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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 37 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Robin Offline



Beiträge: 317

07.12.2012 09:49
#26 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #22
Da schwindet sie dahin meine letzte Hoffnung; die Grünen als Kompetenzzentrum für Energiepolitik. Unfassbar.
Gehirnwäsche funktioniert wohl doch.

Vor allem dazu noch mit dem Label "sichere und bezahlbare Energieversorgung". Glauben das die Menschen in unserem Land wirklich?
Eigentlich sind solche Verdrehungen ja nur Journalisten zuzutrauen.
Auf der anderen Seite: man fragt die Leute, "was sind die wichtigsten politischen Themen?", da steht sichere und bezahlbare Energie natürlich zurecht weit oben. Und dann fragt später man noch "Wer ist am kompetentesten in der Energiepolitik", und da Energie und Umwelt ja das Thema der Grünen ist, ist es gar nicht so verwunderlich, dass viele Menschen diese Partei hier vorne sehen. "Ergo", sagt sich Herr Schönenborn, "stehen die Grünen für sichere und bezahlbare Energieversorgung."
Klar und die NPD steht vermutlich für "Weltoffenheit und Toleranz", denn dies ist ein wichtiges Thema und im Gebiet "Ausländerpolitik, Integration und Bild der Deutschen im Ausland" sind die Nationaldemokraten schließlich besonders engagiert

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

07.12.2012 10:11
#27 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von Robin im Beitrag #26
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #22
Da schwindet sie dahin meine letzte Hoffnung; die Grünen als Kompetenzzentrum für Energiepolitik. Unfassbar.
Gehirnwäsche funktioniert wohl doch.

Vor allem dazu noch mit dem Label "sichere und bezahlbare Energieversorgung". Glauben das die Menschen in unserem Land wirklich?
Eigentlich sind solche Verdrehungen ja nur Journalisten zuzutrauen.
Auf der anderen Seite: man fragt die Leute, "was sind die wichtigsten politischen Themen?", da steht sichere und bezahlbare Energie natürlich zurecht weit oben. Und dann fragt später man noch "Wer ist am kompetentesten in der Energiepolitik", und da Energie und Umwelt ja das Thema der Grünen ist, ist es gar nicht so verwunderlich, dass viele Menschen diese Partei hier vorne sehen. "Ergo", sagt sich Herr Schönenborn, "stehen die Grünen für sichere und bezahlbare Energieversorgung."
Klar und die NPD steht vermutlich für "Weltoffenheit und Toleranz", denn dies ist ein wichtiges Thema und im Gebiet "Ausländerpolitik, Integration und Bild der Deutschen im Ausland" sind die Nationaldemokraten schließlich besonders engagiert

Danke! You made my day!

Viele Grüße, Erling Plaethe

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.12.2012 10:13
#28 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #25
Das macht die Demokratie auf Dauer ja auch zu einer autodestruktiven Einrichtung, die in die Ochlokratie mündet (...)

Diese Behauptung liest man zwar immer wieder, aber sie ist schlicht falsch. Die US-Demokratie funktioniert seit mehr als zwei Jahrhunderten, ohne sich selbst zerstört zu haben. Sie ist auch - so wenig, wie die anderen westlichen Demokratien - keine "Herrschaft der Schlechtesten".

Diese Geringschätzung und Fehlbeurteilung der Demokratie hat zwar schon der Aristokrat Platon propagiert; aber das macht sie nicht richtiger.

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

07.12.2012 10:39
#29 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #28
Zitat von ratloser im Beitrag #25
Das macht die Demokratie auf Dauer ja auch zu einer autodestruktiven Einrichtung, die in die Ochlokratie mündet (...)

Diese Behauptung liest man zwar immer wieder, aber sie ist schlicht falsch. Die US-Demokratie funktioniert seit mehr als zwei Jahrhunderten, ohne sich selbst zerstört zu haben. Sie ist auch - so wenig, wie die anderen westlichen Demokratien - keine "Herrschaft der Schlechtesten".

Diese Geringschätzung und Fehlbeurteilung der Demokratie hat zwar schon der Aristokrat Platon propagiert; aber das macht sie nicht richtiger.



Ich schätze die Demokratie nicht gering, ich nehme nur eine autodestruktive Dynamik war, die sich meines Erachtens aufgrund der menschlichen Disposition unvermeidlich einstellen muss.

