Erst die FR, jetzt die FTD - man kann verstehen, daß den Zeitungsmachern der Schreck in die Glieder fährt. Auch "Zeit"-Chef Giovanni di Lorenzo hat in die Tastatur gegriffen und zur deutschen Qualitätspresse einerseits dies, andererseits aber auch wieder das geschrieben.
Zitat von Calimero im Beitrag #2Und was sagt der Chefredakteur der Wirtschaftswoche dazu? Das.
Mathias Döpfner verliert aber auch einige wahre Wort. Schon interessant was momentan so bei Journalistens sinniert wird.
Zitat von DöpfnerDas ist ungefähr so, als wenn im "Heute-Journal" ständig darüber berichtet würde, dass die Überalterung der ZDF-Zuschauer ein sicherer Vorbote für den baldigen Untergang des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ist.
Döpfner ist durchschaut, auch wenn er später von Markt blubbert.
Tichy bringt es auf den Punkt. Alles andere ist Geschwafel und heisse Luft. Und Döpfner? Lange Rede kein Sinn. Schon der Textumfang, gemessen am Thema, ist abstoßend.
Zitat von Karl Theodor im Beitrag #4Tichy bringt es auf den Punkt. Alles andere ist Geschwafel und heisse Luft. Und Döpfner? Lange Rede kein Sinn. Schon der Textumfang, gemessen am Thema, ist abstoßend.
Wieso? Was ist denn z.B. hier gegen einzuwenden?
Zitat von DöpfnerNur wenn Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt ein Geschäftsmodell ist, wird es künftig einen Markt und keine politisch gesteuerte Staatspresse geben. Die ersten fürsorglich wirkenden Vorschläge für Stiftungen zur Erhaltung von Qualitätsjournalismus gibt es schon. Aus Sicht der Leser ein Albtraum. Nur der Markt ermöglicht Wettbewerb, Vielfalt und Unabhängigkeit.
Da hat er doch recht! Was hier merkwürdig aufstößt ist doch nur der Begriff Qualitätsjournalismus, den (ich verallgemeinere jetzt mal) unsereiner doch nur noch herablassend-ironisch gebraucht. Aber es gibt sie durchaus, die Qualitätsjournalisten. Teilweise wie nach Quote über die Publikationen verteilt. Martenstein bei der Zeit, Fleischhauer beim Spiegel, Wolfgang Röhl beim Stern, Klonovsky beim Focus, Poschardt, Kulke und noch einige andere bei der Welt. (Aufzählung fortsetzbar)
So, und dann gibt es die anderen. Die Leyendeckers, Jörges, Prantls und ihre Putzerfische. Für z.B. einen Pitzke und das ganze andere journalistische Subkommentariat wäre mir jeder Cent zu schade, aber für eine Publikation oder Publikationsplattform, deren Content mir gefällt, würde ich schon zahlen. Tue ich ja auch. Für ef und Novo z.B. Die Jungs und Mädels müssen ja auch von etwas leben, und wie Zettel schon sinngemäß sagte: Ohne Journalismus wären auch Blogger inputlos. Was mich halt maßlos langweilt oder abstößt ist dieser politisch korrekte Rudeljournalismus als Dekoration für die alles füllenden dpa-Verlautbarungen. Das braucht man echt nicht.
Aber auch hier hat Döpfner recht:
Zitat Instinktiv hat das kleine Mädchen nämlich begriffen, welches Potenzial für Journalisten und Blattmacher in den neuen Medien steckt - ein Potenzial, das die gedruckte Zeitung nicht einmal annähernd ausschöpft: Interaktivität, sekundenschnelle Aktualisierung, Verknüpfung von Informationen und Stichworten, unbegrenzten Platz, die Verschmelzung verschiedenster medialer Stile und Ästhetiken. Gute Zeiten für Journalisten, die etwas zu sagen haben.
Meine tägliche "Presseschau" stelle ich mir nämlich genau so selbst zusammen. Um ein paar Knotenpunkte wie Blogs und Newsaggregate herum mäandere ich durchs Netz, und lande doch immer wieder bei journalistischen Angeboten. Bezahlt (bisher) nur durch zunehmend nervigere Werbeeinblendungen.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von Calimero im Beitrag #2Mathias Döpfner verliert aber auch einige wahre Wort. Schon interessant was momentan so bei Journalistens sinniert wird.
