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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 31 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.10.2012 13:30
Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Bei diesem Zitat des Tages geht es mir nicht darum, zum xten Mal nachzuweisen, daß der Berichterstattung von "Spiegel-Online" nicht zu trauen ist. Sondern ich nehme das Zitat zum Anlaß, auf zwei Sacherhalte aufmerksam zu machen:

-- Präsident Obama, der in Deutschland ein Saubermann-Image genießt, neigt zu Grobheiten. Mitt Romney (ich habe ihn in einer Zeitschrift kürzlich als "Rüpel-Romney" bezeichnet gelesen) ist hingegen ein ausgesprochen - um den altmodischen Ausruck einmal zu verwenden - feiner Mensch. Geprägt vermutlich durch seine religiöse Erziehung.

-- Kein Faktor sagt bei dieser Wahl die Wahlentscheidung so gut vorher wie die Rasse. In der Umfrage der Washington Post, die ich in dem Artikel zitiere, entschied sich nicht nur lediglich 1 Prozent der Schwarzen für Romney, sondern umgekehrt lag bei den Weißen Romney mit 60 zu 37 Prozent weit in Führung.

Mark Mallokent Offline




Beiträge: 44

27.10.2012 15:24
#2 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Daß die deutschen Medien ganz überwiegend parteiisch für Obama sind, ist meines Erachtens offensichtlich. Mich wundert lediglich, mit welcher Leidenschaft sich besagte Medien dabei ins Zeug legen. Es sollte doch auch den Obamafreunden offensichtlich sein, daß es für die kommende Wahl in den USA völlig gleichgültig ist, was die Deutschen von Obama halten, es kommt darauf an, was die Amerikaner von ihm halten.
Da tritt eine Art Größenwahl zu Tage, den ich erstaunlich finde.

john j Offline




Beiträge: 591

27.10.2012 17:38
#3 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

@ Zettel

Oh please - spare me.

Erstens: Bullshit heisst nicht 'Scheisse' sondern landlaeufig eher 'Unsinn'. 'I'm calling busllshit' ist durchaus ein Ausdruck der auch mal in einem management meeting oder board meeting faellt. Dass der 'shit'-Teil oft nicht ausgeschrieben wird oder das Ganze als 'BS' abgekuerzt wird steht dem nicht entgegen. Und in bestimmten Faellen (nicht in dem den Sie ansprechen natuerlich) kann es sogar as ein Kompliment verwendet werden: 'He really knows how to busllshit his way through a tough question' etc.

Zweitens: Romney der Feine? Erinnern Sie sich bspw noch an seinen Kommentar in Michigan in dem er an die elenden und lange widerlegten Unterstellungen der birthers anspielte?

Drittens: Sununu nicht derb? Sein Kommentar zu Powell war schlimmer als derb - er war herablassend und erniedrigend. Als ob jemand wie C Powell nicht in der Lage sei eine rationale Entscheidung zu treffen sonder sich immer sozusagen reflexartig oder genetisch bedingt fuer den other brother entscheiden wuerde.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.10.2012 18:37
#4 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von john j im Beitrag #3
Erstens: Bullshit heisst nicht 'Scheisse' sondern landlaeufig eher 'Unsinn'.

Die Lexika sehen das anders: Leo, IMTranslator zum Beispiel.
Zitat von john j im Beitrag #3
Zweitens: Romney der Feine? Erinnern Sie sich bspw noch an seinen Kommentar in Michigan in dem er an die elenden und lange widerlegten Unterstellungen der birthers anspielte?

Er hat einen Witz auf Kosten der birthers gemacht. Nachzulesen zum Beispiel hier.

Aber es gehört zur Strategie der Obama campaign, grundsätzlich jede Äußerung Romneys böswillig zu interpretieren, die das nur irgend hergibt.
Zitat von john j im Beitrag #3
Drittens: Sununu nicht derb? Sein Kommentar zu Powell war schlimmer als derb - er war herablassend und erniedrigend. Als ob jemand wie C Powell nicht in der Lage sei eine rationale Entscheidung zu treffen sonder sich immer sozusagen reflexartig oder genetisch bedingt fuer den other brother entscheiden wuerde.

Das hat Sununu ja überhaupt nicht gesagt. Er hat das Gegenteil gesagt:

Zitat
Well, I think when you have somebody of your own race that you're proud of being president of the United States, I applaud Colin for standing with him.

Nicht Gene, kein Reflex, sondern die wohlüberlegte Entscheidung eines Schwarzen, der Karriere gemacht hat, einen anderen Schwarzen zu unterstützen, auf dessen Erfolg er stolz ist.

Eine Entscheidung, der Sununu (übrigens Kind arabischer Eltern) ausdrücklich Beifall zollt.

