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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 21 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.10.2012 17:56
US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Für diese Folge der Serie habe ich versucht, die Ursachen für Romneys Aufstieg nachzuzeichnen und zu bewerten, wie sich dieser auf seine gegenwärtigen Siegeschancen auswirkt.

Die Debatte heute Nacht dürfte spannend werden. Die Erwartungen an Obama, den Präsidenten und Oberbefehlshaber, sind höher als die an den außenpolitisch unerfahrenen Mitt Romney. Aber gerade darin könnte dessen Chance liegen; denn bei einer solchen Ausgangslage zählt es für ihn schon als Sieg, wenn er Obama auf Augenhöhe Paroli bietet.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.10.2012 22:42
#2 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Für diese Folge der Serie habe ich versucht, die Ursachen für Romneys Aufstieg nachzuzeichnen und zu bewerten, wie sich dieser auf seine gegenwärtigen Siegeschancen auswirkt.

In dem Artikel hatte ich die beiden polls of polls zitiert. Aktualisierung: Jetzt liegt bei RealClearPolitics Romney mit 47,7 zu 46,9 Prozent vorn; bei Pollster führt hingegen Obama mit 47,2 zu 47,0.

Also genau umgekehrt wie heute Nachmittag. Das sind alles völlig unerhebliche Zufallsschwankungen. Die Lage ist, daß zwischen die beiden kein Blatt Papier paßt.

Welche Datenmassen in diese Durchschnittswerte eingehen, kann man daran abmessen, daß allein gestern 9 Umfragen auf nationaler Ebene publiziert wurden; von den vielen für einzelne Staaten gar nicht zu reden.

In diesen 9 Umfragen wurden insgesamt 10.795 likely voters befragt - das in den Umfragen mit dem Datum eines einzigen Tags! Das ist eine andere Größenordnung als die Demoskopie bei uns. Entsprechend höher ist die Zuverlässigkeit.

Abendlaender Offline




Beiträge: 103

23.10.2012 01:40
#3 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von Zettel
Welche Datenmassen in diese Durchschnittswerte eingehen, kann man daran abmessen, daß allein gestern 9 Umfragen auf nationaler Ebene publiziert wurden; von den vielen für einzelne Staaten gar nicht zu reden.

Stimmt, neun nationale Umfrageergebnisse sprechen für einen lebendigen Markt für Vorhersagen, damit auf starke öffentliche Anteilnahme, und das ist sehr erfreulich. Bei der Zahl der dabei Befragten ist ein "viel hilft viel" dagegen unangebracht: Klassisches Beispiel ist die Fehlvorhersage des Literary Digest zur amerikanischen Präsidentenwahl von 1936, die trotz seitdem unerreichter zehn Mio. Befragten (und 2,4 Mio. Antworten) meilenweit danebenlag. Anders sah es 1948 bei der Falschmeldung der Chicago Tribune aus, die am Tag nach der Wahl aufmachte mit: "Dewey defeats Truman" (tatsächlich war es umgekehrt). Hier hatte man sich unter Zeitdruck auf Expertenmeinungen verlassen (müssen) und Aussagen von Wählern (Exit polls oder Hochrechnungen) gar nicht berücksichtigt. Wie mans macht, macht mans also falsch? Besser gesagt: Wie schön, daß Wahlen sich immer noch nicht automatisieren lassen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.10.2012 02:32
#4 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von Abendlaender im Beitrag #3

