Lieber Zettel
Ich bin überzeugt, daß wir im heutigen Deutschland einen der besten, freiesten, reichsten, gerechtesten Staaten der Welt haben. Es ist ja fast unfassbar, wie gut es uns geht.
Ok, dann wollen wir diese Aussage mal sezieren, daran ist eine Menge Wahres aber daran ist auch gravierend etwas Falsches.
Wenn man den Vergleich so wie Sie ihn beschreiben trifft, dann ist es der Vergleich mit der Vergangenheit. Vergleicht man den heutigen Zustand der Bundesrepublik mit den letzten 200 Jahren, so ist es schon richtig, dann ergeben sich eine Menge Verbesserungen. Die durchschnittliche Bildung im Land hat erheblich zugenommen, dass durchschnittliche Einkommen hat ebenfalls erheblich zugenommen, Lebenserwartung und Gesundheit haben sich deutlich verbessert und gemessen an diktatorischen, nicht demokratischen Staatsformen in unserer Vergangenheit, ist auch die Freiheit deutlich größer geworden.
Erkauft haben wir uns dies allerdings auch mit sicherlich zum Teil sehr unangenehmen Dingen, so hat niemand mehr Zeit, obwohl wir theoretisch viel mehr Zeit haben als die Menschen vor 100 Jahren. So mancher wird sich heute weniger als freier Mensch, denn als Getriebener vorkommen. Aber sei's drum, das soll hier jetzt nicht das Thema sein.
Soweit ist ihre Aussage richtig. Wenn man jedoch diesen Vergleich zieht, dann liegt es in der Natur der Sache, dass man dann gerade mit dem Rücken zur Zukunft steht und da man dort keine Augen hat, entgeht einem leicht was sich hinter dem Rücken tut.
Die Gefahr heute kommt aus einer ganz anderen Richtung. Wir haben nicht mehr eine Diktatur, die mit Unrechts- Gesetzen die Menschen drangsaliert, sondern wir haben eine so genannte Demokratie, einen sogenannten Rechtsstaat und vor allen Dingen haben wir heute eines was es früher nicht gab, technische Möglichkeiten der Bespitzelung ohne En-de.
In meiner kleinen Horrorliste, und wohl gemerkt dies war nur ein ganz kleiner Auszug, habe ich dieses Szenario, dass sich quasi hinter unserem Rücken abspielt mal skizziert. Es ist der schleichende Abbau von Bürgerrechten, ja, der Abbau von Freiheit.
Erschwerend kommt dazu das vielen Bürgern diese Dinge nicht mal bewusst sind, weil sie sich in der Materie der modernen Technik nicht gut genug auskennen.
So gesehen haben wir heute eine viel gefährlichere Diktatur, wie wir sie früher mit echten Diktaturen hatten. Echte Diktaturen wurden und werden immer irgendwann gestürzt. Dies ist nur eine Frage der Zeit. Mit ihrem Sturz werden automatisch alle Unrechtsgesetze Bespitzelungsszenarien und Drangsalierungswerkzeuge vernichtet.
Genau darauf können wir jedoch heute mit unserer Staatsform nicht mehr hoffen. Alles das, was wir heute an Gesetzen und Vorschriften in diesem Staat schaffen, womit Bürgerrechte abgebaut werden, wird nicht durch einen Umsturz zurückgedreht. Kurz gesagt es wird sich immer mehr aufstauen.
Das Infame daran ist, dass diejenigen die dafür verantwortlich sind eben ewig propagieren es sei alles demokratisch und wir leben doch in einem Rechtsstaat. Ich sage es ist kein wirklicher Rechtsstaat und er ist auch nicht demokratisch, die Annahme der Bürger könne die Weichen durch die Wahl stellen ist schon lange eine Illusion.
Wir regieren uns ebenso wenig selbst, indem wir an einer Wahl teilnehmen, wie wir uns selbst operieren, wenn wir uns einen Chirurgen aussuchen.
Und was das Wort Rechtsstaat angeht, so bestimmen mit Sicherheit nicht die Bürger was Recht ist.
