Es gibt eine Parallele zu Stammesgesellschaften, auch zu dörflichen Gesellschaften bei uns; aber zugleich trägt der Ruf nach vollständiger Transparenz zugleich doch auch andere Züge: egalitäre, jakobinische.
Zitat von ZettelEs gibt eine Parallele zu Stammesgesellschaften, auch zu dörflichen Gesellschaften bei uns; aber zugleich trägt der Ruf nach vollständiger Transparenz zugleich doch auch andere Züge: egalitäre, jakobinische.
Lieber Zettel, danke für diesen sehr schönen Artikel! Einen angenehmen Restostermontag wünscht dir und allen in der Runde, R.r
- Eine sich noch definierende Bewegung - Eine ordentliche Portion Unterstellungen - Eine Tasse falscher Zusammenhänge - Eine nicht korrekte Analogie - Einen Nebel von Frustration über eine vergangene Bewegung
Das ganze mische man möglichst gut durch, lasse es ein bischen gären, lege das ganze in eine überzeugende Form und wundere sich, warum der Kuchen nicht aufgeht.
Ich weiß nicht mehr zum wievielten Male ich mich genötigt sehe, die Piraten in Schutz zu nehmen, eine Partei die ich selber für einen grossen Haufen von Blindgängern halte, die inzwischen so weit links unterwandert sind, dass sie mit ihren ursprünglichen Zielen nur noch am Rande zu tun haben. Einfach nur ein paar Punkte: - Einen Zusammenhang zwischen Piraten (oder der zugehörigen Bewegung) und Verbrechen zu konstruieren ist bestenfalls unredlich, schlimmstensfalls ehrabschneidend oder unanständig. Das Konstruieren solcher Zusammenhänge sollte sich von selbst verbieten, zumindest wenn man bereit ist dem Andersdenkenden soviel Respekt entgegegen zu bringen, dass man eine Auseinandersetzung überhaupt will. Egal wie frustriert man über den eigenen Schaden ist, sorry, auch das muss mal gesagt werden. - Die Forderung nach Transparenz hat mit Privatpersonen nicht das geringste zu tun (auch wenn die Unterscheidung im Artikel nicht vorkommt, so wird das Konzept über den Begriff der Stammesgesellschaft ja gratis mitgeliefert). Sowas würden Piraten nicht nur nicht fordern, sie sind im Unterschied zu den beiden grossen Parteien in Deutschland, tatsächliche Vertreter eines sehr starken Rechtes auf Privatssphäre. Die Unterstellung ist nicht nur falsch, sie ist in einer Form geradezu grotesk. Piraten setzen sich für deutlich mehr Transparenz in öffentlichen Prozessen, insbesondere Gesetzgebungsverfahren und öffentlichen Gremien ein. Dort allerdings ist der Ansatz einer "Stammesgesellschaft" vollkommen lächerlich, denn wir reden von Gremien, die über Millionen Bürger entscheiden. Und diesen Gremien, insbesondere den europäischen aber auch den bundespolitischen würde ich nur kein Vertrauen entgegenbringen, ich denke wie die Gesetzgebung in Brüssel (bestes jüngstes Beispiel ACTA) organisiert ist, muss man von brüllendem Misstrauen sprechen. Die Piraten legen mit ihren Forderungen ihre Finger in eine blutende Wunde, die man negieren kann (wenn man ein Fan der aktuellen Regierung ist, wird das einem vermutlich leicht fallen), die aber nichtsdestotrotz ziemlich weit klafft und von einer Menge Menschen auch gesehen wird. - Das man als Kritiker für sich das Recht auf Anonymität mit etabliert, ist eigentlich naheliegend: Man möchte sich keinen Repressionen aussetzen. Gerade diese Kritik finde ich von Ihnen, lieber Zettel, unpassend, denn Sie selber nutzen ja (aus welchen Gründen Ihnen auch immer beliebt) durchaus darauf, selber anonym zu bleiben. Für sich selber ein Privileg zu reklamieren, dass man anderen nicht zugesteht, nun, ich überlasse es Ihnen dafür einen Namen zu finden.
