Zitat von R.A.Eigentlich ein unpolitischer Beitrag - aber letztlich dann doch nicht ...
Vor einigen Monaten hat ein Saarbrücker Verbindungsstudent der Burschenschaft Ghibellinia zu Prag einen wahrhaft ungeheuerlichen Frevel begonnen. Er hat eine "rechte" Satire geschrieben tituliert "Wie die Linken uns sehen".
Aber sowas geht ja gar nicht. Der mediale Aufstand in den gleichgeschalteten, lokalen Medien war so nachhaltig, dass selbst die Alten Herren der Ghibellinia den Schwanz eingezogen haben.
Zitat Die Saarbrücker Burschenschaft Ghibellinia hat nach dem Skandal um ein internes Papier mit rassistischem Inhalt reagiert. Der Verfasser sei ausgeschlossen worden, teilte die Verbindung mit. Sie distanzierte sich auch vom Inhalt des Schreibens.
Es war(!) eine Satire und als solches klar erkennbar. Die These des rassistischen Papiers wurde von der Frankfurter Rundschau sowie dem Saarländischen Rundfunk frei erfunden.
Satire darf in Deutschland also nur links sein. Alles andere sind "rassistische Papiere" oder anderer Schweinkram.
Zitat von NDRDementsprechend sollte die zentrale Frage an jeden satirischen Beitrag, egal in welchem Medium, sein: "Wer ist der Feind?" Oder, wem das zu martialisch klingt: "Wer ist verantwortlich für einen (veränderbaren) schlechten Zustand?
Und genau diese Verbindung ist die Agit-Prop-Wirkung der linken deutschen Satire. Es geht nämlich nicht um den Missstand, sondern nur um den Feind (insofern ist die Satire "politisch" im Sinne Carl Schmitts). Was der Feind, der apriori bestimmt wird (USA, CSU, kath. Kirche, Bundeswehr, Konzerne etc.) tut, ist automatisch ein Missstand.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von NDRDementsprechend sollte die zentrale Frage an jeden satirischen Beitrag, egal in welchem Medium, sein: "Wer ist der Feind?" Oder, wem das zu martialisch klingt: "Wer ist verantwortlich für einen (veränderbaren) schlechten Zustand?
Und genau diese Verbindung ist die Agit-Prop-Wirkung der linken deutschen Satire. Es geht nämlich nicht um den Missstand, sondern nur um den Feind (insofern ist die Satire "politisch" im Sinne Carl Schmitts). Was der Feind, der apriori bestimmt wird (USA, CSU, kath. Kirche, Bundeswehr, Konzerne etc.) tut, ist automatisch ein Missstand.
Ja, das ist das eine dialektische Kunststück - nur der richtige, also der rechts stehende Feind ist ein Feind, und da Satire sich immer gegen einen Feind richtet, ist auch nur Satire von Links gegen Rechts richtige Satire.
Das wird durch das zweite dialektische Kunststück untermauert: das in Klammern gesetzte "veränderbar". Denn traditionell ist es der Satire durchaus schnuppe, ob das, was sie aufspießt, veränderbar ist oder nicht. Die klassischen Satiren verspotteten alles, was sich zum Spott eignete. Um des Spottes willen, was sonst. Durch das "veränderbar" wird aber die Satire zum Instrument gesellschaftsverbessernder Bemühungen erklärt; man könnte auch sagen: herabgewürdigt.
Herabgewürdigt nämlich dadurch, daß der Autor Jesko Friedrich sich bei seiner seltsamen Definition von Satire ("Nihilismus statt Idealismus - das ist lässig, macht die Welt aber nicht besser, doch genau das ist ja das Anliegen der Satire") auf Schiller und Tucholsky beruft:
Zitat Im Jahr 1795 schreibt Schiller: "In der Satyre wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenübergestellt." Noch kämpferischer formuliert Tucholsky: "Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: Er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an."
Weder Schiller noch Tucholsky wollten die Satire als Instrument zur Veränderung der Welt gebrauchen.