Was, lieber John, ist daran zu kritisieren? Übrigens waren die beiden Kollegen im Kabinett Bush und sind befreundet.

Herzlich, Zettel

john j Offline




Beiträge: 591

27.10.2012 19:04
#5 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Bester Zettel

Naja - online Uebersetzungroboter. IMTranslator erkennt bsp offenbar nur den "shit" Teil und uebersetzt es eben dann als "Scheiss". Meanwhile, in real life...

"Er hat einen Witz auf Kosten der birthers gemacht."

Wirklich? Hier die Passage:

“No, no, not a swipe,” Romney told CBS News’ Scott Pelley. “I’ve said throughout the campaign and before, there’s no question about where he was born. He was born in the U.S. This was fun about us, and coming home. And humor, you know — we’ve got to have a little humor in a campaign.”

So - wo ist der angebliche Witz auf Kosten der birthers laut Romney und wo ist der Humor? Wenn Romney ein Witzchen ueber sich selber machen will dann kann er ja einen Mormonenwitz erzaehlen. Die Simpsons bspw liefern da eine Menge Material.

"Nicht Gene, kein Reflex, sondern die wohlüberlegte Entscheidung eines Schwarzen, der Karriere gemacht hat, einen anderen Schwarzen zu unterstützen, auf dessen Erfolg er stolz ist.

Eine Entscheidung, der Sununu (übrigens Kind arabischer Eltern) ausdrücklich Beifall zollt.

Was, lieber John, ist daran zu kritisieren? Übrigens waren die beiden Kollegen im Kabinett Bush und sind befreundet."

Das sehen schwarze Kommentatoren (bspw auf CNN Opinion) ganz anders als Sie. Und das vergiftete Kompliment am Ende des Kommentars von Sununu aendert da gar nichts.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.10.2012 20:12
#6 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von john j im Beitrag #5
Naja - online Uebersetzungroboter. IMTranslator erkennt bsp offenbar nur den "shit" Teil und uebersetzt es eben dann als "Scheiss". Meanwhile, in real life...

Das kommt darauf an, welches Sprachniveau man im real life hat . Auch im Deutschen gibt es Leute, die sagen "das ist doch Scheiße, was du sagst", wenn sie "Unsinn" meinen.

Übrigens ist Leo alles andere als ein Übersetzungsroboter.

Zitat von john j im Beitrag #5
"Er hat einen Witz auf Kosten der birthers gemacht."

Wirklich? Hier die Passage:

“No, no, not a swipe,” Romney told CBS News’ Scott Pelley. “I’ve said throughout the campaign and before, there’s no question about where he was born. He was born in the U.S. This was fun about us, and coming home. And humor, you know — we’ve got to have a little humor in a campaign.”

So - wo ist der angebliche Witz auf Kosten der birthers laut Romney und wo ist der Humor? Wenn Romney ein Witzchen ueber sich selber machen will dann kann er ja einen Mormonenwitz erzaehlen. Die Simpsons bspw liefern da eine Menge Material.

Die Situation war die, daß die Romneys in Michigan waren, wo beide geboren sind. Typisch small talk, da macht man solche Witzchen; die birther-Konteroverse war ja damals mal wieder in den Medien, wegen Trump.

Es gehört, lieber John, wirklich schon viel böser Wille dazu, aus der harmlosen Bemerkung von Romney abzuleiten, er zweifle daran, daß Obama in Hawaii geboren ist. Er hat sich immer wieder ausdrücklich von dieser birther-Theorie distanziert.

Aber so ist das eben: Gegen Romney wird eine Schmutzkampagne geführt, und jede eigene Bemerkung von ihm, die das irgendwie hergeben könnte, wird verdreht.

Zitat von john j im Beitrag #5
Das sehen schwarze Kommentatoren (bspw auf CNN Opinion) ganz anders als Sie.

Eben. Und anders, als es gemeint ist. Man will übelnehmen und mißverstehen; und natürlich schafft man es dann.

Daß viele Schwarze Obama nur deshalb wählen, weil er auch ein Schwarzer ist, das kann doch kein vernünftiger Mensch bestreiten. Kennedy haben auch viele Katholiken nur deshalb gewählt, weil er Katholik war. Bei jedem favorite son spekuliert man darauf, daß seine Leute ihn bevorzugt wählen, auch wenn sie nicht alle seine Ansichten teilen.

So what?



Die Obama-Kampagne hat von Anfang an auf persönliche Verunglimpfung (negative campaigning) gesetzt, weil Obama ja wenig an Leistungen vorzuweisen hat. Die Wähler sollten sich sagen: Dann noch besser Obama als diesen herzlosen Kapitalisten, der Menschen rauswirft.

