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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 8 Antworten
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Kaa Offline




Beiträge: 658

07.12.2012 00:31
Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Brief an meinen Lieblings-Antisemiten Augstein von Broder.

Ich weiß nicht, was ich von diesem Brief halten soll. Der Begriff "Antisemit" beendet für mich jede Diskussion. Damit, daß Broder einem (von ihm öfter so qualifiziertem) Antisemiten schreibt, legt er diese Bezeichnung erst mal auf Eis - auch wenn er sie lautstark äußert. Dieses Lavieren verstehe ich.

Er versucht Augstein klar zu machen, und für mich klingt es so, als sei der Adressat in erster Linie Augstein und nicht die Öffentlichkeit (im Schutze der Öffentlichkeit ist es oft leichter Schwieriges zu diskutieren), daß "eine Obsession ..., die Sie immer wieder dazu bringt, die Juden für alles verantwortlich zu machen – den bedrohten Weltfrieden, das Unglück der Palästinenser und deren grenzenlosen Hass auf Israel. Diese Obsession ist es, lieber Jakob Augstein, die Sie zu einem Antisemiten macht."

Normalerweise würde ich das gut finden, weil ich glaube, daß einige der Leute, die als Antisemiten bezeichnet werden, einfach nicht genug nachgedacht haben, oder es wirklich gut meinen - nach dem Muster: Freunde kritisiert man, wenn sie was falsch machen, bei Leuten, bei denen Hopfen und Malz verloren ist, kann man sich die Kritik sparen. Noch dazu wenn die dann mehr als pampig werden könnten.

Ich begreife nicht, wieso er das macht bei jemandem der über Gaza schreibt "1,7 Millionen Menschen hausen da, zusammengepfercht auf 360 Quadratkilometern.". Jemand der schreiben kann, der weiß was er tut. Wenn es ne 20 jährige Studentin wäre oder ein halbjunger Angestellter - aber jemand, der ein WIRKLICHER Antisemit ist - wieso schreibt er dem.

Und die schlimmste Vorstellung ist, daß Jakob Augstein antwortet. Dann muß er die Antwort lesen. Aber scheinbar glaubt er, daß er das aushalten kann. Er ist ihm wohl wirklich sympathisch. Verstehe ich nicht, aber Broder hat ja auch einen Hund, was auch nichts für mich wäre.


Politisch korrekt zu sein, ..., wäre, so zu tun, als könne man Hundekacke an der sauberen Seite anfassen Michael Robotham (Krimiautor)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.554

07.12.2012 01:01
#2 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Kaa im Beitrag #1
- aber jemand, der ein WIRKLICHER Antisemit ist - wieso schreibt er dem.



Weil Augstein eben nicht irgendein beliebiger Ahnungsloser ist, sondern der Hofclown bei SPON: wenn er sich öffentlich ausmährt, wird das gelesen; vielleicht nicht ernst genommen - aber dadurch, daß er dort kann, und nicht nur auf einem privaten Blog, und nicht allein bei seiner privaten Zeitung, hat das einem anderen Stellenwert. Als Netzmedium ist das ja ziemlich weit vorn; & Augsteinens message kommt also rüber als Ansage an den geneigten Leser: "Das kann man sich mittlerweile erlauben", vielleicht nicht ganz so scharf gewürzt; aber das kommt noch, nach gebührender Gewöhnung. Da sitzt der punctum saliens, nicht an dem unverrückbaren Brett, das Herr A. vor der Stirn genagelt trägt.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

07.12.2012 01:31
#3 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Kaa im Beitrag #1

Und die schlimmste Vorstellung ist, daß Jakob Augstein antwortet.

Für mich die bestmögliche Vorstellung. Wie H. M. Broder Augstein beschreibt, steht er für sehr viele in unserem Land und in Europa.
Das ist die Aufforderung zum Duell - nicht die erste, aber die nachdrücklichste.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

07.12.2012 07:20
#4 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Kaa im Beitrag #1
Brief an meinen Lieblings-Antisemiten Augstein von Broder.

