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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 9 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.02.2013 10:23
Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Zur Zeit von Präsident Bush war in den deutschen Medien ständig von der "Bush-Administration" die Rede. Von einer "Obama-Administration" liest man hingegen fast nie.

Ich verwende dieses Wort einmal in der Überschrift dieses Artikels, in dem ich im wesentlichen einen Aufsatz des amerikanischen Nahostexperten Raymond Stock referiere.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

03.02.2013 12:59
#2 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Es ist interessant zu wissen, dass Obama so gehandelt hat. Noch interessanter wäre das Warum. Angst vor einem Machtvakuum? Naivität? Versuch, das eigene Ansehen in der islamischen Welt zu steigern?

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

03.02.2013 13:59
#3 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #2
Es ist interessant zu wissen, dass Obama so gehandelt hat. Noch interessanter wäre das Warum. Angst vor einem Machtvakuum? Naivität? Versuch, das eigene Ansehen in der islamischen Welt zu steigern?

Stratfor hat es m.E. immer wieder angedeutet wenn nicht gesagt, jedenfalls nicht die MB klar benennend. Es geht um die Stabilität in der Region. Offenbar hält Obama die MB für den stabilisierenden Faktor in Nordafrika.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

03.02.2013 14:33
#4 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #3
Zitat von Noricus im Beitrag #2
Es ist interessant zu wissen, dass Obama so gehandelt hat. Noch interessanter wäre das Warum. Angst vor einem Machtvakuum? Naivität? Versuch, das eigene Ansehen in der islamischen Welt zu steigern?

Stratfor hat es m.E. immer wieder angedeutet wenn nicht gesagt, jedenfalls nicht die MB klar benennend. Es geht um die Stabilität in der Region. Offenbar hält Obama die MB für den stabilisierenden Faktor in Nordafrika.


Danke. Diesen Gedanken - die MB als Stabilitätsfaktor - wollte ich mit "Angst vor einem Machtvakuum" (sprachlich mangelhaft) andeuten. Er wäre aber auch ein Beleg für Obamas Naivität.

DST Offline



Beiträge: 20

03.02.2013 14:43
#5 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat
Offenbar hält Obama die MB für den stabilisierenden Faktor in Nordafrika.


Das sehe ich auch so. Die Muslimbrüder sind nun mal der entscheidende Machtfaktor in Ägypten. Dass es sich dabei um Islamisten handelt hat die USA ja noch nie gestört (siehe Saudi-Arabien, Katar, Pakistan etc.). Hauptsache sie stehen auf der richtigen Seite (d.h. sind nicht mit Iran verbündet). Insofern würde es mich auch nicht wundern, wenn eines Tage herauskommen würde, das Mursi CIA-Agent ist.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.02.2013 14:43
#6 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #4
Diesen Gedanken - die MB als Stabilitätsfaktor - wollte ich mit "Angst vor einem Machtvakuum" (sprachlich mangelhaft) andeuten. Er wäre aber auch ein Beleg für Obamas Naivität.

Stabilität ist ja kein Wert an sich. Auch der Sowjetblock war bis 1989 stabil.

Hat Obama nicht verstanden, daß die Moslembrüder nach Israel in den USA ihren zweiten großen Feind sehen? Hat er, hat seine scheidende Außenministerin nicht begriffen, daß weitere Militärhilfe für Ägypten bedeutet, daß man die eigenen Feinde bewaffnet?

Obama ist in seiner Kairoer Rede sehr weit gegangen. Er hat sich nicht nur als "Barack Hussein Obama" vorgestellt (nur Moslems tragen den Vornamen Hussein), sondern er hat auch bei der Erwähnung des Propheten in dieser Rede die Formel gesprochen, die für Moslems vorgeschrieben ist.

Obama ist bekanntlich als Moslem aufgewachsen. Er war kein frommes Kind, aber er ging in die Koranschule.

Es ist abwegig, ihn - wie das manche amerikanische Konservative tun - als Moslem zu sehen. Aber mir scheint, daß er vor diesem biographischen Hintergrund gern mit den Moslems, selbst den radikalen, gut Freund sein möchte. Nur wollen die Islamisten nicht gern gut Freund mit den USA sein.