Und über eins müssen wir uns genauso im klaren sein, einmal eingeführte Gesetze und Verordnungen, werden nie mehr zurückgedreht. Alt- Bundeskanzler Kohl der es versuchte ist daran genauso gescheitert wie alle anderen. Für jedes zurückgenommene Gesetz oder zurückgenommene Verordnung kommen eher 10 neue-.
Deutschland und die EU sind auf einem absolut verhängnisvollen Kurs, in immer mehr Verwaltung und immer weniger Freiheit.
Nein, lieber Zettel, der Abbau der Freiheit ist längst in vollem Gange. Das infame an unserer Staatsform die regiert ist jedoch, dass der Bürger, eben genau weil er in dem Bewusstsein ist in einer Demokratie und einem Rechtsstaat zu leben, gar nicht glauben will, dass hier von den Verantwortlichen genauso gehandelt wird wie in einer Diktatur.
Letzterer misstraut man wenigstens, unserem Staat misstrauen viel zu wenige Menschen.
Ich selber bin seit fast 30 Jahren selbstständig, mein Vater war es vorher schon und ist es bis heute, obwohl er 78 ist. Alleine was sich nur im Bereich des selbstständigen Mittelstandes alles verschlechtert hat, ist Grund genug die Begriffe Demokratie und Rechtsstaat mit der Vorsilbe „sogenannte“ zu versehen.
(Nur um falschen Spekulationen vorzubeugen sei gesagt, ich bin nicht etwa gegen die Demokratie, aber ich will eine richtige-, eine vom Bürger- und nicht der Obrigkeit bestimmte Staatsform.)
Und glauben Sie mir eines, die Leute, die dieses Land verlassen tun es in aller Regel nicht aus materiellen Gründen, sondern sie sind die Gängeleien und den Abbau der Freiheiten leid.
Aber vielleicht gehören wir ja auch einer aussterbenden Gattung an. Ich erinnere mich an frühere Zeiten, als der klassische Western-Film noch häufig zu sehen war. Jene Pioniere die damals die Weiten Amerikas an vorderster Front ergründeten und vorbereiteten, wollten diese ihre Freiheit partout nicht eintauschen gegen das Leben der nachfolgenden Siedler.
Ich meine Freiheit auch nicht, um den Preis, in einer Verwaltungsdiktatur zu leben.
Selbst mein Vater mit seinem Alter kann sich noch vorstellen, in ein anderes Land zu gehen. Er wird es dann wohl doch nicht mehr tun, aber es sollte ihnen lieber Zettel zu denken geben was ich sage und wie eindringlich ich vor diesem Abbau der Freiheit warne.
In Deutschland und der EU ist weder Erinnerungs-Optimismus angebracht, noch dass der Wunschgedanke zum Vater der realistischen Einschätzung der Bundesrepublik und der EU wird.
Noch ein Wort zu Amerika:
Was ich an Amerika schätze, das ist der nach wie vor ungebrochene Pioniergeist und die Möglichkeiten die sich im Land ergeben.
Was ich absolut nicht schätze, das ist ein zum Teil völlig durchgeknalltes Rechtssystem. Ein Rechtssystem in dem jemand, der sich seine dumme Gusche am heißen Kaffee bei McDonald's verbrennt, anschließend auf 20 Millionen $ Schadenersatz klagen kann, oder in dem ein kleiner Junge (ich glaube er war acht Jahre alt, nicht mal amerikanischer Staatsbürger, er war Schweizer) in Handschellen abgeführt wird, weil man ihm sexuelle Belästigung seiner Schwester vorwarf, nur weil er dieser geholfen hatte auf den Pott zu kommen, lehne ich logischerweise genauso kategorisch ab.
Von daher ist also mein Verhältnis zu Amerika gespalten.
Ich bin persönlich zu dem Schluss gekommen, irgend eine Kröte muss man wohl in jedem Land schlucken, aber es ist wichtig dass diese Kröte klein ist und daher sollte man möglichst vermeiden, in einem einzigen Land zu leben. Hat man seine Füße an verschiedenen Standorten, dann ist man für den einzelnen Staat auch kaum noch einschränkbar, man kann sich die Möglichkeiten aussuchen, ja und man kann sogar über die Möglichkeiten verhandeln.
In dem Sinne
ein unzivilisierter Pioniergruß
Herzlich M. Schneider