Es gibt nicht generell einen linearen Zusammenhang zwischen der Dosierung einer Einwirkung auf den Organismus und deren Wirkung. Für Medikamente ist das trivial, und schon Paracelsus wußte es.
Wie sieht es aber bei der Wirkung ionisierender Strahlung (landläufig "Radioaktivität" genannt) aus?
Oft wird angenommen, daß man von den bekannten Wirkungen starker Strahlung auf die weitgehend unbekannte Wirkung schwacher Strahlung zurückrechnen kann. Aber das muß keineswegs richtig sein.
danke für den Beitrag. Ich hatte auch schon mal zu Mäusen geschrieben, diesmal von denen um Tschernobyl, und der Frage nachgegangen, ob es bei ionisierender Strahlung einen Hormesis-Effekt gibt. Das praktisch wie bei Paracelsus beschrieben, geringe Dosen an sich schädlicher Dinge heilend wirken. Wie das praktisch bei allen Medikamenten der Fall ist. Momentan muss man davon ausgehen, wie auch ein Arte-Beitrag über Tschernobyl zeigt.
Jetzt könnte man natürlich sagen: „Ja, Mäuse und Labor sind etwas anderes als Menschen in ihrer Umwelt.“ Doch auch hier sind die Indizien überwältigend, dass erhöhte radioaktive Strahlung in der Umwelt gesundheitsfördernd ist. Beispiel Kerbala im südlichen Indien oder Guarapari in Brasilien.
Wenn da nicht die unterschiedlichen Weltanschauungen wären. Andere Wissenschaftler kommen in solchen Fragen zu gänzlich anderen Resultaten.
Zitat Even the very lowest levels of radiation are harmful to life, scientists have concluded in the Cambridge Philosophical Society’s journal Biological Reviews. Reporting the results of a wide-ranging analysis of 46 peer-reviewed studies published over the past 40 years, researchers from the University of South Carolina and the University of Paris-Sud found that variation in low-level, natural background radiation had small, but highly statistically significant, negative effects on DNA as well as several measures of health.
Die Studie wurde von Tim Mousseau und Anders Meller geleitet. Allerdings sind diese beiden Wissenschaftler nicht unumstritten. Meller wird zur Last gelegt wissenschaftliche Studien gefälscht zu haben und Mousseau gilt als knallharter Anti-Atom-Aktivist. Beide sah man übrigens in der ARTE-Dokumentation "Tschernobyl - die Natur kehrt zurück". Die beiden Herren, die beträchtliche Gesundheitsschäden am fliegenden Inventar der Sperrzone erkannt zu haben glaubten, waren Mousseau und Meller. Der russische Forscher Sergey Gaschak, der im Zentrum dieser Dokumentation stand, steht übrigens mit den beiden im Clinch. Siehe auch hier: http://www.scientificamerican.com/blog/p...obyl-2009-03-24
Ein weiterer Artikel betreffs Leukämie-Häufigkeit bei den sogenannten "Liquidatoren" von Tschernobyl ist übrigens sehr lesenswert. 19 zusätzliche Fälle von Leukämie auf eine Kohorte von 110645 Personen, die jeweils eine Dosis von 132 mSv über einen Zeitraum von durchschnittlich 5 Wochen enthalten, erscheint nicht unbedingt dramatisch zu sein.
[EDIT] Übrigens zeigt Google diesen Zettelsraum-Artikel unter dem Stichwort "linear no threshold" und mit Filter auf "Ergebnisse der letzten Woche" an erster Stelle.
Die Studie wurde von Tim Mousseau und Anders Meller geleitet. Allerdings sind diese beiden Wissenschaftler nicht unumstritten. Meller wird zur Last gelegt wissenschaftliche Studien gefälscht zu haben und Mousseau gilt als knallharter Anti-Atom-Aktivist. Beide sah man übrigens in der ARTE-Dokumentation "Tschernobyl - die Natur kehrt zurück". Die beiden Herren, die beträchtliche Gesundheitsschäden am fliegenden Inventar der Sperrzone erkannt zu haben glaubten, waren Mousseau und Meller. Der russische Forscher Sergey Gaschak, der im Zentrum dieser Dokumentation stand, steht übrigens mit den beiden im Clinch. Siehe auch hier: http://www.scientificamerican.com/blog/p...obyl-2009-03-24
Ein weiterer Artikel betreffs Leukämie-Häufigkeit bei den sogenannten "Liquidatoren" von Tschernobyl ist übrigens sehr lesenswert. 19 zusätzliche Fälle von Leukämie auf eine Kohorte von 110645 Personen, die jeweils eine Dosis von 132 mSv über einen Zeitraum von durchschnittlich 5 Wochen enthalten, erscheint nicht unbedingt dramatisch zu sein.
Nun, mit ganz ähnlichen Methoden (den berühmten Krebs-Mäusen) wird auch nachgewiesen, dass Senf eine krebserregende Substanz ist und das die Abstrahlung eines Handys zu vermehrter Tumorbildung führt. Ob sich das freilich übertragen lässt, ist doch zumindest fraglich. Tierversuche, insbesondere mit Tieren, die speziell an Versuche angepasst sind, liefern sicher gute Hinweise aber eben keine Beweise. Und die Begründung warum ionisierende Strahlung sich positiv für biologische Prozesse auswirken soll, die würde mich doch sehr interessieren. Solange wir uns nicht im Rahmen einer Glaubenswissenschaft ala Homöopathie befinden, bedarf es zumindest einer Theorie um was draus zu machen.