Liebe Kaa,

wenn ich das recht mitbekommen habe, läuft diese "Kontroverse", oder dieses Pingpong, ja schon einige Zeit. So was ist immer gut für beide Beteiligte.

Ich bin der Meinung, daß der Antisemitismus ein zu ernstes Thema ist, um in einem solchen persönlichen Pfauenkampf zwischen zwei gleichermaßen eitlen Selbsdarstellern abgehandelt zu werden.

(Von denen ich, nebenbei, den einen für sympathisch und kompetent halte und den anderen für den mißratenen Sohn von zwei großen Vätern).

Herzlich, Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

08.12.2012 12:26
#5 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #4

Ich bin der Meinung, daß der Antisemitismus ein zu ernstes Thema ist, um in einem solchen persönlichen Pfauenkampf zwischen zwei gleichermaßen eitlen Selbsdarstellern abgehandelt zu werden.

Lieber Zettel,
Henryk M. Broder ist einer der sehr, sehr wenigen Autoren die sich mit dem Thema Antisemitismus, und im speziellen, linken Antisemitismus gründlich beschäftigen. Seit langem sehr ernsthaft und ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen.

Vor mir liegt mein erstes Buch welches ich von ihm gelesen habe:
"Linke Tabus" erschienen im Verlag Klaus Bär in der Oranienstrasse in Kreuzberg, 1976. Die Oranienstrasse in Kreuzberg ist in etwa die Friedrichstrasse für Berlin-Mitte oder der Champs-Élysées für Paris.
Der Verlag mit seinem Comic-Laden war weit über Kreuzberg hinaus bekannt und gehörte zum linken Establishment.
Das Buch gliedert sich in drei Teile:
Linker Kitsch, Linker Opportunismus, Linker Antisemitismus.
http://www.abebooks.de/Linke-Tabus-Linke...s/7767386044/bd

Das ist kein Pfauenkampf.
Das ist der unermüdliche Einsatz eines mutigen, (ehem.) linken und großartigen Autors gegen die weit verbreitete deutsche Judenfeindlichkeit die kein Krieg, kein noch so schweres Verbrechen und auch keine Demokratisierung beenden konnte, da so gut wie niemand das Offensichtliche sehen und benennen will.
Es ist auch kein persönlicher Kampf. Henryk M. Broder hat Sympathisanten und das Ziel ist die Demagogie gegen Israel. Nicht Personen, sondern das, was die von ihm adressierten Personen an Verdrehungen und Halbwahrheiten als Meinungsmacher so publizieren. Er interessiert sich nicht für die Pressemitteilungen der NPD oder irgendwelcher nationalsozialistischer Sekten. Es geht um alle anderen, um die Bürgergesellschaft, um diejenigen, welche sich von morgens bis abends öffentlich über Moralthemen ausbreiten.
Henryk M. Broder hat mehr für die Aufklärung in diesem Land getan als die meisten anderen Publizisten. Dafür darf er aus meiner Sicht auch ein paar Schwächen haben.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Thanatos Offline



Beiträge: 232

09.12.2012 00:28
#6 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #5
Zitat von Zettel im Beitrag #4

Ich bin der Meinung, daß der Antisemitismus ein zu ernstes Thema ist, um in einem solchen persönlichen Pfauenkampf zwischen zwei gleichermaßen eitlen Selbsdarstellern abgehandelt zu werden.

Lieber Zettel,
Henryk M. Broder ist einer der sehr, sehr wenigen Autoren die sich mit dem Thema Antisemitismus, und im speziellen, linken Antisemitismus gründlich beschäftigen. Seit langem sehr ernsthaft und ohne Rücksicht auf persönliche Konsequenzen.

