Wer die politische Macht erringen oder sichern möchte, der braucht ein Narrativ; also eine Rahmenbeschreibung der Wirklichkeit, aus der folgt, daß er allein mit seinen politischen Zielen den Anforderungen der Zeit gerecht wird.
Der Linken ist das - nicht nur in Deutschland; besonders auch in den USA - gelungen, dies mit dem Narrativ vom schrumpfenden Mittelstand hinzubekommen; vom Mittelstand, der gar "zerrieben" werde.
Es ist im Grunde eine alte marxistische Idee; nämlich die von der "Proletarisierung des Bürgertums"; von der "Verschärfung der Klassengegensätze".
In Wahrheit haben sich die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten seit der Zeit von Marx nivelliert und nicht verschärft. Aber das Gegenteil wird in den Medien verbreitet, und das mit Erfolg.
Zitat Ist dieses Narrativ erst einmal allgemein akzeptiert, dann ist damit seine Implikation schon so gut wie sicher gesellschaftlicher Konsens: Daß weiter umverteilt werden muß; durch höhere Besteuerung der Besserverdienenden, durch die flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen; durch direkte Transferleistungen in Form von Zuwendungen und so fort.
Dies ist, meines Erachtens, ein ganz wichtiger Satz. Sobald eine genehmes „Meinungklima“ geschaffen ist, lässt sich mittels Gesetzen die eigene Agenda umsetzen. Der Wiederstand dagegen ist entsprechend gering, weil ein Großteil der Menschen diesen Narrativen auf den Leim gegangen sind.
Das sind ganz normale Vorgänge im politischen Geschäft und nicht nur auf dieses Beispiel beschränkt. Deshalb ist die alte Frage, bei allem was uns als plausibel präsentiert wird, nach vor sehr aktuell: „ Cui bono?“
Meines Erachtens kann man, wenn man sich mit der Einkommensverteilung beschäftigt, sich auf eine Nation beschränken. Die Prozesse die die Einkommensverteilung bestimmten wirken weltweit, weil wir durch den internationalen Handel ähnliche Effekte haben, als hätten wir einen internationalen Arbeitsmarkt. Die Frage sollte also eher sein, ob sich die Einkommen international angleichen, was tatsächlich der Fall ist. Um ihr Narrativ zu stützen, braucht die Linke also auch einen für sie eigentlich untypischen Blickwinkel.
Zitat von Zettel im Beitrag #1In Wahrheit haben sich die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten seit der Zeit von Marx nivelliert und nicht verschärft. Aber das Gegenteil wird in den Medien verbreitet, und das mit Erfolg.
Mich hat eine Zuschrift eines Lesers erreicht, der sich wieder einmal darüber beklagt, daß ich vom "mittleren Einkommen" spreche und nicht vom "Median".
Nur um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich habe in einem Artikel, der sich an Nicht-Statistiker wendet, den neutralen Begriff "mittleres Einkommen" verwendet; so, wie das auch die zitierte Autorin Dorothea Siems tut.
Wer sich in Statistik auskennt, der weiß, daß das kein statistischer Begriff ist, sondern der umgangssprachliche Oberbegriff für Maße der zentralen Tendenz wie Arithmetisches Mittel und Median. Hier handelt es sich um den Median. Das in einem solchen Artikel für den Nicht-Statistiker zu erläutern halte ich für nachgerade unmöglich.
Es gab dazu schon umfangreiche Diskussionen im Forum, beispielsweise in diesem Thread.
Ja, ja, ich sehe, wie vielseitig die Darstellung solcher Themen hier ist. Warum wird nur die Welt zitiert und nicht auch der Spiegel http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziale...u-a-872641.html bzw. die in diesem Artikel zitierte Studie? Sind die Berthelsmann Gruppe, der DIW, die Universität Bremen und die süddeutsche Zeitung marxistische Organisationen?
