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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 23 Antworten
und wurde 5.911 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2012 09:41
Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Ich habe Juno gefragt, ob er aus einem seiner exzellenten Beiträge hier im Forum einen Gastbeitrag für ZR machen möchte. Zu meiner Freude hat er zugesagt. Eine, wie ich finde, glänzende Analyse.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

04.09.2012 09:50
#2 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat
Bei Romney, Ryan & Co. handelt es sich um böse und latent rassistische Zyniker, die ihre Mehrheiten allenfalls mit dem Geld von Plutokraten zusammenkaufen.


In der Tat DAS verbreitete Vorurteil.

Aber wie war das bei der Präsidentenwahl 2008?

Wahlausgaben Obama 740 Millionen Dollar, McCain 230 Millionen.

rakatak Offline



Beiträge: 66

04.09.2012 10:09
#3 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #2

Zitat
Bei Romney, Ryan & Co. handelt es sich um böse und latent rassistische Zyniker, die ihre Mehrheiten allenfalls mit dem Geld von Plutokraten zusammenkaufen.

In der Tat DAS verbreitete Vorurteil.

Aber wie war das bei der Präsidentenwahl 2008?

Wahlausgaben Obama 740 Millionen Dollar, McCain 230 Millionen.



Stimmt. Aber der Grund hieß GWBush, der Amerika (fast) vor die Wand gefahren hat. Die Einen wollten ganz sicher die Alternative, die Anderen wussten, dass sie bei dieser Wahl eh keine Chance haben würden. Nicht umsonst stellten sich damals eine Frau und ein Farbiger bei den Demokraten zur (Vor-)Wahl, beide hätten in "normalen" Zeiten keine Chance gehabt.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

04.09.2012 11:31
#4 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat Juno
______
Sollte die deutsche Medienberichterstattung über die Republikaner in den kommenden Wochen doch noch nüchterner oder gar freundlicher werden, dann wäre das ein klares Indiz dafür, dass Romneys Chancen steigen. Denn bekanntlich ist nichts so erfolgreich und beliebt wie der Erfolg - und nichts so frustrierend wie mit einem Verlierer unterzugehen.
______

Vielleicht - aber keineswegs sicher. Beim letzten Mal, als sich die Alteuropäer mit der Wahl eines veritablen Buhmannes konfrontiert sahen, der bestimmt mal-eben-so den 3. Weltkrieg ansagen würde, "wenn es den Einschaltquoten nützte", hat den Erfolg des großen Kommunikators den Ton des deutschen (& nicht nur des deutschen) Medienkonsenses keineswegs gemildert, sondern war Öl ins Feuer apokalyptischer Rhetorik. Die Umstände haben sich zwar seit 1980 etwas geändert, aber die Pawlowschen Reflexe sitzen tief.
Außerdem delektiert man sich hier gern am "Untergang des amerikanischen Imperiums" und seinem moralischen Ruin, und ein Amerika, das dem Messias den Rücken kehrt, würde nur zu gut diese Sicht bestätigen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.09.2012 12:28
#5 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Ich habe Juno gefragt, ob er aus einem seiner exzellenten Beiträge hier im Forum einen Gastbeitrag für ZR machen möchte. Zu meiner Freude hat er zugesagt. Eine, wie ich finde, glänzende Analyse.
Deutlich abgehoben von der Mehrheit der deutschen Medien ist das, was in der FAZ Matthias Rüb über Obama schreibt.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

04.09.2012 12:33
#6 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Ich habe Juno gefragt, ob er aus einem seiner exzellenten Beiträge hier im Forum einen Gastbeitrag für ZR machen möchte. Zu meiner Freude hat er zugesagt. Eine, wie ich finde, glänzende Analyse.

Dem möchte ich mich ausdrücklich anschließen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2012 14:14
#7 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Die Enge des weltanschaulichen Kästchens, in dem sich die meisten deutschen Journalisten zu strecken versuchen, wird deutlich, wenn man mal die amerikanischen Medien mit Pro-Obama Bias liest. Die sind zwar in ihrer Darstellung auch tendenziös, aber in ihrer Sprache wenigstens noch um den Anschein journalistischer Souveränität bemüht. Auch wenn polemische Ausreißer, wie der jüngste Artikel von Maureen Dowd in der New York Times über den Parteitag der Republikaner, sich zu häufen scheinen.

