Vielleicht werden in den nächsten Tagen die Journalisten diese Rede auf Ironisches und Doppelbödiges abklopfen. Denn es spricht alles dafür, daß nach wie vor Clinton alles andere als ein Bewunderer Obamas ist.
Ich habe mich gelegentlich an Mark Antons "But Brutus is an honorable man ..." erinnert gefühlt.
Wir werden uns auf vier weitere Jahre Obama einstellen müssen. Es ist tragisch, dass in erfolgreichen Ländern im Laufe der Zeit genau die Werte in Misskredit geraten, auf die ihr Erfolg zurückzuführen ist, und dass letzendlich nur eine Renaissance dieser Werte wieder zurück in die Erfolgsspur führen kann.
Vielleicht hat es ja auch sein Gutes, wenn Obama gewinnt.
Zwar werden sich etliche Probleme noch deutlich verschärfen, wie die völlig desolaten Staatsfinanzen, die Distanzierung von Israel und die Annäherung gegenüber radikal-islamischen Regierungen unter den Moslembruderschaften.
Aber im Augenblick steht die Obama-Politik eben nicht als gescheitert da, sondern als be- und verhindert von den Republikanern. Ihre Auswirkungen stehen also erst noch bevor. Würde er abgewählt und sein Destruktivkurs korrigiert, würde er im Rückblick wie ein Heiliger erscheinen, denn die notwendige Kurskorrektur ist mit unangenehmen Folgen verbunden. Ausgabenkürzungen müssen zwangläufig die auch in den USA überzogenen sozialstaatlichen Leistungen treffen, und eine pro-israelische Haltung bedeutet Konfrontation mit radikalen Islamisten.
Obama könnte im Rückblick idealisiert werden wie heute die DDR, welche für viele als Paradies der Vollbeschäftigung in einem ansich funktionierenden Wirtschaftssystem. Tatsächlich war die DDR bankrott und konnte nur weiterwursteln aufgrund günstiger sowjetischer Energielieferungen. Doch nicht nur der Staat DDR war bankrott, sondern das gesamte linke Gesellschaftskonzept. Die Wiedervereinigung kam dem linken Systemkollaps jedoch zuvor, und so steht die DDR in der Erinnerung weit besser da als sie war.
Mit Obama könnte es genauso laufen im Fall der Abwahl. Er hat mit Hilfe der FED die Wirtschaft so grade am laufen gehalten, mittels über 5 Billionen Neuverschuldung. http://www.cbsnews.com/8301-503544_162-5...han-under-bush/ Und will zudem die Staatsausgaben noch enorm steigern um sich und den Democrats Stimmen letztlich zu kaufen per Sozialtransferzahlungen.
Nur - gegenwärtig sind die negativen Auswirkungen von Obamas Politik einfach nicht spürbar. Sie würden aber deutlich sprübar wenn man sie korrigiert wie das Romney angeblich vorhat. Außerdem wäre Obama dann Oppositionspolitiker, und könnte ständig auf das viel angenehmere Leben unter seiner Regierung verweisen.
Natürlich werden weitere vier Jahre Obama desaströse Konseqzenzen haben. Allerdings, und das könnte eventuell wichtiger sein als diese zu vermeiden, werden die negativen Auswirkungen von Obamas Ideologie in dieser Zeit wahrscheinlich voll durchschlagen, und auf ihn zurück fallen.
Die Macht Obamas gründet bisher nicht auf seinen real erzielten Ergebnissen, sondern auf seiner Verkörperung einer idealistischen Heilsbringergestalt, welche sowohl finanziellen wie auch realpolitischen Fakten enthoben scheint. Wichtiger als die Abwahl Obamas ist die Korrektur und Überwindung eben dieser Fiktion die Obama verkörpert, und die einer kruden Sehnsucht seiner Wählerschaft nach einer Art Schlaraffenland plus Weltfrieden entspricht.
Zitat von 123 im Beitrag #3Obama könnte im Rückblick idealisiert werden wie heute die DDR, ...
Und genau dieser Vergleich zeigt, daß Ihre These wohl leider falsch ist.