Die Frage, ob die Mittelschicht schrumpft, ist wohl eine Frage, welche Statistik denn am glaubwürdigsten gefälscht ist. Die Fakten (ich habe nicht alles geprüft, aber unter der Annahme. dass...) sind wohl klar. Im Bereich 70% - 150% gab es eine deutliche Abnahme, im Bereich 60% bis 200% eine geringfügige. Ursache sind der demografische Wandel und die Verschiebungen in den Familienstrukturen. Diese Fakten nennen beide Artikel, d.h. das ist das, was man mit Fug und Recht "Wahrheit" nennen kann. Nur bei der Interpretation gibt es wohl diamentral gegensätzliche Ansichten und diese sind eben Ansichten und keine Wahrheiten.
Der Hausherr sieht in dem, was der Spiegel bzw. die DIW Studie schreibt eine linke Verschwörung.
Zitat Es ist der Linken in den vergangenen Jahren gelungen, ihr gesellschaftliches Narrativ sozusagen zur anerkannten Lehrbuchwahrheit zu erheben:
Zitat Es ist im Grunde eine alte marxistische Idee
Ist dem so? Wer bringt die Journalisten dazu, an der Verschwörung teilzuhaben? Wurde die Studie von marxistischen Kampfgeldern finanziert? Wer leitet die Verschwörung? Ist Frau Merkel gar ein linker Kampfgenosse (oder irre ich mich darin, dass die Linke gar nicht an der Regierung ist?).
Man kann vermutlich statistisch feststellen (was ich nicht habe, aber vermute), dass die Themen, die den Linken nützen in den letzten Jahren zugenommen haben. Doch woran liegt das? Vielleicht daran, dass die - ähh - wie sage ich das jetzt - nicht-Linken keine Vision von Deutschland haben und daher auch keine zukuntsfähigen Themen anbieten können?
Die Zahl der Arbeitslosen sank von 3,8 Millionen im Jahr 2007 auf unter 3 Millionen im Jahr 2011. Das ist natürlich schon für sich genommen ein positiver Effekt und wird - natürlich - von Linken mit der Vermutung kritisiert, daß diese nicht mehr Arbeitslosen alle die sog. Billigjobs bekommen haben. Selbst wenn das wahr wäre wäre das ja ein Erfolg aber tatsächlich ist die Zahl der so Unterbschäftigten von 4,8 Millionen (2008) auf 4,2 Millionen gesunken. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist von 1,73 Millionen (2007) auf 1,06 Millionen (2011) gesunken. Die Zahl der Hart4 Empfänger ist von 5,3 Millionen (2007) auf 4,6 Millionen (2011) gesunken. Die Anzahl der Kinder mit Leistungsbezug ist in diesem Zeitraum von 1,89 auf 1,66 Millionen gefallen. Leider ist ja die Zahl der Aufstocker gestiegen was man sich aber leicht damit erklären kann, daß diejenigen die "frisch" aus Hartz4 kommen, eben zunächst mal nicht so hohe Löhne erwarten oder bekommen. Immerhin ist der Anteil der Geringverdiener von 24,2% der Beschäftigten auf 23% gefallen. Dies ist ja insofern doppelt gut als man bei sinkender Arbeitslosigkeit und sinkender Anzahl der hartz4 Bezieher eigentlich einen prozentualen Antsieg der Geringverdiener hätte erwarten können.
Das die Zahl der Arbeitslosen gefallen ist hat natürlich auch einen positiven Effekt auf die Gruppe die Arbeitsplätze schafft. Und an der Stelle trennt sich die Sicht von Linken und Nichtlinken am schärfsten. Während Linke darüber empört sind, daß die sog Reichen noch reicher werden ist das tatsächlich in Indiz dafür, daß diejenigen die Arbeisplätze schaffen auch belohnt werden und dies damit auch in Zukunft tun werden. Das die Reichen reicher geworden sind und die Hochverdiener mehr verdienen ist ja nicht nur gut sondern erhöht ja auch das Durchschnittseinkommen. Bei einem höheren Durchschnittseinkommen müßten rein statistisch aber noch mehr Menschen in die Kategorie armutsgefährdet fallen (unter diese 60%). Das ist aber gar nicht passiert, so daß auch die unteren Lohngruppen offensichtlich mit profitiert haben.
Bemerkenswert ist das sowieso gar nicht mehr von Armut sondern vom Armutsrisiko gesprochen wird - ein billiger Taschenspielertrick.
