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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 40 Antworten
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Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2013 12:25
CR: Mindestlöhne Antworten

Hab mir mal Gedanken um die derzeitige Mindestlohndiskussion gemacht.

Artikel bei mir, Kommentare und Diskussionen gerne hier.

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

adder Offline




Beiträge: 1.073

05.03.2013 13:04
#2 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Danke, lieber Calimero, Sie sprechen in diesem Text wahrlich meine Sprache.

Und ja: wir aus der Mittelklasse werden die Verlierer sein - wie immer, wenn die untere Lohngrenze künstlich angehoben wird. Dazu kommen dann noch Sparguthaben, Rente und sämtliche privaten Rentenversicherungsverträge, die alle durch die künstliche Inflation an Wert verlieren werden.

Ein amerikanischer Bekannter (Demokrat) und ein italienischer, der bei einer isländischen Bank arbeitet, sagten mir immer wieder, dass höhere Inflation der Preis für den Euro sein wird, und dass wir diesen Preis zu bezahlen hätten, "Austerität" wäre sinnlos und würde immer nur schaden. Ich antwortete ähnlich wie Sie. Leider waren beide Herren uneinsichtig und behaupteten, dass Inflation gar nicht schade, sondern immer nur helfe - vor allem beim 'Abbau' der Staatsschulden.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

05.03.2013 13:27
#3 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von adder
Und ja: wir aus der Mittelklasse werden die Verlierer sein - wie immer, wenn die untere Lohngrenze künstlich angehoben wird. Dazu kommen dann noch Sparguthaben, Rente und sämtliche privaten Rentenversicherungsverträge, die alle durch die künstliche Inflation an Wert verlieren werden.



So ist es. Was ich wirklich nicht verstehe ist, was die im FDP-Präsidium rauchen. Wen wollen die damit für die Wahlen gnädig stimmen? Die, die einen Mindestlohn wichtig finden, werden wegen dieses Schwenks doch nicht die FDP goutieren. Dafür schrecken sie ihre eigenen potentiellen Wähler nachhaltig ab. Wenn man es wenigstens als machttaktisches Kalkül für erfolgversprechend halten könnte, aber das funktioniert doch niemals. Oder bin ich einfach zu blöd, das geniale Kalkül der FDP dahinter zu verstehen?

Was bleibt, ist

Herzlichen Gruß
Andreas Döding

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

05.03.2013 13:34
#4 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von adder im Beitrag #2
...dass Inflation gar nicht schade, sondern immer nur helfe -


Das bekannte Zitat von Keynes in der "General Theory", 1936:
"The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist."

In dem Fall heißt der betreffende Wirtschaftsweise Keynes. Es gibt immer noch jede Menge Keynesianer, die oft gar nicht ahnen, daß sie's sind, & daran wird sich so schnell nichts ändern.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2013 13:40
#5 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #3
Oder bin ich einfach zu blöd, das geniale Kalkül der FDP dahinter zu verstehen?

Kalkül? Das Kalkül, wenigstens noch beim späteren Feintuning das Schlimmste verhindern zu können?

Oder eher die Angst vor einem Spiegel-Titelbild voll schwarz-rot-grünem Flausch ... mit einem hässlichen gelben Pickel mittendrin?

Beste Grüße, Calimero

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Doeding Offline




Beiträge: 2.612

05.03.2013 13:58
#6 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero
Oder eher die Angst vor einem Spiegel-Titelbild voll schwarz-rot-grünem Flausch ... mit einem hässlichen gelben Pickel mittendrin?