Das Beispiel mit den 200 Jahren US-Demokratie liest man auch immer wieder. Aber 200 Jahre sind nicht mal ein Lidschlag in der Menschheitsgeschichte und die autodestruktive Dynamik ist auch in den USA im Jahre 2012 unverkennbar.

Vielleicht ist die mittlerweile wieder segregierte US-Gesellschaft aus verschiedenen Gründen etwas mehr dem Freiheitsgedanken zugeneigt, aber die Tatsache, dass eine Persönlichkeit wie Obama zwei Legislaturperioden als amerikanischer Präsident amtieren darf, ist ein signum mali ominis.

Der gesellschaftliche Niedergang der USA hinkt dem der westeuropäischen Länder etwas hinterher, aber sie bleiben uns auf den Fersen.

Wenn die Staatsversorgten über den Ausgang der Wahlen bestimmen, ist´s vorbei mit der Demokratie.

Ein interessanter Artikel von Coulter zum Thema Demokratie in den USA:

http://frontpagemag.com/2012/ann-coulter...-tipping-point/

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

07.12.2012 10:54
#30 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #22

Da schwindet sie dahin meine letzte Hoffnung; die Grünen als Kompetenzzentrum für Energiepolitik.


OT: "Grüne" Energie im Spiegel des Marktes:

http://communities.washingtontimes.com/n...gy-stock-doing/

Zitat WaPo
____________
"Is green energy a fad that has run its course? The investment community seems to think so. RENIXX® World, the Renewable Energy Industrial Index of the world’s top green energy companies, hit an all-time low below 146 on November 21, down more than 90 percent from the December 2007 peak."
____________

Der Grafik nach ist *grün* ein ausgezeichneter Kandidat für zukünftige penny stocks.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

07.12.2012 12:02
#31 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von Kaa im Beitrag #18
Bei uns steht so ca 6 Mal im Jahr folgender Veranstaltungshinweis in der Zeitung: "Heute, 17 Uhr Treffen der Postsenioren im Gasthof XYZ"

Ich hab mir ein Jahr lang überlegt, in welchem Zustand man sein muß, um Postsenior geworden zu sein.

Bei uns im Ort sind das schlicht die Leute, die früher bei der Post gearbeitet haben und nun Rentner sind.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

07.12.2012 13:07
#32 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von ratloser im Beitrag #29

Wenn die Staatsversorgten über den Ausgang der Wahlen bestimmen, ist´s vorbei mit der Demokratie.

Seit Alexis de Tocqueville sind die Gefahren bekannt, an Beispielen aus der deutschen Geschichte besteht kein Mangel und dennoch gibt es diesbezüglich ein scheinbar gering ausgeprägtes Problembewusstsein - in Deutschland und Europa.
Autodestruktiv würde ich es aber nur nennen, wenn der Zusammenhang von Marktwirtschaft und Demokratie nicht in Frage gestellt wird.
Nachtrag: Das "nicht" nach "Demokratie" gehört da natürlich nicht hin.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Solus Offline



Beiträge: 384

07.12.2012 14:39
#33 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

ratloser: Genau die Entwicklung, die sie beschreiben, war meiner Erinnerung nach einer der Gründe für das 2nd Amendment in den USA.
In Deutschland haben wir zwar das Recht zum Widerstand, falls jemand auf die Idee kommt, mal wieder ein bisschen Hitler zu spielen. Aber nüchtern betrachtet würde das wohl vorsichtig ausgedrückt in nur sehr geringem Umfang wahrgenommen werden. Mit Küchenmesser und Pfefferspray kämpft es sich halt einfach schlecht gegen Pistolen und Maschinengewehre.

Wenn das gleiche jemand in den USA versuchen sollte, würde ich auf sein längerfristiges Überleben keinen größeren Betrag setzen.

uniquolol Offline




Beiträge: 254

07.12.2012 20:53
#34 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Sachbuch: Walter Wüllenweber - “Die Asozialen“ - DVA
http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Asozi...ber/e414267.rhd

Rezension von Vera Lengsfeld “Die Sozialindustrie frisst unsere Zukunft” - achgut
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...unsere_zukunft/

Fragen an den Autor (SR-Podcast) - Wüllenweber im Interview - RSS-Feed
http://pcast.sr-online.de/feeds/fragen/feed.xml

EDIT 07/12/12 - 22:29 Uhr:

BTW: Klassiker von Martenstein: - "Siegfrieds Erbin"
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/buchm...bin/462436.html