Zitat von Zettel
Welche Datenmassen in diese Durchschnittswerte eingehen, kann man daran abmessen, daß allein gestern 9 Umfragen auf nationaler Ebene publiziert wurden; von den vielen für einzelne Staaten gar nicht zu reden.
Stimmt, neun nationale Umfrageergebnisse sprechen für einen lebendigen Markt für Vorhersagen, damit auf starke öffentliche Anteilnahme, und das ist sehr erfreulich. Bei der Zahl der dabei Befragten ist ein "viel hilft viel" dagegen unangebracht: Klassisches Beispiel ist die Fehlvorhersage des Literary Digest zur amerikanischen Präsidentenwahl von 1936, die trotz seitdem unerreichter zehn Mio. Befragten (und 2,4 Mio. Antworten) meilenweit danebenlag. Anders sah es 1948 bei der Falschmeldung der Chicago Tribune aus, die am Tag nach der Wahl aufmachte mit: "Dewey defeats Truman" (tatsächlich war es umgekehrt). Hier hatte man sich unter Zeitdruck auf Expertenmeinungen verlassen (müssen) und Aussagen von Wählern (Exit polls oder Hochrechnungen) gar nicht berücksichtigt. Wie mans macht, macht mans also falsch? Besser gesagt: Wie schön, daß Wahlen sich immer noch nicht automatisieren lassen.


Ja, das sind klassische Beispiele, lieber Abendlaender. Aber inzwischen ist die Demoskopie doch etwas weiter.

Ich habe zur US-Präsidentschaftswahl 2008 und zur Wahl des französischen Präsidenten 2007 und in diesem Jahr meine Prognosen publiziert, natürlich gestützt auf die Umfragen. Sie lagen nah am Ergebnis.

Ich werde das auch diesmal tun und damit vielleicht für a bisserl mehr Vertrauen in die Demoskopie werben können.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.10.2012 06:38
#5 US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Bei einem Fußballspiel würde man sagen: Das Spiel war ganz von der Taktik geprägt.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2012 07:02
#6 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #5
Bei einem Fußballspiel würde man sagen: Das Spiel war ganz von der Taktik geprägt.

Lieber Zettel,

vielen Dank für ihre hervorragende Berichterstattung. Als ZR-Leser ist man mit Sicherheit besser über den US-Wahlkampf informiert als 98 Prozent aller deutschen Journalisten.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.10.2012 07:04
#7 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #6
Zitat von Zettel im Beitrag #5
Bei einem Fußballspiel würde man sagen: Das Spiel war ganz von der Taktik geprägt.

Lieber Zettel,

vielen Dank für ihre hervorragende Berichterstattung. Als ZR-Leser ist man mit Sicherheit besser über den US-Wahlkampf informiert als 98 Prozent aller deutschen Journalisten.

Beste Grüße, Calimero


Danke, lieber Calimero!

Schön, einmal wieder etwas von Ihnen zu lesen, der Sie (vermutlich) vom Richtigen Leben voll in Anspruch genommen sind.

Herzlich, Zettel

123 Offline



Beiträge: 287

23.10.2012 09:55
#8 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Dieser ganze Wahlkampf sieht aus wie eine gigantische Castingshow. Die Wirkung der Kandidaten auf der emotionalen Ebene und ihr Erscheinen als Identifikationsfigur scheint viel wichtiger als konkrete Programme.

Die Obama-Wähler scheint es nicht zu interessieren, daß ihr Land schon in tiefster Rezession stecken würde, hätte man den Wirtschaftskreislauf nicht mit über 5 Billionen $ neuer Schulden künstlich am Leben erhalten. Wie soll das weiter gehen ?
http://budget.house.gov/uploadedfiles/pr...y2012charts.pdf
Aber von Romney habe ich diesbezüblich ebenfalls noch keine schlüssigen Konzepte vernommen. Es wäre eine gewaltige Aufgabe, und mit deutlich spürbaren Verwerfungen verbunden, den Trend zur Finanzierung des Staates und Stimmulierung der Wirtschaft mittels immer stärker notwendiger Neuverschuldung, aufzuhalten.



In den USA lebt man, wie in der EU, krass über seine Verhältnisse, und weigert sich diese Realität anzuerkennen. Wie bisher kann man die Staatsfinanzierung per Schuldenübernahme durch die FED mittels Anleihenankäufe weiterhin sicherstellen. Vor allem Obama ist mit seinem Sozialdemokratismus auf exzessive Neuverschuldung angewiesen, um die ins Irrationale übersteigerten Versprechungen seines Wellfarestate auch nur halbwegs einzulösen. Und so von den Democrats finanziell abhängige Wählerschaften dauerhaft zu binden.

