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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 10.330 mal aufgerufen
 Sprache und Literatur
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.06.2007 21:24
Walter Kempowskl Antworten

Dieser Beitrag ist eine Hommage an Walter Kempowski.

Es gibt zwei unmittelbare Anlässe - einen Artikel in der "Welt", eine Ausstellung in Berlin.

Es gibt für mich aber noch einen anderen Grund, über Kempowski zu schreiben. Dieser anständige, gerade, leise Mann ist mehrfach ins Visier linker Diffamierer geraden, allen voran der unsägliche Harald Wieser, der auch Werner Höfer fertiggemacht hat.

Er warf Kempowski "Plagiat" vor. Lächerlich bei jemandem, der Collagen produziert. Aber es war ein Stück Rufmord.

Sie ist erbärmlich, diese linke Technik des Fertigmachens von Andersdenkenden.

Kempowski war und ist kein Linker, kein Mitglied also von linken Seilschaften.

Das hat ihn faktisch vom Literaturbetrieb ausgeschlossen, der von der "Gruppe 47" und ähnlichen Einrichtungen dominiert war und ist.




Inger Offline



Beiträge: 296

25.06.2007 10:42
#2 RE: Walter Kempowskl Antworten

Lieber Zettel,
herzlichen Dank für den wundervollen Kommentar zu Walter Kempowski!
Eine Korrektur mußt Du aber noch vornehmen: Die Gruppe 47 paßt absolut nicht zu Kempowski, das wäre eine krasse Beleidigung gegen ihn. Kempowski ist völlig außer Konkurrenz, was viele schon immer genervt hat.
Grüßchen,
Inger

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.06.2007 23:09
#3 RE: Walter Kempowskl Antworten

Liebe Inger,

danke! (Du weißt ja, daß ich auf dein Urteil viel gebe; sogar, wenn du mich früher gelegentlich einmal getadelt hast ).

Nein, Kempowski hätte nicht in die Gruppe 47 gepaßt. Aber diese hatte, davon habe ich mich inzwischen überzeugt (es gibt eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten über die Gruppe 47), wirklich eine fast unheimliche Macht.

Wer auf einer ihrer Tagungen gelobt wurde, der war ein gemachter Mann - Böll beispielsweise trat dort als unbekannter Nachwuchs-Schriftsteller auf; Peter Handke wurde auf der berüchtigten Tagung in Princeton mit einem Schlag zum Star.

Wer nicht "dazugehörte", wie Kempowski, Koeppen, Arno Schmidt, der hatte es ungleich schwerer, sich im Literaturbetrieb durchzusetzen.

Naja, so ist das halt. Im Uni-Betrieb ist es nicht anders. Man lernt sich als Nachwuchs-Wissenschaftler kennen, man bildet "Gruppen" und dergleichen, man lernt einander schätzen, und dann hilft man einander halt auch.

Herzlich, Zettel

merle Offline



Beiträge: 5

13.04.2009 21:26
#4 RE: Walter Kempowskl Antworten

Hallo,

zunächst einmal ich bin neu und nehme mir jetzt einfach einmal die Dreistigkeit heraus zu antworten. Eigentlich ist auch keine Antwort, sondern vielmehr eine Frage: mich interessiert ganz besonders Kempowskis Bezug zu der 68 er Generation bzw. die Frage, warum sämtliche Literaturkritiker alle Mühen verschmäht haben und eher eine dezidierte Meinung von Herrn Kempowski vertraten. Sicherlich und das bewundere ich sehr an ihm, dass er jeglicher Ideologie aus dem Weg ging.

Der Hintergrund ist der, dass ich mit meiner Klasse (auch das wäre eine Art Hommage an K.) genau diese Thematik besprechen möchte. Meines Erachtens hatte Kempowski die Befürchtung, dass sich die "Sache" wiederholt - nur mit umgekehrten Vorzeichen, gerade in den 68 ern. Mir fehlt einfach Literatur in Bezug auf diesen Bereich, den ganz besonders spannend finde. Als einzige Literaturkritik ist mir nur der vernichtende Aufsatz von Mahal, Günther bekannt.

Es wäre sehr freundlich, wenn Sie mir bei meinem Problem weiterhelfen könnten.

P.S.: In welcher Verbindung stand diesbezüglich Reemtsma zu K.!?
Vielen Dank.
Freundliche Grüße!
merle

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

14.04.2009 16:53
#5 RE: Walter Kempowskl Antworten

Liebe Merle,

danke für Ihr Interesse an Walter Kempowski!

Ich fürchte, daß ich Ihnen mit Material leider wenig helfen kann; dazu müßte ich selbst erst (wieder) recherchieren. Dazu fehlt mir leider im Augenblick die Zeit.

Als ich vor knapp zwei Jahren den Artikel schrieb und ihn Kempowski geschickt hatte, antwortete er, und das wird Sie vielleicht interessieren:

Zitat von Walter Kempowski
Lieber Herr Zettel,

ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihr Manuskript! Es ist immer interessant, wie andere Menschen kundig über mein Werk schreiben. Vor Tische las man's anders!

Alles Gute - Ihr Walter Kempowski

Dieses "Vor Tisch las man's anders" deutet an, wie verbittert Kempowski immer noch war, obwohl in den Jahren vor seinem Tod sich ja die Rezeption sehr gewandelt hatte.