Unabhängig von weiteren Anmerkungen, die man noch machen könnte, so erlaube ich mir eine Meta-Bewertung: Ich halte das, was die 68er mit diesem Land gemacht haben für verheerend, möglicherweise auf die lange Bahn sogar für vernichtend. Keine Bewegung oder Genration seit 1945 hat soviel Schaden angerichtet wie die 68er. ABER: Die 68er hatten ihren Grund. Sie sind nicht aus einer Laune heraus enstanden und sie sind auch nicht, wie mancher gerne glauben möchte, ein Ergebnis spätrömischer Dekadenz. Die 68er sind entstanden aus gesellschaftlichen Mängeln heraus. Die Gesellschaft der BRD in den sechziger Jahren war eben nicht perfekt und sie hatte durchaus Fehler. Und auch ohne diese Fehler im einzelnen debattieren zu müssen, so wären die 68er nicht derart prägend gewesen, wenn nicht ein erheblicher Teil der Jugend diese Fehler emfunden hätte. Unsere heutige Gesellschaft hat auch Fehler, sie hat demokratische Defizite, sie hat Recht was von vielen als Unrecht emfunden wird und sie hat eben auch eine ältere Generation, die die Jugend und das, was diese tut, nicht versteht. In diesem Klima sind die Piraten entstanden und sind aus dem Stand stärker als wenigstens 2 von den Altparteien. Das sollte einem zu denken geben und nicht zu einer Verunglimpfung nach der anderen führen. Wer die Mißstände nicht sehen will, sondern sich stattdessen an denen abarbeitet, die sie aufgreifen, der darf sich nicht wundern, wenn er nicht verstanden wird. Hier, in diesem kleinen aber feinen Zimmer, mag das angehen. Und hier befinden sich auch wenige, die diese Mißstände emfinden. Aber wenn ich verstehen will, was diese Bewegung will, was sie motviert, was ihre Ziele sind und wie sie dahin gelangen möchte, dann erreiche ich das nicht indem ich meinen Frust per Elfenbeinturm artikuliere.
Zitat von ZettelEs gibt eine Parallele zu Stammesgesellschaften, auch zu dörflichen Gesellschaften bei uns; aber zugleich trägt der Ruf nach vollständiger Transparenz zugleich doch auch andere Züge: egalitäre, jakobinische.
Lieber Zettel, Ihrem Kommentar kann ich nur zustimmen und möchte noch ein paar, aus eigener Erfahrung resultierende Gedanken hinzufügen. Auch und gerade was den Artikel von Professor Han anbelangt. Da sich kommunistische Gesellschaften in ihrer theoretischen Grundlage auf Stammesgesellschaften als klassenlose Gesellschaften beziehen, ist die ihr innewohnende Transparenz den Bürger betreffend, geradezu immanent wie ich finde, ganz im Gegensatz zum Neoliberalismus. Diese Tranparenz bezieht sich freilich nicht auf den Staat. Dies zu ändern war seinerzeit bekanntermaßen das Bestreben von Michael Gorbatschow mit seiner Perestroika und Glasnost-Politik. Dem gläsernen Bürger dagegen wollte er seine Privatshäre nicht zugestehen. In der DDR bestand die Nacktheit des Bürgers gegenüber der Staatsgewalt vor allem in der ihn sein Arbeitsleben lang begleitenden Kaderakte. Gleichzeitig offenbarte sich ihm an dieser Stelle seine Ohnmacht der Willkür und Intransparenz "staatlicher Stellen" gegenüber. Der Zusammenbruch des Kommunismus führte zu mehr Transparenz des Staates und auch zur Wiederherstellung der Privatheit des Bürgers. Die Kaderakten verschwanden und verfassungsmäßig garantierte Grundrechte wurden ihm zurückgegeben. In der Informationsgesellschaft wird nun die freiwillige Aufgabe von Teilen dieser Privatsphäre beobachtet und auch das Interesse der Exekutive an Daten über die Bürger ist ungebrochen. Beides scheint sich zu verstärken, aber anstatt eine klare Trennung zwischen freiwilliger Preisgabe von Daten und stärkerer Datenerhebung durch den Staat zu ziehen, kapern politisch engagierte Netzaktivisten wie die Piraten die Privatshäre der Bürger, in dem sie deren Daten die Eigentumsrechte aberkennen. Gleichzeitig offenbaren sie ein mangelhaftes Verantwortungsgefühl, welches nicht nur in der Dreistigkeit ihres Handelns zum Ausdruck kommt, sondern ebenso in ihrem sozialen Anspruchsdenken. Diese Ablehnung von Verantwortung begünstigt paternalistische Bestrebungen der Exekutive. Somit pflastern der paternalistische Staat und die Internetaktivisten den Weg in die Transparenzgesellschaft und nicht etwa der Neoliberalismus, wie Professor Han meint.