Herzlich, Zettel

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

03.02.2013 15:26
#7 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #6
Obama ist bekanntlich als Moslem aufgewachsen. Er war kein frommes Kind, aber er ging in die Koranschule.

Es ist abwegig, ihn - wie das manche amerikanische Konservative tun - als Moslem zu sehen. Aber mir scheint, daß er vor diesem biographischen Hintergrund gern mit den Moslems, selbst den radikalen, gut Freund sein möchte. Nur wollen die Islamisten nicht gern gut Freund mit den USA sein.


Bei Obama spielt hier der biographische Hintergrund sicher mit herein; aber dieser Einstellung begegnet man doch auch bei anderen amerikanischen und europäischen Linken, die über keine solchen Lebenslauf-Verbindungen zum Islam verfügen. Es ist die naive Mär, dass sich Islamisten schon zu Freiheit und Rechtsstaatlichkeit bekehren werden, wenn der Westen ihnen nur auf Augenhöhe und nicht neokolonialistisch-imperialistisch begegnet.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

03.02.2013 16:06
#8 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #6
Zitat von Noricus im Beitrag #4
Diesen Gedanken - die MB als Stabilitätsfaktor - wollte ich mit "Angst vor einem Machtvakuum" (sprachlich mangelhaft) andeuten. Er wäre aber auch ein Beleg für Obamas Naivität.

Stabilität ist ja kein Wert an sich. Auch der Sowjetblock war bis 1989 stabil.

Lieber Zettel, Amerika befand sich ja schließlich in einem Krieg, wenn auch einem kalten, mit dem Sowjetblock. Die Stabilität, welche Amerika, und es ist mit Sicherheit nicht Obama allein der solch eine Beurteilung fällt, sich für Nordafrika wünscht, soll selbstverständlich seinen Interessen dienen. Die MB sind keine Kriegsgegner, sondern Partner.
Und noch ein Gedanke zum Sowjetblock und seiner Stabilität. Es gab eigentlich nur einen Präsidenten der USA welchem die Stabilität der Sowjetunion gleichgültig, ja sogar hinderlich erschien, das war Ronald Reagan. Und der hatte es selbst in seiner Partei mit erheblichem Widerstand zu tun, ob seiner aggressiven Politik gegenüber dem Ostblock gegenüber.

Viele Grüße, Erling Plaethe

123 Offline



Beiträge: 287

03.02.2013 20:09
#9 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat
Hat Obama nicht verstanden, daß die Moslembrüder nach Israel in den USA ihren zweiten großen Feind sehen? Hat er, hat seine scheidende Außenministerin nicht begriffen, daß weitere Militärhilfe für Ägypten bedeutet, daß man die eigenen Feinde bewaffnet?




Schließt man von Obamas Handlungen auf seine Intention, so drängt sich der Schluß auf, daß es nicht Naivität war, die ihn Mursi und die MB unterstützen ließ, sondern Sympathie.

Obama macht keine Fehler, er hat ein klares Welt- und Feindbild, in welchem die westliche Zivilisation der Bösewicht ist. Er legt völlig konträre moralische Maßstäbe an islamische Länder
und diese Zivilisation an im Vergleich zum Westen. Diesem nimmt er seine verwerflichen Seiten übel (z.B. Sklaverei), während er die in der islamischen Welt ignoriert oder entschuldigt.
Etwa den Armeniergenozid der Türkei. Dem stellt er den Umgang mit den Indianern gegenüber, und damit stellt er beide Länder moralisch auf eine Stufe. Obwohl die Türkei jede selbstkritische
Auseinandersetzung blockiert.

Obama als Moslem zu sehen ? Unnötig, er ist vor allem ein US-Linker, und Linken stehen die externen Gegner der westlichen Zivilisation automatisch näher als das eigene Land, bzw.
dessen Kultur. Bei uns haben diese Rolle Grüne und Sozis, die Post-68iger, die Massenmörder wie Mao und Ho-Chi-Minh für vorbildlich und human hielten.

Zudem hat Obama etliche den MB nahe stehende Personen in seinen engsten Beraterkreis und in höchste Ämter geholt.