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

07.12.2012 22:29
#35 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von uniquolol im Beitrag #34
Sachbuch: Walter Wüllenweber - “Die Asozialen“ - DVA
http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Asozi...ber/e414267.rhd

Rezension von Vera Lengsfeld “Die Sozialindustrie frisst unsere Zukunft” - achgut
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...unsere_zukunft/

Fragen an den Autor (SR-Podcast) - Wüllenweber im Interview - RSS-Feed
http://pcast.sr-online.de/feeds/fragen/feed.xml



Hat jemand dieses Buch schon gelesen und sich eine Meinung darüber gebildet?

uniquolol Offline




Beiträge: 254

07.12.2012 23:10
#36 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Habe heute mit der Lektüre begonnen, bin bisher sehr angetan. Ob das Buch in die eigene Bildungsbiographie passt, kann man - vermutlich - nur selbst entscheiden. Möglicherweise mit der Hilfe der obigen Links:

1. Link -> eine umfangreiche Leseprobe
2. Link -> eine Rezension
3. Link -> ein umfangreiches Interview

C. Offline




Beiträge: 2.639

08.12.2012 23:52
#37 RE: CDU, Erhard, FDP Antworten

Zitat von C. im Beitrag #19
Zitat von Zettel im Beitrag #1
Heike Göbel, eine Journalistin mit einem klaren Blick, konstatiert eine Divergenz zwischen dem marktwirtschaftlichen Selbstbild der Union und dem Regierungshandeln.

Und wo war, wo ist die FDP?


Wer hat sich den aktuellen Deutschlandtrend schon angeschaut und sich bereist vom Lachen erholt?

Motive der Wähler


Nachtrag: Es kommt noch besser

Trau keiner Grafik …

Zitat von Christian Söder
Die Tages­schau ist das ARD-Flagschiff, da erwar­tet man äußerste Genau­ig­keit und keine dummen Fehler. Im aktu­el­len Deutsch­land­trend hat sich die Tagesschau-Redaktion einen bösen Schnit­zer geleis­tet ...



Der Riesling gehört zu Deutschland.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.12.2012 14:09
#38 Kleine Minirezension (Vorversion) Antworten

Zitat von stefanolix im Beitrag #35
Zitat von uniquolol im Beitrag #34
Sachbuch: Walter Wüllenweber - “Die Asozialen“ - DVA
http://www.randomhouse.de/Buch/Die-Asozi...ber/e414267.rhd

Rezension von Vera Lengsfeld “Die Sozialindustrie frisst unsere Zukunft” - achgut
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...unsere_zukunft/

Fragen an den Autor (SR-Podcast) - Wüllenweber im Interview - RSS-Feed
http://pcast.sr-online.de/feeds/fragen/feed.xml



Hat jemand dieses Buch schon gelesen und sich eine Meinung darüber gebildet?



Ja ich. Dieses Wochenende. Ich kann es nur empfehlen, auch wenn er meiner Ansicht nach zu unrecht Kapitalrendite pauschale als Leistungslos abqualifiziert (was es ja durchaus seien kann) und, denke ich, zu unrecht darauf baut, Politiker könnten mit dem Geld mehr Anfangen, zeigt er doch selber im zweiten Teil auf, wohin das Geld fliest (Anstatt in Investitionen). Er prangert aber zu Recht einige Auswüchse an. Er hätte aber der Illusion widersprechen sollen (er stimmt ihr auch nicht zu, aber es könnte beim Leser der unwidersprochene Eindruck entstehen) man könnte die Sozialindustrie alleine durch höhere Besteuerung der Reichen auch in Zukunft auf Dauer finanzieren (auch wenn es nicht wünschenswert wäre, da das Geld besser verwendet werden könnte, unter anderem in Infrastruktur und Bildung).

Das kann aber deshalb schon nicht funktionieren, da viele der (nominell gestiegenen) Vermögen nur Schätzwerte in Büchern sind. Was würde passieren, wenn die Reichen gezwungen wären ihre Kunststammlungen zu verkaufen, zugunsten eines guten Zweckes? Der Kunstmarkt würde massenhaft überschwemmt werden und die Preise verfallen. Man kann Kunst halt nicht in Brot verwandeln und auch nicht in eine sanierte Schule oder in nützliche Infrastruktur - höchsten gegen Tauschen (evt. über den Umweg Geld).