Wahre Worte von Herrn Döpfner, zumindest am Ende seines Essays. Allerdings frage ich mich dann schon, warum auch die Digitalsparte des ASV nicht in der Lage sind, selbstständig kreativ zu sein. Das jährlich enthusiastisch vermeldete Wachstum im digitalen Segment des ASV wurde bisher nämlich lediglich durch Zukäufe fabriziert; organisch ist da bisher nichts zu sehen. Personell sieht es auch dort ganz düster aus: So ist die Personalfluktuation in den betreffenden Fachabteilungen selbst für Außenstehende inzwischen offen sichtbar (man kennt sich in der Szene, verfolgt Stellenanzeigen und Businessnetzwerke); wichtige Stellen konnten zuletzt wohl gar nicht mehr besetzt werden.
Prinzipiell fände ich aber eine Paywall durchaus akzeptabel, wenn denn der Inhalt mediengerecht aufgearbeitet bzw. medienexklusiv wäre.
Zitat von John Galt im Beitrag #7Prinzipiell fände ich aber eine Paywall durchaus akzeptabel, wenn denn der Inhalt mediengerecht aufgearbeitet bzw. medienexklusiv wäre.
Jupp, eine Art Prepaid-Modell oder ein Sesam-öffne-dich-Programm für Pressezugang fände ich auch akzeptabel. Geht natürlich nur, wenn die relevanten Medienhäuser sich auf einen Standard einigen könnten und die Artikel nur einstellige Centbeträge kosten würden. Wenn ich manchmal an so eine Paywall stoße und für einen Artikel 1,xx € zahlen soll, fasse ich mir doch an den Kopf. Für ein ganzes (Taschen-)Buch zahle ich nur 10-20 Euro!
Aber so ein 1-Click Button, der mir für 1-3 ct 'nen interessanten Artikel freischaltet - warum nicht? Die große Masse der Brot-und-Butter-Artikel kann man ja weiter kostenlos und reklameumrahmt darbieten. Jedenfalls hätte ich keine Lust, mir täglich mehr als den Preis einer durchschnittlichen Tageszeitung zusammenzuklickern. Und irgendein Abo, bei dem ich nur auf eine einzige Zeitung zugreifen kann, brauche ich auch nicht.
Ach ja, die ganze zwangssubventionierte Staatsfunkmischpoke müsste ihren Internetpfennig wieder rausrücken und sich ebenfalls verschlüsseln. Für Hartz IV - Empfänger kann es ja dann gerne Informationsgutschein-Prepaidangebote geben. Mal sehen, wie die sich dann am Markt behaupten würden.
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Zitat von Calimero im Beitrag #8eine Art Prepaid-Modell oder ein Sesam-öffne-dich-Programm für Pressezugang...
Das jetzt mal weitergesponnen:
Es kann ja sein, dass sich das mittlerweile geändert hat (mein letzter TV-Konsum liegt etliche Monde zurück), aber ist es nicht so, dass man in Deutschland auch TV-Sendungen und ganze Sender allein durch kostenpflichtige Call-ins finanzieren kann? Beim offerierten Angebot, für nur einselfundneunzig pro Anruf entweder irgendwen rein- oder rauszuvoten, oder eine deutsche Automarke mit zwei Buchstaben zu erraten - "um bis zu xxxx Euro zu gewinnen!" - schlägt doch allein schon das daheimsitzende Prekariat erbarmungslos zu. Wenn solche Gewinnchancen nun auch noch beim Centklickern im Elektrokiosk implementiert würden, könnte man die Kundenbasis der Medienhäuser 'mit etwas Glück' um die sonst eher zeitungsabstinenten Kevins und Chantals erweitern. Da gewönne am Ende vielleicht sogar noch die Bildungsrepublik Deutschland.
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Zitat von Calimero im Beitrag #9 Wenn solche Gewinnchancen nun auch noch beim Centklickern im Elektrokiosk implementiert würden, könnte man die Kundenbasis der Medienhäuser 'mit etwas Glück' um die sonst eher zeitungsabstinenten Kevins und Chantals erweitern. Da gewönne am Ende vielleicht sogar noch die Bildungsrepublik Deutschland.