Sehr schön. Gleichwohl: ich kann mich nicht erinnern, wann die FDP je eine gute Presse gehabt hätte; irgendwer hat andernorts im Forum erst kürzlich ebenfalls darauf hingewiesen. Die Darstellung der FDP in der Öffentlichkeit, solange ich denken kann: Kanzlermörder, Partei der Besserverdienenden, Politische Hure, Partei der sozialen Kälte, bisweilen sogar des Antisemitismus (Möllemann), Selbstbereicherer (Einkaufswagenchips; ich glaube auch Möllemann), Spätrömische Dekadenz, Klientelgedöns für Hoteliers. Das nur kurz aus dem Gedächtnis. Dennoch haben sie immer höchst unterschiedliche Ergebnisse eingefahren, wenn sie relativ stringent liberale Politik betrieben haben, auch ziemlich gute. Sie haben das (objektive) Handicap des ziemlich kleinen Partners in Koalitionen, da kann man keine Maximalforderungen durchsetzen.

Auch wenn ich in dem Streit zw. Leuthäuser-Schnarrenberger und Friedrich um Vorratsdatenspeicherung eher die Position von Friedrich teile, so bewundere ich doch die Hartnäckigkeit von LS in diesem Punkt. DAS goutiert der liberale Wähler. Und nicht die schrittweise Aufgabe liberaler Kernpositionen. Bei der CDU das gleiche, nur daß die persönliche Beliebtheit Merkels das in Umfragen noch verschleiert. Das wird beiden Parteien noch böse auf die Füße fallen. Aber hauptsache man gut in den Präsidien.

EDIT, ich vergaß: Partei der Frauenfeindlichkeit; aus aktuellem Anlaß, ein "Faktencheck" (Muhaha) bei SpOn.

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2013 14:43
#7 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #1
Hab mir mal Gedanken (...) gemacht.


Und dazu mal eine Zusatzfrage an die Zimmerleute: Was ein geringeres Gehalt rechtfertigt habe ich in dem Artikel ja geschrieben, aber was rechtfertigt eigentlich ein höheres Gehalt? Der Ausbildungsaufwand bildet ja nur das Richtmaß für so eine Art Untergrenze.
Ist es die auf dem Job liegende Verantwortung, das persönlich damit einzugehende Risiko, der erwartete Mehrwert für den Anbieter dieses Jobs?

Jetzt möchte man ja Managergehälter und Fußballerboni deckeln, aber irgendwas treibt die "Arbeitgeber" dieser Spitzenkräfte ja dazu, die bisherigen Spitzengehälter zu zahlen. Was könnte das sein? Womit geht die Preissteigerung für eine Arbeitskraft einher, an welcher "Messgröße" könnte man das festmachen?

Meine Vermutung ist, dass es weniger etwas mit dem erhofften Mehrwert zu tun hat, als vielmehr mit dem potentiellen Schaden, den man auf einer bestimmten Position anrichten könnte. Liege ich da richtig? Ist das der Schlüssel, oder stimmt das so allgemein gesagt nicht?

Fragend, Calimero

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adder Offline




Beiträge: 1.073

05.03.2013 14:48
#8 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #7
Zitat von Calimero im Beitrag #1
Hab mir mal Gedanken (...) gemacht.


Und dazu mal eine Zusatzfrage an die Zimmerleute: Was ein geringeres Gehalt rechtfertigt habe ich in dem Artikel ja geschrieben, aber was rechtfertigt eigentlich ein höheres Gehalt? Der Ausbildungsaufwand bildet ja nur das Richtmaß für so eine Art Untergrenze.
Ist es die auf dem Job liegende Verantwortung, das persönlich damit einzugehende Risiko, der erwartete Mehrwert für den Anbieter dieses Jobs?

Jetzt möchte man ja Managergehälter und Fußballerboni deckeln, aber irgendwas treibt die "Arbeitgeber" dieser Spitzenkräfte ja dazu, die bisherigen Spitzengehälter zu zahlen. Was könnte das sein? Womit geht die Preissteigerung für eine Arbeitskraft einher, an welcher "Messgröße" könnte man das festmachen?

Meine Vermutung ist, dass es weniger etwas mit dem erhofften Mehrwert zu tun hat, als vielmehr mit dem potentiellen Schaden, den man auf einer bestimmten Position anrichten könnte. Liege ich da richtig? Ist das der Schlüssel, oder stimmt das so allgemein gesagt nicht?

