Im Editorial der Washington Post kann man heute lesen, daß eigentlich John Adams damit beauftragt gewesen war, den Entwurf der Unabhängigkeitserklärung zu schreiben. Ihm fehlte dafür aber die Zeit, und er gab den Auftrag an Jefferson weiter.
Jefferson, dieser umfassend gebildete Mann und Kenner der Philosophie der Aufklärung, wurde dadurch der Autor dieses wegweisenden Texts, dem es sonst vielleicht gegangen wäre, wie Adams es vermutete - niemand werde sich später an diese Erklärung erinnern.
Edit: Ich habe die Links zu älteren Artikeln zu diesem Thema jetzt in den Artikel übernommen und deshalb hier gelöscht.
Zitat von Krischan im Beitrag #2Es fehlt der Feuerwerk-Smiley!
Ja, die USA hatten das große Glück, daß genau im richtigen historischen Moment große Männer da waren, die das Gemeinwesen formten.
Nicht der General Washington, der gewiß ein besserer Militär als Denker war. Sondern das Viergestirn Jefferson, Franklin, Madison und Hamilton.
Ich habe es schon oft geschrieben: Diese Männer waren es, die den freiheitlichen Rechtsstaat begründeten. Und nicht die Fanatiker und Terroristen, die in der Französischen Revolution den Ton angeben.
Ihr Einflüsterer war Rousseau gewesen, dieser in jede Hinsicht unsaubere Denker. Die Väter der amerikanischen Demokratie setzten das um, was Männer wie John Locke, Adam Smith und vor allem David Hume gedanklich geleistet hatten; von der kontinentaleuropäischen Aufklärung war nur Montesquieu von Bedeutung.
Hume übrigens starb im Jahr der Unabhängigkeitserklärung, am 25. August 1776. Kant arbeitete in dieser Zeit an der "Kritik der reinen Vernunft", die 1781 erschien.
Das waren die großen Ereignisse dieser Jahre; nicht das blutige und abstoßende Spektakel, das die Franzosen ab 1789 veranstalteten.
Vielleicht ergibt sich ein deutlicher Fingerzeig zur Antwort auf die Frage, warum der Euro nicht so funktioniert wie der Dollar, wenn man die Unabhängigkeitserklärung mit dem Vertrag von Lissabon vergleicht.
Auf der einen Seite steht beispielsweise
Zitat But when a long train of abuses and usurpations, pursuing invariably the same Object evinces a design to reduce them under absolute Despotism, it is their right, it is their duty, to throw off such Government, and to provide new Guards for their future security.
auf der anderen Inspirierendes der Art
Zitat Commission consultation documents (green and white papers and communications) shall be forwarded directly by the Commission to national Parliaments upon publication. The Commission shall also forward the annual legislative programme as well as any other instrument of legislative planning or policy to national Parliaments, at the same time as to the European Parliament and the Council.
mir läuft es noch immer kalt den Rücken runter, wenn ich dran denke, was die damals alles hätten falsch machen können, und trotzdem haben sie es weitestgehend richtig gemacht. Schön zu lesen sind auch die Federalist Papers, als umfassende Begründung für bestimmte Regelungen in der Verfassung. Sollte Pflichtlektüre für so einige Politiker werden.
Nicht zu vergessen auch der deutsche Beitrag zur Formung der amerikanischen Gesellschaft - das fängt bei General Steuben nicht an und hört bei Carl Schurz nicht auf (dessen Frau übrigens das Konzept des Kindergartens in den USA populär machte, welches sie bei Herrn Fröbel gelernt hatte, und damit schließt sich der Kreis in meine thüringische Heimat.
Frage: Mit...
Zitat For abolishing the free System of English Laws in a neighbouring Province, establishing therein an Arbitrary government, and enlarging its Boundaries so as to render it at once an example and fit instrument for introducing the same absolute rule into these Colonies
Zitat von Krischan im Beitrag #5Schön zu lesen sind auch die Federalist Papers, als umfassende Begründung für bestimmte Regelungen in der Verfassung. Sollte Pflichtlektüre für so einige Politiker werden.