Tucholskys Kennzeichnung ist vielmehr resignativ: Der Satiriker hat es gerade aufgegeben, die Welt zu verbessern, und verspottet sie nur noch. Und Schiller für die Weltveränderung in Anspruch zu nehmen, ist fast schon ein Witz. Hier ist die Passage aus "Über naive und sentimentalische Dichtung", der Friedrich sein Zitat entnommen hat (Hervorhebung von mir):
Zitat Streng genommen verträgt zwar der Zweck des Dichters weder den Ton der Strafe noch den der Belustigung. Jener ist zu ernst für das Spiel, was die Poesie immer sein soll; dieser ist zu frivol für den Ernst, der allem poetischen Spiel zugrunde liegen soll. Moralische Widersprüche interessieren notwendig unser Herz und rauben also dem Gemüt seine Freiheit; und doch soll aus poetischen Rührungen alles eigentliche Interesse, d.h., alle Beziehung auf ein Bedürfnis verbannt sein. Verstandes-Widersprüche hingegen lassen das Herz gleichgültig und doch hat es der Dichter mit dem höchsten Anliegen des Herzens, mit der Natur und dem Ideal zu tun. Es ist daher keine geringe Aufgabe für ihn, in der pathetischen Satire nicht die poetische Form zu verletzen, welche in der Freiheit des Spiels besteht, in der scherzhaften Satire nicht den poetischen Gehalt zu verfehlen, welcher immer das Unendliche sein muss. Diese Aufgabe kann nur auf eine einzige Art gelöst werden. Die strafende Satire erlangt poetische Freiheit, indem sie ins Erhabene übergeht; die lachende Satire erhält poetischen Gehalt, indem sie ihren Gegenstand mit Schönheit behandelt.
In der Satire wird die Wirklichkeit, als Mangel, dem Ideal, als der höchsten Realität, gegenübergestellt. Es ist übrigens gar nicht nötig, dass das Letztere ausgesprochen werde, wenn der Dichter es nur im Gemüt zu erwecken weiß; dies muss er aber schlechterdings, oder er wird gar nicht poetisch wirken. Die Wirklichkeit ist also hier ein notwendiges Objekt der Abneigung; aber, worauf hier alles ankommt, diese Abneigung selbst muss wieder notwendig aus dem entgegenstehenden Ideal entspringen. Sie könnte nämlich auch eine bloß sinnliche Quelle haben und lediglich in Bedürfnis gegründet sein, mit welchem die Wirklichkeit streitet; und häufig genug glauben wir einen moralischen Unwillen über die Welt zu empfinden, wenn uns bloß der Widerstreit derselben mit unserer Neigung erbittert. Dieses materielle Interesse ist es, was der gemeine Satiriker ins Spiel bringt und weil es ihm auf diesem Weg gar nicht fehlschlägt, uns in Affekt zu versetzen, so glaubt er unser Herz in seiner Gewalt zu haben und im Pathetischen Meister zu sein. Aber jedes Pathos aus dieser Quelle ist der Dichtkunst unwürdig, die uns nur durch Ideen rühren und nur durch die Vernunft zu unserm Herzen den Weg nehmen darf.
Die letzte hervorgehobene Stelle trifft ziemlich genau die Art von heruntergekommener Satire, die Jesko Friedrich will.
Zitat von JoachimFolglich produziert der NDR überhaupt keine echte Satire
Doch, Realsatire, unfreiwillig, dafür viel. Der SWR auch:
Zitat von Jesko FriedrichSWR-Intendant Peter Boudgoust urteilte: "Ein solches lustvolles Überschreiten von Grenzen darf es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht geben".
Das lustlose Unterschreiten qualitativer Mindeststandards wird nicht in Frage gestellt.
Im Ernst: Satire kann man nicht produzieren, allerdings kann man etwas produzieren und es dann Satire nennen.
Zitat von Jesko FriedrichSWR-Intendant Peter Boudgoust urteilte: "Ein solches lustvolles Überschreiten von Grenzen darf es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht geben".
Ach was?