Fragend, Calimero


Als erstes einmal der Bedarf an genau diesem Arbeitsplatz und genau diesem Bewerber. Je weniger verzichtbar eine Position ist, je weniger austauschbar ein Arbeitnehmer ist, desto mehr Gehalt kann dieser fordern, bzw. wird diesem angeboten.
Aber auch die Vermeidung von Schaden, der von einem schlecht ausgebildeten oder unfähigen Arbeitnehmer auf einer unverzichtbaren Stelle angerichtet werden kann, ist tatsächlich eine Erklärung für höhere Gehälter.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

05.03.2013 15:07
#9 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero
aber was rechtfertigt eigentlich ein höheres Gehalt? Der Ausbildungsaufwand bildet ja nur das Richtmaß für so eine Art Untergrenze.
Ist es die auf dem Job liegende Verantwortung, das persönlich damit einzugehende Risiko, der erwartete Mehrwert für den Anbieter dieses Jobs?

All das und mehr. Einfache Entscheidungssituation: Bin ich der Meinung, mit der Geldausgabe für diese Person besser zu fahren als mit weniger Geldausgabe für diese Person oder eine andere? Das "bessere Fahren" kann dann in allem Möglichen bestehen: Tatsächlich in höheren Einnahmen, in weniger Schaden, in einer Verringerung des Risikos, in Prestige, im Gefühl eines Sieges etc. pp. Je nach Präferenzen des Zahlenden.

Das sind natürlich alles Entscheidungen unter Unsicherheit, deren Annahmen zutreffen können oder auch nicht. Da es gerade bei den Top-Gehältern um sehr individuelle Einzelentscheidungen geht, hilft einem da auch kein Markt. An den Top-Fußballern sind ja immer auch nur maximal ein bis drei Klubs interessiert. Bei Top-Managern fehlt die Konkurrenzsituation sogar meist völlig.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

05.03.2013 15:20
#10 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero
Was ein geringeres Gehalt rechtfertigt habe ich in dem Artikel ja geschrieben, aber was rechtfertigt eigentlich ein höheres Gehalt? Der Ausbildungsaufwand bildet ja nur das Richtmaß für so eine Art Untergrenze.



Vielleicht verstehe ich Ihre Frage nicht richtig, lieber Calimero, aber so wie sie gestellt ist, scheint sie zwei Dinge zusammen zu bringen, die nicht zusammen gehören. Nämlich einerseits die Frage nach der Rechtfertigung bestimmter Gehälter, die letztlich eine moralische ist, und genau die Stoßrichtung, aus der die Linken kommen, repräsentiert, und andererseits die Frage nach dem Zustandekommen dieser Gehälter.

Wenn ich mal so laienhaft in die Tüte quatschen darf: in einer marktwirtschaftlichen Organisation entstehen solche Gehälter einfach im freien Spiel der Kräfte, also Angebot und Nachfrage. Die Frage nach der Rechtfertigung würde sich dann gar nicht erst stellen.

Vielleicht meinten Sie aber auch eher dies:
Inhaltlich erklärbar werden solche Preise für mich aus folgender Überlegung: Das spezifische Anforderungsprofil der zu vergebenden Stelle muss in besonderer Weise zu den Bewerbereigenschaften passen. Vorstandsvorsitzender der Daimler Gruppe zu sein ist eine hochkomplexe Aufgabe, die dazu auch noch ausgesprochen vielschichtig ist. Und das immer spezifisch für eine Branche oder sogar ein bestimmtes Unternehmen. Da wird es einfach nicht viele Bewerber geben, die diesem komplexen Anforderungsprofil entsprechen. Es ist statistisch selten. Daher die Preise, wenn Sie mich fragen.
Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

05.03.2013 15:27
#11 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Bei den Stratosphärengehältern für die großen Managerstars mag eine Signalwirkung mit hineinspielen: der Laden kann sich das leisten. Die großen Bankenpaläste signalisieren dem Kunden ja auch: hier versteht man das Geld zuverlässig zu mehren. Man gönnt sich dann eben nicht einen Picasso für's Städel, sondrn einen Ackermann.