Die Mitte schrumpft ja nur prozentual und selbst da ist sie auf einem hohem Niveau. Die steigende Zahl der Millionäre (hat sich in den letzten 20 Jahren vervierfacht) ist ein Hinweis darauf, daß auch "nach oben" hin abgegeben wird.
Zitat von ThomasM im Beitrag #5Ist Frau Merkel gar ein linker Kampfgenosse...?
Frau Bundskanzlerin Merkel hat im deutschen Bundestag bei der Diskussion des Armuts- und Reichtumsberichts darauf hingewiesen, daß der Abstand zwischen Reich und Arm schrumpft. Sie führte aus, daß zwischen 2005 und 2010, so die Ungleichheit in den Einkommen gesunken ist.
Zitat von ThomasM im Beitrag #5Der Hausherr sieht in dem, was der Spiegel bzw. die DIW Studie schreibt eine linke Verschwörung.
Schon wieder unterstellen Sie mir etwas, das ich nicht behauptet habe. Selbstverständlich gibt es keine Verschwörung. Es gibt den Versuch, ein bestimmtes Narrativ durchzusetzen. Jede politische Richtung versucht das.
Bei der nächsten derartigen falschen Unterstelltung beende ich Ihre Mitgliedschaft. So kann man nicht diskutieren.
Zitat Verschiedene Studien haben versucht, die Parteineigung deutscher Journalisten und Journalistenschüler zu eruieren. Zieht man die Ergebnisse von drei vorliegenden Befragungen* (siehe Grafik rechts und Anhang am Ende des Artikels) zusammen, dann kommt Bündnis 90/Die Grünen auf eine Zustimmung von 33,8 Prozent, mehr als ein Drittel also. Die SPD kommt auf 20,8 Prozent. Zwischen den beiden liegt die Gruppe jener, die behaupten, ihnen sei keine Partei nahe: 27,9 Prozent. Ganz sicher nicht nahe ist den Journalisten allerdings die vom Volk 2009 gewählte Regierung: CDU/(CSU) und die FDP finden lediglich 7,6 beziehungsweise 6,9 Prozent Zustimmung. Eine rot-grüne Koalition unter deutschen Journalisten? Mit 54,6 Prozent Zustimmung: No problem. Eine schwarz-gelbe? Mit 14,5 Prozent Zustimmung: No way.
Zitat Die sozialen Eiferer blenden aus, dass Mittelschicht nicht allein durch das Einkommen definiert ist. Auch Bildung und Werte prägen die Mitte.
Ein wichtiger Punkt, den man so sehr selten zu lesen bekommt. Z.B. wird ein erheblicher Teil der Studenten nur über ein weit unterdurchschnittliches Einkommen verfügen, es wäre aber recht sonderbar, diese Gruppe zur "Unterschicht" zu rechnen.
Daß man die Schichtzugehörigkeit rein finanziell definiert, ist übigens umso merkwürdiger, als man es ja in anderen Bereichen für fortschrittlich hält, nicht mehr nur den schnöden Mammon zu betrachten, sondern auch eine durch eine andere Faktoren bestimmte Lebensqualität. Auf der einen Seite hält man also einen Wohlstandsindikator wie das BIP für überholt und möchte diesem gerne einen genuinen Glücksindikator an die Seite stellen; wenn es aber um Fragen wie ALG2 oder Schichtzugehörigkeit geht, spielt nur die Frage eine Rolle, wie hoch das monatliche Einkommen ist.
Zitat von AldiOn im Beitrag #9Das ist keine Verschwörung sondern Journalisten schreiben einfach entlang ihrer politischen Einstellung.
Wenn man - wie wohl die meisten Journalisten - jahrelang irgendwas geisteswissenschaftliches studiert hat, um dann mit 35 festzustellen, dass man bei miesen Bedingungen kaum genug verdient, um eine Familie zu ernähren, liegt es auch ziemlich nahe, die Gesellschaft, den Kapitalismus oder sonst böse Kräfte für die eigenen Misere verantwortlich zu machen. "Links-Sein" ist dann schon ziemlich determiniert. Sein bestimmt halt das Bewusstsein.
