Die heutige Türkei hat kaum noch Ähnlichkeit mit der säkularen, kemalistischen Türkei von vor zehn Jahren. Das ist der Kern der Analyse von Professor Pipes, die ich in dieser Marginalie im wesentlichen referiere.
Pipes geht nicht auf das Thema EU-Beitritt ein. Aber es liegt auf der Hand, daß die heutige Türkei nicht Mitglied der EU werden kann.
Alle wissen es. Die Kanzlerin traut sich, es zu sagen.
Zitat von Zettel im Beitrag #1 Alle wissen es. Die Kanzlerin traut sich, es zu sagen.
Und lässt die Beitrittsverhandlungen weiterlaufen, die nichts anderes sind als an eine Milliardenschenkung* an die Türkei. Es gibt genug Gründe die Beitrittsverhandlungen zu beenden, aber sie werden wohl so lange fortgeführt bis der Beitritt alternativlos ist. Das kann sehr schnell erfolgen, zum Beipiel bei einer Eskalation im Nahen und Mittleren Osten.
Als Beitrittskandidat erhält die Türkei Mittel aus der Heranführungshilfe IPA (Instrument for Pre-Accession Assistance). Für den Förderzeitraum 2007 bis 2013 sind insgesamt rund 4,9 Milliarden Euro vorgesehen. Die Türkei kann ferner Darlehen der Europäischen Investitionsbank erhalten.
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Zitat von Auswärtiges AmtIm Rahmen des IPA profitiert die Türkei von EU-geführten sogenannten „Twinning-Vorhaben“. Sie dienen dem Ziel, die öffentliche Verwaltungskapazität der Beitrittsstaaten mittels des Einsatzes von Langzeitexperten aus öffentlichen Institutionen der Mitgliedstaaten zu stärken. Deutschland ist der dabei mit Abstand am stärksten engagierte Mitgliedstaat. Die Türkei nimmt ferner an zahlreichen Gemeinschaftsprogrammen der Europäischen Union teil und ist der Regionalen Umweltagentur beigetreten
Lieber Zettel, ich weiß nicht wie man ein Zitat aus dem Beitrag in Zettels Raum hierher bekommt. Deshalb behelfe ich mir so.
Ihr letzer Satz in dem Artikel - "Wahlen bringen sie nach oben. Sie wissen es im allgemeinen zu verhindern, daß sie nach Wahlen die Macht abgeben müssen." (gemeint sind Erdogan und Putin) - hat in mir Assoziationen hervorgerufen, die meine Befürchtung bestätigen. Ich befürchte die Großtürkei steht vor der Tür. Bisher ging ich davon aus, dass die Türkei sich in Richtung Osten ausbreiten wird. Nach den Äußerungen von Erdogan anlässlich seines Besuchs in Deutschland und den Ausführungen des Botschafters der Türkei, hier nachzulesen,... http://www.tagesspiegel.de/politik/tuerk...en/7387018.html ...habe ich den Eindruck, dass die Erweiterung auch in Richtung Westen geht.
Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass Erdogan und der Botschafter der Türkei Deutschland als eine türkische Provinz ansehen.
Zitat von Zettel im Beitrag #1 Alle wissen es. Die Kanzlerin traut sich, es zu sagen.
Und lässt die Beitrittsverhandlungen weiterlaufen, die nichts anderes sind als an eine Milliardenschenkung* an die Türkei. Es gibt genug Gründe die Beitrittsverhandlungen zu beenden, aber sie werden wohl so lange fortgeführt bis der Beitritt alternativlos ist. Das kann sehr schnell erfolgen, zum Beipiel bei einer Eskalation im Nahen und Mittleren Osten.
Als Beitrittskandidat erhält die Türkei Mittel aus der Heranführungshilfe IPA (Instrument for Pre-Accession Assistance). Für den Förderzeitraum 2007 bis 2013 sind insgesamt rund 4,9 Milliarden Euro vorgesehen. Die Türkei kann ferner Darlehen der Europäischen Investitionsbank erhalten.
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Zitat von Auswärtiges AmtIm Rahmen des IPA profitiert die Türkei von EU-geführten sogenannten „Twinning-Vorhaben“. Sie dienen dem Ziel, die öffentliche Verwaltungskapazität der Beitrittsstaaten mittels des Einsatzes von Langzeitexperten aus öffentlichen Institutionen der Mitgliedstaaten zu stärken. Deutschland ist der dabei mit Abstand am stärksten engagierte Mitgliedstaat. Die Türkei nimmt ferner an zahlreichen Gemeinschaftsprogrammen der Europäischen Union teil und ist der Regionalen Umweltagentur beigetreten
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Witzig, lieber Zettel.
Als ich vor ein paar Tagen genau solches im Forum ausführte, suggerierten Sie Islamophobie meinerseits und verwiesen auf den alleinig taktischen Charakter der islamischen Karte der AKP.
Aber Sie haben`s wahrscheinlich - ganz insgeheim - schon immer so gesehen, stimmts?