Vor mir liegt mein erstes Buch welches ich von ihm gelesen habe:
"Linke Tabus" erschienen im Verlag Klaus Bär in der Oranienstrasse in Kreuzberg, 1976. Die Oranienstrasse in Kreuzberg ist in etwa die Friedrichstrasse für Berlin-Mitte oder der Champs-Élysées für Paris.
Der Verlag mit seinem Comic-Laden war weit über Kreuzberg hinaus bekannt und gehörte zum linken Establishment.
Das Buch gliedert sich in drei Teile:
Linker Kitsch, Linker Opportunismus, Linker Antisemitismus.
http://www.abebooks.de/Linke-Tabus-Linke...s/7767386044/bd

Das ist kein Pfauenkampf.
Das ist der unermüdliche Einsatz eines mutigen, (ehem.) linken und großartigen Autors gegen die weit verbreitete deutsche Judenfeindlichkeit die kein Krieg, kein noch so schweres Verbrechen und auch keine Demokratisierung beenden konnte, da so gut wie niemand das Offensichtliche sehen und benennen will.
Es ist auch kein persönlicher Kampf. Henryk M. Broder hat Sympathisanten und das Ziel ist die Demagogie gegen Israel. Nicht Personen, sondern das, was die von ihm adressierten Personen an Verdrehungen und Halbwahrheiten als Meinungsmacher so publizieren. Er interessiert sich nicht für die Pressemitteilungen der NPD oder irgendwelcher nationalsozialistischer Sekten. Es geht um alle anderen, um die Bürgergesellschaft, um diejenigen, welche sich von morgens bis abends öffentlich über Moralthemen ausbreiten.
Henryk M. Broder hat mehr für die Aufklärung in diesem Land getan als die meisten anderen Publizisten. Dafür darf er aus meiner Sicht auch ein paar Schwächen haben.


Volle Zustimmung zur Aussage, bis auf den folgenden Teil:

"Es ist auch kein persönlicher Kampf. Henryk M. Broder hat Sympathisanten und das Ziel ist die Demagogie gegen Israel."

Da habe ich Verständnisprobleme. Sicher nur unglücklich formuliert.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.12.2012 00:36
#7 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #5
Henryk M. Broder hat mehr für die Aufklärung in diesem Land getan als die meisten anderen Publizisten. Dafür darf er aus meiner Sicht auch ein paar Schwächen haben.

Das bestreite ich ja nicht, lieber Erling Plaethe. Er war in meinem Beitrag ja nicht der mit den zwei Vätern.

Herzlich, Zettel

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

09.12.2012 10:35
#8 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Thanatos im Beitrag #6

Volle Zustimmung zur Aussage, bis auf den folgenden Teil:

"Es ist auch kein persönlicher Kampf. Henryk M. Broder hat Sympathisanten und das Ziel ist die Demagogie gegen Israel."

Da habe ich Verständnisprobleme. Sicher nur unglücklich formuliert.

Ja stimmt.
Was ich ausdrücken wollte ist, er tut dies schon lange nicht mehr allein. Es ist ihm zu verdanken, dass der Antisemitismus von links thematisiert wird, auch von anderen, welche gehört und gelesen werden.
Zum anderen lässt H. M. Broder nie den Humor vermissen, für einen persönlichen Kampf fehlt die Verbissenheit und das Antisemitismusthema ist nur eines unter vielen moralinhaltigen.
Satire kann auch recht persönlich wirken, wenn auch die Zielrichtung ein Thema ist. Die Abwehrreaktionen sind aber dieselben.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

09.12.2012 10:42
#9 RE: Broder: Brief an Jakob Augstein. Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #7
Er war in meinem Beitrag ja nicht der mit den zwei Vätern.

Ist mir auch nicht entgangen.

Ich habe für eitle Selbstdarsteller eine Menge übrig - wenn sie denn was drauf haben.
Vielleicht bin ich auch einfach nur ein Fan.

Viele Grüße, Erling Plaethe

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