Eindrucksvoll ist vor allem der Stil der Argumentation. Es wird nicht argumentiert, dies und jenes sei gerechter, diene der Gesellschaft, sei moralisch usw. Sondern es werden Folgen von Entscheidungen analysiert; und daraus werden Empfehlungen für diese Entscheidungen abgeleitet.
Das ist ein Meisterstück angewandter Aufklärung.
Zitat von Krischan im Beitrag #5Nicht zu vergessen auch der deutsche Beitrag zur Formung der amerikanischen Gesellschaft - das fängt bei General Steuben nicht an und hört bei Carl Schurz nicht auf (dessen Frau übrigens das Konzept des Kindergartens in den USA populär machte, welches sie bei Herrn Fröbel gelernt hatte, und damit schließt sich der Kreis in meine thüringische Heimat.
Ja, es sind ja viele aus Deutschland nach Amerika gegangen, weil sie die Freiheit suchten.
Dann noch einmal nach 1848. Karl May hat das übrigens aufgegriffen. Klekih-petra war ein ausgewanderter 1848er.
Zitat von Zettel im Beitrag #6 Dann noch einmal nach 1848. Karl May hat das übrigens aufgegriffen. Klekih-petra war ein ausgewanderter 1848er.
Ha! Daran erkennt man den Deutschen, Amerika und Karl May sind fast untrennbar miteinander verbunden, genau wie früher für mich Papstjohannespaulderzweite ein Wort war.
Zitat von Krischan im Beitrag #7Ha! Daran erkennt man den Deutschen, Amerika und Karl May sind fast untrennbar miteinander verbunden, genau wie früher für mich Papstjohannespaulderzweite ein Wort war.
Jedenfalls biographisch trifft das für mich zu.
Der erste "Karl May", den ich in die Finger bekommen habe, war ein auf rauhem Paier gedrucktes Heftchen; ich glaube, ich habe das schon einmal erwähnt. Ich war damals in der Grundschule; ich glaube, in der zweiten Klasse.
Das Heftchen hieß "Am Marterpfahl" und war, wie ich heute weiß, ein Auszug aus Winnetou I.
Ich wußte überhaupt nicht, wo das spielte, habe mich aber über die Anrede "Sir" gewundert.
Ein Vonrname? Dann muß ich wohl den Kleinen Knauer oder ein anderes Lexikon konsultiert haben und habe dann nicht nur über "Sir" allerlei erfahren, sondern auch über Amerika und Karl May.
Insofern sind tatsächlich beide zugleich in mein Bewußtsein getreten. Die Amerikaner hatte ich zuvor nur a) als die Besatzer gekannt, die uns Schokolade schenkten und unheimlich nett waren, und b) die Care-Pakete, denen ich meine erste Schokolade (Hershey’s Chocolate) verdankte,
Über das Land habe ich aber erstmals gelesen, als mich Karl May dorthin führte.
Für mich hat Karl May den unbestreitbaren Einfluss auf das "Lesen wollen" - mir ist aus Zufall damals, mit 6, die DDR-Ausgabe (grüner Pappeinband) von "Der Ölprinz" in die Hand gefallen, ich habe aufgeschlagen und aufs Geradewohl gelesen. Die Stelle erkenne ich heute noch auf Anhieb, und wenn ich tief in mich hineinhorche, kommen auch die Emotionen wieder hoch. Jedenfalls fand ich diese 3-4 Absätze so komisch, dass ich das ganze Buch lesen wollte.
So habe ich die Lust am Lesen entdeckt.
Und mittlerweile lese ich auch wieder Karl May, insbesondere die Orient-Geschichten finde ich, bezogen auf das Setting, heute auch in entsprechenden aktuellen Reportagen aus "den Ländern da unten". Außerdem gewinnen immer die Guten, und es gibt einen recht eindeutigen moralischen Kompass.