Die Unterstützung für Mursi bringt den typisch linken Haß auf den Westen zum Ausdruck, und man kann hier sehr leicht die Prognose stellen, daß Obama sich noch viel radikaler zu Gunsten
der MB, und des fundamentalistischen Islam engagieren wird, weil gemäß seinem, und dem der westlichen Linken, die MB ect. genauso logische Verbündete sind, wie es einst die Kommunisten
waren.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

04.02.2013 12:04
#10 RE: Aufruhr in Arabien (38): Morsi und die Obama-Administration Antworten

Zitat von ZR
Hat Obama nicht verstanden, daß die Moslembrüder nach Israel in den USA ihren zweiten großen Feind sehen? Hat er, hat seine scheidende Außenministerin nicht begriffen, daß weitere Militärhilfe für Ägypten bedeutet, daß man die eigenen Feinde bewaffnet?


Diese Frage, und damit eine Erklärung jenseits einer links-rechts Rhetorik, bietet auch dieser, aktuellere, Artikel von Stratfor:

Zitat von http://www.stratfor.com/weekly/avoiding-...f0b98e1cd8a9b51
Reversing a strategy is difficult. It is uncomfortable for any power to acknowledge that it has overreached, which the United States did both in Iraq and Afghanistan. It is even more difficult to acknowledge that the goals set by President George W. Bush in Iraq and Obama in Afghanistan lacked coherence. But clearly the war has run its course, and what is difficult is also obvious. We are not going to eliminate the threat of radical Islamism.
Read more: Avoiding the Wars That Never End | Stratfor



Und offenbar macht sich Obama folgendes Sprichwort zu eigen:
"Wenn Du einen Feind nicht besiegen kannst, dann mache ihn Dir zum Freund." Obama will m.E. den Teil des islamischen Terrors bekämpfen, den er langfristig auch ausschalten kann und den die Partner in der westlichen Welt, z.B. Frankreich und Großbritannien, ausschalten können, ohne dass Amerika die Führung übernehmen muss - al-Qaida.

Zitat von http://www.stratfor.com/weekly/avoiding-...f0b98e1cd8a9b51
The greatest danger of war is what it can do to one's own society, changing the obligations of citizens and reshaping their rights. The United States has always done this during wars, but those wars would always end. Fighting a war that cannot end reshapes domestic life permanently. A strategy that compels engagement everywhere will exhaust a country. No empire can survive the imperative of permanent, unwinnable warfare. It is fascinating to watch the French deal with Mali. It is even more fascinating to watch the United States wishing them well and mostly staying out of it. It has taken about 10 years, but here we can see the American system stabilize itself by mitigating the threats that can't be eliminated and refusing to be drawn into fights it can let others handle.
Read more: Avoiding the Wars That Never End | Stratfor


"<a href="http://www.stratfor.com/weekly/avoiding-wars-never-end">Avoiding the Wars That Never End</a> is republished with permission of Stratfor."

Was Obama verstanden hat, ist einerseits die nicht zu übersehende Macht der MB in Nordafrika. Sie kann nicht ignoriert werden, wie sie auch nicht erfolgreich unterdrückt werden kann. Daran ist Mubarak gescheitert. Eine Supermacht sucht als Partner den mächtigsten Player in einem regionalen Unruheherd und versucht ihn einzudämmen. Dass Obama der Zugang zu muslimischen Extremisten leichter fällt, kann nicht wirklich verwundern, bedenkt man seine früheren Beziehungen zu Jeremiah Wright und der Trinity United Church of Christ. Somit ist seine Vorgehensweise die MB betreffend auch mit seinem linkskollektivistischen Hintergrund zu erklären und global betrachtet mit der veränderten Situation in Nordafrika durch den sogenannten Arabischen Frühling, welcher nichts weiter als die Machtübernahme der MB umschreibt. Die Einschätzung inwiefern die MB Obama und seine Administration benutzt oder umgekehrt, ist nicht eindeutig, weil dafür viel mehr Wiederstand aus dem Kongress zu erwarten wäre. Somit liegt es im Bereich des Möglichen, dass auch republikanische Kongressabgeordnete den Einfluss Amerikas auf die MB viel höher einschätzen, als die unerwünschte Umkehrung.

Viele Grüße, Erling Plaethe

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