Für die Mitarbeiterschaft bleibt der Anreiz höherer Gehälter unklar... ; aber der Betrieb wird exklusiver & kann die Einstellungskriterien entsprechend hochstufen. Daß jemand, der doppelt so gut bezahlt wird, auch doppelt so gute Arbeit leistet, wird von beiden Seiten wohl als Axiom gesehen.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

05.03.2013 16:09
#12 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #10
in einer marktwirtschaftlichen Organisation entstehen solche Gehälter einfach im freien Spiel der Kräfte, also Angebot und Nachfrage. Die Frage nach der Rechtfertigung würde sich dann gar nicht erst stellen.

Eine "moralische Rechtfertigung" habe ich mit Sicherheit nicht gemeint. Nee, es geht mir irgendwie um eine Art Richtwert. Kennen Sie diese Diskussionen, wo Ihnen ein empörter Mitmensch was darüber erzählt, dass es doch nicht sein kann, dass ... blablabla
Ich überlege halt wie ich es z.B. ganz einfach erklären kann, dass der Maurer weniger bekommt als der Bauingenieur; der Drucker oder Chemiefacharbeiter mehr als der Journalist, der Arzt mehr als der Feuerwehrmann und der Spitzenmanager eben auch mehr als der Schuldirektor. Alles wichtige Jobs, ohne Frage. Bestimmt wichtiger als ein Spitzenfußballer. Aber wenn ich die jetzt irgendwie in eine Reihenfolge bringen müsste - ohne es mit einer endlosen Erklärungssuada zu tun - scheint mir der potentielle Schaden, den man im jeweiligen Job verursachen kann, eine wichtige Richt-Maßzahl zu sein. Mehr als "Verantwortung", die man schlechter gegeneinander aufrechnen kann.

Beste Grüße, Calimero

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Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

05.03.2013 17:03
#13 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #12

Ich überlege halt wie ich es z.B. ganz einfach erklären kann, dass der Maurer weniger bekommt als der Bauingenieur; der Drucker oder Chemiefacharbeiter mehr als der Journalist, der Arzt mehr als der Feuerwehrmann und der Spitzenmanager eben auch mehr als der Schuldirektor. Alles wichtige Jobs, ohne Frage. Bestimmt wichtiger als ein Spitzenfußballer. Aber wenn ich die jetzt irgendwie in eine Reihenfolge bringen müsste - ohne es mit einer endlosen Erklärungssuada zu tun - scheint mir der potentielle Schaden, den man im jeweiligen Job verursachen kann, eine wichtige Richt-Maßzahl zu sein. Mehr als "Verantwortung", die man schlechter gegeneinander aufrechnen kann.

Es ist der Spezialisierungsgrad in Verbindung mit einer hohen Nachfrage.
Ein Bauingenieur kann durchaus weniger als ein Polier verdienen, wenn er sich nämlich als Bauleiter fertig macht, weil es zu viele Bauingenieure auf dem Markt gibt, aber zu wenig erfahrene Poliere. Dann ist auf dem Bau der Polier der Entscheider und der Bauleiter der Ausbader.
Das gilt natürlich hauptsächlich für die Privatwirtschaft.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

05.03.2013 18:58
#14 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #5
Zitat von Doeding im Beitrag #3
Oder bin ich einfach zu blöd, das geniale Kalkül der FDP dahinter zu verstehen?

Kalkül? Das Kalkül, wenigstens noch beim späteren Feintuning das Schlimmste verhindern zu können?

Bei der FDP steckt kein Kalkül dahinter, sondern der Koalitionspartner. Mit einem Nein zum Mindestlohn gibt es keine Neuauflage der schwarz/gelben Koalition.

Und darüber hinaus bezweifle ich, ob überhaupt jemand in der Regierung einen Mindestlohn als arbeitsplatzgefährdend ansieht. Was gesehen wird, sind zusätzliche Einnahmen durch höhere Löhne.