Grundlage für einen immer wieder erneut eingeräumten Vertrauensvorschuss ist die Annahme, dass geschätsfähige Bürger im gegenseitigen Miteinander ihrer Verantwortung gerecht werden. Sei es in dem sie einen angenommenen Auftrag erfüllen oder ihre Rechnungen bezahlen. Wer Kontrolle höher bewertet als Vertrauen, spricht seinem Gegenüber die Eigenverantwortung ab. Die angeblichen gesellschaftlichen Verwerfungen die der Kapitalismus laut Professor Han hervorgebracht haben soll, sind kollektivistische Tendenzen die ein Nebeneffekt planwirtschaftlicher Regulierung darstellen.
Zitat von FAZDie Transparenz ist letzten Endes ja ein Imperativ des Neoliberalismus.
Diese Aussage relativiert in propagandistischer Art die berechtigte Forderung des Souveräns nach Tranparenz an seinen Diener, den Staat, dem er das Gewaltmonopol überlässt. Die Gewaltenteilung und die Grundrechte schützen die Privatsphäre des Bürgers, nicht des Staates. Somit ist die Forderung nach Transparenz eine einseitige, wenn auch nicht alles den Staat betreffend, jedem zugänglich ist, sondern nur gewählten Vertretern des Souveräns.
Auch mich hat der Bezug zur Forderung nach "Transparenz" in diesem Zusammenhang verwirrt.
Es geht, nach meinem Verständnis der Position, den Piraten nicht darum, die gesamte Gesellschaft offenzulegen und somit Privates nicht mehr privat sein zu lassen. Die Forderung nach Transparenz bezieht sich stattdessen auf die Zugänglichkeit von Informationen, die "alle" betreffen, also in erster Linie staatliche. Dazu gehören zum Beispiel parlamentarische Entscheidungsprozesse, Vergabeverfahren, öffentliche Ausgaben oder auch Nebentätigkeiten von Staatsdienern (-> Open Data). Für mich sind das vernünftige und liberale Positionen, die ich gut unterstützen kann.
Zitat von svDEs geht, nach meinem Verständnis der Position, den Piraten nicht darum, die gesamte Gesellschaft offenzulegen und somit Privates nicht mehr privat sein zu lassen. Die Forderung nach Transparenz bezieht sich stattdessen auf die Zugänglichkeit von Informationen, die "alle" betreffen, also in erster Linie staatliche. Dazu gehören zum Beispiel parlamentarische Entscheidungsprozesse, Vergabeverfahren, öffentliche Ausgaben oder auch Nebentätigkeiten von Staatsdienern (-> Open Data). Für mich sind das vernünftige und liberale Positionen, die ich gut unterstützen kann.
Wo, lieber svD, sehen Sie einen Bedarf nach mehr Öffentlichkeit, als sie bereits gegeben ist?
In einem demokratischen Rechtsstaat tagen die Parlamente, tagen die Gerichte öffentlich. Jede Verwaltungsentscheidung ist gerichtlich nachprüfbar. Beamte müssen jede noch so geringe Nebentätigkeit genehmigen lassen. Abgeordnete des Bundestags müssen ihre Nebeneinkünfte ab einer bestimmten Höhe offenlegen. Ist das denn nicht genug Transparenz?
