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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 12 Antworten
und wurde 1.443 mal aufgerufen
 Pro und Contra
Sir John Offline



Beiträge: 13

05.07.2006 22:08
Schächten Antworten

Die liberale und aufgeklärte Grundstimmung in diesem Forum läßt mich den Mut fassen, ein problematisches Thema anzufassen.

Es geht um das Schächten.

Mich würde interessieren, welche Ansichten dazu bei den Besuchern dieses Forums existieren.

Persönlich bin ich der Ansicht, daß jeder Schlachtung ein gewisses Maß an Grausamkeit eigen ist. Das Durchtrennen der Kehle ohne Beschädigung des Rückenmarks bei der Schächtung scheint mir aber das Leiden der sterbenden Kreatur unnötig zu intensivieren und zu verlängern.

Wie ist es zu begründen, daß ungeachtet dieser Tatsache Schächtungen in Deutschland durchgeführt werden dürfen?

Reader Offline



Beiträge: 803

06.07.2006 09:34
#2 RE: Schächten Antworten

Auch ich bin der Meinung, daß eine jede Schlachtung grausam ist. Ich gestehe, ich esse trotzdem Fleisch und tierische Produkte, allerdings seit Jahrzehnten fast ausschließlich von artgerecht und möglichst biologisch gehaltenen.

Ich bin mit Nutztieren aufgewachsen, die unter ähnlichen Bedingungen gezüchtet wurden wie heutzutage die sogenannten artgerecht gehaltenen. Das Schächten war damals am Hof (noch) üblich.

Wie du sicher auch weißt, ist ein Schächtverbot historisch gesehen in Europa mit Antisemitismus einhergegangen. Ende des 19. Jahrhundert war Antisemitismus die Antriebsfeder für ein solches in der Schweiz, soweit ich es verstehe. Im heutigen Europa betrifft ein Schächtverbot auch Muslime, deren Religionsvorschriften zum Unterschied von den sehr strengen Regeln der jüdischen keine Einschränkung hinsichtlich der Qualifikation des Schächters vorsieht.

In Antwort auf:
Wie ist es zu begründen, daß ungeachtet dieser Tatsache Schächtungen in Deutschland durchgeführt werden dürfen?

Ich kenne diese Regelungen nicht, ob Schächtungen ausschließlich unter dem Titel „Religionsfreit“ erlaubt sind oder allgemein und ob sie nur von ausgebildeten Schächtern, - was mir wünschenswert erscheint -, durchgeführt werden dürfen oder nicht. Ich weiß aus eigenem Anschauen wie es zugeht, wenn Tiere in europäischen Schlachthöfen „human“ getötet werden und kann mir nicht vorstellen, dass sie mehr leiden wenn ihnen ausgebildete Schächter die Kehle durchschneiden.


Sir John Offline



Beiträge: 13

06.07.2006 11:15
#3 RE: Schächten Antworten

Hallo Reader!

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Gestatte mir eine Anmerkung dazu:

Beim Schächten wird durch einen Schnitt die Kehle durchtrennt. Die Wirbelsäule, also der Nervenkanal, welcher auch für die Schmerzleitung zuständig ist, jedoch nicht.
Der Sinn besteht darin, die Organfunktionen des Körpers möglichst noch so lange intakt zu lassen, bis das Tier ausgeblutet ist.
Ich habe schon gesehen, wie (vermeintlich) erfahrene Schächter Tiere schlachten. Das kann man wirklich nicht mit einer Schlachtung durch Bolzenschuß oder Strombetäubung vergleichen. Beim Bolzenschuß zum Beispiel bricht das Schlachttier sofort regungslos zusammen, weil das Zentralnervensystem ausgeschaltet wird. Das anschließende Ausbluten spürt das Tier nicht mehr. Diese Methoden sind heute wissenschaftlich untersucht.
Beim Schächten hingegen lebt das Tier im ungünstigsten Fall noch Minuten und erlebt die Schlachtung bewußt mit. Wenn Du siehst, wie aus der durchschnittenen Kehle eines Rindes im Schwall literweise Blut herausströmt und das Tier im selben Moment mit den Augen blinzelt, dann wirst Du mir zustimmen, daß eine solche Schlachtmethode nur als verabscheuungswürdig bezeichnet werden kann.
In Deutschland ist das Schächten mit einem Erlaubnisvorbehalt verboten. Das heißt, daß es Ausnahmegenehmigungen gibt. Generell besteht eine solche Genehmigung für den jüdischen Schächter, in Ausnahmefällen kann ein moslemischer Schächter eine Genehmigung erhalten, die in der Praxis allerdings so gut wie nie erteilt wird.
Meine Ansicht zu dem Thema ist, daß die Schächtung generell verboten werden sollte und daß es für eine derart bestialische Tiertötungsmethode auch unter dem Blickwinkel der Religionsfreiheit keine Ausnahme geben darf. Man kann ja auch unter dem Gesichtspunkt der Religionsfreiheit keine Ausnahmegenehmigung bekommen, den eigenen Hund quälen zu dürfen.