Selbst vier weitere Jahre und ein noch größerer Mißerfolg würden eine Legendenbildung nicht verhindern. Die DDR war so abgewirtschaftet wie nur möglich, das Regime ist förmlich implodiert - und trotzdem gilt sie in gewissen Kreisen immer noch als Vorbild. Gerade bei Linken gehört Realitätsverlust zur geistigen Grundausstattung.
Daher ist die wahrscheinlicher werdende Wiederwahl Obamas ausschließlich negativ zu werten.
Zitat von 123 im Beitrag #3Aber im Augenblick steht die Obama-Politik eben nicht als gescheitert da, sondern als be- und verhindert von den Republikanern.
Problem: selbst wenn Obama wiedergewählt wird, werden die Demokraten wohl kaum die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus erreichen. Obama und seine Befürworter (gell, john_j ) kann also weiterhin wie bisher die "ich tat ja mein Bestes, aber die Erfolge wurden von der Obstruktionspolitik der Republikaner im Kongress"-Karte spielen.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Nochmal vier Jahre Obama wären eine mittlere Katastrophe. Die ungebremste Fortsetzung der Schuldenpolitik dürfte zu einer Entwertung des US-Dollars führen, der Zusammenbruch der sozialen Sicherugssysteme wäre wohl nicht mehr zu vermeiden.
Eine Abwahl muss nicht zwangsläufig zu einer Idealisierung führen; Jimmy Carter wird keineswegs verehrt und wenn es Romny / Ryan mit konsequenter Reformpolitik gelingt die Arbeitslosenzahlen binnen 3 Jahren zu halbieren, was durchaus möglich ist....
Es gibt vieles was mich an den Reps stört, insbesondere diese zur Schau getragene Religiosität. Aber nochmal 4 Jahre Obama, das wäre eine Katastrophe für die USA und schlecht für den Rest der Welt.
Jetzt müssen wir doch mal fair sein: Entgegen aller Erwartungen hat der Spiegel auch beim Demokratenparteitag ein paar negative Details beschrieben. Aber Reporter schlecht unterzubringen und auch sonst in ihrem Wohlbefinden zu stören - das geht halt nicht.
Dabei muß man als Organisator natürlich auch besondere Vorlieben der deutschen Gäste berücksichtigen:
Zitat Gegen das Hotel selbst ist immerhin wenig einzuwenden - außer, dass die Zimmerfernseher automatisch erst mal auf den konservativen Sender Fox News schalten.
Und während Mitt Romneys "Diplomatische Fettnäpfchen" in der linksliberalen Presse genauestens analysiert werden. ist diese Aussage
Zitat Dann nannte ihr Demokraten-Chef John Burton den Vizekandidaten der Republikaner, Paul Ryan, in einem Satz mit Joseph Goebbels. Burton dementierte jede böse Absicht, reiste aber dennoch ab, angeblich zu einer längst geplanten Wurzelbehandlung.
dem SPON-Korrespondenten nur eine Randnotiz wert.
What if George W. Bush (oder in dem Fall Romney) had done this?
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Danke für den link! Frums Antwort eines Republikaners ist sehr humorig. Und wahr: "What you want is a country where everybody looks different, and everybody thinks the same. That's what you call diversity."
Und: "You work hard, you pay your way, you quit asking for handouts, and you're American enough for me - and you'll be up there on the podium with Bobby Jindal, Allen West, Herman Cain, and Nikki Haley as a leader of the one party in this country that isn't hung up on race."
Was ist denn Proporz- und Quotendenken anderes als Ausdruck des Denkens in und Zementierens von "rassischen" Kategorien?
Zitat von 123 im Beitrag # Obama könnte im Rückblick idealisiert werden wie heute die DDR, welche für viele als Paradies der Vollbeschäftigung in einem ansich funktionierenden Wirtschaftssystem.
Das brauchen Sie gar keinen Rückblick für: In einem Nachbarthread können Sie sich erklären lassen, dass Obama die Amerikaner davor bewahrt hat, vor die Wand zu fahren, vor die GWB sie gelenkt hat. Legenden muss man frühzeitig spinnen und das passiert auch jetzt schon.