Zitat Es ist nicht das erste Mal, dass Priol sich in einen Bereich des Humors wagt, der sehr an eine Grenze geht, und womöglich darüber hinaus. Als im April 2010 der polnische Präsident Lech Kaczynski bei dem verheerenden Flugzeugunglück in der Nähe von Smolensk ums Leben kam, hatte Priol kritisiert, wie Europas Politiker auf diesen Unfall reagiert hätten. Man heuchele da einem Mann hinterher, der als Störenfried der EU gegolten und bei dem jeder die Augen gerollt habe, wenn er in die Sitzung gegangen sei. "Mit dem wollte eigentlich keine Sau etwas zu tun haben", ätzte Priol. Auf einmal aber, kurz nach seinem Tod, werde dieser Mann "fast zum König verklärt". Priol hatte das im ZDF gesagt, in seiner Sendung "Neues aus der Anstalt" - und für einen Proteststurm vor allem in Polen gesorgt. Der ZDF-Programmchef sah sich genötigt, in der Sache zu schlichten.
Zitat von Jesko FriedrichSWR-Intendant Peter Boudgoust urteilte: "Ein solches lustvolles Überschreiten von Grenzen darf es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht geben".
Ach was?
Zitat Es ist nicht das erste Mal, dass Priol sich in einen Bereich des Humors wagt, der sehr an eine Grenze geht, und womöglich darüber hinaus. Als im April 2010 der polnische Präsident Lech Kaczynski bei dem verheerenden Flugzeugunglück in der Nähe von Smolensk ums Leben kam, hatte Priol kritisiert, wie Europas Politiker auf diesen Unfall reagiert hätten. Man heuchele da einem Mann hinterher, der als Störenfried der EU gegolten und bei dem jeder die Augen gerollt habe, wenn er in die Sitzung gegangen sei. "Mit dem wollte eigentlich keine Sau etwas zu tun haben", ätzte Priol. Auf einmal aber, kurz nach seinem Tod, werde dieser Mann "fast zum König verklärt". Priol hatte das im ZDF gesagt, in seiner Sendung "Neues aus der Anstalt" - und für einen Proteststurm vor allem in Polen gesorgt. Der ZDF-Programmchef sah sich genötigt, in der Sache zu schlichten.
Wir haben glücklicherweise den Analysebaukasten des NDR zur Hand:
Zitat von NDRBetrachten wir das Ganze unter der oben gegebenen Definition von Satire. Erste Frage: "Wer ist der Feind?"
Priol meinte keinesfalls Lech Kaczynski, sondern die heuchelnden EU-Politiker, das glaube ich ihm sogar (ausnahmsweise). Die polnischen Proteste wurden durch eine falsche Übersetzung hervorgerufen. Priol: Die polnische Bild-Zeitung hat dann geschrieben: Komiker bezeichnet Kaczynski als Schwein. Haben die einfach so übersetzt
Das ist Künstlerpech, aber keinesfalls eine Grenzüberschreitung, so wirklich Satire ist es aber auch nicht und witzig schon gar nicht. Damit erfüllt Priol die Witzigkeitsauflage des NDR:
Zitat von NDRWichtig ist nur, dass die satirische Kritik durch den Wunsch, unterhalten zu wollen, nicht in ihren entscheidenden Aussagen verwässert wird. Solange der satirische Feind immer wieder hart getroffen wird, darf zwischendurch auch mal einfach so gelacht werden.
Es kam gelegentlich vor, dass ich mich beim gelangweilten Durchzappen in eine Satire-Sendung des ÖR verirrt habe und da gibt es tatsächlich Publikum, der wahre Feind des Satirikers, der nicht identisch mit dem Vortragenden ist. Es lacht zwischendurch, einfach mal so. Erinnerungen an die ersten Jazzkonzerte, zu denen mich ein wohlmeinender Freund mitgeschleppt hat. Da hat das Publikum mittendrin geklatscht, einfach mal so, ganz ohne Applaustäfelchen. Soviel traue ich jetzt dem ÖR-Publikum nicht zu, es wird einfach mal so "Lachen" angezeigt. Anders kann ich es mir nicht erklären.
Zitat von C.Wir haben glücklicherweise den Analysebaukasten des NDR zur Hand:
Zitat von NDRBetrachten wir das Ganze unter der oben gegebenen Definition von Satire. Erste Frage: "Wer ist der Feind?"