Irgendwann fällt das turbosozialstaatliche Kartenhaus in sich zusammen. Spätenstens dann, wenn zu große Anteile der Bevölkerung glauben, daß Einkommen eine Form staatlicher Zuteilung sei, entweder über Jobs direkt beim Staat oder per Sozialhilfen, und nicht Resultat produktiver Tätigkeit. In Folge dessen wird die positive Einstellung zum Leistungsdenken abgelegt und schlicht verlernt Leistung überhaupt erbringen zu können. Der wirtschaftliche Abstieg ist dann unumkehrbar.

Andererseits liebt auch die Wallstreet Obama, und man wünscht sich dort eine Fortsetzung der Schuldenexzesse, weil dies schnelle Profite garantiert. Obama ist der Wunschkandidat des big money, und man fürchtet eine Kongressmehrheit der Republikaner und insbesondere den Einfluß der Tea-Party.

http://www.handelsblatt.com/finanzen/boe...ma/7284450.html

Bis Januar müssen sich Präsident, Senat und Repräsentantenhaus auf einen Plan zum Schuldenabbau einigen. Sonst drohen automatische Kürzungen der Staatsausgaben, die die weltgrößte Volkswirtschaft in die Rezession stürzen könnten.

Falls Romney gewinnen sollte, und die Obama-Exzesse korrigieren will, muß das medial sehr gut begründet und Obama angelastet werden. Sonst bleibt es an Romney hängen und wird die Republikaner bei den nächsten Kongresswahlen viele Mandate kosten.

Gewinnt Obama, bestehen gute Chancen, daß seine Politik katastrophal scheitert, und damit hoffentlich auch seine neosozialistische Ideologie.

Denn die USA brauchen wie Europa einen Neubeginn, auf der Grundlage einer weitgehenden Abkehr vom sozialdemokratischen Gesellschaftskonzept, das nicht nur ruinös ist, sondern auch hochgradig destruktiv wirkt in Bezug auf Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Bevölkerung.

Abkehr von Orientierungssystemen bedarf immer einer Alternative. Diese ist im Grunde das protestantisch-calivinstisch geprägte Leistungsethos, für dessen Entfaltung der Staat die Bedingungen schaffen muß. Erst Produktivität schafft die Grundlage für einen Sozialstaat, und nicht der Sozialstaat ist die Grundlage für Produktivität, wie uns die Linken hier wie in den USA sehr erfolgreich den Bevölkerungen eingeredet haben.

Florian Offline



Beiträge: 3.179

23.10.2012 13:35
#9 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Einige unsystematische Beobachtungen:

Erstens:
Die Themenauswahl zeigt, wo aus amerikanischer Sicht die außenpolitisch wichtigen Felder liegen.
Sie liegen im Nahen Osten und in Asien.
Sie liegen hingegen NICHT in Europa.
Ich glaube, das Wort "Europe" ist in der gesamten Debatte kein einziges Mal gefallen. Aus europäischer Binnensicht ist ja in Europa zur Zeit viel los, was auch Amerikaner interessieren könnte: Die Euro-Krise, die Positionierung Russlands.
Tut es aber nicht. Dies zeigt einmal mehr, wie unwichtig Europa mittlerweile geworden ist.

Zweitens:
Es war ja eigentlich eine außenpolitische Debatte.
Von beiden Seiten wurde sie allerdings ständig in die Innenpolitik gezogen.
Man kann sich schon fragen, was Details der Schulpolitik in Massachussetts mit Außenpolitik zu tun haben.
Aus Sicht von Romney war das m.E. ein sehr geschickter Schachzug. Er hat dadurch Obama weniger Möglichkeiten gegeben, sich als Commander-in-Chief zu präsentieren. Die Fokussierung auf Wirtschaftsthemen war eindeutig positiv für Romney - denn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der USA sind sein stärkstes Wahlkampfargument.