Zitat von Krischan im Beitrag #5Nicht zu vergessen auch der deutsche Beitrag zur Formung der amerikanischen Gesellschaft - das fängt bei General Steuben nicht an und hört bei Carl Schurz nicht auf (dessen Frau übrigens das Konzept des Kindergartens in den USA populär machte, welches sie bei Herrn Fröbel gelernt hatte, und damit schließt sich der Kreis in meine thüringische Heimat.
Ja, es sind ja viele aus Deutschland nach Amerika gegangen, weil sie die Freiheit suchten.
Zitat von Krischan im Beitrag #9Für mich hat Karl May den unbestreitbaren Einfluss auf das "Lesen wollen" - mir ist aus Zufall damals, mit 6, die DDR-Ausgabe (grüner Pappeinband) von "Der Ölprinz" in die Hand gefallen, ich habe aufgeschlagen und aufs Geradewohl gelesen. Die Stelle erkenne ich heute noch auf Anhieb, und wenn ich tief in mich hineinhorche, kommen auch die Emotionen wieder hoch.
Ja, so geht mir das auch.
Ich habe alles von ihm gelesen. Auch das habe ich, glaube ich, schon einmal geschrieben: Um die Ecke war eine Leihbücherei, bestens Karl-May-bestückt. Da habe ich eben alles ausgeliehen; bis ich bei Allah-il-Allah irgendwie den Spaß verlor.
Mich würde interessieren, wie Karl May in der DDR offiziell beurteilt wurde. Dort hatte man ja, soweit ich weiß, über jeden Autor eine Meinung zu haben - entweder war er progressiv oder reaktionär. Wie war das bei Karl May?
Zitat von ZettelMich würde interessieren, wie Karl May in der DDR offiziell beurteilt wurde. Dort hatte man ja, soweit ich weiß, über jeden Autor eine Meinung zu haben - entweder war er progressiv oder reaktionär. Wie war das bei Karl May?
Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht war er beim Volk beliebt und bei der Obrigkeit - zumindest offiziell - verschrien, weswegen er in der DDR die längste Zeit nicht verlegt wurde. Meine Exemplare seiner Werke jedenfalls sind sämtlich in Fraktur gedruckt und wurden schon von meinem Großvater gelesen.
Grüße
~~~ Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.
Zitat von Vogelfrei im Beitrag #12Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht war er beim Volk beliebt und bei der Obrigkeit - zumindest offiziell - verschrien, weswegen er in der DDR die längste Zeit nicht verlegt wurde. Meine Exemplare seiner Werke jedenfalls sind sämtlich in Fraktur gedruckt und wurden schon von meinem Großvater gelesen.
Ja. Und Nein. Wenn ich mich recht entsinne, erlebte Karl May Ende der 70, Anfang der 80 eine offizielle Aufwertung - bis dato war er als reaktionärer Kleingeist verschrien und durfte nicht gedruckt werden. Dann änderte sich das Blatt, die DDR war ja arm an Vorzeigekünstlern, und so hat man eben den "kleinen Mann" May wiederentdeckt, er konnte sich ja nicht mehr wehren. Natürlich wurde er gedruckt, die Bücher waren als Bückware sehr schnell vergriffen. Wenn ich mich nicht irre (sic), dann wurde zu dieser Zeit auch das Museum in Radebeul erneuert/modernisiert/hergerichtet, ebenso in Hohenstein-Ernstthal. Howgh.
Karl May in der DDR? Nach meiner Erinnerung zunächst offiziell verpönt bzw. totgeschwiegen - in jeder Erzählung ein deutscher Superheld, völlig unmöglich, dieses "Herrenmenschentum". Und dazu noch diese Frömmelei... So etwa Anfang der 80er Jahre gab es dann ein Umdenken bzw. -schwenken, warum auch immer - es wurden jetzt einzelne Bände verlegt, z.B. der hier schon erwähnte "Ölprinz", auch die Winnetou-Trilogie und sogar die Lex-Barker-Filme liefen im DDR-Fernsehen (sehr schön hier u. a. der junge Götz George, auch Gojko Mitić spielte mit, der später als DEFA-Indianer berühmt wurde...). Karl May wurde jedenfalls gegen Ende der DDR zunehmend positiver dargestellt. Mein Einstieg war übrigens "Der Schatz im Silbersee" (brachte meine Oma "aus dem Westen" mit), finde ich heute noch grandios spannend.
