Danke seitens eines Spätgeborenen für den Beitrag!
Zitat Die Italiener beherrschten, so wußten wir, den Super-Catenaccio; sie hatten ihn ja erfunden, diesen Sperriegel, heute "Viererkette" geheißen.
Ich glaube, dass Sie hier etwas unpräzise sind. Der "Catenaccio" scheint zwar in den meisten Fällen eine Viererkette gewesen zu sein, aber nicht alle Viererketten sind ein Catenaccio.
Zitat Wer nach, sagen wir, vor 1962 oder 1963 geboren und Deutscher ist, der wird sich an dieses Jahrhundertspiel erinnern.
Nicht geschaut, keine Erinnerung . Meine früheste Fußball-Erinnerung war die WM 74 und vor allem das Finale gegen Holland.
Zitat Und wenn sie am Ende heroisch untergehen, wie vor 42 Jahren Uwe Seeler und seine Mannen - was soll's.
Nix "was soll's". Mein Bezugspunkt ist nicht 1970, sondern das Halbfinale 2006. Da haben uns die Italiener den uns zustehenden Titel gestohlen (nein, ich will da jetzt nicht mit irgendwelchen sportlichen Argumenten irritiert werden).
Also rein kulturgeschichtlich betrachtet, sine ira et studio, aus höherer olympischer Warte - ist Fußball erweislich die nachgereichte Fortsetzung des Kriegs mit anderen Mitteln. Stichwort Wimbledon 1966. Es geht also ums Eingemachte, lateinisches savoir faire gegen protestantische Leistungsethik,bärbeißige Staatsgläubigkeit gegen fröhlichen Anarchismus ("ein intelligentes Volk braucht keine funktionierende Regierung: die Italiener haben da Jahrhunderte Tradition"), katholisches peccate fortiter gegen den verinnerlichten Moralinkantianer, Pasta gegen Kartoffeln, Eurobonds gegen eiserne Lady. "Das Schicksal des Kontinents...". Und so die Unsterblichen ihren Ratschluß in der schwankenden Gunst der Fortuna uns Niederen bezeigen, so diene der wackere Wettstreit als Omen uns und Mahnung. Das sollte mindestens an die "Ideen von 1914" erinnern... http://de.wikipedia.org/wiki/Ideen_von_1914
Zitat von Ulrich ElkmannAlso rein kulturgeschichtlich betrachtet, sine ira et studio, aus höherer olympischer Warte - ist Fußball erweislich die nachgereichte Fortsetzung des Kriegs mit anderen Mitteln. Stichwort Wimbledon 1966.
Also den Krieg hat doch Boris Becker 1985 in Wembley gewonnen, oder?
A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams
Zitat von Ulrich ElkmannAlso rein kulturgeschichtlich betrachtet, sine ira et studio, aus höherer olympischer Warte - ist Fußball erweislich die nachgereichte Fortsetzung des Kriegs mit anderen Mitteln. Stichwort Wimbledon 1966.
Also den Krieg hat doch Boris Becker 1985 in Wembley gewonnen, oder?
Nicht wirklich, denn der Finalgegner Kevin Curren stammt aus Südafrika, das zu dieser Zeit nicht einmal Mitglied des Commonwealth war!
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Das nicht-gegebene Wembley-Tor ist seit dem nicht gegebenen Tor 2010 passe. Wir sind mit den Englaendern diesbezueglich quit. Einzig schade, dass die Tommys im 11er-schiessen dieses mal nicht - wie es sich gehoert - gegen die Krauts verloren haben.
Heute geht es gegen die Italiener. Ich erinnere mich 2006 an unschoene, aggressive Szenen als der italienische Autokorso durch die Stadt fuhr. Es war eine aufgeladene Stimmung bei einer ansonsten froehlichen WM. Heute abend ist die Revance faellig. Aber hoffentlich rein sportlich, ohne Aggressivitaet. Vielleicht gehe ich zum Lieblingsitaliener schauen. Mal sehen.
Zitat von FTT_2.0 im Beitrag #2Danke seitens eines Spätgeborenen für den Beitrag!
Zitat Die Italiener beherrschten, so wußten wir, den Super-Catenaccio; sie hatten ihn ja erfunden, diesen Sperriegel, heute "Viererkette" geheißen.
Ich glaube, dass Sie hier etwas unpräzise sind. Der "Catenaccio" scheint zwar in den meisten Fällen eine Viererkette gewesen zu sein, aber nicht alle Viererketten sind ein Catenaccio.
Ja, das stimmt, lieber FTT.
But what shall's, wie wir gern sagten, als 1970 war und ich noch jung.
Zitat von R.A. im Beitrag #3Mein Bezugspunkt ist nicht 1970, sondern das Halbfinale 2006. Da haben uns die Italiener den uns zustehenden Titel gestohlen (nein, ich will da jetzt nicht mit irgendwelchen sportlichen Argumenten irritiert werden)
Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, wie die Italiener dafür sorgten, dass der damals in glänzender Form spielende Torsten Frings gesperrt wurde.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von Rayson im Beitrag #9 Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, wie die Italiener dafür sorgten, dass der damals in glänzender Form spielende Torsten Frings gesperrt wurde.