Drittens:
Obama wurde ja (m.E. zurecht) seine schwache Unterstützung für Israel vorgeworfen.
Er wurde gestern abend gezwungen, hier klar Position für Israel zu beziehen.
Egal wie die Wahl ausgeht: Das ist ein postives Ergebnis der Debatte.

Viertens:
Am Ende der Debatte kamen ja noch die Familien auf die Bühne. Im Falle Romneys war das eine ganze Busladung (vermutlich nicht nur Kinder sondern auch Enkel). Ich fand es nett, wie (zumindest oberflächlich) herzlich die beiden Familien miteinander umgingen.
Obama schäckerte mit einem kleinen Romney-Enkel. Die beiden Kandidaten lachten gemeinsam, etc.
Mag sein, dass das nur Show ist. Aber es ist auch ein schönes Signal an das Land: Auch wenn wir uns politisch streiten - man kann doch zivilisiert miteinander umgehen.
Ich kann mich nicht daran erinnern, eine solche Geste in einem deutschen Wahlkampf schon einmal gesehen zu haben.
Kann natürlich auch an der Kinderlosigkeit deutscher Kanzler liegen.
(Wenn ich richtig informiert bin, hatte von den letzten 5 deutschen Kanzlern einzig Kohl zwei Kinder.)

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2012 13:54
#10 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #9


Drittens:
Obama wurde ja (m.E. zurecht) seine schwache Unterstützung für Israel vorgeworfen.
Er wurde gestern abend gezwungen, hier klar Position für Israel zu beziehen.
Egal wie die Wahl ausgeht: Das ist ein postives Ergebnis der Debatte.






Pete Hegseth weist auf National Review Online auf eine nur scheinbar subtil unterschiedliche Wortwahl Obamas und Romneys hin:

Zitat
...Obama says Iran can’t have nuclear weapons, and Romney says Iran can’t have nuclear capabilities. Big difference on red lines, and big difference from Israel’s perspective....



http://www.nationalreview.com/corner/331...el-pete-hegseth

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

23.10.2012 14:22
#11 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #9
Dies zeigt einmal mehr, wie unwichtig Europa mittlerweile geworden ist.

Das würde ich nicht schließen.
Viel eher: Dies zeigt, wie unproblematisch Europa derzeit für die USA ist.

Es gibt in Europa schlicht keine Themen, mit denen sich ein US-Präsident wirklich beschäftigen müßte (Rußland gehört ja in diesem Kontext nicht zum Thema Europa).
Die Beziehungen sind problemlos, der Handel floriert, sicherheitspolitisch ist Europa eine Insel der Glückseligkeit - und die Euro-Krise ist aus US-Perspektive nebensächlich.
Der Moderator hätte große Schwierigkeiten gehabt, den Kandiaten interessante (also strittige) Fragen zu Europa zu stellen.

Insbesondere wenn im Gegensatz dazu die Problem sich in anderen Weltgegenden aufdrängen.

Zitat
Von beiden Seiten wurde sie allerdings ständig in die Innenpolitik gezogen.


Weil es offenbar die Wähler mehr interessiert.

Zitat
Obama wurde ja (m.E. zurecht) seine schwache Unterstützung für Israel vorgeworfen.
Er wurde gestern abend gezwungen, hier klar Position für Israel zu beziehen.
Egal wie die Wahl ausgeht: Das ist ein postives Ergebnis der Debatte.


Diese klare Positionierung ist m. E. überhaupt nichts wert. Falls Obama die Wiederwahl schafft, wird das für Israel ein Problem. Bei einer Krise wird er als Unterstützer weitgehend ausfallen, egal was er gestern erzählt hat.

Zitat
Ich kann mich nicht daran erinnern, eine solche Geste in einem deutschen Wahlkampf schon einmal gesehen zu haben.