Das ist schiefgegangen, weil Romney sich nicht auf das Spiel eingelassen und mit Sachargumenten gekontert hat.

Die Debatte am 3. Oktober war deshalb so entscheidend, weil dort erstmals die Wähler den wirklichen Romney erlebten; statt des Zerrbilds, das durch das negative campaigning entworfen worden war. Selten hat eine Debatte einen Wahlkampf derart gewendet, seit Kennedy mit Nixon debattierte.

Naja, lieber John, gelegentlich schwappt auch ein Hauch von US-Wahlkampf in dieses kleine Forum.

Das haben wir beide dem Publikum jetzt a bisserl vorgeführt; und ich denke, wir belassen's dabei?

Herzlich, Zettel

Juno Offline



Beiträge: 332

27.10.2012 20:44
#7 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Eine parteiische, aber dennoch interessante Analyse:
http://freebeacon.com/a-brief-history-of-obama/
"Wie Sarkasmus und Beleidigungen die Demokratische Partei übernahmen"

Der Autor zeichnet eine historische Linie von der schäumenden Wut der linken Intellektuellen auf George Bush zu einem Wahlkampfstil Obamas, der sich vorzugsweise von der Late-Night-Comedy und ihren Ikonen inspirieren lässt.

Zitat
The criticism of Bush, of Bush Republicans, and of the war took on a specific character. The spokesmen of movement progressivism—Keith Olbermann, Rachel Maddow, Jon Stewart, and Stephen Colbert—spoke in tones of irony, sarcasm, knowing disbelief, glibness, and snark. Liberal bloggers and op-ed writers used the same voice. A television clip of a conservative would be played, a quotation cited, and the liberal would mug for his audience, whether on screen or on the page. Their basic attitude was: Can you believe this? These people don’t even believe in science! The fools! Derisive and smug laughter would ensue. The war was not going well, America seemed in decline, and it was obvious to liberals that conservatives and Republicans were to blame. The punch lines were a signal. If you laughed, you differentiated yourself from the fundamentalist prigs running the country. You established your superiority.


...

Zitat
Obamas campaign seizes on the most trivial comments—“I like Big Bird”; “Binders full of women”—to engage in juvenile jibes that would not make the first cut at the Late Show writers’ meeting. His rallies have become self-congratulatory comedy hours in which the assembled Democrats laugh heartily at the insults and zingers the president throws Romney’s way. Obama has been on a seemingly nonstop tour of television shows hosted by late-night comics.

Leibniz Offline




Beiträge: 383

27.10.2012 20:52
#8 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zu Zettels Wahlkampf: Obama hat Romney gar nicht bullshiter genannt. Die wirkliche Story geht so:

Zitat
und Übersetzung von welt.de: Von einem Reporter des Magazins "Rolling Stone" auf seine Beliebtheit bei Kindern angesprochen, sagte der Präsident: "Kinder haben einen guten Instinkt… sie gucken sich den anderen Kerl an und sagen: 'Das ist ein Dummschwätzer, das kann ich sehen’."

Im Original überall leicht nachzulesen:

Zitat
“Obama and the Road Ahead: The Rolling Stone Interview,” by Douglas Brinkley: “We arrived at the Oval Office for our 45-minute interview … on the morning of October 11th. … As we left the Oval Office, executive editor Eric Bates told Obama that he had asked his six-year-old if there was anything she wanted him to say to the president. … She said, ‘Tell him: You can do it.’ Obama grinned. … ‘You know, kids have good instincts,’ Obama offered. ‘They look at the other guy and say, “Well, that’s a bullsh–ter, I can tell.”

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

27.10.2012 21:23
#9 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von Leibniz im Beitrag #8
Zu Zettels Wahlkampf: Obama hat Romney gar nicht bullshiter genannt.

Nein, er hat the other guy nur einen bullsh-ter genannt.

Wobei ich mich frage, wie er das wohl ausgesprochen hat.

Leibniz Offline




Beiträge: 383

27.10.2012 21:57
#10 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #9
Zitat von Leibniz im Beitrag #8
Zu Zettels Wahlkampf: Obama hat Romney gar nicht bullshiter genannt.
Nein, er hat the other guy nur einen bullsh-ter genannt.
Nein, hat er nicht. Er hat gesagt: `They look at the other guy and say, “Well, that’s a bullsh–ter, I can tell.”´ Als Erklärungsversuch warum sie, die Kinder, ihn, Obama, mögen.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

27.10.2012 22:40
#11 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von Leibniz im Beitrag #10

Nein, hat er nicht. Er hat gesagt: `They look at the other guy and say, “Well, that’s a bullsh–ter, I can tell.”´ Als Erklärungsversuch warum sie, die Kinder, ihn, Obama, mögen.