Eine professionelle Distanz zum journalistischen Objekt, das Bemühen, außerhalb des Meinungsbereichs auf eine moralisierende Einordnung der Nachricht, des Artikels zu verzichten, scheinen viele deutsche Journalisten als Verrat an ihrer eigenen Agenda anzusehen.

Die Tatsache, dass diese manipulative Form des Journalismus auch noch weltanschaulich höchst einseitig vertreten ist, prägt das gesellschaftliche Klima in unerträglicher Weise. Ein sachlicher öffentlicher Diskurs ist zu vielen, ideologisch aufgeladenen Problemfeldern, wie Multikulturalismus, Gender-Politik, Spannungsfeld zwischen staatlicher Übergrifflichkeit und individueller Verantwortung, Bevölkerungspolitik, Ökologismus etc. nicht nur nicht möglich,diese Unmöglichkeit wird sogar noch als Ausdruck moralischer Kompetenz begrüßt.

Die offensichtliche Manipulierbarkeit weiter Bevölkerungsteile ist die Kehrseite der Medaille und erinnert daran, dass "Demokratie" nur unter idealen, sprich unrealistischen Rahmenbedingungen dauerhaft funktionieren kann...realiter degeneriert sie früher oder später in eine Ochlokratie. Etwas verwandtes gibts offensichtlich auch im Journalismus... ;-)

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

04.09.2012 19:20
#8 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von rakatak im Beitrag #3
Stimmt. Aber der Grund hieß GWBush, der Amerika (fast) vor die Wand gefahren hat.

Können Sie das begründen, lieber rakatak ?

Ich habe mal, ausgelöst von dieser, wie ich meine, etwas seltsamen Behauptung, ein bissel nachgeforscht was Sie damit meinen könnten. Und die Arbeitslosigkeit, das Defizit, das Wachstum oder die öffentlichen Ausgaben können Sie eigentlich nicht gemeint haben, denn bei all diesen Faktoren ist Obama nicht nur ein bischen schlechter als sein Vorgänger sondern eher ganze Klassen. Oder simpel gesagt: Wirtschaftlich ging es den Amerikanern unter George Bush eher besser. Wenn George Bush (fast) vor die Wand gefahren ist, wieso kleben die Amis nicht jetzt vor dieser ? Denn was den Abwärtstrend angeht hat Obama fleissigst nachgelegt.

Zitat
Nicht umsonst stellten sich damals eine Frau und ein Farbiger bei den Demokraten zur (Vor-)Wahl, beide hätten in "normalen" Zeiten keine Chance gehabt.


Und deshalb stellt man die auf ? Glauben Sie wirklich, dass andere Kandidaten nach Standard Schema (Weiss, Mann, Erfolgreich) sich von einer Kandidatur verabschiedet haben, damit es diesmal ein Schwarzer und eine Frau machen ?

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

04.09.2012 21:23
#9 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Es ist doch ganz einfach. Wenn einer vor der Wand bremst, dann fährt das Auto erstmal nicht gleich rückwärts.... und wenn der Obama erstmal bei der Beschleunigung bremsen muss, dann wird das Auto auch erstmal noch ne ganze Weile schneller bevor es langsamer wird...

Jedenfalls scheinen Immobilien-, Banken- und Finanzkrisen in den USA überwunden, die mit Bush angefangen haben und deren Ursachen sicher in Teilen noch weiter zurückgehen. Wir in Europa stecken aktuell tief im Schlamassel. Die USA haben zwar viele Arbeitslose, aber m.E. keine Krise.

Gorgasal Offline




Beiträge: 4.095

04.09.2012 21:50
#10 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Blub im Beitrag #9
Die USA haben zwar viele Arbeitslose, aber m.E. keine Krise.

Keine Angst, die kommt schon noch. In Griechenland et al. sah es ja auch einige Jahre sehr schön aus.

--
Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

04.09.2012 23:29
#11 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Blub im Beitrag #9
Es ist doch ganz einfach. Wenn einer vor der Wand bremst, dann fährt das Auto erstmal nicht gleich rückwärts.... und wenn der Obama erstmal bei der Beschleunigung bremsen muss, dann wird das Auto auch erstmal noch ne ganze Weile schneller bevor es langsamer wird...

