Gestern um 19:34 hatte ich in diesem Forum geschrieben:
Zitat Aber es wäre eine gute Idee, Lindner nach dem Verkünden des ME-Ergebnisses demonstrativ über die Klinge springen zu lassen. Er ist der politisch Verantwortliche für die Durchführung des Entscheids und die damit verbundenen Probleme (und seine ständigen peinlichen Verweise auf die Zuständigkeit der Geschäftsstellenleiterin zeigen m. E., daß ihm das sehr bewußt ist). Und wenn die Parteiführung sich insgesamt verrannt hat, dann ist ein Generalsekretär der ideale Sündenbock, das gehört fast zur Job-Beschreibung. Und mit einem solchen Wechsel könnte Rösler das "wir haben verstanden" belegen, das er für eine "Wiedervereinigung" der Partei braucht. Ohne Integration der Antrag-A-Anhänger kann er die nächste Bundestagswahl abschreiben.
Das hat Lindner gelesen, und dann ist er natürlich zurückgetreten.
Aber im Ernst: Aus den genannten Gründen war unwahrscheinlich, daß Lindner sich noch viel länger halten kann. Der Unmut in der Mitgliederschaft ist groß, richtet sich zu einem großen Teil gegen ihn. Lindners Rücktritt nimmt den Druck aus dem Kessel - der hätte sich ansonsten vor allem gegen Rösler gerichtet.
Der Zeitpunkt war aber wohl selber gewählt. Für Rösler wäre es besser gewesen, Lindner nach der Auswertung des Mitgliederentscheids als Sündenbock präsentieren zu können. Darauf hatte Lindner (der ohnehin kein gutes Verhältnis zu Rösler hat) wohl keine Lust. Er ist lieber selber gegangen als öffentlich sichtbar entlassen zu werden.
Zitat von R.A.Für Rösler wäre es besser gewesen, Lindner nach der Auswertung des Mitgliederentscheids als Sündenbock präsentieren zu können. Darauf hatte Lindner (der ohnehin kein gutes Verhältnis zu Rösler hat) wohl keine Lust. Er ist lieber selber gegangen als öffentlich sichtbar entlassen zu werden.
In Berlin wird offenbar kolportiert, daß Lindner schon länger wütend über Röslers handwerkliche Fehler gewesen war, und daß Röslers öffentliche Stellungnahme zum "Scheitern" des Mitgliederentscheids das Faß zum Überlaufen gebracht habe.
Wie dem auch sei - jedenfalls hatte Röslers Auftritt um 13.20 Uhr etwas Gespenstisches. Nicht nur, weil er Mann totenblaß auftrat und fast roboterhaft sprach. Sondern: Wieso in aller Welt hat man die Journalisten 20 Minuten warten lassen (erst sollte es um 13 Uhr losgehen, dann zwischen 13.10 und 13.15; schließlich wurde es 13.20) - nur, damit Rösler ein paar Worte aufsagte, die so dürr waren wie eine Trauerweide im November?
Immerhin gelingt es der FDP in den Schlagzeilen zu bleiben. Die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin ist gleich ein Stück runtergerutscht. Ist es schon Zeit für ein Comeback von Frau Koch-Mehrin oder soll sie besser bis Ostern warten?
Zitat von C.Immerhin gelingt es der FDP in den Schlagzeilen zu bleiben. Die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin ist gleich ein Stück runtergerutscht. Ist es schon Zeit für ein Comeback von Frau Koch-Mehrin oder soll sie besser bis Ostern warten?
Auf jeden Fall sind jetzt unorthodoxe Ideen gefragt, weshalb ich Frank Schäffler vorschlagen würde. Ich glaub ja der Rücktrittsgrund wird klar, wenn das Ergebnis des Mitgliederentscheids veröffentlicht wird.
Was soll man dazu sagen? Brauchen die Liberalen das? Guttenberg lässt grüßen!