Aber er blieb einsam; übrigens auch gesellschaftlich. 2006 habe ich ihn auf einer Ausstellung der Fotografien Arno Schmidts in Berlin gesehen. Die anderen Prominenten standen, wie üblich, in Trauben herum. Kempowski ging allein von Exponat zu Exponat.

Woher rührte seine Verbitterung? Ich glaube, es war nicht so sehr eine politische Beurteilung der 68er Bewegung als vielmehr seine persönliche Erfahrung. Er hatte seine "besten Jahre" für sein Engagement für die Freiheit im Gefängnis gesessen, hatte es tragen müssen, daß nicht ohne seine Schuld auch seine Mutter im Gefängnis gesessen hatte. Jetzt war er endlich frei, im doppelten Sinn in der Freiheit.

Und wie nahm man ihn auf? Mit Mißtrauen. Denn der Litaraturbetrieb der Bundesrepublik hatte ja ein durchaus freundliches Bild von der DDR. Da paßte einer, der die Diktatur am eigenen Leib erfahren hatte, nicht hinein. Also wurde er ignoriert, allenfalls als eine Art gehobener Unterhaltungsschriftsteller betrachtet.

Er hat das immer wieder in Interviews gschildert. Leider habe ich dazu, liebe Merle, aber nichts aufgehoben, auch keine Links, und müßte also, wie gesagt, erst selbst recherchieren.

Zweifellos war er an seiner Isolierung auch selbst schuld. Er war, wie Arno Schmidt, ein scheuer Eigenbrödler, der gleichwohl nach Anerkennung verlangte. Es ist kein Zufall, daß beide sich in der Einsamkeit eines Dorfs vergraben haben.

Herzlich, Zettel

merle Offline



Beiträge: 5

15.04.2009 18:37
#6 RE: Walter Kempowskl Antworten

Lieber Zettel,

danke Ihnen für die rasend schnelle Antwort!;-)
Habe jetzt ein wenig in den Zeitschriften der 70 er Jahre recherchiert und teilweise sehr verletzende Kritik über Kempowski gelesen. In meinem Studium habe ich eine Hausarbeit über ihn geschrieben bzw. über seine Fibel und habe auch ein Dankesbrief erhalten. Im Nachhinein hätte ich doch viel lieber über sein Verhältnis mit der 68 er Bewegung geschrieben.

Darf ich fragen über was Sie in ihrem Manuskript geschrieben haben!?

Vielen Dank und herzliche Grüße!
merle

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.04.2009 00:32
#7 RE: Walter Kempowskl Antworten

Liebe Merle,

Zitat von merle
Habe jetzt ein wenig in den Zeitschriften der 70 er Jahre recherchiert und teilweise sehr verletzende Kritik über Kempowski gelesen.

Falls davon etwas im Web steht, würde es mich interessieren.
Zitat von merle
Darf ich fragen über was Sie in ihrem Manuskript geschrieben haben!?

Ach, das war nur der Artikel in ZR, den Sie kennen. Er - bzw. sein Sekretär - hat vermutlich die Standard-Antwort geschickt.

Als ich heute Abend meiner Frau von Ihrem Beitrag erzählte, hat sie mich auf eine Sendung des WDR am vergangenen Montag aufmerksam gemacht. Vielleicht interessiert sie Sie:

http://www.wdr5.de/fileadmin/user_upload...3_Kempowski.pdf

Herzlich, Zettel

merle Offline



Beiträge: 5

17.04.2009 16:42
#8 RE: Walter Kempowskl Antworten

Lieber Zettel,

vielen Dank für ihre Antwort. Einen ganz herzlich lieben Gruß an ihre Frau verbunden mit einem riesigen Dankeschön!
Ich arbeite mich gerade weiter durch die Kempowski-Literatur - muss dieses aber leider nun für ein paar Tage unterbrechen. Jedoch bleib ich dran und melde mich spätestens in einer Woche, dann müsste dann auch mein Unterrichtskonzept stehen - mittlerweile bin ich ganz besessen von der Thematik.

Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen!
merle

P.S.: ich denke, dass es sich nicht um eine Standardantwort gehandelt hat - im Gegensatz zu meinem Brief der im Auftrag unterzeichnet wurde;-)

merle Offline



Beiträge: 5

17.04.2009 16:44
#9 RE: Walter Kempowskl Antworten

P.P.S.: denn dann kann ich ihnen auch sehr gerne die gesammelte Literaturkritik zusenden.

Viele Grüße!
merle

merle Offline



Beiträge: 5

19.04.2009 08:57
#10 RE: Walter Kempowskl Antworten

so da bin ich doch nochmal:

dieser Aufsatz von Mahal, wird Sie ganz bestimmt interessieren. Vielleicht bin ich zu voreilig, aber das würde erklären bzw. eine Miterklärung bieten, warum Kempowski 10 Jahre (ab den 80ern bis kurz vor seinem Tode) lang von dem Literaturbetrieb verschmäht wurde, da er bis dato lediglich als komischer Einzelgänger deklariert wurde.

Herzliche Grüße!
merle

schade - das hat nicht funktioniert - haben Sie eine e-mail Adresse!?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.04.2009 11:30
#11 RE: Walter Kempowskl Antworten

Zitat von merle
schade - das hat nicht funktioniert - haben Sie eine e-mail Adresse!?

Bitte in "Zettels Raum" auf das Bild von Zettels Haus rechts oben klicken, dann unter "Kontakt" auf "email". Oder Sie schicken mir hier im Forum eine Private Mail: In der Kopfleiste des Forums auf "Private Mails" klicken.

Herzlich, Zettel

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