Wenns denn so einfach ist, lieber Blub, dann wird es Ihnen nicht schwer fallen zu erklären wo denn gebremst wird. Bei den Militärausgaben vielleicht ? Sollte man ja meinen, angesichts dessen, dass Obama ja Friedensnobelpreisträger ist. Ist aber nicht, nein, ist deutlich gestiegen. Naja, vielleicht hat Obama ja die Steuern gesenkt, damit die Wirtschaft angekurbelt wird. Nein, hat er auch nicht gemacht, hat die Steuern erhöht. Nun, vielleicht hat er ja die überbordenden Staatsausgaben gekürzt ? Nein, ganz im Gegenteil. Also, lieber Blub, wo wird denn hier gebremst ?

Zitat
Jedenfalls scheinen Immobilien-, Banken- und Finanzkrisen in den USA überwunden, die mit Bush angefangen haben und deren Ursachen sicher in Teilen noch weiter zurückgehen.


Wenn Sie sich die Mühe machen es nachzuschlagen durch welche Administration die massive Immobilienbombe gelegt wurde, dann wird Ihnen nicht der Name George Bush begegnen. Aber Bill Clinton ist ja in Deutschland auch recht beliebt.

Zitat
Die USA haben zwar viele Arbeitslose, aber m.E. keine Krise.


Krise ist eine Frage von Definition, gemessen an 1926 haben wir in Europa auch keine Krise. Und gemessen an den Jahren Bush haben die Amis derzeit durchaus eine Krise.
Das Problem ist, dass die Amis auf einer Mordsbombe, genannt Dollar, sitzen. Der Dollar ist faktisch nix mehr wert. Und gegen die amerikanischen Schulden ist der griechische Schuldenstand unerheblich. Und wenn die Situation eintreten sollte, dass auch die Amerikaner keinen Kredit mehr bekommen (so wie jetzt die Griechen), dann wird der fette Staat den Obama aufbaut den Amis genauso am Hals hängen wie jetzt den Griechen. Europa hat noch einen industriellen Kern. Was haben die Amerikaner noch, wenn keinen mehr den Dollar will ?

C. Offline




Beiträge: 2.639

05.09.2012 00:23
#12 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #11
Was haben die Amerikaner noch, wenn keinen mehr den Dollar will ?


Erdgas?
Google?
Apple?
Amazon?
Ebay?
Twitter?
Internet?
Ideen?

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

05.09.2012 00:26
#13 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #11

Was haben die Amerikaner noch, wenn keinen mehr den Dollar will ?



Die USA haben durchaus einen industriellen Kern, auch wenn er nicht mehr so dominant ist wie vordem, & zwar across the board, vom Grundmetall bis zu den High-End-Produkten aus 20,000 Einzelteilen. Die Landwirtschaft ist ebenfalls nicht gerade schmalspurig: wenn man den Unfug des Biosprits kippt (der der Hälfte des Weltrests ja auch wie ein Mühlstein um den Hals hängt), sieht das noch besser aus. Sie sind mittlerweile Erdgasexporteur & werden demnächst auch Öl expertieren. Und warum sollte keiner mehr greenbacks anfassen wollen? Welche Leitwährung würde sich denn anbieten: Yuan (wo sich in China die Blase sehr nach dem Großen Knall anzuhören beginnt)? Yen? Pesos? Rupien? Rubel? ...*hüstel*...Euronen? Ein neues Tauschmittel ("Credits - garantiert kein fiat money!") ist nicht in Sicht & wohl auch nicht geplant, & die Idee von Privatwährungen, die jede Bank selbst ausgeben kann, dürfte auch wohl nicht ernsthaft in Aussicht stehen.

Florian Offline



Beiträge: 3.180

05.09.2012 00:29
#14 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

@ Gorgasal:

Zitat
Keine Angst, die kommt schon noch. In Griechenland et al. sah es ja auch einige Jahre sehr schön aus.




Sie werden es womöglich nicht glauben, aber die US-Staatsverschuldung ist immer noch ziemlich harmlos im Vergleich zur Situation in Europa und insbesondere auch im Vergleich zu Deutschland.