Es ist eine der traurigsten Erkenntnisse moderner Demokratien, dass es gar nicht so sehr auf Fakten ankommt. Man kann eine Meinung präsentieren ohne diese auch nur mit einem Fakt zu untermauern und wird diese Meinung oft genug wiederholt, so steht sie einer fundierten Meinung in nichts nach. Insofern wird der weitere Niedergang, sollte es zur Wiederwahl kommen (und davon gehe ich als Pessimist aus), keinesfalls zu einem Umdenken führen. Die SED wird auch immernoch gewählt, da können noch soviel Leute ermordet worden sein und noch so viel Armut geherscht haben.
Ich glaube das die Wiederwahl Obamas der Welt schweren Schaden zufügen wird: Jede Schwäche Amerikas ist eine Stärke von nichtwestlichen Kräften. Europa ruiniert sich die letzten Jahrzehnte durch mehr und mehr selber und ist nicht ansatzweise in der Lage sich als Supermacht zu etablieren (im Gegenteil, die politische Dekadenz übertrifft die der Amerikaner bei weitem). In den grossen Ländern wird das Problem nicht einmal diskutiert, geschweige denn politisch wahrgenommen. Und dann ist ja nicht mehr viel, Australien, Neuseeland, Japan, Taiwan und Südkorea sind viel zu isoliert voneinander um einen eigenen Machtkomplex zu bilden.
Nix gegen China, aber die Politik, die China verfolgt, auch gerade im internationalen Bereich, ist nicht westlich orieniert. Russland etabtliert sich zunehmend auch als Großmacht. Und selbst im nahen Osten etablieren sich mehr und mehr Mächte, die westlichen Ideen entgegen stehen. Jetzt muss man das nicht werten, aber man kann sich schon fragen ob wir lieber westliche Kulturideale (Demokratie, Marktwirtschaft, Menschenrechte, Kapitalismus) verbreitet sehen wollen oder lieber das chinesische, russische oder islamische Gegenstück.
Das ganze, versammelte, linke Europa übersieht bei ihrer Abneigung gegen die Amis etwas absolut zentrales: Die Rolle der USA in der Geschichte der Moderne ist zentral. Und fällt diese Rolle weg, wird sie niemand aufgreifen. Wenn die Amis diese Rolle nicht seit hundert Jahren wahrnehmen würden, dann würden wir in einer anderen Welt leben.
Dazu passend vielleicht ein schönes Zitat von Otto (nein, nicht Waalkes): "Und wenn wir nicht gewesen wären, dann würdet ihr jetzt alle Sauerkraut essen und pausenlos Marschmusik hören." (Die Bibel hilft hier nicht, um das Zitat zu finden)
Zitat von Llarian im Beitrag # Dazu passend vielleicht ein schönes Zitat von Otto (nein, nicht Waalkes): "Und wenn wir nicht gewesen wären, dann würdet ihr jetzt alle Sauerkraut essen und pausenlos Marschmusik hören." (Die Bibel hilft hier nicht, um das Zitat zu finden)
"Problem: selbst wenn Obama wiedergewählt wird, werden die Demokraten wohl kaum die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus erreichen. Obama und seine Befürworter (gell, john_j ) kann also weiterhin wie bisher die "ich tat ja mein Bestes, aber die Erfolge wurden von der Obstruktionspolitik der Republikaner im Kongress"-Karte spielen."
Das ist natuerlich ein dorniges Problem. Zum Glueck gibt es dafuer eine einfache Loesung: Sie ueberzeugen einfach die GOP rund 60 Sitze im Kongress an die Democrats zu uebertragen...und niemand redet mehr von Obstruktion.
Zitat von GorgasalProblem: selbst wenn Obama wiedergewählt wird, werden die Demokraten wohl kaum die Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus erreichen. Obama und seine Befürworter (gell, john_j ) kann also weiterhin wie bisher die "ich tat ja mein Bestes, aber die Erfolge wurden von der Obstruktionspolitik der Republikaner im Kongress"-Karte spielen.
Das ist natuerlich ein dorniges Problem. Zum Glueck gibt es dafuer eine einfache Loesung: Sie ueberzeugen einfach die GOP rund 60 Sitze im Kongress an die Democrats zu uebertragen...und niemand redet mehr von Obstruktion.
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