Inger Offline



Beiträge: 296

06.07.2006 12:57
#4 RE: Schächten Antworten

Hi Sir John,
die Teilgenehmigungen hat es gegeben, weil besonders zu Ramadanzeiten die Tiere in der heimischen Bedewanne geschächtet werden, um kultische Reinheit zu garantieren. Das Thema ist auch noch nicht "fertig", bei dem nächsten Vorstoß geht es wohl eher in Richtung schächten, weil diese Maßnahme als Kulturgut angesehen wird. Also, jedenfalls rechne ich nicht mit einem generellen Verbot.
Gruß,
Inger

Sir John Offline



Beiträge: 13

06.07.2006 16:22
#5 RE: Schächten Antworten

Wenn Du mir bitte erklären könntest, was an dieser Bestialität "Kultur" ist, würde ich es gerne verstehen. Aber so lange bleibe ich bei der Ansicht, daß derartige inszenierte Grausamkeiten unter dem Fähnchen der Religion ausnahmslos verboten werden müßten.

Reader Offline



Beiträge: 803

06.07.2006 23:12
#6 RE: Schächten Antworten

In Antwort auf:
Ich habe schon gesehen, wie (vermeintlich) erfahrene Schächter Tiere schlachten […] Wenn Du siehst, wie aus der durchschnittenen Kehle eines Rindes im Schwall literweise Blut herausströmt und das Tier im selben Moment mit den Augen blinzelt, dann wirst Du mir zustimmen, daß eine solche Schlachtmethode nur als verabscheuungswürdig bezeichnet werden kann.

Auch bei modernsten Tötungsmethoden, die zu einem schnelleren und/oder schmerzloserem Tod der Tiere führen sollen als das Schächten, kann es zu Pannen kommen, konsequenterweise müßte man sich also gegen alle Tötungsmethoden aussprechen und sich vegetarisch ernähren.

In Antwort auf:
Wenn Du mir bitte erklären könntest, was an dieser Bestialität "Kultur" ist, würde ich es gerne verstehen.

Was denn nicht alles Kultur ist! Goethe hat zur Kultur auch die Eßgewohnheiten gezählt. Wenn nun Juden und Muslime ihren religiösen Vorschriften und Traditionen gehorchend nur unter bestimmten, jahrtausendealten Ritualen geschlachtete Tiere verzehren, sind sie deshalb kulturlos? Waren Anders- und Nichtgläubige, die bis ins letzte Jahrhundert hinein ihre Tiere nicht auf die von dir beschriebene “humanere” Weise geschlachtet haben, kulturlos?

Ich sehe das Bestreben, unnötiges Leid an Mensch und Tier (und Schaden an der Umwelt) zu vermeiden auch als Kulturindikator an. Ich würde mir wünschen, dass eher früher als später auch jene Religionen, die das Schächten zwingend vorschreiben, Zugeständnisse machen und zumindest das Betäuben der Tiere erlauben.

In Antwort auf:
Man kann ja auch unter dem Gesichtspunkt der Religionsfreiheit keine Ausnahmegenehmigung bekommen, den eigenen Hund quälen zu dürfen.

Schlicht erstaunlich und unsachlich, dass du dieses Bild aufwirfst.

By the way, du hast den Begriff Bestialität in dieser Diskussion verwendet: Meintest du Barbarei?


Sir John Offline



Beiträge: 13

07.07.2006 00:27
#7 RE: Schächten Antworten

Was ist daran unsachlich, eine Tierquälerei mit einer anderen Tierquälerei zu vergleichen?

Ich habe Bestialität gesagt und ich habe Bestialität gemeint.

Wieso soll eine moderne Gesellschaft, die bis hin zur Zulässigkeit bestimmter Gartenzwerge in Ziergärten alles aber auch wirklich alles geregelt hat, bei Juden und Moslems über die unaussprechliche Barbarei des Schächtens einfach hinwegsehen?

Bisher habe ich keine überzeugenden Argumente gelesen, die meine Ansicht ändern könnten.

Das Schächten ist ein bestialischer Akt, der generell verboten sein sollte, wie auch jede andere Tierquälerei verboten ist.