Zitat von ratloser im Beitrag #4Als ich vor ein paar Tagen genau solches im Forum ausführte, suggerierten Sie Islamophobie meinerseits und verwiesen auf den alleinig taktischen Charakter der islamischen Karte der AKP.
Das Wort "Islamophobie", lieber ratloser, verwende ich nicht, weil ich es für einen Propagandabegriff halte.
Die AKP ist eine nationalistisch-islamistische Partei. Erdogan und sein Chefideologe und Außenminister Davutoglu setzen die gemeinsame islamische Religion bei dem Versuch ein, das Osmanische Reich in Form einer Einflußzone wiederherzustellen. Dabei kommt ihnen der Rückzug der USA aus der Region zugute.
Das habe ich geschrieben, sinngemäß. Wo sehen Sie einen Widerspruch zu dem, was ich jetzt zustimmend von Pipes zitiere?
Zitat von Paul im Beitrag #3Nach den Äußerungen von Erdogan anlässlich seines Besuchs in Deutschland und den Ausführungen des Botschafters der Türkei, hier nachzulesen,... http://www.tagesspiegel.de/politik/tuerk...en/7387018.html ...habe ich den Eindruck, dass die Erweiterung auch in Richtung Westen geht.
Würde die Türkei in die EU aufgenommen, dann wäre sie dort eine regionale Vormacht. Im Augenblick versucht sie in Bosnien Fuß zu fassen, das Erdogan immer wieder erwähnt.
Es ist halt Großmachtspolitik; so, wie Putin das Sowjetreich wiederherzustellen versucht. Ganz normale, altmodische Großmachtspolitik. Das Problem ist, daß Deutschland sich schwer damit tut, sich seinerseits machtpolitisch zu verhalten.
Zitat von Zettel im Beitrag #1 Alle wissen es. Die Kanzlerin traut sich, es zu sagen.
Und lässt die Beitrittsverhandlungen weiterlaufen, die nichts anderes sind als an eine Milliardenschenkung* an die Türkei.
Die Kanzlerin, dear C., ist eben (noch) nicht die Herrscherin Europas.
Solange Sarkozy Präsident war, hatte sie bei ihrem Widerstand gegen den EU-Beitritt der Türkei einen Verbündeten. Jetzt steht sie ziemlich allein da; noch nicht einmal ihr eigener Außenminister ist ja auf ihrer Linie.
Falls 2013 Steinbrück Kanzler wird, dürfte die Türkei aufgenommen werden.
Zumindest das sollte übrigens ein Grund sein, die Union zu wählen. (Die FDP werde ich diesmal nur dann wählen, wenn sie vor der Wahl bindend erklärt hat, daß sie nicht mit der SPD koalieren wird).
Zitat von Zettel im Beitrag #7Die Kanzlerin, dear C., ist eben (noch) nicht die Herrscherin Europas.
In der ihr eigenen Bescheidenheit hat sie auf die Krönungszeromonie verzichtet
Zitat von ZettelZumindest das sollte übrigens ein Grund sein, die Union zu wählen. (Die FDP werde ich diesmal nur dann wählen, wenn sie vor der Wahl bindend erklärt hat, daß sie nicht mit der SPD koalieren wird).
Das wäre ein Grund, wenn, wir ahnten es bereits, Angela Merkel die Herrscherin Europas wäre . Ich würde nur CDU wählen, wenn die CDU den EU-Beitritt im Wahlkampf thematisiert und als Wahlversprechen einen Abbruch der Verhandlungen im Angebot hat. Die Kasperei mit dem ergebnisoffenem Prozess muss jetzt ein Ende haben.
Zitat von Bassam TibiGiven the AKP's instrumental approach to EU accession, it is ironic that while the European public largely opposes Turkey's accession, European diplomats still push the Turks to undermine the three pillars of the secular republic—the military, judiciary, and educational system—purportedly to make Turkey fit into the European Union. While European officials couch their prescribed reforms in the language of transformational diplomacy and democracy promotions, they ignore that Islamists only accept democracy as the rule of the majority, not as a culture of pluralism.....
While many moderate Muslims seek to Europeanize Islam, the Islamism practiced by the AKP is an ideology of cultural divide, tension, and conflict, despite all of the pro-Europe rhetoric in which Islamists in Turkey engage in their pursuit to exploit the European Union for their agenda of Islamization.
Damit war Tibi weitsichtiger als es ihm recht war, die Europäisierung des Islam ist nicht nur ausgeblieben, sondern schreitet zurück, während die Agenda der AKP mit EU-Unterstützung gefördert wird. Allerdings war 2009 das Kind schon im Brunnen, die Warnungen werden schon seit 1997 überhört, als die Tugendpartei (Fazilet Partisi) der Wohlfahrtspartei (Refah Partisi) folgte.
Und noch ein Schritt weiter weg von der EU, allen Wunschträumen der deutschen Politik zum Trotz. Erdogan kann sich eventuell die Wiedereinführung der Todesstrafe vorstellen, wie laut Umfragen wohl auch eine Mehrheit (54%) der Türken. Redet so ein Politiker, dessen Herzensangelegenheit ein EU-Beitritt ist ?
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