PS. Die berühmten 100 mg Aspirin erhöhen durchaus das Risiko für Magenblutungen, insbesondere als Dauermedikation. Ebenso steigt die Blutungsneigung. Das mag bei Patienten mit Infarktrisiko ein vernünftiges Geschäft sein, aber das Aspirin in geringen Dosen keine schädlichen Wirkungen entfaltet ist falsch.
Zitat von Llarian im Beitrag #5Solange wir uns nicht im Rahmen einer Glaubenswissenschaft ala Homöopathie befinden, bedarf es zumindest einer Theorie um was draus zu machen.
Im Arte-Beitrag wurde das mit einem Mechanismus erklärt, dass diejenigen Gene die für den programierten Zelltod zuständig sind, eine höhere Aktivität zeigten. Was auch erklären würde, dass die Wiederstandsfähigkeit gegenüber Umweltgiften und dergleichen höher ist.
Zitat von Llarian im Beitrag #5Nun, mit ganz ähnlichen Methoden (den berühmten Krebs-Mäusen) wird auch nachgewiesen, dass Senf eine krebserregende Substanz ist und das die Abstrahlung eines Handys zu vermehrter Tumorbildung führt.
Ich kenne keinen seriösen Wissenschaftler, lieber Llarian, der vom Tiermodell einfach auf den Menschen schließt. Das mögen Laien tun. Solche Ergebnisse können immer nur Vermutungen begründen.
Das mit den Handystrahlen wußte ich nicht; erinnern Sie sich, welche Untersuchung das war? Mit einer methodisch fragwürdigen Untersuchung, die einen Effekt von Handystrahlen auf Hyperaktivität behauptete, habe ich mich in der vorausgehenden Folge dieser Serie befaßt.
Zitat von Llarian im Beitrag #5Und die Begründung warum ionisierende Strahlung sich positiv für biologische Prozesse auswirken soll, die würde mich doch sehr interessieren. Solange wir uns nicht im Rahmen einer Glaubenswissenschaft ala Homöopathie befinden, bedarf es zumindest einer Theorie um was draus zu machen.
Man findet Überraschendes und wird dann in der Regel eine Hypothese formulieren, die es erklären könnte. Andere ersinnen vielleicht andere Hypothesen. Man kann das dann im nächsten Schritt zu prüfen versuchen.
Hier nehmen die Autoren an, daß geringe Strahlendosen die DNA-Methylierung günstig beeinflussen. Allgemein wird seit langem diskutiert, ob nicht geringe Dosen self repair mechanisms aktivieren. Diese Hypothese liegt der Radonthereapie zugrunde.
Zitat von Llarian im Beitrag #5PS. Die berühmten 100 mg Aspirin erhöhen durchaus das Risiko für Magenblutungen, insbesondere als Dauermedikation. Ebenso steigt die Blutungsneigung. Das mag bei Patienten mit Infarktrisiko ein vernünftiges Geschäft sein, aber das Aspirin in geringen Dosen keine schädlichen Wirkungen entfaltet ist falsch.
Nebenwirkungen sind bei den meisten Medikamenten möglich.
Zitat von Zettel im Beitrag #7 Ich kenne keinen seriösen Wissenschaftler, lieber Llarian, der vom Tiermodell einfach auf den Menschen schließt. Das mögen Laien tun. Solche Ergebnisse können immer nur Vermutungen begründen.
Leider sind es aber immer wieder diese Schlüsse von Laien die dann durchs Mediendorf getrieben werden. Und unseriöse Wissenschaftler gibt es leider auch durchaus des öfteren.
Zitat Das mit den Handystrahlen wußte ich nicht; erinnern Sie sich, welche Untersuchung das war?
Jein. Ich kann mich noch daran erinnern, dass es eine australische Studie war, die zu der etwas deskeptierlichen Äusserung eines australischen Regierungsmitgliedes geführt hat, dass er aus der Studie primär schliesse, dass er, wenn er eine Krebsmaus wäre, vielleicht nicht soviel telefonieren sollte (das sind halt Bemerkungen, die man sich merkt). Nach kurzem Googeln würde ich vermuten, dass es die folgendes Studie ist, die mir im Hinterkopf war: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9146709?dopt=Abstract
Zitat Nebenwirkungen sind bei den meisten Medikamenten möglich.
Auch dazu eine schöne Aussage (aus dem Dunstkreis der Leute, die sich gerne über Homöopathie lustig machen): Wenn ein Medikament keine Nebenwirkungen hat, dann kann man mit einiger Berechtigung annehmen, dass es überhaupt keine Wirkung hat. :)
Zur These der eventuellen Nützlichkeit geringer Strahlendosen (Strahlenhormesis) zitierte die NZZ 2008 zwei Untersuchungen:
" Ein seltsamer Effekt fällt auch bei der Auswertung des Leukämierisikos der Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki auf. So hatten Menschen, die eine Strahlendosis bis zu 200 Millisievert abbekommen hatten, ein tieferes Risiko, an Leukämie zu erkranken, als solche, die nur der natürlichen Strahlung von etwa 3 mSv ausgesetzt waren.
Besonders häufig wird von Befürwortern der Strahlenhormesis auch eine Studie zitiert, in der Wissenschafter die Auswirkung der natürlichen radioaktiven Strahlung in 700 000 amerikanischen Häusern mit der Häufigkeit von Lungenkrebs vergleichen. Entgegen ihren Erwartungen nahm die Lungenkrebsmortalität mit zunehmender Strahlungsbelastung deutlich ab." http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/wel...wasser-1.797641
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