Ich habe, wie in dem Artikel erwähnt, die erste Welle der Forderungen nach "Öffentlchkeit" - um 1970 herum - erlebt und danach an verschiedenen Universitäten die Folgen besichtigen können.
Es gab Unis, an denen zum Beispiel alle Gremien öffentlich tagten; die Fakultäten, der Senat, die Leitungsgremien der Institute. Das hatte zwei Folgen:
Erstens wurde versucht, Druck auf die Entscheidungen dieser Gremien auszuüben. Gruppen von Studierenden (selten auch des Mittelbaus) "besuchten" Sitzungen und versuchten durch Beifall und Zwischenrufe, manchmal durch Lärmen und dort, wo es erlaubt war, durch Wortmeldungen Entscheidungen in ihrem Sinn zu beeinflussen. Oft gelang das auch. Das war das Gegenteil einer "demokratischen Universität" - irgendwelche Minderheiten von "Aktivisten" setzten sich durch.
Die zweite und allgemeine Konsequenz war, daß die Entscheidungen nicht mehr in diesen Gremien stattfanden, sondern in informellen Zirkeln; dort, wo noch ein offenes Wort möglich war; wo nicht alles, was man sagte, auf die Goldwaage gelegt werden mußte. Die Mitglieder gingen in die Gremien nur noch, um dort abzustimmen; alles andere war schon zuvor besprochen und erledigt. Das Ergebnis der tollen "Öffentlichkeit" war nicht mehr, sondern weniger Offenheit der Entscheidungsprozesse.
Die Piratenpartei scheint jetzt entschlossen, diese Erfahrungen erneut zu machen. In Berlin zum Beispiel tagt die Fraktion öffentlich. Wie man sich denken kann, gab es sofort einen öffentlichen Streit. Man wird daraus lernen und künftig die Personalentscheidungen nicht mehr in der Fraktion treffen, sondern sie zuvor bei irgendwelchen informellen Treffen auskungeln. Oder man wird lernen und Fraktionssitzungen nichtöffentlich machen, wie jede vernünftige Partei.
So sehr ich viele ihrer Artikel mag, so sehr graust es mich, wenn sie über die Piratenpartei schreiben. Soviel Unkenntnis, insbesondere nach den Erfolgen der Piratenpartei bei den letzten Wahlen, traut man keiner politisch gebildeten Person zu. Es schockiert mich etwas, dass sie nicht nur bei ihrer gefassten Meinung bleiben, sondern diese auch noch verstärkt haben und dabei die Ziele einer Bewegung ins Gegenteil verkehrt darstellen. Ich denke, es ist gerade dieses Verhalten von Anhängern etablierter Parteien, die den Piraten weiter Zulauf beschehren, also bin ich generell nicht wirklich undankbar dafür. Nur bei ihnen persönlich, da tut es mir leid.
Zitat von grenzenlosnaivSo sehr ich viele ihrer Artikel mag, so sehr graust es mich, wenn sie über die Piratenpartei schreiben. Soviel Unkenntnis, insbesondere nach den Erfolgen der Piratenpartei bei den letzten Wahlen, traut man keiner politisch gebildeten Person zu. Es schockiert mich etwas, dass sie nicht nur bei ihrer gefassten Meinung bleiben, sondern diese auch noch verstärkt haben und dabei die Ziele einer Bewegung ins Gegenteil verkehrt darstellen. Ich denke, es ist gerade dieses Verhalten von Anhängern etablierter Parteien, die den Piraten weiter Zulauf beschehren, also bin ich generell nicht wirklich undankbar dafür. Nur bei ihnen persönlich, da tut es mir leid.
Lieber grenzenlosnaiv,
Unkenntnis will ich immer beheben. Worin besteht Sie nach Ihrer Auffassung bei mir?
Sie haben Recht, daß ich dieser Partei ablehnend gegenüberstehe. Sie wiederholt aus meiner Sicht die Fehler der Achtundsechziger. Ich habe ein Déja-Vu-Erlebnis nach dem anderen: Dieser Egalitarismus - wir sind doch alle gleich und alle ganz lieb miteinander. Die Mischung aus Hedonismus und Revoluzzertum - "Wir wollen alles, und zwar sofort". Diese seltsame Transparenz-Sucht, die ich in dem Artikel kritisiere.