Zitat von Skipper im Beitrag #11um dann mit 35 festzustellen, dass man bei miesen Bedingungen kaum genug verdient, um eine Familie zu ernähren,
Wobei ich vermute/hoffe, daß SPIEGEL Journalisten doch wohl genug verdienen, um ihre Familie sehr komfortabel durchzubringen. Es sit wohl doch so, daß Sein und Bewußtsein nicht grundsätzlich in einem stringenten Zusammenhang stehen. Wäre auch schade...
Zitat Die sozialen Eiferer blenden aus, dass Mittelschicht nicht allein durch das Einkommen definiert ist. Auch Bildung und Werte prägen die Mitte.
Ein wichtiger Punkt, den man so sehr selten zu lesen bekommt. Z.B. wird ein erheblicher Teil der Studenten nur über ein weit unterdurchschnittliches Einkommen verfügen, es wäre aber recht sonderbar, diese Gruppe zur "Unterschicht" zu rechnen.
Ich habe mich vor Jahren einmal - noch vor der Zeit von ZR und kleinem Zimmer, deshalb leider nicht verlinkbar - mit den Statistiken des US-Finanzministeriums befaßt.
Dort werden die Steuerzahler nach Quintilen eingeteilt; also die untersten 20 Prozent, die zweituntersten 20 Prozent usw. Und es wurden auch die Veränderungen der einzelnen Steuerzahler registriert: Wer wechselte wann in ein anderes Quintil?
Das Erstaunliche war, daß nur eine Minderheit derer, die im untersten Quintil waren, dort blieb. Viele wechselten schon nach wenigsn Jahren in das zweiunterste, viele sogar in das mittlere Quintil.
"Die da unten" waren also keine homogene soziale Schicht gewesen, sondern Menschen, die aus ganz verschiedenen Gründen zu der betreffenden Zeit wenig Geld verdient hatten.
Mir fällt, lieber DrNick, immer einmal wieder auf, wie sehr die Vorstellung von unserer Gesellschaft, die man in vielen Medien findet, vulgärmarxistisch geprägt ist: Wir da unten und ihr da oben; Zuspitzung der sozialen Gegensätze, immer mehr "Prekäre".
Es gibt Armut; auch in Deutschland. Aber es gibt sie eher dort, wo man sie nicht vermutet.
Eine unserer Bekannten hatte zusammen mit ihrem Mann ein Bauunternehmen, das in Insolvenz ging, weil ein Großkunde seinerseits bankrott gemacht hatte. Sie hafteten persönlich mit ihrem ganzen Vermögen, mußten ihr Haus verkaufen und konnten sich auch keine Mietwohnung mehr leisten. Wir haben ihnen damals angeboten, zeitweise in unserem Wohnwagen zu wohnen; aber es fand sich dann eine familiäre Lösung. Sie halten sich jetzt mühsam über Wasser.
Eine andere Bekannte meiner Frau fällt durch alle sozialen Netze; die Einzelheiten verstehe ich nicht ganz. Jedenfalls hat sie kein TV oder Radio und kämpft im Augenblick darum, unter der neuen Regelung keine Rundfunkgebühren zahlen zu müssen. Sie heizt nicht über 17 Grad.
Das gibt es. Mit der "sozialen Kluft" hat es aber so gut wie nichts zu tun.
Zitat von AldiOn im Beitrag #12Wobei ich vermute/hoffe, daß SPIEGEL Journalisten doch wohl genug verdienen, um ihre Familie sehr komfortabel durchzubringen.
Das sind vielleicht 1%. In dem Bereich gibt es wenig Festanstellung und viiiiiele Freelancer. Ich war mal mit einem Journalisten befreundet, und hab' mich nur gewundert, wie wenig selbst renommierte Zeitungen für Artikel von Freiberuflern zahlen. Dafür würde kein Handwerker arbeiten. Mein Bekannter hat übrigens mehr oder weniger von seiner gut verdienenden Frau gelebt.
Zitat von Skipper im Beitrag #14Das sind vielleicht 1%.
Und das sind genau die deren Artikel wir lesen und hier diskutieren während wir die Ausführungen Ihres Freundes vermutlich noch nicht zu Gesicht bekommen haben.
Zitat von AldiOn im Beitrag #15Und das sind genau die deren Artikel wir lesen und hier diskutieren während wir die Ausführungen Ihres Freundes vermutlich noch nicht zu Gesicht bekommen haben.
