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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 4 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.12.2011 23:56
Ein Foto des Kometen Lovejoy aus der ISS Antworten

"Lovejoy", Freude der Liebe: Welch ein passender Namen für einen Kometen zur Weihnachtszeit.

Herr Offline




Beiträge: 406

25.12.2011 01:53
#2 RE: Ein Foto des Kometen Lovejoy aus der ISS Antworten

Zitat von Zettel
Ja, ja, und nochmals ja: Das ist irrational. Es ist vorwissenschaftlich. Dergleichen sollte unser Handeln nicht bestimmen.


Warum "vor-"? Nicht einfach "neben"? Es muss nicht nur den wissenschaftlichen Zugang zur Welt geben. Dinge sind einfach schön: Unsere Welt, unser Leben. – Und die Suche nach dem Schönen kann wohl mit dem gleichen Recht handlungsleitend sein wie die Suche nach dem Wahren und dem Guten.

Frohe Weihnachten!
Herr

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.12.2011 06:58
#3 "Vor-" und "Neben-" Antworten

Zitat von Herr

Zitat von Zettel
Ja, ja, und nochmals ja: Das ist irrational. Es ist vorwissenschaftlich. Dergleichen sollte unser Handeln nicht bestimmen.


Warum "vor-"? Nicht einfach "neben"? Es muss nicht nur den wissenschaftlichen Zugang zur Welt geben. Dinge sind einfach schön: Unsere Welt, unser Leben. – Und die Suche nach dem Schönen kann wohl mit dem gleichen Recht handlungsleitend sein wie die Suche nach dem Wahren und dem Guten.


Vor- und nebenwissenschaftlich sind ja keine Gegensätze, lieber Herr.

Was vorwissenschaftlich ist, das gab es, bevor es die Wissenschaft gab. Gut möglich, daß es immer noch existiert. Ich schreibe das ja auch im Anschluß an das, was Sie zitieren:

Zitat
Aber unser Träumen bestimmt es vielleicht doch. Die alten Mythen stecken uns halt in den Knochen, oder vielmehr in den Windungen unserer Hirne.

Das Wort von den "alten Mythen" habe ich übrigens von Arno Schmidt, der ein Aufklärer kat' exochen war, dessen Werk aber Mythologisches durchzieht, christlich wie vorchristlich (also auch "neben-" ). In "Caliban über Setebos" zum Beispiel kommt - an der Handlungsoberfläche - ein Werbetexter in ein Dorf, quartiert sich im Dorfgasthaus ein, lernt andere Gäste kennen und kommt insbesondere einer Gruppe von Jägerinnen näher, die dort auch abgestiegen sind. Durchwebt ist das aber vom Orpheus-Mythos.

"Vor" und "neben" - das ist, lieber Herr, ja so etwas wie das Prinzip der Evolution; der biologischen ebenso wie der kulturellen (aber nicht der technischen; dort bleibt das "vor" selten als das "neben" erhalten).

Unser menschliches Gehirn zum Beispiel ist nach dem Baukastenprinzip aufgebaut; modularisiert. Das Stammhirn haben wir mit allen Wirbeltieren gemeinsam, das Zwischenhirn und Teile des Großhirns mit den Säugetieren. Mit den anderen Primaten haben wir viele Moduln des Großhirns gemeinsam; zum Beispiel im mediotemporalen Cortex ein spezielles System zur Erkennung der Gesichter von Artgenossen und zur Deutung ihres Gesichtsausdrucks. Das Neue beim Menschen ist vor allem das gewaltig entwickelte Frontalhirn, das sich in das Funktionieren des übrigen Cortex (und auch subcorticaler Strukturen) sozusagen ständig einmischt; und die speziellen Moduln zur Spracherkennung und Sprachproduktion; dazu eine hochentwickelte Feinmotorik der Hand.

Ebenso in der Kultur: Wir stehen ja nicht nur "auf den Schultern von Riesen", sondern wir haben deren Leistungen in uns aufgenommen. Platon ist noch heute eine aufregende Lektüre. Meine Frau und ich haben in Bochum 1976 eine umwerfende Inszenierung von Aristophanes' "Lysistrata" gesehen.