Es ist die Arroganz der Jugend. In meiner Generation kamen die Wortführer sich denen unendlich überlegen vor, die unter den Nazis gelitten hatten und die nicht den Mut gehabt hatten, Widerstand zu leisten. Heute fühlen diejenigen, die mit dem PC und dem Internet aufgewachsen sind und die stets nur Wohlstand und Freiheit gekannt haben, sich denen voraus, die es im Leben weniger glücklich getroffen haben.
Vielleicht, lieber grenzenlosnaiv, muß jede Generation immer wieder dieselben Fehler machen. Vielleicht ist es auch so etwas wie ein Reißverschluß: Die Enkel wiederholen die Fehler der Großväter. Die Generation dazwischen hatte gelernt.
Vielleicht gehören Sie zu dieser Generation, in der Sie mein Enkel sein könnten?
Zitat von ZettelEs gibt eine Parallele zu Stammesgesellschaften, auch zu dörflichen Gesellschaften bei uns; aber zugleich trägt der Ruf nach vollständiger Transparenz zugleich doch auch andere Züge: egalitäre, jakobinische.
Um bei ihrem Vergleich mit der französischen Revolution zu bleiben: (Ein) Ziel der Piraten ist es, den König zu zwingen, dem Volk gegenüber alles offenzulegen; und dem Volk wiederum das Recht zu geben, alles gegenüber dem König zu verbergen. Das trifft auch ziemlich gut die Wahrnehmung der bestehenden Zustände; denn als Minderheit ist man halt auch in einer Demokratie gezwungen, dem Folge zu leisten, was andere entscheiden. Ob das jetzt der König oder die von der Mehrheit gewählte Regierung ist, spielt für den Effekt, die die Beschlüsse auf die Minderheit haben, ja keine Rolle. Soweit ich mich erinnere, sind die Piraten ja vorallem als Reaktion auf die Bestrebungen entstanden, das Internet stärker zu regulieren. Und was
Zitat von ZettelEs gab Unis, an denen zum Beispiel alle Gremien öffentlich tagten; die Fakultäten, der Senat, die Leitungsgremien der Institute. Das hatte zwei Folgen:
Erstens wurde versucht, Druck auf die Entscheidungen dieser Gremien auszuüben. Gruppen von Studierenden (selten auch des Mittelbaus) "besuchten" Sitzungen und versuchten durch Beifall und Zwischenrufe, manchmal durch Lärmen und dort, wo es erlaubt war, durch Wortmeldungen Entscheidungen in ihrem Sinn zu beeinflussen. Oft gelang das auch. Das war das Gegenteil einer "demokratischen Universität" - irgendwelche Minderheiten von "Aktivisten" setzten sich durch.
diesen Vergleich anbelangt, haben sie vermutlich durchaus recht. Der Punkt ist ja gerade, dass die Leute, denen ein von Regulierung und Überwachung möglichst freies Internet ein großes Anliegen ist, in der Minderheit sind. Eigentlich ging es ursprünglich einfach nur darum, dass diese Minderheit in Ruhe gelassen werden wollte. Nicht mehr. Da das aber die Mehrheit der Bevölkerung ebenso wie die etablierten Parteien wenig interessiert, hat man nach einem Weg gesucht, sich das, was man hat, dennoch zu erhalten. Was dann daraus geworden ist, ist wieder eine andere Sache. Es kann sicherlich so kommen, dass sich die Entscheidungsfindung dann wie sie beschrieben haben wieder in nicht öffentliche Bereiche verlagert; nur ist das für die Betroffenen halt eine Zwickmühle. Machen sie nichts, wird ihnen was aufgedrückt, machen sie was, vielleicht auch.
Edit: Wobei meines Wissens die Piraten auch eine stärkere direkte Mitbestimmung durch die Bevölkerung fordern. Gegen die kann man auch mit der von ihnen angesprochenen Methode nichts machen.