Auf letzteres würde ich nicht wetten. Und Sie würden sich wahrscheinlich wundern, wiewenig Beiträge in Zeitschriften von festangestellten Redakteuren stammen.
Zitat von Skipper im Beitrag #16Und Sie würden sich wahrscheinlich wundern, wiewenig Beiträge in Zeitschriften von festangestellten Redakteuren stammen.
Dann wird Ihr Beitrag in 11 wohl stimmen. Das allerdings stimmt mich fröhlich, da Leute, die ich überwiegend für professionelle Lügner und Betrüger halte, ausnahmsweise mal bei Ausübung ihres Gewerbes am Hungertuch nagen.
Wobei das wohl so ist, weil niemand mehr diesen Dreck so richtig lesen will. Es ist womöglich kein Zufall, daß FR und FTD zuerst über die Wupper gegangen sind.
Zitat von ThomasM im Beitrag #5Sind die Berthelsmann Gruppe, der DIW, die Universität Bremen und die süddeutsche Zeitung marxistische Organisationen?
Auf jeden Fall kommt es ziemlich oft vor, dass diese Organisationen marxistische Propaganda betreiben.
Zitat von ThomasM im Beitrag #5Der Hausherr sieht in dem, was der Spiegel bzw. die DIW Studie schreibt eine linke Verschwörung.
Zitat Es ist der Linken in den vergangenen Jahren gelungen, ihr gesellschaftliches Narrativ sozusagen zur anerkannten Lehrbuchwahrheit zu erheben:
Zitat Es ist im Grunde eine alte marxistische Idee
Ist dem so? Wer bringt die Journalisten dazu, an der Verschwörung teilzuhaben? Wurde die Studie von marxistischen Kampfgeldern finanziert?
Vielleicht sollte man sich mal mit dem Personal beschäftigen. Machen wir uns nichts vor, die meisten Insassen der sozial-, geistes- gender- und anderer propagandawissenschaftlichen Fakultäten sind Leute, die mit dem Glas Wein in Hand gern damit kokettieren, dass sie „in Mathe noch nie besonders gut gewesen“ sind. Diese Fakultäten sind (wie Weiss zutreffend feststellt) mehrheitlich verkommen zu Bewahranstalten für Abiturienten, die ohne diese Bewahranstalten arbeitslos wären. Was machen die alle, wenn die mit dem Studium fertig sind? Was bietet denen der Arbeitsmarkt? Gar nichts. Diese Leute sind von ihrer Grundausstattung her gar nicht in der Lage, in der modernen Produktion eine Arbeit zu verrichten, die nicht jeder andere auch verrichten könnte und für die deshalb der Unternehmer einen ordentlichen Knappheitslohn zu zahlen bereit wäre. Deshalb besetzt dieses akademische Lumpenproletariat die Stellen, wo eben die Leistung nicht so viel zählt, die Posten in Politik und Medien. Und einige bleiben natürlich in der Uni und treiben dort ihr Unwesen als Hochschullehrer. Diese Leute, einmal an den Schalthebeln, finden dann immer neue „Gründe“, warum immer neue Versorgungspöstchen geschaffen werden müssen und warum immer mehr umzuverteilen ist. Von dort kommt der anschwellende Bocksgesang von Solidarität, bedingungslosem Grundeinkommen, Stoppt Gewalt gegen Frauen, Quote in Führungspositionen, Faschismus in der Mitte der Gesellschaft, Schere zwischen irgendwas, …
Ich habe vorgestern im Fernsehen (Sender schon wieder vergessen) eine Reportage über die letzten Tage der rosa ZEIT gesehen. Herzzerreißend. Diese Nichtskönner haben das Kunststück fertiggebracht, mit 300 Mitarbeitern ein Wurstblatt zu produzieren, für die gerade mal fünfzigtausend Menschen freiwillig bezahlt haben. Von Selbstkritik jedoch keine Spur. Im Gegenteil, die haben gehadert mit der Gesellschaft, der ewig versagenden, die in ihrer Ignoranz kein Interesse an (ihre Ergüsse halten die tatsächlich dafür) „Qualitätsjournalismus“ hat, Qualitätsjournalismus, für den die von Ihresgleichen immerhin 90 Journalistenpreise erhalten haben. Mein Lieblingsstuss aus diesem Periodikum:
Zitat von FTD 25.12.2012, Peter Ehrlich - Operation Fort KnoxWarum verkauft die Bundesbank, die schließlich uns allen gehört, nicht mal 100 Tonnen <Gold> und investiert dafür in die Jugend Südeuropas
Zitat von AldiOn im Beitrag #12Wobei ich vermute/hoffe, daß SPIEGEL Journalisten doch wohl genug verdienen, um ihre Familie sehr komfortabel durchzubringen.