HM, mein Englisch ist nicht so gut. Aber mein Bauchgefühlt sagt mir, sie versuchen gerade die Beleidigung in der dritten Person anzuwenden.
Polizist (hält Fahrer an, der viel zu schnell gefahren ist): Ihre Papiere bitte
Fahrer: Wissen Sie eigentlich, dass viele Menschen Polizisten für Arschlöcher halten?

Vielleicht haben wir eine Juristen hier der mal erläutert, was ein Gericht von einem solchen Wortwechsel halten würde.
MfG Frank

john j Offline




Beiträge: 591

28.10.2012 02:05
#12 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

@ Zettel

Einverstanden - lassen wir den Wahlkampf.

Eine Anmerkung allerdings noch:

"Das kommt darauf an, welches Sprachniveau man im real life hat..."

Ein ziemlich normales wenn man bullshit, bullshitting oder bullshitter verwendet.

In diesem Sinne,

Ihr john j

lucius Offline



Beiträge: 1

28.10.2012 14:03
#13 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Lieber Zettel, ich kann Ihnen zur Erhellung den amüsanten Essay 'On Bullshit' von Harry G. Frankfurt (emeritierter Philosophieprofessor in Princeton) ans Herz legen, worin letzterer die Bedeutung des Wortes in der englischen Sprache erörtert. Es ist seiner Meinung nach wesensverwandt mit 'Humbug' ("the difference appears on the whole to have more to do with considerations of gentility, and certain other rhetorical parameters, than with the strictly literal modes of significance that concern me most"). Auch sehenswert: die Fernsehsendung "rumble 2012", in der Bill O'Reilly (auf Seiten der Republikaner) und Jon Stewart (auf Seiten der Demokraten) debattieren. Letzterer prägt dabei den Begriff 'Bullshit Mountain' für ein (gedankliches) Paralleluniversum, in dem seiner Ansicht nach viele Republikaner lebten.

WFI Offline



Beiträge: 187

28.10.2012 17:32
#14 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von john j im Beitrag #3
@ Zettel
... Romney der Feine? Erinnern Sie sich bspw noch an seinen Kommentar in Michigan in dem er an die elenden und lange widerlegten Unterstellungen der birthers anspielte?

Drittens: Sununu nicht derb? Sein Kommentar zu Powell war schlimmer als derb - er war herablassend und erniedrigend. Als ob jemand wie C Powell nicht in der Lage sei eine rationale Entscheidung zu treffen sonder sich immer sozusagen reflexartig oder genetisch bedingt fuer den other brother entscheiden wuerde.


Verstehe ich das richtig? Es ist also unerhört, Powell zu unterstellen, er unterstütze Obama aufgrund seiner Hautfarbe, aber es ist völlig in Ordnung, Leuten die Obama ablehnen pauschal rassistische Gründe zu unterstellen, wie es die Demokraten und ihre Verteidiger in den Medien seit Jahren immer wieder tun, was auch in den deutschen Medien oft genug wiederholt wurde?

Mir fällt kein schmeichelhafterer rationaler Grund ein, warum Powell Obama unterstützen würde. Aber egal. Wenn Sununus sarkastische Äußerung oder Romneys harmloser Witz als schlechtes Beispiel gelten darf, dann kann ich Dutzende von viel härteren Fällen von Seiten Demokratischer Amtsträger nennen - und noch viel mehr von Seiten ihrer prominenten Unterstützer.

Was ist mit Harry Reid, immerhin Senate Majority Leader, der sich im Senat hinstellt und wiederholt behauptet, Romney hätte seit Jahren keine Steuern gezahlt, was er von einer anonymen Quelle habe. Reid hat nie widerrufen, obwohl wir heute wissen, dass das eine glatte Verleumdung war. Und ein Missbrauch seiner Position. Aber sogar meine Arbeitskollegen hier in Deutschland haben davon gehört und glauben das jetzt. Nur ein Beipiel, wie Amerika von der US-Linken weltweit angeschwärzt wird. Wie finden Sie das, johnj? Ich würde das gerne heute schon wissen, denn ich glaube, Sie würden zu den ersten gehören, die beklagen, dass ein Präsident Romney im Ausland nicht gut genug angesehen ist.

