Zitat von tazDie Wissenschaftler sind alarmiert: Fast jeder sechste Ostdeutsche hat laut einer neuen Studie ein „geschlossenes rechtsextremes Weltbild“. Insbesondere unter den 14- bis 30-Jährigen seien die Zahlen besorgniserregend. „Hier wächst eine Generation heran, die alle bisherigen Gruppen in ihrer rechten Einstellung zu überbieten droht“, heißt es in der Studie „Die Mitte im Umbruch“. „Die Brisanz dieser Situation darf keinesfalls unterschätzt werden.“
Zitat von FAB. im Beitrag #2"Die Wissenschaftler..."
Tja. Wie's aussieht, wird die "Wissenschaftler" wohl dasselbe Schicksal ereilen wie den "Qualitätsjournalisten" und die "kulturelle Bereicherung".
Die Studie: http://www.fes-gegen-rechtsextremismus.d...umbruch_www.pdf Die Autoren: Oliver Decker, Vertretungsprofessor für Sozialpsychologie und Organisationspsychologie, Universität Siegen Johannes Kiess, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Leipzig Elmar Brähler, Professor für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie an der Universität Leipzig
Der Schuldige ist schnell gefunden (Studie, Seite 118):
Zitat Dem stehen die bis heute wirksamen Programme des Neoliberalismus und seiner »Grammatik der Härte« (Fach 2000) entgegen. In dieser Grammatik ist der Verlust Einzelner vorgesehen oder zumindest einkalkuliert. Dem entspricht auf der Ebene der in unserer Studie untersuchten Einstellungen die weite Verbreitung von Autoritarismus und rechtsextremer Einstellung.
Zitat von xanopos im Beitrag #3[quote="FAB."|p83585]"Die Wissenschaftler..."
Tja. Wie's aussieht, wird die "Wissenschaftler" wohl dasselbe Schicksal ereilen wie den "Qualitätsjournalisten" und die "kulturelle Bereicherung".
Zum Rechtsextremismus im Osten noch diese Symbolbild
Die Anhänger der Grünen im Osten sind in allen Anklagepunkten rechtsextremistischer als die FDP und belegen Spitzenplätze bei Antisemitismus, Chauvinismus und Verharmlosung des Nationalsozialismus.
Ich schlage vor, dass wir hier die methodischen und sachlichen Fehler der Studie sammeln, um eventuell einen Artikel für ZR daraus zu machen.
Ich beginne mit einem kleinen Beitrag: Laut FES ist es ein Indikator für Rechtsextremismus, wenn die Befragten folgenden Aussagen zustimmen:
- Im nationalen Interesse ist unter bestimmten Umständen eine Diktatur die bessere Staatsform, - Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert, - Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.
Diese Aussagen können möglicherweise auf rechtsextremistische Gesinnung hinweisen. Aber die meisten Stalinisten und Altkommunisten würden sie in ähnlicher Form auch unterstützen: Die Sowjetunion hatte in der Stalinzeit eine führende Partei, die »die Volksgemeinschaft insgesamt verkörperte« (oder es zumindest vorgab). Sie hatte einen Führer, der mit wahrhaft harter Hand regierte. Und zweifellos hielten die Stalinisten die Diktatur Stalins für die beste Staatsform.
Diese Frage hätte also in der UdSSR der Stalinzeit ziemlich hohe Zustimmungsquoten erzielt ;-)
Sehr umstritten dürfte auch die Interpretation der folgenden Aussagen sein:
- Was unser Land heute braucht, ist ein hartes und energisches Durchsetzen deutscher Interessen gegenüber dem Ausland. - Wir sollten endlich wieder Mut zu einem starken Nationalgefühl haben. - Das oberste Ziel deutscher Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht.
Wer bereits das starke Nationalgefühl als Indikator für Rechtsextremismus nimmt, der will gezielt welchen finden. Aus einem Nationalgefühl kann und darf man keinen Nationalchauvinismus ableiten. Nationalgefühl würde erst dann gefährlich, wenn die eigene Nation über andere gestellt würde und wenn anderen Nationen Rechte abgesprochen würden.