Endlich mal wieder eine Karl-May-Diskussion, das erspart es mir, in den alten Diskussionen zu wühlen ;-)
Es wird nämlich einige Leute hier geben die sich vielleicht dafür interessieren, daß Karl May neue Wertschätzung bekommt. Gleich zwei moderne Autoren haben sich der Thematik angenommen:
Zitat von Krischan im Beitrag #13erlebte Karl May Ende der 70, Anfang der 80 eine offizielle Aufwertung - bis dato war er als reaktionärer Kleingeist verschrien und durfte nicht gedruckt werden.
Schwacher Erinnerung nach gab es lange vorher mal einen Band (Durch die Wüste?) und einige wenige Erzählungen (Romankapitel?) als Hefte. Die Masse meine Bände war natürlich Fraktur und tausendfach zerlesen. Jedoch ist der Faden inzwischen gerissen.
Zitat von Krischan im Beitrag #13Ja. Und Nein. Wenn ich mich recht entsinne, erlebte Karl May Ende der 70, Anfang der 80 eine offizielle Aufwertung - bis dato war er als reaktionärer Kleingeist verschrien und durfte nicht gedruckt werden.
Interessanterweise war Hermann Kant schon immer Karl-May-Fan und hat das auch in seinen Büchern einfließen lassen. Ich glaube der war es auch, der dafür gesorgt hat dass die Karl-May-Bücher ab Anfang 80er wieder verlegt worden sind.
Zitat von ESKA im Beitrag #17Interessanterweise war Hermann Kant schon immer Karl-May-Fan und hat das auch in seinen Büchern einfließen lassen. Ich glaube der war es auch, der dafür gesorgt hat dass die Karl-May-Bücher ab Anfang 80er wieder verlegt worden sind.
Das macht ihn mir nicht sympathischer.
Ich habe damals "Die Aula" mit Interesse gelesen. Ein zwar miserabel geschriebenes, moralisierendes Buch, das aber immerhin Einblick in die Mentalität der Kommunisten gab. Ich habe viel daraus gelernt.
Was für ein erbärmlicher Mensche Kant war, der seine Macht als Vorsitzender des Schriftstellerverbandes der DDR skrupellos ausspielte, habe ich erst nach der Wiedervereinigung erfahren.
Er war ein Schleimer; ein - in der Terminologie der Kommunisten - Speichellecker. Er hätte es verdient gehabt, so behandelt zu werden wie die Nazi-Schriftsteller nach 1945.
Aber nun altert er dahin; kürzlich wurde er 86.
Die Wegbereiter und Sympathisanten, die Nutznießer der Nazis sind gebrandmarkt worden. Die der Kommunisten überwiegend nicht. Auch deshalb ist der Schoß noch fruchtbar, aus dem das kroch.
Zitat von ESKA im Beitrag #17Interessanterweise war Hermann Kant schon immer Karl-May-Fan und hat das auch in seinen Büchern einfließen lassen. Ich glaube der war es auch, der dafür gesorgt hat dass die Karl-May-Bücher ab Anfang 80er wieder verlegt worden sind.
Das macht ihn mir nicht sympathischer.
Ich habe damals "Die Aula" mit Interesse gelesen. Ein zwar miserabel geschriebenes, moralisierendes Buch, das aber immerhin Einblick in die Mentalität der Kommunisten gab. Ich habe viel daraus gelernt.
Was für ein erbärmlicher Mensch Kant war, der seine Macht als Vorsitzender des Schriftstellerverbandes der DDR skrupellos ausspielte, habe ich erst nach der Wiedervereinigung erfahren.
Er war ein Schleimer; ein - im der Terminologie der Kommunisten - Speichellecker. Er hätte es verdient gehabt, so behandelt zu werden wie die Nazi-Schriftsteller nach 1945.
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