Turbofee Offline



Beiträge: 329

08.07.2006 00:12
#8 RE: Hausmeister Krause Antworten
x

Reader Offline



Beiträge: 803

08.07.2006 06:41
#9 Ja, Mamma! Antworten

@ Turbofee

In Antwort auf:
Kurz und gut - was man schon auswendig kennt, braucht man eigentlich nicht mehr zu schreiben und nicht mehr zu lesen und nicht mehr zu abonnieren.

Shocking! Hätte man mir das früher gesagt, ich wär wohl seit meinem dritten Lebensjahr stumm.

In Antwort auf:
Deshalb wäre es eine nette Idee, auch in den Foren einmal etwas Neues zu bringen. Oder zu sagen. Oder zu fragen.

Hereinspaziert, dir stehen doch alle Türen offen! ;-)

In Antwort auf:
Zum Beispiel, wie Euch die Episoden von HAUSMEISTER KRAUSE im Fernsehen gefallen!
Jedenfalls hatten wir das noch nie, und kaum einer kann sich vorstellen, wie der andere darüber denkt.

Episodenfernsehen (!), das wär mal was Neues für mich. Nun spann mich nicht so auf die Folter und erzähl schon.

In Antwort auf:
Man kann natürlich auch darüber diskutieren und wird sich dabei kaum in die Wolle geraten - obwohl, wenn man das will, wird es einem bei jedem Thema gelingen dafür zu sorgen, daß die Fetzen fliegen :-)

Kaum liegt man sich in der Wolle, fliegen die Fetzen? Mir scheint's, ich schlafe, ich träume noch. Wo ist Weber? Wo ist Musje Spinnweb? Jetzt fängt mich doch dieser Wahnsinn an zu dauern!

Laut pfeifend in den Wald verschwindend, noch mal freundlich den Hut schwenkend,
grüßt
R.r

Reader Offline



Beiträge: 803

08.07.2006 06:41
#10 ! Antworten

Sir John Offline



Beiträge: 13

08.07.2006 08:16
#11 RE: SPINNE THEKLA Antworten

Hallo und guten Morgen.

Wie Du jetzt ohne Umwege vom tierquälerischen Töten von Nutztieren zum Dackel-TV kommst, erschließt sich mir nicht ganz. Wäre für Dich auch Biene Maja, Flip usw. in Ordnung ?

Inger Offline



Beiträge: 296

08.07.2006 10:29
#12 RE: Schächten Antworten

Hi Sir John,
ich persönlich vertrete das nicht. Ich habe da die Linie geschildert, die sich vor einigen Jahren in Gießen/Hessen zeigte, als die Sache gerichtlich zur Sprache kam: Die Veterinärmeditiner müssen regelmäßig Kontrolle machen, sie trafen immer mehr "private" Schlachter an, die die Tiere in der Badewanne schlachteten. Ein muslimer Schlachter beantragte offiziell die Genehmigung zur rituellen Schlachtung, was dann Dikussionen auslöste. Es wurde auch ein Gutachten der Universität Kairo eingeholt, das "humaneres" Schlachten zuließ. Kurze Zeit später wurde dieses Gutachten durch andere Argumente revidiert. Der Schlachter bekam die Ausnahmegenehmigung, weil er andererseits auch beruflich vor dem Aus gestanden hätte, aber der Knatsch geht wohl irgendwann weiter, wenn man meint, sich für regelrechte Kulthandlungen einsetzen zu müssen.
Für mich ist das ein peinliches Feilschen um angebliche Seligkeit, aber sowas gibt es halt.
An Zettel: Das Eingabe formular ist nich richtig formatiert, ich schicke den Beitrag trotzdem ab.
Gruß,
Inger

Sir John Offline



Beiträge: 13

08.07.2006 13:16
#13 RE: Schächten Antworten

Peinlich ist es vor allem für die Schlachtopfer, deren Pein man nur ermessen kann, wenn man sich unmittelbar ansieht, wie sie unter dieser Halsabschneidermethode leiden.

Es kann bei korrekter Anwendung der Tierrechte gar keinen Grund geben, ein solches Barbarengemetzel zu erlauben.

Daher erneut mein Fazit:

Das Schächten muß ausnahmslos verboten werden.

Vielleicht kommen wir irgendwann zu der Überzeugung, daß die Schlachtug von tieren generell verboten sein sollte. Nicht auszuschließen, daß in 15 oder 20 Jahren die Steaks in feinster, fett- und sehnenfreien Qualität aus der Hefe gezogen werden, die Gentechniker arbeiten daran.

Sir John

So lange es Schlachthäuser gibt, wird es auch Schlachtfelder geben.
(Tucholsky)

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