Das sind vielleicht 1%. In dem Bereich gibt es wenig Festanstellung und viiiiiele Freelancer.
Das ist von außen her schwer feststellbar. In den 90ern waren Zeitungen die Genehmigung zum Gelddrucken. Die Verlage habe sich dumm und dämlich verdient. In dieser Situation fällt naturgemäß auch für die Mitarbeiter ordentlich was ab. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert. Die ersten Entlassungswellen gab es vor (gefühlt, habe jetzt keine Belege) vor drei Jahren. Schockiert haben mich dabei die Zahlen. Da hat man mal so gelesen, dass bei einer Zeitung ein Viertel der Journalisten, nämlich 20, entlassen würden. Hä? Ich hatte bis dahin den Eindruck, dass das Wurstblatt von ein paar Studenten produziert wird, die sich was dazuverdienen, in dem die ein paar Textstellen aus den Agenturmeldungen und Presseerklärungen zusammenkopieren und mit dem Mac auf die Zeitungsseiten formatieren. Und wie AldiOn erfreut es mich ganz besonders, dass es FTD und FR richtig trifft. Und ich freu mich auch, dass Augstein sein Hetzblatt ebenfalls gesundschrumpfen muss.
Zitat Eine unserer Bekannten hatte zusammen mit ihrem Mann ein Bauunternehmen, das in Insolvenz ging, weil ein Großkunde seinerseits bankrott gemacht hatte. Sie hafteten persönlich mit ihrem ganzen Vermögen
Das ist die bittere Ironie des Sozialstaates: Die größten Absturzgefahren sammeln sich heute in der angeblichen Ausbeuterklasse der Unternehmer. Die existenziellen, durch das eigene Verhalten oft gar nicht beeinflussbaren Risiken, denen mittelständische Selbständige ausgesetzt sind, würden von den meisten Arbeitnehmern als völlig unzumutbar angesehen. Die Kapitalbildung, mit der sich diese Selbständigen ihren Sicherheitspuffer schaffen, gilt dagegen als obszön, das Privatvermögen wird zunehmend zur Verfügungsmasse der Politik erklärt.
Zitat von Juno im Beitrag #20Das ist die bittere Ironie des Sozialstaates: Die größten Absturzgefahren sammeln sich heute in der angeblichen Ausbeuterklasse der Unternehmer.
Ach naja... Auch für diesen Personenkreis gilt, daß sie nach 7 Jahren anständigem Verhalten ihre Schulden los sind. Und selbst in dieser Zeit können sie über Srohmänner (oder die Ehefrau) ihre Geschäfte weiterführen.
Auch Pleite gegangene Unternehmer haben Anrecht auf Hartz4 - wie das wohl bei der Familie Schlecker auch ansteht, die schlicht vergessen haben in guten Zeiten eine vernünftige Firmenkonstruktion zu realisieren.
Zitat Ich habe vorgestern im Fernsehen (Sender schon wieder vergessen) eine Reportage über die letzten Tage der rosa ZEIT gesehen. Herzzerreißend. Diese Nichtskönner haben das Kunststück fertiggebracht, mit 300 Mitarbeitern ein Wurstblatt zu produzieren, für die gerade mal fünfzigtausend Menschen freiwillig bezahlt haben.
Welche "rosa Zeit"? Die Bezeichnung sagt mir nichts. Oder meinen Sie einfach die Zeit? Die hat nur 50.000 verkaufte Exemplare? Wirklich? Oder meinen Sie eine andere Zeitschrift?