Kurze Begründung:

Erstens:
Die "offizielle" Verschuldung ist in Deutschland und USA ungefähr auf dem gleichen Niveau.
Der entscheidende Unterschied ist allerdings, wie jeweils die Renten "verbucht" werden.

In den USA ist ein großer Teil der Renten über Rentenversicherungen abgedeckt. Diese Rentenversicherungen halten zu einem großen Teil Staatsanleihen.
Anders formuliert: Auf der Passivseite der "Staatsbilanz" sind Schulden gegenüber den Rentenversicherungen bilanziert.
Dadurch sind faktisch diese Rentenverpflichtungen in den USA "sichtbar" gemacht.

In Deutschland gibt es ja bekanntlich das Umlagesystem. Die sich daraus ergebenden zukünftigen Rentenzahlungen werden allerdings nirgendwo bilanziert. Nicht einmal die staatlichen Pensionszahlungen sind passiviert.
Würde man das in Deutschland so machen wie in den USA, gäbe es eine zusätzlich auszuweisende Staatsverschuldung in Höhe von mehreren 100% (!!) des BIP.

Die "echte" Verschuldungssituation ist in Deutschland somit dramatisch schlechter als in den USA.

Zweitens:
Hinzu kommt, dass die USA eine wesentlich entspanntere demographische Situation haben als Europa und als Deutschland.
Eine wachsende Bevölkerung kann Staatsverschuldung wesentlich leichter tragen als eine schrumpfende Bevölkerung.

Drittens:
Anders als Griechenland (und Deutschland) haben die USA eine eigene nationale Zentralbank.
Die USA können im Notfall ihre Staatsschulden somit (anders als Griechenland) über die Druckerpresse abbauen.
Der problematische Nebeneffekt ist in beiden Fällen zwar der gleiche: es gibt eine Inflation.

Allerdings gibt es einen Unterschied in der Frage, wen diese Inflation trifft:
Im Euroraum würde eine Euro-Inflation v.a. den Hauptgläubiger schädigen - und das ist Deutschland. Deutschland ist zugleich aber ein wichtiger politischer Akteur im Euroraum. Der Ausweg über die Druckerpresse würde somit im Euroraum massive politische Verwerfungen erzeugen - was wir gerade ja auch erleben.

Der Hauptgläubiger der USA ist hingegen China. China mag sich zwar über eine Dollar-Inflation ärgern. Letztlich hat es allerdings keinen politischen Hebel um dies zu verhindern und die USA sind selbst stark genug um politische Verwerfungen mit China aushalten zu können.


Fazit:
Der amerikanische Finanzminister ist in einer VIEL komfortableren Situation als sein griechischer oder auch als sein deutscher Kollege.

Krischan Offline




Beiträge: 642

05.09.2012 08:44
#15 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #14

Fazit:
Der amerikanische Finanzminister ist in einer VIEL komfortableren Situation als sein griechischer oder auch als sein deutscher Kollege.


Lieber Florian,

danke für diese schöne Analyse. Ich möchte noch einen Faktor hinzufügen: Die systemimmanenten Selbstheilungskräfte des amerikanischen kapitalistischen Systems, das Eigeninitiative, Erfindungsgeist und Wagemut mit der Belohnung dafür kombiniert. Sozusagen der amerikanische Traum. Und gegenwärtig scheint eine Renaissance dieses Leitbildes zu beginnen, nach Jahren der Verstaatlichung und Europäisierung, die in eine schuldentechnische Sackgasse geführt haben.

Krischan

Martin Offline



Beiträge: 4.129

05.09.2012 11:10
#16 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von C. im Beitrag #12
Zitat von Llarian im Beitrag #11
Was haben die Amerikaner noch, wenn keinen mehr den Dollar will ?


Erdgas?
Google?
Apple?
Amazon?
Ebay?
Twitter?
Internet?
Ideen?


Und politische, wirtschaftliche und militärische Macht. Immerhin schaffen es die Amerikaner, dem großen Teil der restlichen Welt wesentliche Teile ihrer Interessen überzustülpen (Fragen der Sicherheit, Steuern, Urheberrecht, Korruptionsbekämpfung, Marktzugang ihrer Finanzindustrie, ..).