Er ist nicht gegen die Leistungsgesellschaft oder pauschal gegen den Markt, aber er vertritt halt auch bürgerliche Vorurteile gegenüber dem Markt, während der Staat als Lobbyorganisation und als natürlicher Verbündeter der Mittelschicht gesehen wird - dessen Rückzug zum anwachsen der beider Branchen für die gesellschaftlichen Ränder beigetragen hätte - die Finanzbranche für die Reichen, die Sozialindustrie für die Armen. Wobei er Reich und Arm neu definiert. Reich über das Vermögen (nicht das Einkommen!), Arm nicht über die materielle Versorgung, die er als für alle, die es wollen, gesichert ansieht.

Er bricht viele Denkmuster der veröffentlichten Meinung auf, auch sein Blick auf die Finanzbranche und die Reichen ist, da er Reichtum enger definiert als viele Umverteiler- und Sozialindustrieprofituere, differenziert. Und Blasen und Auswüchse kritisiert er ja auch zurecht.

Vor allem aber wird durch sein gleichzeitiges Eindreschen auf die Finanzindustrie auch seine Kritik an der Sozialindustrie überhaupt erst gehört. Dadurch erhält sein Buch Wohlwollen bei den Medien, auch wenn die üblichen Verdächtigen (wie Süddeutsche und Zeit) sein Buch weitgehend auf seine Kritik an der Finanzindustrie reduzieren (und das auch noch oberflächlicher, als er es in seinem Buch ausarbeitet) und seine Kritik an der Sozialindustrie und den nichtmateriellen Problemen der Unterschicht höchstens als Randnotiz, wenn überhaupt, erwähnen. Die überzeugende Feststellung, dass materielle Armut in Deutschland faktisch verschwunden ist und nicht den Unterschied zwischen bildungsferner Unterschicht und der (unteren) Mittelschicht ausmacht, da die Einkommen in Familien mit Kindern zwischen den beiden Gruppen annähernd gleich sind, erfährt man auch nur, wenn man das Buch oder achgut liest.

Einige Anzeichen zum Beweis, die jedem auffallen könnten, wenn man die Augen aufmacht, nennt er auch. Zum Beispiel die Unsummen, die für Werbung ausgegeben werden, die sich an die Unterschicht wenden. Worüber finanziert sich wohl das Unterschichten-"Free-TV"? Und warum gibt jemand Geld für Werbung an die Unterschicht aus? Aber die einfache Lösung, es läge nur am Materiellen wird mit Zähnen und Klauen verteidigt, auch von den "gemeinnützigen" Sozialunternehmen, die manchmal sogar selber zugeben, dass "Armut" in Deutschland nur noch ein Kampfbegriff ist. Auch die Emotionalisierung und auf das schlechte Gewissen abziehlende Attacken gegen Kritik, mit der sich andere mundtot machen und einschüchtern lassen, damit Geld locker gemacht wird, verschweigt der Autor nicht.

Vor allem aber beschreibt er die Mechanismen, die zum Wachstum der Sozialbranche führen. Mein Text hier soll nicht das eigenständige kaufen und lesen des Buches ersetzen, doch sei noch erwähnt: Es liegt unter andere am Status der Gemeinnützigkeit. Die Verbietet es Gewinn zu machen. Am Ende des Jahres bleiben aber in vielen Fällen Überschüsse übrig. Wohin damit? In Wachstum, es muss (laut Gesetz) für den gemeinnützigen Zweck reinvestiert werden. Also in neue Hilfsangebote. Ein interesannter Wachstumszwang, gerade bei den "Sozialen". Für die neuen Angebote müssen neue Kunden gesucht werden, deren Kosten vom Amt übernommen werden sollen. Die Sachbearbeiter in den Behörden können das kaum überprüfen, dafür sind es zu wenige, die zu sehr mit Akten und Anträgen beschäftigt sind, müssen sich als auf die Vorschläge der freien Träger weitgehend verlassen. Und je nach Behörde kann der Sachbearbeit dann zum Beispiel ohne Rücksprache bis zu 130€ als pauschale Bezahlung durch den Staat gewähren - pro Tag. Die Kosten des Angebots des Sozialunternehemens liegen dann zum Beispiel bei 128€ pro Tag. Besser gesagt die Preise. Denn die Kosten können in vielen Fällen darunter liegen. Zur Kostenreduktion pro Kopf besteht durchaus Motivation, seitdem Pauschalen gezahlt werden. Das generiert neue Überschüsse. Und so weiter. Bezahlen müssen die Kommunen, die sind gesetzlich verpflichtet.