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
ich werd nervös, wenn davon geredet wird, Mittelschicht kulturell und nicht mehr materiell zu definieren. Erinnert mich an Chile. Ich könnte eine schöne Groteske schreiben über Menschen, die in persönlichen Erwerbskrisen eine Menge Energien darauch verwenden, nach aussen den bürgerlichen Schein zu wahren, während sie in ihren kleinen Häusern und Wohnungen wie in Afrika leben. Nett wäre das nicht. In einer solchen Gesellschaft leben, möchte ich auch nicht.
Bürgerliche Werte sind immaterielle Aktiva. Sie drücken sich konkret im Mitdenken für das Gesamtziel, Disziplin und Fleiss aus. Dies sollte doch auch pekuniär honoriert werden. Die in meinem beruflichen Bereich zum Glück sehr virulenten modernen Management-Methoden wie scrum, kanban und was-nicht betonen alle eine stärkere Einbindung der unteren Ränge in traditionelle Führungsaufgaben wie Planung, Kontrolle von Qualität, Überprüfung der Einhaltung von Zwischenzielen und eindeutig auch bis zur Disziplinierung von Mitarbeitern. In einer immer komplexeren und automatisierteren Welt macht das übrigens schwer Sinn, weil es immer schwerer wird, einen Überblick zu behalten. Entlohnt werden diese zusätzlichen Anforderungen eher nicht. Stattdessen steigen die Gehälter von Führungspersonen überproportional, obwohl sie immer mehr Inhalte ihrer Tätigkeiten abgeben. Ob dies auf ewige Zeiten so weiter gehen kann, wird die Zukunft zeigen.
Tatsache bleibt, dass wir mit unserer vergleichsweise recht ausgewogenen Verteilung der Erwerbseinkommen recht gut gefahren sind und dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen dem einen positiven Wert beimisst. Tatsache bleibt auch, dass die durchschnittlichen Einkommen der Mitte der Gesellschaft eher stagnieren, während sie bei den oberen 10% stark überdurchschnittlich ansteigen. Und zwar obwohl der Anteil der Lebenszeit, der durchschnittlich in Ausbildung gesteckt wird, immer weiter zunimmt. Wenn nun die pekuniäre Wertschätzung des Durchschnittsakademikers auf dem allwissenden Markt deutlich unterhalb der extrapolierten Erwartungen aus den 80ern verharrt, könnten wir ja auch über die Pensionsansprüche derjenigen nachdenken, die Teile ihrer Lebensenergien in die Lehre dieser Menschen investiert haben?
Der Reichtum Singapurs, das hohe Wachstum Panamas, der Anstieg der deutschen Exporte an nicht-EU von 38% (2009) auf 43% (2012). Wir leben in einer Zeit der hohen Gewinne für etwas, das man im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit "Großkaufleute" genannt hat. Waren politische Gebilde, in der diese Gruppen eine starke Stellung innehatten, sonderlich stabil? Über einen längeren Zeitraum eher nicht. Die nord/mittelitalienischen Stadt-Staaten, die küstennahen Städte der Niederlande und Flanderns, die Hanse-Städte, Portugal und Sevilla, die alle gingen irgendwann unter. Gebilde, die auf die tätige schöpferische Kraft des Mittelstandes setzt, sind da schon deutlich stabiler: Skandinavien im 20. Jhdt, die USA seit 1789, die Bundesrepublik, Südkorea, Australien, Kanada und Japan.
Eine kleine Gruppe erzielt höhere Profite als andere aus der Globalisierung. Es gibt fiskalische Möglichkeiten der Umverteilung, um die materiellen Kräfteverhältnisse auf ein Mass zurückzufahren, mit dem wir lange gut gelebt haben.
Zitat Ich habe vorgestern im Fernsehen (Sender schon wieder vergessen) eine Reportage über die letzten Tage der rosa ZEIT gesehen. Herzzerreißend. Diese Nichtskönner haben das Kunststück fertiggebracht, mit 300 Mitarbeitern ein Wurstblatt zu produzieren, für die gerade mal fünfzigtausend Menschen freiwillig bezahlt haben.
Welche "rosa Zeit"? Die Bezeichnung sagt mir nichts. Oder meinen Sie einfach die Zeit? Die hat nur 50.000 verkaufte Exemplare? Wirklich? Oder meinen Sie eine andere Zeitschrift?
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