Das würde hierzulande wohl eher befremden. Es gibt nur wenige Versuche, daß Politiker Wahlkampf mit ihrer Familie geführt haben - die sind meistens recht zwiespältig aufgenommen worden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

23.10.2012 14:29
#12 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #9
Wenn ich richtig informiert bin, hatte von den letzten 5 deutschen Kanzlern einzig Kohl zwei Kinder.

Da mußte ich doch erstmal kurz nachzählen...
Und die Aussage stimmt nicht - nur Schröder und Merkel sind kinderlos.
Sowohl Brandt wie Schmidt hatten Kinder.

Und "die letzten 5" sind ja auch keine wirklich sinnvolle Abgrenzung.
Ich habe mich noch einmal vergewissert: Außer Merkel und Schröder hatten alle Kanzler Kinder.

Aber es gehörte noch nie zur politischen Tradition in Deutschland (oder generell in Europa?), die eigene Familie oder überhaupt das Privatleben groß hervorzuheben. Das liegt wohl daran, daß unser System eher von Parteien geprägt ist. Da ist ein Parteitagsbeschluß wichtiger als das Eheleben des Spitzenkandidaten.

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2012 14:35
#13 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #11
Zitat von Florian im Beitrag #9

Zitat:Obama wurde ja (m.E. zurecht) seine schwache Unterstützung für Israel vorgeworfen.
Er wurde gestern abend gezwungen, hier klar Position für Israel zu beziehen.
Egal wie die Wahl ausgeht: Das ist ein postives Ergebnis der Debatte.

Diese klare Positionierung ist m. E. überhaupt nichts wert. Falls Obama die Wiederwahl schafft, wird das für Israel ein Problem. Bei einer Krise wird er als Unterstützer weitgehend ausfallen, egal was er gestern erzählt hat.





Sehe ich auch so. Ich denke, dass Obama jenseits der der jüdischen Wählerschaft geschuldeten rhetorischen Fassade erhebliche Ressentiments gegenüber Israel hegt.

Dass er tiefe Bücklinge vor arabischen Diktatoren gemacht hat, aber es nicht einmal schaffte, Israel zu besuchen, ist kein Zufall.

Vielleicht versucht Obama den Pilatus zu geben, wenn Israel den Iran angreift. Und den wird es angreifen, wenn es keine andere Option mehr sieht, den Iran am Erwerb von Nuklearwaffen zu hindern.

Das Skurrile könnte sein, dass dann verdeckt arabische Staaten Israel unterstützen, während sich die USA von Israel distanzieren.

Das desaströse Moment der Präsidentschaft dieses narzistisch nicht sättigbaren Charismatikers wird erst nach und nach in voller Pracht deutlich werden....innen-, wie außenpolitisch.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.10.2012 17:05
#14 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #5
Bei einem Fußballspiel würde man sagen: Das Spiel war ganz von der Taktik geprägt.

In der Washington Post gibt es wie nach jeder Debatte zahlreiche Analysen aus den verschiedensten politischen Positionen. Besonders instruktiv fand ich, was E. J. Dionne jr. schreibt:

Zitat
In the first debate, President Obama felt he was ahead and went in with a strategy not to disturb his lead. In the third debate, Mitt Romney sensed momentum was going his way, and he simply wanted to reassure voters that he was not a dangerous hawk who would seek out new wars.

The play-not-lose strategy lost Obama the first debate, and it lost Romney the third. Worse, Romney’s approach reinforced his biggest weakness: a growing sense that he will alter any position if doing so will help him win the election.


Das war auch mein Eindruck während der Debatte. Ich habe geschrieben: Beide haben ihr Ziel erreicht. Vielleicht wäre richtiger gewesen: Beide sind über das Ziel hinausgeschossen.

Der Friedensnobelpreisträger hat sich so bellizistisch gegeben, daß es seine linken Anhänger schaudern dürften. Und Romney präsentierte sich als sanftes Täubchen.