Und, als weiterer wichtiger Grund, soll mit der Abschaffung von "Dumpinglöhnen" der Niedriglohnsektor als Eingangstor für Billigarbeitskräfte aus dem EU-Ausland ausgetrocknet werden.
Daran haben wohl mehr Interesse als manch einer wahrhaben will. Auch Arbeitgeber in Verbänden. Deutschland hat sich jahrelang gegen die Arbeitnehmerfreizügigkeit gesperrt, bis zum 01.05.2011.
Der Mindestlohn zielt in die gleiche protektionistische Richtung. Deshalb genießt er auch so hohe Zustimmung.

Klar, die FDP könnte jetzt auf den für die Lösung der Eurokrise dringend nötigen europäischen Arbeitsmarkt verweisen, aber sie selbst steht doch zunehmender staatlicher Regulierung aufgeschlossen gegenüber. Sie hat sich längst gegen eine liberale Wirtschaftspolitik entschieden und ich denke schon, dass sie hofft, dadurch mehr Wähler anzusprechen. Es ist für mich nicht mal ausgemacht, ob sie damit falsch liegt.

Löhne zu diktieren gehört zum Primat der Politik, erst mal von der Untergrenze her und demnächst wohl auch von der Obergrenze. Das Ende der Progressionszone soll ja nach dem Wunsch der SPD nach oben verschoben werden. Mal sehen wie lange es dauert, bis das bei der Union ankommt.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Matin Offline



Beiträge: 14

05.03.2013 20:20
#15 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Hallo Calimero,

streng betrachtet führen Mindestlöhne nur dann zu Arbeitslosigkeit, wenn sie über dem Grenzprodukt der Arbeit liegen. Geht man von vollständigen Wettbewerb auf den Arbeitsmarkt aus, dann ist der Marktpreis gleich dieser Grenzproduktivität und Mindestlöhne sind somit entweder schädlich (wenn sie darüber liegen) oder wirkungslos (wenn sie darunter liegen).

Trifft man hingegen die Annahme, dass es auf den Arbeitsmarkt partiell auch Nachfragemonopole geben kann, so stellt sich - laut Theorie - ein Marktpreis unterhalb der Grenzproduktivität ein. Ein Mindestlohn der nun über diesem Marktpreis liegt, jedoch nicht höher ist als die Grenzproduktivität, führt nicht zur Arbeitslosigkeit, sondern könne sogar zu Mehreinstellungen führen.

Theoretisch muss da erst einmal zurückgetreten werden, um der Empirik Platz zu machen:

Weiß jemand, wo ich eine Statisik finde, in der für die Unternehmen der fraglichen Branchen, die Gewinne je Arbeitnehmer aufgeführt werden?

Matin

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

06.03.2013 20:32
#16 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Matin im Beitrag #15
Hallo Calimero,

streng betrachtet führen Mindestlöhne nur dann zu Arbeitslosigkeit, wenn sie über dem Grenzprodukt der Arbeit liegen. Geht man von vollständigen Wettbewerb auf den Arbeitsmarkt aus, dann ist der Marktpreis gleich dieser Grenzproduktivität und Mindestlöhne sind somit entweder schädlich (wenn sie darüber liegen) oder wirkungslos (wenn sie darunter liegen).

Trifft man hingegen die Annahme, dass es auf den Arbeitsmarkt partiell auch Nachfragemonopole geben kann, so stellt sich - laut Theorie - ein Marktpreis unterhalb der Grenzproduktivität ein. Ein Mindestlohn der nun über diesem Marktpreis liegt, jedoch nicht höher ist als die Grenzproduktivität, führt nicht zur Arbeitslosigkeit, sondern könne sogar zu Mehreinstellungen führen.

Theoretisch muss da erst einmal zurückgetreten werden, um der Empirik Platz zu machen:

Weiß jemand, wo ich eine Statisik finde, in der für die Unternehmen der fraglichen Branchen, die Gewinne je Arbeitnehmer aufgeführt werden?