Die These »Mit der Aufwertung der Eigengruppen geht die Abwertung von Fremdgruppen einher« ist in dieser absoluten Form überhaupt nicht haltbar.
Weiterhin zeigt sich am Beifall der LINKEN zu Lafontaines »Fremdarbeiter«-Rede und an ihrer Zustimmung zu Maßnahmen des Protektionismus, dass bestimmte Interessen keineswegs nur durch Rechtsextreme vertreten werden.
Ich bin absolut sicher, dass es auch zu anderen Aussagen Überschneidungen zwischen der Wählerschaft der Linkspartei und der Wählerschaft rechtsradikaler Parteien gibt. Die Studie ist somit absichtlich verzerrt: Es fehlt eine Untersuchung, wie viele Befragte einerseits bestimmten »als problematisch definierten« Aussagen zustimmen und andererseits die LINKE wählen oder ihr nahestehen.
Zitat von C. im Beitrag #4Zum Rechtsextremismus im Osten noch diese Symbolbild
Die Anhänger der Grünen im Osten sind in allen Anklagepunkten rechtsextremistischer als die FDP und belegen Spitzenplätze bei Antisemitismus, Chauvinismus und Verharmlosung des Nationalsozialismus.
So gerne ich den Grünen vor das Schienbein treten würde: Für solche Schlüsse ist die Zahl der befragten ostdeutschen Anhänger der Grünen (wie auch der FDP) viel zu klein. Die Gesamtumfrage mag mit Mühe und Not repräsentativ sein, aber die Auswertung nach Untergruppen ist es nicht mehr. Man kann nicht aus 32 Befragten auf alle Grünen und aus 13 Befragten auf alle Liberalen in Ostdeutschland schließen.
Zitat von stefanolix im Beitrag #5Ich bin absolut sicher, dass es auch zu anderen Aussagen Überschneidungen zwischen der Wählerschaft der Linkspartei und der Wählerschaft rechtsradikaler Parteien gibt.
Les extremes se touchent. Aber das ist natürlich alte Totalitarismustheorie, die wir ja vor einiger Zeit im Oberseminar, so um 1967 rum, bei der Lektüre von Ernst Bloch ad acta gelegt haben. Der punctum saliens ist aber, daß die historische Gegenwärtigkeit des Stalinismus ziemlich rückstandslos entsorgt worden ist; allerhöchstens ein paar Filmbilder von den großen Säuberungen 1937 haben vage Spuren im kollektiven Gedächtnis hinterlassen - zur Not kann ihn immer noch als Verräter an einem Im-Prinzip-guten System verbuchen; & wenn der Kasernenkommunismus der Sowjetzeit in toto aufstößt, kann man das Hauptquartier des wohltätigen Weltgeistes immer noch weiterverlegen, zu Mao, Onkel Ho, Fidel, camarado Chavez, ad infinitum. Hitler & die Seinen haben dagegen dank medialer Dauerbeschallung eine ziemlich klare Präsenz & die Namensnennung ist schon mit der damnatio identisch, samt "allem-was-rechts-von-mir-steht" als Wegbereiter; nähere Befassung mit Zeitumständen & Gründen wird da zeitsparend abgekürzt. Und es widerpricht auch keiner: der moderate Taliban, sorry, Franquist, der den Gefreiten aus Braunau dafür auspestet, die große Idee des Fascismus verraten zu haben, ist noch nicht aus dem Versteck aufgetaucht.
Zitat von stefanolix im Beitrag #5Ich bin absolut sicher, dass es auch zu anderen Aussagen Überschneidungen zwischen der Wählerschaft der Linkspartei und der Wählerschaft rechtsradikaler Parteien gibt.
Les extremes se touchent. Aber das ist natürlich alte Totalitarismustheorie, die wir ja vor einiger Zeit im Oberseminar, so um 1967 rum, bei der Lektüre von Ernst Bloch ad acta gelegt haben. (…)
Das ist kein Totalitarismus. Das ist linker und rechter Radikalpopulismus. Und Stalin ist in bestimmten linken Kreisen keineswegs tot, sondern man sieht ihn als den großen Missverstandenen.
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