Die Entrüstung über die oben genannten Sprüche halte ich für Heuchelei. Hier spielen ein paar Leute die Unschuld vom Lande, die sie nicht sind.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.10.2012 05:12
#15 Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von lucius im Beitrag #13
Lieber Zettel, ich kann Ihnen zur Erhellung den amüsanten Essay 'On Bullshit' von Harry G. Frankfurt (emeritierter Philosophieprofessor in Princeton) ans Herz legen, worin letzterer die Bedeutung des Wortes in der englischen Sprache erörtert. Es ist seiner Meinung nach wesensverwandt mit 'Humbug' ("the difference appears on the whole to have more to do with considerations of gentility, and certain other rhetorical parameters, than with the strictly literal modes of significance that concern me most"). Auch sehenswert: die Fernsehsendung "rumble 2012", in der Bill O'Reilly (auf Seiten der Republikaner) und Jon Stewart (auf Seiten der Demokraten) debattieren. Letzterer prägt dabei den Begriff 'Bullshit Mountain' für ein (gedankliches) Paralleluniversum, in dem seiner Ansicht nach viele Republikaner lebten.

Vielen Dank für diese Ergänzungen!

Mir ist bei dieser Diskussion bewußt geworden, wie gerade im Bereich von Schimpfwörtern die Konnotation vom pragmatischen Kontext abhängt (linguistisch formuliert; also ungefähr: Wie das, was Sprecher und sein Gegenüber mit der Bedeutung eines Worts verbinden, von der Situation abhängt, in der es gebraucht wird). Zweitens: Wie schnell sich die Konnotation gerade solcher Wörter im Lauf weniger Jahre ändern kann.

Dabei ist vor allem zu beobachten, daß der Slang der Unterschicht in die allgemeine Umgangsspache eingeht und dabei solche Wörter harmloser in ihrer Bedeutung werden.

So ist es mit bullshit; so ist es aber auch mit dem deutschen Pendant "Schitt" oder "Scheiß". Es kann durchaus passieren, daß ein ganz bürgerlicher junger Mann an seinem Rechner "Scheiß!" ruft, wenn sein Programm abstürzt. Vor ein paar Jahrzehnten wäre das noch ein Zeichen der Zugehörigkeit zur untersten Unterschicht gewesen.



Kraftausdrücke schleifen sich ab; sie verlieren damit im Wortsinn an Kraft. Das gilt nicht nur für beschimpfende Wörter. "Geil" war bis vor wenigen Jahrzehnten ein Slangausdruck für sexuelle Erregung. Heute ist es ein Allerweltswort, daß irgendwie Zustimmung ausdrückt. "Irre" hat heute eher eine zustimmende Bedeutung, obwohl es ja eigentlich besagt, daß etwas geisteskrank ist.

Um auf bullshit zurückzukommen. Daß das Wort im Amerikanischen weiter als obszön gilt, ist daran abzulesen, daß es oft nicht ausgeschrieben wird; sondern daß da bullsh***t oder bullsh-t steht.

Aber das heißt nicht, daß man es nicht auch - in einem entsprechenden Kontext - mit "Humbug" oder "Blödsinn" übersetzen kann. Denn wenn jemand - in einem entsprechenden pragmatischen Kontext - im Deutschen sagt "Der redet Scheiß", dann meint er ja genau dies: Blödsinn, Unsinn.

Herzlich, Zettel

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

29.10.2012 09:46
#16 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat
"Obama: Mitt Romney Is A 'Bulls****er'".


It takes one to know one...

john j Offline




Beiträge: 591

01.11.2012 03:41
#17 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

@ WFI

"Verstehe ich das richtig?"

Nein offenbar nicht wenn ich den naechsten Absatz so anschaue.

"Mir fällt kein schmeichelhafterer rationaler Grund ein, warum Powell Obama unterstützen würde."

Das spricht leider nicht fuer Sie. Wie waere es mit der folgenden (fiktiven) Aussage: 'Ex-General N Schwartzkopf unterstuetzt natuerlich Romney denn der ist ja weiss wie er selber auch'. Offenbar faenden Sie das rational...

"Was ist mit Harry Reid, immerhin Senate Majority Leader, der sich im Senat hinstellt und wiederholt behauptet, Romney hätte seit Jahren keine Steuern gezahlt, was er von einer anonymen Quelle habe. Reid hat nie widerrufen, obwohl wir heute wissen, dass das eine glatte Verleumdung war."

Romney koennte ihn ja leicht widerlegen - er muesste nur ein paar Steuererklaerungen veroeffentlichen...

"Und ein Missbrauch seiner Position"

Ach ja - gaehn...

"Aber sogar meine Arbeitskollegen hier in Deutschland haben davon gehört und glauben das jetzt."

Sogar meine Arbeitskollegen hier in den USA glauben dass Romney keine Steuern bezahlt hat bzw tax loophooles (die er ja bekanntlich nun schliessen will) selber bis zum Auessersten ausnutzt. Es handelt sich bei den Kollegen uebrigens in der Mehrheit um Republikaner...