Nun hat er aber ohnehin das Image, seine Positionen taktisch zu wechseln. Gut möglich, daß er es damit jetzt übertrieben hat. Dionne:

Zitat
Romney’s stands on issues seem related almost entirely to the political calendar: Veer as far right as necessary in the primaries, then slam on the breaks, turn right around, and head in an entirely new direction – all in pursuit of those moderate suburban moms whom strategists on both sides see as central to the election’s outcome.


Und was, wenn die moderaten Mütter in den Vororten das merken?

tekstballonnetje Offline



Beiträge: 236

23.10.2012 17:46
#15 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #9

Erstens:
Die Themenauswahl zeigt, wo aus amerikanischer Sicht die außenpolitisch wichtigen Felder liegen.
Sie liegen im Nahen Osten und in Asien.
Sie liegen hingegen NICHT in Europa.
Ich glaube, das Wort "Europe" ist in der gesamten Debatte kein einziges Mal gefallen. Aus europäischer Binnensicht ist ja in Europa zur Zeit viel los, was auch Amerikaner interessieren könnte: Die Euro-Krise, die Positionierung Russlands.
Tut es aber nicht. Dies zeigt einmal mehr, wie unwichtig Europa mittlerweile geworden ist.



Immerhin wird das Fehlen noch von der Washington Post bemerkt.

A missing topic in the debates: Obama’s handling of the European crisis

C. Offline




Beiträge: 2.639

23.10.2012 19:57
#16 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #14
Und was, wenn die moderaten Mütter in den Vororten das merken?


Lieber Zettel,

die moderaten Mütter wussten das schon vorher, für sie ist die Außenpolitik nur insoweit wichtig, wenn sie garantiert, dass ihre Kinder nicht in Särgen nach Hause kommen und dass nicht ein durchgeknallter Mohammedaner in der Nähe gelegene Altbauten zum Einsturz bringt. Die moderaten Mütter wissen, dass die Opferzahlen in Afghanistan seit dem Amtsantritt Obamas stark angestiegen sind.

http://icasualties.org/OEF/index.aspx


Die moderaten Mütter haben, soweit sie die Debatten verfolgt haben und es nicht vorher wussten, eines dazugelernt. Romney ist ein weitaus feinerer Kerl als die Medien schreiben. Nicht die Inhalte der Debatten, sondern die Auflösung des Zerrbilds hat Romney aufholen lassen. Was in den Debatten gequtscht wird, nimmt, von Journalisten und Wahlkampfhelfern abgesehen, kein Mensch ernst und ist morgen wieder vergessen.

Wichtiger als Außenpolitik ist die Antwort auf die Frage, ob es morgen noch Steaks gibt oder nur Grünzeug.

Zitat von Politico
Women propelled Romney’s move into first place in the poll — a majority of which was conducted before the Hofstra debate. Obama’s 11-point advantage a week ago among the crucially important group dwindled to 6 points. The Democratic incumbent still leads 51 to 45 percent with women, but Romney leads by 10 points among men.



Read more: http://www.politico.com/news/stories/101...l#ixzz2A97Apopb

Und noch ein kleiner Nachtrag:Romney won the presidential debate by looking presidential. Obama had a painful case of Biden's smile

Genau das macht den Unterschied.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Kubix Offline



Beiträge: 41

23.10.2012 22:21
#17 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #6

Lieber Zettel,

vielen Dank für ihre hervorragende Berichterstattung. Als ZR-Leser ist man mit Sicherheit besser über den US-Wahlkampf informiert als 98 Prozent aller deutschen Journalisten.

Beste Grüße, Calimero
Dem kann ich nur zustimmen. Unter den deutschsprachigen Medien sucht dieses Blog in dieser Hinsicht seinesgleichen.

Und was den Wahlkampf angeht: Was für ein schwacher Präsident! Ein nur etwas stärkerer bzw. glaubwürdigerer Herausforderer hätte ihn mit Pauken und Trompeten aus dem Amt gejagt wie weiland Reagan den Carter. Aber vielleicht ist für Republikaner auch der Spagat zwischen einer radikalen aktiven Basis (Tea Party) und dem eher gemäßigten Medianwähler, den es für einen Sieg zu gewinnen gilt, nicht zu schaffen.