(Zu meiner Freude habe ich Informationen zu dieser Inszenierung eben googelnd gefunden; auf der WebSite der wunderbaren Rosel Zech).

Also, das "vor-" ist hier auch ein "neben-".



Was das Handeln angeht, lieber Herr: Das wäre ein eigenes Thema, wann es richtig sein könnte, irrational zu handeln.

Meist ist es das nicht; siehe die kollektive Besoffenheit des Jahres 2011. Und bei dem Thema des kleinen Artikels - der Entscheidung über die bemannte Raumfahrt - ganz sicher nicht.

Herzliche Weihnachtsgrüße,

Ihr Zettel

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

25.12.2011 17:13
#4 RE: Ein Foto des Kometen Lovejoy aus der ISS Antworten

Zitat
Aber es gibt dennoch Motive für die Flüge von Astronauten, Kosmonauten, inzwischen auch Taikonauten: Vor allem nationales Prestige; anfangs auch die Erwartung eines militärischen Nutzens. Das waren und sind rationale Motive. Es gibt aber auch irrationale Gründe, sich für die bemannte Raumfahrt zu begeistern. Die Vorstellung beispielsweise, daß Menschen der Schwerkraft unseres Planeten entronnen sind; daß sie so schweben, wie man es sich einst von Engeln, vielleicht von gewissen Göttern vorgestellt hatte.


Vielleicht gibt es noch eine Reihe Gründe mehr:
1990 konnte sich keiner so recht vorstellen was aus dem Internet einmal werden würde. Die Vorstellung einmal mehrstellige Milliardensummen in eine zivile Vernetzung von Rechnern zu investieren wäre geradezu absurd gewesen. Als IBM 1968 den Microchip entwickelte fragten sich die Techniker wozu das Ding eigentlich gut sein sollte. Und nicht zu vergessen das vor 150 Jahren die Idee, Löcher in die Erde zu bohren um daraus Öl zu fördern ziemlich viel Lachen produziert hat. Die Geschichte ist voll von Fehlprognosen, weil Menschen meinen aus ihrer Lebenserfahrung der Dinge universelle Geltung ableiten zu können. Wenn die Beschäftigung mit solchen Prognosen eins lehrt, dann ist es der Fakt, dass solche Aussagen nahezu immer falsch sind.

Wir wissen nicht wo die bemannte Raumfahrt einmal hinführen wird. Vielleicht wirds der größte Flop der Menschheitsgeschichte. Vielleicht wirds aber auch der größte Markt des 21. Jahrhunderts. Wenn man jung ist und etwas für Captain Future und Captain Kirk übrig hat, dann hat findet man nichts ungewöhnlich an Warp-Antrieb, Protonenkanone oder der Idee andere Planeten zu besiedeln. Wird man älter (und klüger) verwirft man das meiste davon. Eigentlich ist das aber gar nicht so clever. Denn ebensowenig wie ich sagen kann "Ein Warp Antrieb funktioniert so und so" kann ich sagen "Das funktioniert nie". Das weiss ich nämlich schlicht nicht. Und die Physiker wissen es auch nicht, so sehr sie gerne mal dagegen anschwätzen. Es ist durchaus möglich, das wenn tatsächlich in 50 oder vielleicht auch 500 Jahren Raumschiffe zu fernen Welten starten, man ähnlich über uns und unsere Prognosen lächeln wird, wie wir das über die des letzten Jahrhunderts tun. Und die Idee die bemannte Raumfahrt für irrational zu halten mag dieser Generation ähnlich absurd vorkommen wie die Idee das Telefon für eine dumme Idee zu halten weil es ja schon das Telegramm gab.
Man sollte eines dabei nie vergessen, als die Gebrüder Montgolfier das erste mal bewiesen, dass Menschen durch die Luft reisen können, sollte es noch über 100 Jahre dauern bis es einem anderen Zweck diente als der Erforschung von Möglichkeiten. Die erste brauchbare Tauchanzug ist nahezu 300 Jahre alt. Das heutige Sporttauchen, dass Millionen von Tauchern jedes Jahr ausüben, ist wohl um die 50 Jahre alt, das heisst von den ersten Versuchen bis zur grossflächigen Kommerzialisierung vergingen nahezu 250 Jahre. War es nun irrational Tauchgerät und Montgolfiere zu bauen ?