"Wie finden Sie das, johnj? Ich würde das gerne heute schon wissen, denn ich glaube, Sie würden zu den ersten gehören, die beklagen, dass ein Präsident Romney im Ausland nicht gut genug angesehen ist."

Schnarren Sie mich nicht an und Sie bekommen eine Antwort.

"Die Entrüstung über die oben genannten Sprüche halte ich für Heuchelei."

Leicht gesagt denn Sie sind weder schwarz noch will man staendig ihre Geburtsurkunde sehen.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

01.11.2012 15:01
#18 RE: Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #15
Aber das heißt nicht, daß man es nicht auch - in einem entsprechenden Kontext - mit "Humbug" oder "Blödsinn" übersetzen kann.

Man muss es in der Regel so übersetzen. Leo und ähnliche Übersetzungswörterbücher helfen oft nicht weiter, weil sie die Sprachebenen nur nebenbei benennen. Es empfiehlt sich zusätzlich immer ein Blick in ein echtes Dictionary, etwa den Merriam-Webster, der auch online zu finden ist. Hier mal der Eintrag zu "Bullshit":
http://www.merriam-webster.com/dictionary/bullshit

Besten Gruß,
Bö.

Blub ( gelöscht )
Beiträge:

01.11.2012 19:05
#19 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Da muss ich john_j beipflichten, Bullshit ist ein ganz normales Wort für Unsinn oder Schwachsinn (letzteres seht auch bei Leo, die Reihenfolge bei Leo hat nichts zu sagen), im übrigen auch in Deutschland und deutschen Hochschulen, wenn man mit typischen Forschungsprojekten wie Leistungselektronik für Temperaturfühler in deutschen Anlagen zur Reduktion CO2-getriebener Hurricanes und Erdbeben (erfunden, aber nicht weit weg von der Realität) konfrontiert wird.

Kubix Offline



Beiträge: 41

01.11.2012 20:41
#20 RE: Zitat des Tages: "Derb und schmutzig" Antworten

Zitat von Blub
Bullshit ist ein ganz normales Wort für Unsinn oder Schwachsinn

So ganz normal kann es nicht sein, wenn es von den amerikanischen Medien nicht ausgeschrieben wird.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

01.11.2012 21:41
#21 RE: Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #18
Zitat von Zettel im Beitrag #15
Aber das heißt nicht, daß man es nicht auch - in einem entsprechenden Kontext - mit "Humbug" oder "Blödsinn" übersetzen kann.

Man muss es in der Regel so übersetzen. Leo und ähnliche Übersetzungswörterbücher helfen oft nicht weiter, weil sie die Sprachebenen nur nebenbei benennen. Es empfiehlt sich zusätzlich immer ein Blick in ein echtes Dictionary, etwa den Merriam-Webster, der auch online zu finden ist. Hier mal der Eintrag zu "Bullshit":
http://www.merriam-webster.com/dictionary/bullshit

Dort, lieber Franz Böhmert, wird das Wort aber gerade als vulgär klassifiziert. Ich kann dem Eintrag nicht entnehmen, daß "Rede keinen Scheiß" nicht eine richtige Übersetzung wäre, oder "Rede doch keinen Mist". Umgekehrt bringt Leo verschiedene Übersetzungen und führt auch die jeweilige Sprachebene an.

Wie ich schon andernorts in diesem Thread geschrieben habe: Auch im Deutschen ist es stark vom pragmatischen Kontext abhängig, wie anstößig solche Ausdrücke sind. Unter Bauarbeitern oder in einer Kneipe des Rotlichtviertels ist das halt anders als, sagen wir, in einem kleinen Forum.

Zweitens ist nicht nur der pragmatische Kontext von Bedeutung, sondern die Konnotationen ändern sich sehr schnell.

Innerhalb des letzten halben Jahrhunderts hat das Deutsche, was die Sprachebenen angeht, einen massiven Wandel erfahren. Wörter aus dem Slang der unteren Unterschicht wie Knast, Klamotten, Bullen, Knete sind in den allgemeinen Sprachgebrauch eingekehrt; überwiegend wohl vermittelt durch die Entwicklung eines Teils der Linken hin zur Kriminalität. Dann gab es die "sexuelle Revolution", die es mit sich brachte, daß der reiche Sprachschatz der Unterschicht, was die Genitalien und deren Verwendung angeht, in den Sprachgebrauch der Mittelschicht Einzug hielt.

Also, mein Fazit: Don't talk bullshit wird man im Allgemeinen richtig mit Red' keinen Scheiß übersetzen - wobei aber eben im heutigen Deutsch dies in vielen Sprechsituationen gleichbedeutend geworden ist mit Red' keinen Blödsinn.