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

23.10.2012 23:04
#18 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (40):Das letzte Duell Antworten

Zitat von Kubix im Beitrag #17
Zitat von Calimero im Beitrag #6

Lieber Zettel,

vielen Dank für ihre hervorragende Berichterstattung. Als ZR-Leser ist man mit Sicherheit besser über den US-Wahlkampf informiert als 98 Prozent aller deutschen Journalisten.

Beste Grüße, Calimero
Dem kann ich nur zustimmen. Unter den deutschsprachigen Medien sucht dieses Blog in dieser Hinsicht seinesgleichen.

Und was den Wahlkampf angeht: Was für ein schwacher Präsident! Ein nur etwas stärkerer bzw. glaubwürdigerer Herausforderer hätte ihn mit Pauken und Trompeten aus dem Amt gejagt wie weiland Reagan den Carter. Aber vielleicht ist für Republikaner auch der Spagat zwischen einer radikalen aktiven Basis (Tea Party) und dem eher gemäßigten Medianwähler, den es für einen Sieg zu gewinnen gilt, nicht zu schaffen.





Das Problem ist nicht der Kandidat, sondern das Wahlvieh.

C. Offline




Beiträge: 2.639

24.10.2012 09:47
#19 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Für diese Folge der Serie habe ich versucht, die Ursachen für Romneys Aufstieg nachzuzeichnen und zu bewerten, wie sich dieser auf seine gegenwärtigen Siegeschancen auswirkt.


Stand: 24.10.2012 9:50 270 Delegiertenstimmen sind notwendig

Realclearpolitics: Obama 201 Romney 206 noch nicht entschieden 131
Pollster: Obama 259 Romney 206 noch nicht entschieden 73
FiveThirtyeight: Obama 288,3 Romney 249,7

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.10.2012 04:07
#20 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von C. im Beitrag #19
Stand: 24.10.2012 9:50 270 Delegiertenstimmen sind notwendig

Realclearpolitics: Obama 201 Romney 206 noch nicht entschieden 131
Pollster: Obama 259 Romney 206 noch nicht entschieden 73
FiveThirtyeight: Obama 288,3 Romney 249,7

Interessant ist vielleicht auch, wie die Wettmärkte sich verhalten. Einen aktuellen Überblick gibt es jetzt bei Nate Silver. Die Wetten zugunsten von Obama stehen derzeit etwa 2:1. Eine Siegeschance für Obama von ungefähr 66 Prozent lefert auch das Modell von Silver (genau sind es derzeit 68 Prozent).

In den Polls gibt es weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem hauchdünnen Vorsprung für Romney. Wenn er gewinnen will, muß er dieses momentum (Romentun ist das neue Wort dafür ) in den verbleibenden 10 Tagen so verstärken, daß er Ohio und/oder die Mehrzahl der anderen großen swing states gewinnt - Florida, Pennsylvania, Iowa, Wisconsin.

Nachtrag: Ich sehe gerade, daß Pennsylvania ziemlich sicher bei Obama ist. Also stattdessen Virginia und North Carolina.

Kubix Offline



Beiträge: 41

26.10.2012 00:35
#21 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Also wenn es in der deutschsprachigen Blogosphäre jemanden gibt, der diesen Gag von xkcd so richtig zu schätzen weiß, dann wohl der der Hausherr hier.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.10.2012 12:47
#22 RE: US-Präsidentschaftswahlen 2012 (39): Wird es für Romney reichen? Antworten

Zitat von Kubix im Beitrag #21
Also wenn es in der deutschsprachigen Blogosphäre jemanden gibt, der diesen Gag von xkcd so richtig zu schätzen weiß, dann wohl der der Hausherr hier.

Vielen Dank! Gerade habe ich diesen Hinweis für ZR verwertet, mit Dank an Sie.

Übrigens: Willkommen im kleinen Zimmer!

Herzlich,

Zettel

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