Gruß, Martin

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

05.09.2012 13:36
#17 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #13
Die USA haben durchaus einen industriellen Kern, auch wenn er nicht mehr so dominant ist wie vordem, & zwar across the board, vom Grundmetall bis zu den High-End-Produkten aus 20,000 Einzelteilen.

Als Kern würde ich das nicht mehr bezeichnen. Grundmetall Nummer 1 ist und bleibt immer noch Stahl. Und in den USA werden derzeit pro Jahr etwas über 80 Millionen Tonnen erschmolzen. Das entspricht gerademal der doppelten Menge dessen was man in Deutschland produziert, ist weniger als Japan pro Jahr verarbeitet und kaum ein Achtel von dem was China pro Jahr herstellt. Was den weltweiten Stahlmarkt angeht sind die USA weitgehend unbedeutend.
Was nun die High-End Produkte angeht, so kommen diese mehr und mehr aus China. Apple lässt seine Telefone eben nicht in Palo Alto zusammenschrauben sondern bei Foxconn.

Grundsätzlich ist die USA zweifelsfrei ein industrialisiertes Land. Und es gehört auch immer (noch) zu den drei größten Verwendern von Industrierobotern. Aber die Tendenz ist ziemlich fatal. Vor 2 Jahrzehnten war die Wirtschaft der USA weltweit tatsächlich dominierend und zwar nicht in finanziellen "Produkten" sondern in Realwirtschaft. Heute ist von dieser Dominanz kaum mehr etwas zu spüren.

Zitat
Sie sind mittlerweile Erdgasexporteur & werden demnächst auch Öl expertieren.


Ja, weil Ihnen über das Fracking ein neuer Gasboom ins Haus steht. Ob der trägt wird man sehen. Industrieller Kern ist das aber auch nicht.

Zitat
Und warum sollte keiner mehr greenbacks anfassen wollen?


Weil er schlicht wertlos ist. Deswegen. Die USA haben Jahrzehnte davon gelebt das andere den Dollar akzeptiert haben, ohne ihn einzulösen bzw. seinen Wert zu hinterfragen. Und die Chinesen beginnen nun langsam damit. Den USA bleibt dabei nur die Wahl zwischen zwei schlechten Alternativen: Sie lassen sich auskaufen oder sie inflationieren. Da ersteres keine gute Alternative ist wird es wohl auf Nummer 2 hinauslaufen. Und das ist allemal ein Grund keinen Dollar haben zu wollen.

Zitat
Welche Leitwährung würde sich denn anbieten:


Wer braucht denn so etwas ? Die einzigen die wirklich Interesse an einer Leitwährung haben sind die, die sie ausgeben. Abgesehen davon brauchts das nicht. Ob man Öl jetzt in Dollar, Euro oder in Pfund fakturiert ist für denjenigen der damit handelt erst einmal egal. Für den Ausgeber von Dollar, Euro oder Pfund dagegen nicht.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

05.09.2012 13:49
#18 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #14
Sie werden es womöglich nicht glauben, aber die US-Staatsverschuldung ist immer noch ziemlich harmlos im Vergleich zur Situation in Europa und insbesondere auch im Vergleich zu Deutschland.


Lieber Florian,

Laurence Kotlikoff scheint das ein bisschen anders zu sehen. Danach stehen die USA schlechter da als Griechenland: http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/d...nland-1.9841323

Deutschland liegt innerhalb Europas inklusive der impliziten Staatsverschuldung prozentual zum BIP nach Italien auf Rang 2, während Griechenland einen Faktor 5 über Deutschland liegt (2010): http://www.fundresearch.de/assenagon/ita...ls-spanien.html. Immerhin, dieser Artikel verortet in den USA nur eine geringfügig höhere Staatsverschulung als in D (50%).

Wichtig auch die Dynamik: Innerhalb der letzten 4 Jahre ist die Staatsverschuldung um 50% gestiegen.

Irgendetwas scheint an Ihrer Überlegung nicht plausibel zu sein.

Gruß, Martin

Juno Offline



Beiträge: 332

05.09.2012 23:50
#19 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Ein kleiner Nachtrag mit einem bezeichnenden Beispiel:

Wer einen Eindruck vom Kenntnisstand mancher deutscher Topjournalisten bekommen will, schaue sich dieses Video an, insbesondere ab etwa 4:50 min: http://www.tagesschau.de/inland/deppendo...1034.html‏;

Der als hausinterner Experte befragte Ulrich Deppendorf, Chefredakteur ARD-Hauptstadtstudio, bezeichnet Mitt Romney darin als "Hedgefondsmanager".