"Silvana Koch-Mehrin bleibt uneinsichtig: Die FDP-Europapolitikerin klagt nun vor dem Karlsruher Verwaltungsgericht gegen die Aberkennung ihres Doktorgrades. Zuvor hatte die Uni Heidelberg ihren Widerspruch gegen die Entziehung des Titels zurückgewiesen."
Zitat Soeben hat Philipp Rösler vor der Presse eine Erklärung abgegeben. Er trat mit fast zwanzig Minuten Verspätung auf - nur, um nichts zu sagen, absolut nichts. Dank an Lindner; über seine Nachfolge werde demnächst entschieden. Sprach's und verschwand.
Philipp Rösler tritt meist auf wie sein eigener Sprecher, ein Führungswille ist kaum erkennbar. Die FDP kann mit Rösler kaum noch einen Blumentopf gewinnen. Ohne souveräne Führungsfigur wird das nichts mehr.
Zitat Soeben hat Philipp Rösler vor der Presse eine Erklärung abgegeben. Er trat mit fast zwanzig Minuten Verspätung auf - nur, um nichts zu sagen, absolut nichts. Dank an Lindner; über seine Nachfolge werde demnächst entschieden. Sprach's und verschwand.
Philipp Rösler tritt meist auf wie sein eigener Sprecher, ein Führungswille ist kaum erkennbar. Die FDP kann mit Rösler kaum noch einen Blumentopf gewinnen. Ohne souveräne Führungsfigur wird das nichts mehr.
Gruß, Martin
Linder wäre ein guter Parteivorsitzender. Ich fürchte aber, er ist (wie zu Guttenberg) "zu gut" für den mediokren Politzirkus: Eloquent, schneidig, immer im Vorwärtsgang. Nicht so ein Falten- und Bedenkenträger wie die Trittins der Welt.
Zitat von DagnyLinder wäre ein guter Parteivorsitzender.
Liebe Güte, bloß nicht! Lindner ist rhetorisch gut - aber es fehlt die Substanz. Immer das Fähnchen im Winde. Wenn die Journaille Anpassung an den Mainstream fordert, dann liefert Lindner - ohne Rücksicht auf liberale Positionen. "Mitfühlender Liberalismus" war seine Anspassung an die allgemeine Sozialdemokratie, das neue Programm sollte so unverbindlich sein, daß man nicht (wie beim alten Programm) den Kontrast zur Regierungspolitik merkt. Und beim Atomausstieg war er der Erste, der blind auf Gegenkurs gegangen ist.
Und die Art seines Rücktritts disqualifiziert ihn sowieso für weitere Verwendung. So ohne Abstimmung mit seinem Vorsitzenden und dem Präsidium demonstrativ die Brocken hinwerfen und damit den Schaden für die Partei in einer ohnehin kritischen Situation maximieren - völlig indiskutables Verhalten.
Zitat von R.A.Lindner ist rhetorisch gut - aber es fehlt die Substanz. Immer das Fähnchen im Winde. Wenn die Journaille Anpassung an den Mainstream fordert, dann liefert Lindner - ohne Rücksicht auf liberale Positionen. "Mitfühlender Liberalismus" war seine Anspassung an die allgemeine Sozialdemokratie, das neue Programm sollte so unverbindlich sein, daß man nicht (wie beim alten Programm) den Kontrast zur Regierungspolitik merkt. Und beim Atomausstieg war er der Erste, der blind auf Gegenkurs gegangen ist.
Damals gab es in der F.A.Z. eine schöne Karikatur, in der Lindner nicht nur für die Stilllegung der AKW, sondern auch noch für die Schließung von einigen hundert Hotels plädiert.
Und das Titelbild der F.A.Z. von gestern war auch schön. Da stand »Hier wurde gerade geliefert« unter einem Bild des verwaisten Podiums in der FDP-Zentrale. Bei allen Sorgen am Ende dieses Jahres 2011: Man darf nicht den Humor verlieren.
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