Was Leo angeht, lieber Frank Böhmert: Ich habe anfangs wenig davon gehalten, aber den Eindruck bekommen, daß es inzwischen gut geworden ist; vor allem sollte man auch in Zweifelsfällen die Diskussionen lesen. Gerade was die Umgangssprache und deren Wandel angeht, ist Leo wegen der ständigen Aktualisierungen nach meinem Eindruck schwer zu übertreffen.

Ansonsten arbeite immer noch mit meinem alten zerfledderten Cassell's und dem Abridged Oxford Dictionary. Wenn es haarig wird, dann nehme ich den Webster's Encylopedic Unabridged; aber den aus dem Regal zu wuchten kann man schon als Fitnesstraining werten.

Herzlich, Zettel

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

02.11.2012 09:47
#22 RE: Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #21
Dort [...]wird das Wort aber gerade als vulgär klassifiziert.

Kleine Korrektur: als "usually vulgar". Das ist zum Beispiel eine Kategorie, die mir bei Leo noch nie begegnet ist.

Ansonsten ist Leo völlig in Ordnung, keine Frage - ich arbeite in den letzten Jahren jedoch lieber mit dict.cc, einfach wegen der deutlich besseren Suchergebnisse bei Redewendungen. Die brauche ich als Prosaübersetzer nämlich vor allem.

P.S. Apropos Fitnesstraining: Ich habe hier immer noch das Complete Oxford English Dictionary in einem Band und mit integrierter Lupe stehen ...

C. Offline




Beiträge: 2.639

02.11.2012 10:48
#23 RE: Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #22

Ansonsten ist Leo völlig in Ordnung, keine Frage - ich arbeite in den letzten Jahren jedoch lieber mit dict.cc, einfach wegen der deutlich besseren Suchergebnisse bei Redewendungen. Die brauche ich als Prosaübersetzer nämlich vor allem.


Ich bevorzuge auch dict.cc, lasse mich aber auch gerne vom Urban Dictionary unterhalten.

Zitat von UD
bullshitter 234 up, 26 down --->someone who lies so fucking much its unbelieveable

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

02.11.2012 12:21
#24 RE: Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #15
(...)
Dabei ist vor allem zu beobachten, daß der Slang der Unterschicht in die allgemeine Umgangsspache eingeht und dabei solche Wörter harmloser in ihrer Bedeutung werden.

So ist es mit bullshit; so ist es aber auch mit dem deutschen Pendant "Schitt" oder "Scheiß". Es kann durchaus passieren, daß ein ganz bürgerlicher junger Mann an seinem Rechner "Scheiß!" ruft, wenn sein Programm abstürzt. Vor ein paar Jahrzehnten wäre das noch ein Zeichen der Zugehörigkeit zur untersten Unterschicht gewesen.



Kraftausdrücke schleifen sich ab; sie verlieren damit im Wortsinn an Kraft. Das gilt nicht nur für beschimpfende Wörter. "Geil" war bis vor wenigen Jahrzehnten ein Slangausdruck für sexuelle Erregung. Heute ist es ein Allerweltswort, daß irgendwie Zustimmung ausdrückt. "Irre" hat heute eher eine zustimmende Bedeutung, obwohl es ja eigentlich besagt, daß etwas geisteskrank ist.

Um auf bullshit zurückzukommen. Daß das Wort im Amerikanischen weiter als obszön gilt, ist daran abzulesen, daß es oft nicht ausgeschrieben wird; sondern daß da bullsh***t oder bullsh-t steht.

Aber das heißt nicht, daß man es nicht auch - in einem entsprechenden Kontext - mit "Humbug" oder "Blödsinn" übersetzen kann. Denn wenn jemand - in einem entsprechenden pragmatischen Kontext - im Deutschen sagt "Der redet Scheiß", dann meint er ja genau dies: Blödsinn, Unsinn.

Herzlich, Zettel


“Bullshit” ist ein ganz geläufiges Wort der englischen Umgangssprache, das meist (und auch im gegebenen Zusammenhang) nicht mehr bedeutet als “Schmarrn” oder “Blödsinn”, allerdings mit der Konnotation, daß dieser nicht aus Unwissenheit, sondern mit einer gewissen Blendungsabsicht abgesondert wurde. Ein “Bullshitter” ist demnach einfach ein “Dreckschwätzer” oder “Windbeutel”.

Daraus, daß das Wort in amerikanischen Druckmedien in der orthographischen Form “bullsh*t” o.ä. vorkommt, ist nicht direkt abzuleiten, daß dieses Wort als besonders ungewöhnlich oder in der Umgangssprache als obszön empfunden würde; es ist wohl nur eine Tradition, eine atavistische Scheu davor, die Kraftausdrücke der gesprochenen Sprache vollgültig in die Schriftsprache aufzunehmen. In den USA mag hier noch puritanisches Gedankengut durchschimmern.