Deppendorf hat entweder keine Ahnung von Hedgefonds, keine Ahnung von Romney, oder keine Ahnung von beidem. Romney hat seine privatwirtschaftliche Karriere vor allem mit dem Private-Equity-Unternehmen Bain Capital gemacht. Darüber wird seit Monaten berichtet. Man mag Romneys Wirken bei Bain scharf kritisieren - aber man sollte dann wenigstens grob wissen, was er dort eigentlich gemacht hat.

Die grundsätzliche Arbeitsweise von Private Equity-Firmen lässt sich bei Wikipedia leicht recherchieren:
http://de.wikipedia.org/wiki/Private_Equ...chreckendebatte

Zitat
ist eine Form des Beteiligungskapitals, bei der die vom Kapitalgeber eingegangene Beteiligung nicht an geregelten Märkten (Börsen) handelbar ist. ... Wird das Kapital jungen innovativen Unternehmen bereitgestellt, die naturgemäß ein hohes Risiko, aber auch entsprechende Wachstumschancen in sich bergen, so spricht man von Risikokapital oder Wagniskapital (englisch venture capital).



Ebenso die Arbeitsweise von Hedgefonds:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hedgefonds..._in_Deutschland

Zitat
...sind eine spezielle Art von Investmentfonds, die durch eine spekulative Anlagestrategie gekennzeichnet sind. Hedgefonds bieten jedoch die Chance auf sehr hohe Renditen und tragen entsprechend ein sehr hohes Verlustrisiko. Typisch für Hedgefonds ist der Einsatz von Derivaten und Leerverkäufen. Sie zielen darauf, auch bei sinkenden Preisen überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Ungeachtet ihrer Bezeichnung, die auf Risikoabsicherungsstrategien (Hedging) hindeutet, gelten Hedgefonds aufgrund der großen Hebelwirkung der derivativen Produkte als risikoträchtige Anlageform.



Hedgefonds und Private Equity verbindet vor allem, dass beide in der populären SPD-Diktion als angelsächsische "Heuschrecken" gelten. Mehr muss ein ARD-Topexperte dazu offenbar nicht wissen. Deppendorf kann gleichsam einen Torwart nicht von einem Mittelstürmer unterscheiden. Aber was solls - sind ja alles irgendwie gegnerische Fußballer.

Deppendorf attestiert Romney dann auch noch gönnerisch, der müsse wohl "erst einmal ein paar Geographiestündchen nehmen". Wie er zu diesem Schluss kommt bei einem Mann, der Olympische Spiele organisiert hat und als junger Missionar über ein Jahr in Frankreich lebte, ist unklar.

Romney kennt Deutschland jedenfalls beruflich und privat wesentlich besser als das bei Obama 2008 der Fall war.

Zitat
Das hohe Ansehen, das Romney in den USA in der Branche genießt, ist auch in Deutschland ungebrochen. In den 90er-Jahren reiste er immer wieder nach Frankfurt, München und Köln, um Gelder für die Bain-Fonds einzuwerben. Die Deutschen zögerten mit Investitionen in das schwer durchschaubare Beteiligungsgeschäft, doch Romney überzeugte...Auch Romneys Frau Ann zog es mehrmals nach Deutschland. Ann Romney entdeckte das Dressurreiten als Therapie gegen ihre Krankheit multiple Sklerose, die sie erfolgreich gestoppt hat.
http://www.ftd.de/politik/international/...n/70066697.html

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

06.09.2012 03:38
#20 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #18
Zitat von Florian im Beitrag #14
Sie werden es womöglich nicht glauben, aber die US-Staatsverschuldung ist immer noch ziemlich harmlos im Vergleich zur Situation in Europa und insbesondere auch im Vergleich zu Deutschland.