Gewinne dürfen nicht an die Eigentümer der Sozialunternehmen ausgeschüttet werden, da steuerrechtlich gemeinnützig. Das ist aber für den Mechanismus, der die Fehlanreize auf Steuerzahlerkosten setzt, gar nicht notwendig. Zum einen sei das vielen in der Sozialbranche nämlich selber unangenehm, aber das verhindere nicht, dass sich nicht doch die meisten der Logik dieses Systems unterwerfen. Denn jeder braucht Ziele im Leben und jeder hat auch ein Ego. Das wird befriedigt, wenn der eigene Laden wächst - und damit Prestige und Macht. Zum anderen können natürlich auch Sozialunternehmen Gehälter auszahlen, die dann den Gehaltsempfänger natürlich zur freien, privaten Verfügung stehen. Bei den kleinen Angestellt der Sozialunternehmen sind die Vergütungsmodelle dann nicht unbedingt so prickelnd, aber bei den Sozialmanagern... (Hier fällt dam Autor aber nicht auf, dass er im ersten Teil Kapitalrendite als leisungsloses Einkommen ins Kreuzfeuer genommen hat, während er Managergehälte als -vielleicht überzogene - Vergütung für richtige Leistung noch halbwegs in Schutz nahm, da man diese als Leistungsanreize in einer Marktwirtschaft nun mal braucht, wie er selber einsieht. Hier hat man nun ein System, in dem Gewinn, der nicht reinvestiert wird, alleine in Lohn umgesetzt wird... Natürlich hier auch auf Steuerzahlerkosten, was einen Unterschied zu sich am Markt der privaten Kunden bewährenden System darstellt, also zumindest zu Managerposten außerhalb der vom Steuerzahler geretteten Finanzindustrie. Da hätte er noch drauf eingehen können, aber es ist ihm wohl selber nicht aufgefallen. Niemand ist perfekt, das Buch wäre sonst vielleicht überladen.)

Entscheidungen, was wie gefördert wird, trifft übrigens im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe nicht die Behörde, sondern laut Gesetz (er nennt irgendwo auch den Paragraphen im SGB) ein Jugendhilfeausschuss - in dem die Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder von den sogenannten freien Trägern entsandt werden. Also den "gemeinnützigen" Sozialunternehmern, die dann die Aufträge erhalten. Entscheider über die Auftragsvergabe (die Veranwortung für die Bezahlung übernimmt dann die Kommune) und Auftragnehmer in einem.

Kein Wunder, das die Helfer immer mehr Hilfsbedürftige brauchen...

Wichtigste Erkenntnis, die Zeit braucht, bis sie sich durchsetzt, gerade auch in den Medien: Auch Helfer haben Eigeninteressen, die weder mit den Interessend der Allgemeinheit, noch denen ihrer Kunden zu tun haben. Etwas, das bezüglich Verkäufern von Finanzprodukten inzwischen irgendwie jedem klar ist.

Meiner Erkenntnis, die nicht so im Buch formuliert wurde, ich aber mal wieder bestätigt sehe: Wenn Entscheidungsbefungnis (zum Beispiel: Wer erhält Geld? Wie wird es eingesetzt?) und Verantworung (wer stellt die Resourcen bereit) getrennt werden, kommt es zu massiven Fehlentwicklungen.

Alles in allem Lesenswert und ich habe bei weitem nicht alle interessante Informationen und Hintergründe (zum Beispiel über das enorme Wachstum und das unglaublich Aumaß der Sozialindustrie und den Lobbyeinfluss im Bundestag, der an den der Finanzindustrie locker heranreicht, samt Pöstchen als Sozialmanager nach der Politikerkariere, die aber keine Kritik hervoruft, sondern als sozialer Einsatz gefeiert wird.) wiedergegeben. Differenziert und Aufschlussreich. Es bricht mit Denkmustern, auch wenn dies vielleicht in den Mainstreammedien unter den Teppich gelobt wird. Aber das Medien sich das passende raussuchen und den Inhalt reduziert (und leider auch verzerrt) darstellen, daran hat man sich ja schon gewöhnt. Aber auf jeden Fall besser, als wenn das Buch unter den Teppich diffamiert und gar beschwiegen würde.

Ich werde dazu Ende des Jahres nochmal was auf meinem Blog schreiben. Dann ausführlich und vermutlich mehrteilig. Herje, sammelt sich für mein Blog viel an...

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

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