Ich denke darüber nach wie großartig die Gewinne sein müssen, damit jemand für die derzeit meistgelesenen Artikel 5 Cent herausrücken würde
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ich finde die Konformitaet der Meinungen in der Politik der BRD viel abstossender. Und vielleicht ist das bei den Zeitungen und in den anderen Medien nur das Echo darauf....
Zitat von john j im Beitrag #12ich finde die Konformitaet der Meinungen in der Politik der BRD viel abstossender. Und vielleicht ist das bei den Zeitungen und in den anderen Medien nur das Echo darauf....
Vielleicht. Ohne daß ich die Angehörigen unserer Funktionärskaste nun geradezu vor dem Vorwurf geistloser Konformität in Schutz nehmen wollte, sehe ich die Kausalität allerdings tendenziell eher andersherum. Wenn schon der kleinste zarte Ansatz von Nonkonformität in den Reihen des politischen Personals unverzüglich von einer Einheitsfront "demokratischer" Zeitungen niedergetrampelt wird, darf man sich nicht wundern. Ich erinnere, pars pro toto, nur an das Wegmobben des seinerzeitigen Ministerkandidaten Krause. Würde heute auch nicht anders laufen.
Zitat von C. im Beitrag #13Bei solchen Lesern braucht sich Herr Döpfner keine Sorgen machen, sie machen ihre Zeitung selbst, Hauptsache sind sind auch einmal in der BILD.
Ja was? Liebe C., wer sind denn wir, dass wir die Entscheidungen der BILD-Leser bekritteln dürften? Wenn die Kunden so zufriedener werden, ist die Welt, ... äh, die Bild doch in Ordnung, oder?
Zitat von C. im Beitrag #11Ich denke darüber nach wie großartig die Gewinne sein müssen, damit jemand für die derzeit meistgelesenen Artikel 5 Cent herausrücken würde.
Hierzu stelle ich fest, dass mich persönlich die meistgelesenen Artikel jetzt nicht sonderlich interessieren. Ich kann mir aber (neben den Call-in-Gewinnspielen) meist auch nicht erklären - wie es zu den Musikcharts kommt - wo die Einschaltquoten herkommen - wer die Zeit und das Neue Süddeutschland liest - was an Vereinsfußball und Formel 1 so verdammt spannend sein soll - wer grünlinke Parteien wählt
Das kostet auch alles Geld. Geld, das ich dafür nie und nimmer ausgeben würde. Aber anscheinend hat der weitaus größte Teil meiner Mitmenschen völlig andere Interessen als ich, also warum sollte ein centgefütterter Elektrokiosk nicht auch seine Kunden finden?
Beste Grüße, Calimero
P.S. Ein Glück, dass das Nacktrodeln im Harz abgesagt wurde. Sonst hätte ich mich bestimmt gegrämt, dass ich das verpasst habe.
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Pumphut
(
gelöscht
)
Beiträge:
24.11.2012 16:45
#16 RE: Zettels Meckerecke: "Beste Zeitungen der Welt"?
Zitat von FAB. im Beitrag #14Ohne daß ich die Angehörigen unserer Funktionärskaste nun geradezu vor dem Vorwurf geistloser Konformität in Schutz nehmen wollte, sehe ich die Kausalität allerdings tendenziell eher andersherum. Wenn schon der kleinste zarte Ansatz von Nonkonformität in den Reihen des politischen Personals unverzüglich von einer Einheitsfront "demokratischer" Zeitungen niedergetrampelt wird, darf man sich nicht wundern. Ich erinnere, pars pro toto, nur an das Wegmobben des seinerzeitigen Ministerkandidaten Krause. Würde heute auch nicht anders laufen.
Ich glaube, dass ist die Huhn-oder-Ei-Frage. Je nach Fall ist mal das eine oder das andere zuerst. Einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Politik, Wissenschaft, Justiz und Medien gibt es nicht.
