz
Zitat von ThanatosOhne mich bisher intensiver damit befaßt zu haben, scheint es mir, als träfe dies auch auf 99% der restlichen Weltanschauung des Breivik zu.
Ich hatte an anderer Stelle geschrieben, dass man das Manifest skelettieren müsste, um darzustellen, was von Berwick stammt und was er von anderen übernommen hat. Ich finde auch vieles wieder, was ich einschlägigen Foren zuordnen könnte, allerdings ist das nicht auf Berwicks Mist gewachsen. Das kann man allerdings nur feststellen, wenn man sich intensiver damit befasst.
Zitat von ThanatosEs ist auf jeden Fall zu beobachten, daß eine Beschäftigung mit dem "Manifest" nicht unterlassen wird (weil der Verfasser ein Psychopath ist/sein könnte), sondern daß man sich darüber ausufernd Gedanken macht. Besonders diejenigen, deren Namen genannt werden.
Das stellt die Debatte auf den Kopf. Es waren noch nicht die letzte Leichen geborgen, wurde das Manifest gegen Sarrazin (der von Berwick überhaupt nicht registriert wurde) und vor allem Broder instrumentalisiert. Darüber hinaus läuft eine große Kampagne gegen pi-news, das ebenfalls von Berwick nicht wahrgenommen wurde, obwohl es sicherlich Angriffsfläche gibt. Bisher fehlt allen Vorwürfen jegliche Substanz und der Nachweis, dass es eine Verbindung zu dem Attentäter Breivik gibt. Die Angriffe und daraus abgeleiteten Forderungen sind maßlos und erwecken den Eindruck, dass kritische Stimmen mundtot gemacht werden sollen. Anders ist der Ruf nach Verboten nicht zu verstehen.
Anmerkung: ich differenziere zwischen dem Manifest-Autor Berwick und dem Attentäter Breivik nicht etwa, weil ich glaube, das es sich um zwei verschiedene Personen handelt, sondern weil es sich um unterschiedliche Aktionsformen handelt. In den USA und vermutlich Skandinavien wäre das Manifest durch die Meinungsfreiheit gedeckt, in Deutschland würde es eindeutig unter Anleitung zu Straftaten ($ 130 StGb) und vermutlich Volksverhetzung fallen.
Zitat von Süddeutsche ZeitungDie Meinungsfreiheit ist in den vergangenen 200 Jahren zu einem heiligen Gut geworden, das (so gut wie) keine Einschränkungen kennt. Auch deshalb konnte nazistische, faschistische und rechtsradikale Literatur in Skandinavien produziert und nach Deutschland exportiert werden, wo dieses Schrifttum verboten ist.
Ich hoffe, dass die Skandinavier die gutgemeinten Vorschläge aus Deutschland auf das entschiedenste zurückweisen, zumindest Jens Stoltenberg macht nicht den Eindruck, dass er sich von der deutschen Hetze und Hektik beeindrucken lässt.
Zitat von Süddeutsche ZeitungWenn die Skandinavier in den Spiegel schauen würden, müssten sie feststellen, dass das Böse nicht von außen über die Grenzen zu ihnen gekommen ist. Sondern dass die Gewalt ihre eigene Brut ist.
Wie? Doch nicht Sarrazon, Broder und PI? Oder sind das jetzt auch Skandinavier? Eigenverantwortung bei der Süddeutschen? Ich bin baff. Ach egal, an Logik hat man sich bei der Süddeutschen ja noch nie gestört, also einfach alles gleichzeitig.
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