Wie kommt der Autor auf diesen `humpeligen` Vergleich? Seid wann sind Stammesgesellschaften Klassenlos, Hierarchiefrei und Tranzparent? Selbst wenn sie keine festgelegte Struktur hätten, gibt es immer fest etablierte informelle Gruppen die ihre Mitglieder durchaus nach strengen Regeln rekrutieren. Und ich denke nicht das die Piraten ein Interesse an meinem privatesten Verhalten haben. Sollte, lieber Zettel, die politische Transparenz ja schon gegeben sein, warum dann die Aufregeung? Im übrigen vermisse ich, gerade was den Verlauf um EU Rettungspakete angeht, sehrwohl das Bemühen "meiner politischen Angestellten" mich umfassend und verständlich ins Bild zu setzen.
es ist schon interessant, dass wir beide diese Déjà-Vu-Erlebnisse haben, und jeweils bezogen auf das Erleben einer politischen Bewegung zur Zeit unserer, naja , Jugend. Wie du die 68er als Blaupause für die "Piraten" siehst, sind das bei mir eben die "Grünen". Die Parallelen sind wirklich nicht von der Hand zu weisen. Und natürlich gilt jeweils trotzdem immer das "this time is different". Wie bei den Finanzkrisen. Anscheinend muss jede Generation wirklich immer wieder neu lernen, da können "wir" Alten (so ganz passe ich in die Kategorie noch nicht, nur nach Internet-Maßstäben) uns noch so sehr anstrengen und rufen: "Ich mahne und erinnere!" (Olaf Schubert).
Wunder dich nicht über die Reaktionen der Jungspunde. Es ist unmöglich, dass denen die Wiederkehr des Gleichen so auffällt wie uns.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Aber dies - nämlich der Anspruch, das Rad nicht wieder ganz neu erfinden zu müssen, oder das Feuer, oder die Vorzüge regendichter Kleidung und der Schutzimpfung - liegt ja im Zentrum dessen, wofür die Freibeuter einstehen: das, was man, bevor es eintrat, einmal "Informationsgesellschaft" genannt hat: nicht umsonst ist denen ihr Wahrzeichen der Laptop - oder das Smartphone. Insofern kann man eigentlich erwarten, daß, wer sich als Pirat auf den langen Weg durch die Institutionen macht, erst einmal an den Erfahrungen der beiden Vorgängergenerationen von 68 und Grün schult: Material gibt es in den Bibliotheken und im Netz mehr als genug: Am lehrreichsten ist's freilich, sich mit alten Etappenhasen beim Bier zusammenzusetzen: die teilen ihr angehäuftes Leid gern (das "audiatur et altera pars" ist für die Nachrückenden hier unabdingbar). Mag sein, daß dies für Gruppen ein unpraktikables pädagogisches Programm ist; aber in den Parteien alten Schlags wurde so die politische Bildung fürs Gremien- und Parlamentsüberleben vermittelt.
Apropos Traditionspflege: Besteht angesichts des Geschlechterverhältnisses bei den Piraten wenigstens berechtigte Aussicht, daß jetzt die Männer im Parlament stricken?
Zitat von Ulrich ElkmannMag sein, daß dies für Gruppen ein unpraktikables pädagogisches Programm ist; aber in den Parteien alten Schlags wurde so die politische Bildung fürs Gremien- und Parlamentsüberleben vermittelt.
Mir scheint, das ist ein ganz interessanter und wichtiger Punkt.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Generelle Transparenz erscheint mir kein originär liberales Anliegen zu sein. Der Markt schafft Transparenz in einem Umfeld einer Vielzahl per se intransparenter Entscheidungen. Zum einen da "Preise" als Quantifizierung intransparenter Prozesse aufgerufen werden und zum anderen über Inseln der Transparenz: Leuchttürme oder neudeutsch Benchmarks. Die Logik der Kommunisten, Transparenz zu fordern, liegt darin, alle - nun transparenten - Entscheidungen mittels der Avantgarde und der proletarischen Mehrheit gleichzuschalten.
... mal so als Anregung in Zettels Runde geworfen.
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