Ich finde die Erforschung der bemannten Raumfahrt wichtig. Weil ich glaube das das eine Technologie mit sehr viel Zukunft, wenigstens aber sehr viel Potential, ist. Das muss man nicht so sehen. Aber vielleicht bekommt man Einigkeit über einen anderen Gedanken: Es ist sicher sinnvoller eine Technologie mit Potential zu erforschen als Deutschlands Dächer mit unsinnigen, teuren Solarpanelen vollzupflastern. Ich weiss, das ist eigentlich kein Argument dafür, aber ich kann nix dafür: Meine Träume von Zukunft haben Flügel, Antriebe und den Willen zu wissen was da draussen ist. Eine Zukunft die nur eine Energiesparvariante der Gegenwart mit Solarzellen ist, ist für mich keine Zukunft.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.12.2011 17:59
#5 RE: Ein Foto des Kometen Lovejoy aus der ISS Antworten

Zitat von Llarian
Meine Träume von Zukunft haben Flügel, Antriebe und den Willen zu wissen was da draussen ist. Eine Zukunft die nur eine Energiesparvariante der Gegenwart mit Solarzellen ist, ist für mich keine Zukunft.

Da sind wir ganz beeinander, lieber Llarian.

Ich will auch nicht - wie könnte ich - ausschließen, daß es irgendwann wissenschaftliche und technologische Durchbrüche gibt, von denen wir jetzt nichts ahnen, und die eine bemannte Raumfahrt vernünftig erscheinen lassen werden; vielleicht ja sogar im großen Stil.

Aber davon ist gegenwärtig nichts zu sehen. Solange alle Raketen immer noch im Prinzip funktionieren wie die V2; solange es das dadurch bedingte Verhältnis von Nutzlast und Gesamtmasse gibt; solange also die Transportkosten immens sind, ist der Mensch an Bord eines Raumfahrzeugs mehr Last als Nutzen.

Zumal - das brauche ich gerade Ihnen, lieber Llarian ja nicht zu sagen - die Robotik so gewaltige Fortschritte macht, daß die Geräte immer autonomer werden. Ich sehe nicht, was beispielsweise Menschen auf dem Mars tun sollten, das Roboter nicht ebenso gut tun könnten. ("Roboter" jetzt im weiteren Sinn als automatische Geräte, die viele Handlungen ausführen und mehr oder weniger autonom entscheiden können; auch wenn sie auf sechs Rädern rollen).

Wir sind, was eine nützliche und kostengünstige bemannte Raumfahrt angeht, ungefähr auf dem Niveau des Schneiders von Ulm in Bezug auf das Fliegen. In ein paar hundert Jahren mag das auch hier anders aussehen.



Ich sehe im Augenblick - sieht man vom nationalen Prestige ab, das die Chinesen motiviert - nur eine einzige Rechtfertigung für bemannte Raumfahrt: Maßnahmen gegen einen möglichen Asteroiden, der die Erde gefährdet. Es könnte sein, daß man so kurzfristig entscheiden muß, daß die Zeit nicht reicht, geeignete Roboter zu entwickeln. Dann muß vielleicht ein Astronautenteam dorthin und, sagen wir, eine atomare Sprengladung anbringen oder ein Triebwerk installieren, das den Asteroiden auf eine andere Bahn befördert.

Übrigens wundere ich mich immer wieder, wie die Gefahr, die von Asteroiden ausgeht, unterschätzt wird. Sie ist erheblich größer als die einer atomaren Katastrophe, von der "Klimakatastrophe" ganz zu schweigen. Aber seltsam - diejenigen, die vor diesen "Katastrophen" zittern, haben augenscheinlich vor Asteroiden keine Angst.

Er ist schon seltsam, der Mensch.

Herzlich, Zettel

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