Zitat von Calimero im Beitrag #8 Jupp, eine Art Prepaid-Modell oder ein Sesam-öffne-dich-Programm für Pressezugang fände ich auch akzeptabel. Geht natürlich nur, wenn die relevanten Medienhäuser sich auf einen Standard einigen könnten und die Artikel nur einstellige Centbeträge kosten würden. Wenn ich manchmal an so eine Paywall stoße und für einen Artikel 1,xx € zahlen soll, fasse ich mir doch an den Kopf. Für ein ganzes (Taschen-)Buch zahle ich nur 10-20 Euro!
ich frage mich auch immer, ob das ein schlechter Scherz sein soll. Ich sehe ja ein für eine E-Paper-Ausgabe des Printexemplars einen ähnlichen Preis zu zahlen. Allerdings sehe ich nicht ein, lediglich für einen Artikel gleich ein Drittel des Preises der E-Paper-Ausgabe zu zahlen; die Stiftung Warentest und Heise machen das so. Da ist natürlich der Weg zu den einschlägigen Tauschbörsen nicht weit.
Was den Standard angeht: Jedes der Medienhäuser, mit denen ich bisher zu tun hatte, hat teuer ein eigenes Payment-System gebaut; über die Qualität möchte ich mich gar nicht weiter auslassen. Dabei gibt es fertige Dienste, die nahezu jede Zahlungsmöglichkeit international abdecken. Und jeder der Verlage lebt das NIH-Syndrom. Wie in jeder Blase werden hier massiv Ressourcen verschwendet.
Zitat von Calimero im Beitrag #8Aber so ein 1-Click Button, der mir für 1-3 ct 'nen interessanten Artikel freischaltet - warum nicht? Die große Masse der Brot-und-Butter-Artikel kann man ja weiter kostenlos und reklameumrahmt darbieten. Jedenfalls hätte ich keine Lust, mir täglich mehr als den Preis einer durchschnittlichen Tageszeitung zusammenzuklickern. Und irgendein Abo, bei dem ich nur auf eine einzige Zeitung zugreifen kann, brauche ich auch nicht.
So sieht's aus, wobei ein Betrag von 1-3 Cent irgendeines Prepaid-Modells bedarf, denn alleine die Transaktionskosten pro Zahlung liegen deutlich darüber.
Zitat von Calimero im Beitrag #8Ach ja, die ganze zwangssubventionierte Staatsfunkmischpoke müsste ihren Internetpfennig wieder rausrücken und sich ebenfalls verschlüsseln. Für Hartz IV - Empfänger kann es ja dann gerne Informationsgutschein-Prepaidangebote geben. Mal sehen, wie die sich dann am Markt behaupten würden.
Zitat von Calimero im Beitrag #9Es kann ja sein, dass sich das mittlerweile geändert hat (mein letzter TV-Konsum liegt etliche Monde zurück), aber ist es nicht so, dass man in Deutschland auch TV-Sendungen und ganze Sender allein durch kostenpflichtige Call-ins finanzieren kann?
Die Call-In-Sender sind tot. MTV, am Ende auch ein Call-In-Sender, ist tot. Viva, am Ende von Jamba und Co. zum Call-In-Sender gemacht, ist tot. TV-Sendungen mögen so funktionieren, ganze Sender nicht.
Zitat von C. im Beitrag #13Bei solchen Lesern braucht sich Herr Döpfner keine Sorgen machen, sie machen ihre Zeitung selbst, Hauptsache sind sind auch einmal in der BILD.
Ja was? Liebe C., wer sind denn wir, dass wir die Entscheidungen der BILD-Leser bekritteln dürften? Wenn die Kunden so zufriedener werden, ist die Welt, ... äh, die Bild doch in Ordnung, oder?
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
ich finde die Konformitaet der Meinungen in der Politik der BRD viel abstossender.
Das haben Sie ja durchaus Recht.
Zitat Und vielleicht ist das bei den Zeitungen und in den anderen Medien nur das Echo darauf....
Bloß sind Medien- und Politikelite so sher miteinander verzahnt, gerade auch in Deutschland, das Ursache - und Wirkung hier nur schwer auseinander zu halten sind. Es ist ein komplexes, aber durch gemeinsam vom Rest der BEvölkerung abgehobenes, Medien-Politik-Geflecht, bei dem im Einzelfall schwer zu sagen ist, wer in welche Richtung Einfluss auf jemand anderen gehabt hat. In der Regel dürfte es wohl ein sich selbstverstärkendes Wechselspiel sein.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #20 Ich glaube ja so langsam, der Focus macht sich über antiisraelische Propaganda lustig... Entbößung durch offensichtliche Übertreibung.
Hups, diese Möglichkeit hatte ich nicht in Betracht gezogen.
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