So ist es, sie waren nicht betroffen und haben uns angeschwärzt. Das war kein guter Stil. Dies ist die offene Rechnung die heute Abend hoffentlich beglichen wird.
Auch ich gehöre zu den Nachgeborenen, die dieses Spiel nicht live erleben konnten. Mittlerweile bin ich aber im Besitz der TV-Aufzeichnung in voller Länge auf DVD, da die "Bild am Sonntag" dankenswerterweise anlässlich der Turniere 2006 und 2008 je eine DVD-Edition mit insgesamt 77 Klassiker-Partien der WM- und EM-Geschichte auflegte.
Das "Jahrhundertspiel" also im Nachhinein noch einmal zu sehen, bereitet trotz des Wissens um den Ausgang und den historisch bedingten Abstrichen in Spielweise und -tempo nach wie vor Vergnügen. Es sind ja noch viel mehr Details als die bereits von Zettel beschriebenen Fakten bemerkenswert. So die offensichtliche Benachteiligung der deutschen Mannschaft durch den Schiedsrichter, die zahlreichen Schauspieleinlagen der Italiener oder die Schulterverletzung Franz Beckenbauers, als er sich, um einen Strafstoß herauszuholen, nach einem Foul an der Strafraumgrenze in diesen hineinhechtete und danach nur noch mit dem Arm in der Schlinge weiterspielen konnte. Von den enormen körperlichen Belastungen bei einem Spiel in Höhenlage um die Mittagszeit ganz zu schweigen.
Das mexikanische Publikum schlug sich dabei hörbar auf die deutsche Seite und spätestens nach dem gewonnen Spiel um Platz 3, als man eine Ehrenrunde mit der mexikanischen Flagge lief, hatte man die Herzen der Einheimischen endgültig erobert. Diese Sympathie scheint (nicht zuletzt aufgrund der seit 1986 bestehenden Mexiko-Hilfe des DFB) bis in die Gegenwart zu reichen, wie ich 2003 auf einer Reise erleben durfte. Ich spazierte mit meiner Frau gerade über die Plaza der Stadt Merida im Süden des Landes, als wir von einem Einwohner angesprochen wurden. "Aleman...deutsch?" Als wir bejahten, verklärte sich das Gesicht des Mannes und ein "Ahhhhh...Beckenbauer...der Kaiser!" entfleuchte seinem Mund. Er grüßte noch höflich und zog seines Wegs. Ich habe selten so nette und gastfreundliche Menschen erlebt wie dort und daher machen mich die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Mexiko sehr betroffen. Es ist dem Land zu wünschen, dass es bald zur Ruhe kommt.
Jogi Löw wird ja dem alten Fuchs Sepp Herberger immer ähnlicher.
Rechts im offensiven Mittelfeld nicht Müller, nicht "Rolls Reus" - sondern Toni Kroos.
Und daß Klose vor die Presse durfte und verkünden, er "gehe davon aus", heute in der Startelf zu sein (oder so ähnlich), war die erwartete Finte.
Gelacht hätte ich ja, wenn er wirklich aufgelaufen wäre - nach dem Prinzip des jüdischen Witzen, in dem Mosche dem Abi vorwirft, ihn belogen zu haben: "Du hast die Wahrheit gesagt, und wußtest genau, daß ich denke, du lügst. Also hast du mich belogen". In diesem Sinn bis zur Pause!
Den Schlachtgesang sangen ja einst nicht Zuschauer, sondern die Akteure.
Mein Lateinlehrer pflegte uns das nahezubringen: Wie, bevor die Schlacht begann, sich die beiden Heere in Begeisterung sangen, ihre Aggressivität mobilisierten. Da wurde das Adrenalin in die Blutgefäße befördert.
Als ich sah und hörte, wie die Italiener sangen - nicht alle ganz so hingebungsvoll wie Buffon , aber alle mit Inbrunst - und dann diese müde murmelnde deutsche Truppe dagegen (manche gar nicht singend, wie Podolski, Khedira, Özil; auch Gomez schien wieder verstummt) - da dachte ich: Das wird schwer werden.
Wer will denn eine Schlacht gewinnen, in die er nicht singend zieht? Wo soll denn bei müdem Gemurmel der Schuß Adrenalin herkommen, der bei gleichstarken Mannschaften den Ausschlag geben kann? Häh?
Zitat von Zettel im Beitrag #14Als ich sah und hörte, wie die Italiener sangen - nicht alle ganz so hingebungsvoll wie Buffon , aber alle mit Inbrunst - und dann diese müde murmelnde deutsche Truppe dagegen (manche gar nicht singend, wie Podolski, Khedira, Özil; auch Gomez schien wieder verstummt) - da dachte ich: Das wird schwer werden.
Volle Zustimmung. Wie ich in der parallelen Diskussion geschrieben habe: Man kann nicht gewinnen, wenn man nicht an sich glaubt. Und das deutsche Team war nicht wirklich von sich überzeugt.
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