Antwort (A) im Quiz ist richtig.
Vizepräsident Joe Biden war am 6. Mai Gast der Sendung "Meet the Press" bei MSNBC. Der Interviewer war David Gregory. Bidens Versprecher können Sie sich in der Aufzeichnung des Interviews anhören (ab 5:00) oder im Transskript der Sendung nachlesen.
Es ging um die von Wahlkämpfern Obamas verbreitete Aussage, Romney würde es nicht fertiggebracht haben, Bin Laden zu töten (siehe Obama oder Romney - wer ist der bessere Bin-Laden-Killer? Etwas aus dem amerikanischen Wahlkampf; ZR vom 28. 4. 2012).
Gregogry fragt Biden, ob die USA weniger sicher wären, wenn Romney gewählt würde. Biden darauf:
Zitat
Based on what President Romney has said, as it relates to his view-- for example, him saying our archenemy, I'm paraphrasing, is Russia.
Aufgrund dessen, was Präsident Romney gesagt hat, was seine Sicht anbetrifft - zum Beispiel sagte er, ich paraphrasiere, unser Erzfeind ist Rußland.
Den Hinweis auf diesen hübschen Versprecher habe ich der aktuellen Kolumne von Dana Milbank in der Washington Post entnommen.
Versprecher passieren jedem Politiker. Ob man jeden gleich, wie es natürlich hier sofort geschah, als
"Freud'schen Versprecher" analysieren muß, ist freilich recht fraglich. Ich habe das vor genau einem Jahr diskutiert; der Hintergrund war übrigens die Tötung von Osama bin Laden (
Anmerkungen zur Sprache (11): "Obama" statt "Osama" - Freud'sche Fehlleistungen? Psychoanalytische Deutungskunst und Linguistik; ZR vom 8. 5. 2011).
Alle Politiker versprechen sich gelegentlich. Aber nicht die Versprecher jedes Politikers fallen der öffentlichen Häme anheim. Das trifft nur diejenigen, auf die sich die journalistische Agitprop richtet; in der alten Bundesrepublik zum Beispiel den Bundespräsidenten Lübke (siehe
Ist Christian Wulff ein zweiter Heinrich Lübke? Respektlosigkeit im Umgang mit dem Bundespräsidenten und Krisen der Bundesrepublik Deutschland; ZR vom 19. 12. 2011).
Es kommt halt auf den politischen Standpunkt an. Die Versprecher Barack Obamas beispielsweise, wenn er einmal nicht vom Teleprompter abliest, sind Legende. Aber man beachtet sie nicht; jedenfalls nicht in Deutschland. Die Bushs hingegen wurden seinerzeit genüßlich registriert.
Falls Sie sich für Versprecher Obamas interessieren - ich habe vor drei Jahren einmal die schönsten zusammengestellt; inzwischen dürften viele neue hinzugekommen sein:
"Ich sehe viele unserer gefallenen Helden im Publikum". Eine kleine Sammlung von Obamismen; ZR vom 29. 7. 2009.
Was Biden angeht, stellt er allerdings selbst seinen Boss in den Schatten. Häufiger als Versprecher sind bei ihm allerdings schlichte Dummheiten. Oft weiß man nicht, ob Bidens Humor freiwillig oder unfreiwillig ist (aktuelle Kostprobe, vom 26. April: "Der Präsident hat einen großen Prügel, ich verspreche es Ihnen").
Das und weitere Bidenismen können Sie
hier finden. Eine Hitliste der Top 10, mit Video-Dkumentation, hat
Time Magazine zusammengestellt. Mein Favorit ist Bidens Kennzeichnung des damaligen Kandidaten Barack Obama:
Zitat
"I mean, you got the first mainstream African-American who is articulate and bright and clean and a nice-looking guy. I mean, that's a storybook, man."
"Nicht wahr, da haben wir den ersten Afro-Amerikaner aus dem Mainstream, der sich ausdrücken kann und gescheit und sauber ist und ein hübscher Bursche. Nicht wahr, das ist wie im Bilderbuch, Mann".
Kannten Sie den? Stellen Sie sich vor, Präsident Bush hätte das gesagt. Wetten, daß Sie es dann wüßten?