Priol meinte keinesfalls Lech Kaczynski, sondern die heuchelnden EU-Politiker, das glaube ich ihm sogar (ausnahmsweise). Die polnischen Proteste wurden durch eine falsche Übersetzung hervorgerufen. Priol: Die polnische Bild-Zeitung hat dann geschrieben: Komiker bezeichnet Kaczynski als Schwein. Haben die einfach so übersetzt
Das ist Künstlerpech, aber keinesfalls eine Grenzüberschreitung, so wirklich Satire ist es aber auch nicht und witzig schon gar nicht. Damit erfüllt Priol die Witzigkeitsauflage des NDR:
Zitat von NDRWichtig ist nur, dass die satirische Kritik durch den Wunsch, unterhalten zu wollen, nicht in ihren entscheidenden Aussagen verwässert wird. Solange der satirische Feind immer wieder hart getroffen wird, darf zwischendurch auch mal einfach so gelacht werden.
Zitat von stefanolix Der Priol kennt den Klassenfeind (Zum Thema RAF: »Die hätten heute wieder gut zu tun in Deutschland.«). Das war sogar einem Kommentator der »Süddeutschen« zu viel: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/demo...derle-1.1078274
Die Autoren der Süddeutschen Zeitung weigern sich beharrlich das Satiredekret des NDR zur Kenntnis zu nehmen. Priol ist perfekte Erfüllungsgehilfe im Sinne der Anweisung:
Zitat von online SiegenEr schwingt die Kabarettkeule so kräftig, dass kaum ein Auge trocken bleibt, auch wenn das eigentlich befreiende Lachen manchmal bitterem Erkennen weicht. Dann gibt es immer wieder Beifall, der belegt, dass die rund 1400 Menschen im großen Saal Priols Attacken gegen die fehlende Moral von Politikern und das Geschäftsgebaren der Geldwechsler bei dieser Abstimmung mit den Händen unterstützen. Der 50-Jährige will aber offensichtlich mehr als Applaus. Er will mobilisieren, Menschen aufrütteln, dass sie sich wehren.
Mir kommen die Tränen. Ich bin mit der Kabarettistenszene in Deutschland nicht vertraut, aber hier tun sich Abgründe auf, die so tief sind, dass meine Dankbarkeit grenzenlos ist über den Trost, den Hilmar Klute in der Süddeutschen Zeitung spendet. (Gleich vier denkwürdige Ereignisse an einem Tag, gefunden bei Wikipedia, veröffentlicht in der Süddeutsche, eine Bildungslücke geschlossen, zwei Vorurteile ramponiert). Hilmar Klute rechnet gnadenlos mit der Dekretsatire, ihrer Protagonisten und deren Publikum am Beispiel Urban Priol ab: Kassandra im Hobbykeller
Zitat von Hilmar KluteEs ist wohl in erster Linie die konsequente Abkehr von jeder künstlerischen Bemühung, die jemanden in Stand setzt, mit Vergleichen zu arbeiten, die den Anschein erwecken sollen, hier sei ein großer, tabuloser Provokateur am Werke. Aber Priol ist kein Provokateur, dazu fehlen ihm Geist und intellektuelle Kühnheit. In Wahrheit ist Urban Priol das Schießgewehr eines entfesselten Spießbürgertums*, das alle Politiker an den Galgen wünscht, weil es sie grundsätzlich für verlogen, machtgierig und korrupt erachtet ... Darf Satire alles? Witzig, klug und großartig - Urban Priol ist das Gegenteil von all dem. Sein Fernsehkabarett Neues aus der Anstalt ist programmpolitisch nichts als eine bescheiden budgetierte Pflichtnische, weil man ein bisschen satirisch-kritisches Gelaber braucht ... Das gute und wahre Tucholsky- Wort, Satire dürfe alles, wird inzwischen immer wieder als Feigenblatt an die Lenden unzureichend durchbluteter Politclowns wie Urban Priol, Georg Schramm und Bruno Jonas gepappt. Und leider ist das Fernsehen zum Wegsehen vollgestellt mit schlecht informierten, unsauber zielenden, ästhetisch flächendeckend unbeleckten, verschwitzten Polit-Witzarbeitern.
So macht Feuilleton Spaß und ich will jetzt mehr von dem elitären Schnösel* Hilmar Klute lesen.
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