Lieber Florian,

Laurence Kotlikoff scheint das ein bisschen anders zu sehen. Danach stehen die USA schlechter da als Griechenland: http://www.nzz.ch/finanzen/nachrichten/d...nland-1.9841323

Deutschland liegt innerhalb Europas inklusive der impliziten Staatsverschuldung prozentual zum BIP nach Italien auf Rang 2, während Griechenland einen Faktor 5 über Deutschland liegt (2010): http://www.fundresearch.de/assenagon/ita...ls-spanien.html. Immerhin, dieser Artikel verortet in den USA nur eine geringfügig höhere Staatsverschulung als in D (50%).

Wichtig auch die Dynamik: Innerhalb der letzten 4 Jahre ist die Staatsverschuldung um 50% gestiegen.

Irgendetwas scheint an Ihrer Überlegung nicht plausibel zu sein.



Auch in den USA gibt es implizite Staatsverschuldung, aber die ist in Deutschland doch höher (gemessen am BIP, nicht in absoluten Zahlen natürlich). Und warum macht die 50% Steigerung der Staatsverschuldung hier etwas unplausibel, das passt doch komplett ins Bild, denn das war ja keine Notwendigkeit, sondern Obamas Ausgabenpolitik verschuldet.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.09.2012 05:42
#21 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #20
Auch in den USA gibt es implizite Staatsverschuldung, aber die ist in Deutschland doch höher (gemessen am BIP, nicht in absoluten Zahlen natürlich).

...was in meiner Antwort nicht interessiert hat, denn es ging um die gesamte Staatsverschuldung (gemessen am BIP), inkl. der impliziten.

Zitat
Und warum macht die 50% Steigerung der Staatsverschuldung hier etwas unplausibel, das passt doch komplett ins Bild, denn das war ja keine Notwendigkeit, sondern Obamas Ausgabenpolitik verschuldet.



'unplausibel' bezog sich auf alle Punkte, nicht nur auf die Dynamik der Verschuldung: Florains Grundtenor, dass Deutschland in Bezug auf die Verschuldungsthematik eigentlich im Vergleich zu den USA schlechter da stünde, wird aus den zitierten Artikeln nicht gestützt.

Gruß, Martin

Falin Offline



Beiträge: 2

11.11.2012 22:20
#22 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Ein kleiner Korrekturvorschlag - der letzte Satz des ersten Zitats wurde folgendermaßen übersetzt:

zu sehr geliebt und zu wenig kontrolliert, mehr als Verursachung denn Gegenstände der Berichterstattung.

Im Quelltext steht hier das Wort "cause", welches sowohl die Bedeutung "Ursache/Verursachung" als auch "Sache" (im Sinne einer guten Sache für die man sich stark macht) hat. ich denke hier ist ehere letztere Bedeutung im Original gemeint.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

12.11.2012 00:18
#23 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Zitat von Falin im Beitrag #22
Ein kleiner Korrekturvorschlag - der letzte Satz des ersten Zitats wurde folgendermaßen übersetzt:

zu sehr geliebt und zu wenig kontrolliert, mehr als Verursachung denn Gegenstände der Berichterstattung.

Im Quelltext steht hier das Wort "cause", welches sowohl die Bedeutung "Ursache/Verursachung" als auch "Sache" (im Sinne einer guten Sache für die man sich stark macht) hat. ich denke hier ist ehere letztere Bedeutung im Original gemeint.
Zitat von Falin im Beitrag #22
Ein kleiner Korrekturvorschlag - der letzte Satz des ersten Zitats wurde folgendermaßen übersetzt:

zu sehr geliebt und zu wenig kontrolliert, mehr als Verursachung denn Gegenstände der Berichterstattung.

Im Quelltext steht hier das Wort "cause", welches sowohl die Bedeutung "Ursache/Verursachung" als auch "Sache" (im Sinne einer guten Sache für die man sich stark macht) hat. ich denke hier ist ehere letztere Bedeutung im Original gemeint.

Sie haben vollkommen Recht. Ich werde das ändern (für die Übersetzung zeichne ich verantwortlich, während Juno den Artikel geschrieben hat).

Vielen Dank für den Hinweis, und willkommen im kleinen Zimmer!

Herzlich, Zettel

Falin Offline



Beiträge: 2

24.11.2012 12:59
#24 RE: Die Achse des Bösen? Ein Gastbeitrag von Juno Antworten

Anliegen ist auf jeden Fall die beste Übersetzung, auch besser als Sache ;-)

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