Dieses Tabu scheint sogar umso stärker ausgeprägt zu sein, je gewöhnlicher die Fäkal- und Sexualsprache im täglichen Leben ist. In der britisch-englischen Umgangssprache (die mir etwas geläufiger ist als die amerikanische) beispielsweise hat f*ck --- das hier weitgehend sh*t in der Popularität verdrängt hat --- durch seine außerordentlich häufige Verwendung eine bloß interpunktierende, schwach verstärkende Funktion angenommen; jegliche Assoziation mit dem ursprünglich dadurch bezeichneten Vorgang entfällt (sogar noch in stärkerem Maße als beim deutschen ”M*st” oder “Sch***e”, wenn einfach Unmut über ein Mißgeschick damit ausgedrückt wird). Eine 1:1 Übersetzung ins Deutsche wäre hier wirklich irreführend, da sie aus der humorigen Feierabenderzählung des durchschnittlichen arbeitenden Engländers einen Schwall übelster Obszönsprache machen würde, wie man sie in Deutschland kaum in der untersten Gosse zu hören bekäme. Um wirklich deutlich zu werden, muß der Engländer auf “c*nt” zurückgreifen, das immer noch als obszön gilt.

Der im Vergleich zum Deutschen extremen Häufigkeit des Gebrauchs von Kraftausdrücken steht eine geradezu paranoid anmutende Empfindlichkeit hinsichtlich des Schutzes putativ unschuldiger Kinderohren vor dieser Sprache gegenüber. Das ist selbstverständlich eine rein formale Scharade, da sich die Kinder, neugierig wie sie sind, natürlich so bald wie möglich über die Möglichkeiten der Umgangssprache informieren und diese eifrigst ausschöpfen. Gerade in England spielt hier der "My fair lady"-Effekt eine Rolle, d.h. die Definition des sozialen Status über die Sprache.

Aber auf der formalen Ebene führt es zu dem interessanten Phänomen, daß beispielsweise die englischen und amerikanischen Filmzertifikate sich viel mehr an der Qualität der verwendeten Sprache orientieren als am eigentlichen Inhalt des Films, anders als die deutschen. So hat beispielsweise der Film “Sucker Punch”, der eindeutig die psychologische Seite sadomasochistischer Prostitution darstellt und daher vielleicht nicht gerade ideales Futter für jüngere Gemüter ist, in Deutschland das entsprechend passende Zertifikat “ab 16 Jahren”; hingegen, da die rein physische Seite sexueller Nötigung nur angedeutet wird, alle Figuren immer einigermaßen vollständig bekleidet sind und eben die Reizwörter “f*ck” etc. nicht ausgesprochen werden, in den USA “PG-13” und in Großbritannien “12A”, im Klartext: Kinder unter 12 Jahren nur in Begleitung Erwachsener!

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

02.11.2012 13:15
#25 RE: Schimpf- und ähnliche Wörter Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #24
Um wirklich deutlich zu werden, muß der Engländer auf “c*nt” zurückgreifen, das immer noch als obszön gilt.


Das "c***"-Wort ist zwar grob, aber keineswegs so verpönt - falls es in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet wird (leicht gehobener, auf jeden Fall gebräuchlicher, ist "p*ssy", dem dt. "M*sch*" entsprechend). D. H. Lawrence hat damit in der Lady Chatterly schwer gesündigt, weil der Wildhüter seiner adligen Liebsten mit der Vokabel heftig kommt (irgendjemand hat 13x gezählt): So redet auch die Unterschicht nicht, nur in der Vorstellungswelt der Federquäler. Mit "sh*t" in entwertendem Übermaß hat Salinger dann The Catcher in the Rye gewürzt; dem "Hl. Heinrich" (i.e. Böll) ist vorgeworfen worden, er habe das 1961 mit seiner Übersetzung bowdlerisiert & ein Graffito auf "F---" verkürzt, das Holden Caufield im Original denn doch unzensiert schockiert; Böll hat aber nach der englischen Penguin-Ausgabe übersetzt & die dortige Zäsur übernommen.
Wirklich obszön wird "c***", wenn es als abwertende Bezeichnung des ganzen Frauenzimmers verwendet wird. Sprachebenen spielen da stets mit hinein: Wenn ein ungezogener Knabe einen anderen "you p*ssy!" tituliert, meint er damit "Feigling!"
Nb. ist im Slang "c*nt" schon im 18. Jh. überaus geläufig.

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