Was die Statistik angeht kann ich ihnen leider nicht direkt weiterhelfen. Aber wäre es nicht eigentlich allgemein sinnvoller, anstatt eines starren Mindestlohnes, eher so etwas wie eine Art Mindestgewinnbeteiligung im Gesetz zu verankern? Oder den Mindestlohn vom Gewinn des Unternehmens abhängig zu machen? So etwas wie, sagen wir mal 20% des Gewinnes, zu gleichen Teilen aufgeteilt auf jede geleistete Arbeitsstunde, höchstens jedoch 9€ pro Stunde. Die 20% sollen nur ein Beispiel sein, es kann auch ein anderer Prozentsatz sein. Außerdem: Wo haben wir denn ein Nachfragemonopol? Hauptsächlich doch bei staatlichen Geschäftsfeldern.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Carlo M Dimhofen Offline



Beiträge: 186

06.03.2013 20:57
#17 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #12
Zitat von Doeding im Beitrag #10
in einer marktwirtschaftlichen Organisation entstehen solche Gehälter einfach im freien Spiel der Kräfte, also Angebot und Nachfrage. Die Frage nach der Rechtfertigung würde sich dann gar nicht erst stellen.

Eine "moralische Rechtfertigung" habe ich mit Sicherheit nicht gemeint. Nee, es geht mir irgendwie um eine Art Richtwert. Kennen Sie diese Diskussionen, wo Ihnen ein empörter Mitmensch was darüber erzählt, dass es doch nicht sein kann, dass ... blablabla
Ich überlege halt wie ich es z.B. ganz einfach erklären kann, dass der Maurer weniger bekommt als der Bauingenieur; der Drucker oder Chemiefacharbeiter mehr als der Journalist, der Arzt mehr als der Feuerwehrmann und der Spitzenmanager eben auch mehr als der Schuldirektor. Alles wichtige Jobs, ohne Frage. Bestimmt wichtiger als ein Spitzenfußballer. Aber wenn ich die jetzt irgendwie in eine Reihenfolge bringen müsste - ohne es mit einer endlosen Erklärungssuada zu tun - scheint mir der potentielle Schaden, den man im jeweiligen Job verursachen kann, eine wichtige Richt-Maßzahl zu sein. Mehr als "Verantwortung", die man schlechter gegeneinander aufrechnen kann.

Beste Grüße, Calimero



Das Argument mit der langen Ausbildung hört man gerne von Leuten, die einen Doktortitel in Kulturwissenschaften mit einer Dissertation über Gender-Aspekte von Makrammee-Gruppen in Mecklenburg-Vorpommern erworben haben und sich dann ganz furchtbar wundern, wenn ihre Skills am Markt nicht nachgefragt werden. Was sagt man dann am besten solchen Zeitgenossen? Mir fällt die Antwort leicht: "Selber schuld!"

Bei der Berufswahl kann man natürlich den Markt erst mal ignorieren und nach den eigenen Wünschen vorgehen. Erst recht in einem Land, in dem das Studium zumeist noch zum Nulltarif zu haben ist. Allerdings darf sich der Betreffende dann nicht beschweren, wenn er oder sie dann ein böses Erwachen erlebt. Mit der Ausbildungsdauer dann die Erwartung zu verknüpfen, doch bitte schön mehr als irgend ein Arbeiter bekommen zu wollen, ist doppelt elitär - erst auf Kosten der steuerzahlenden Allgemeinheit die Selbstverwirklichung betreiben, und dann auch noch mehr Geld einzufordern als die Malocher, die einem das Studium letztendlich bezahlt haben.

Was die Spitzenverdiener angeht, erinnere ich mich an ein legendäres Radiointerview, das der junge Michael Rummenigge - so ein unwichtiger Fußballer... - einst gab. Von einem Anrufer - angeblich Stahlarbeiter - auf sein doch wohl viel zu hohes Gehalt angesprochen, erklärte der Spieler: "Von Leuten wie Ihnen gibt es ja nun auch Tausende, von Leuten wie mir nur ein paar." Rummenigge wurde von den Medien furchtbar abgewatscht - aber eigentlich hatte er Recht, und absolut marktwirtschaftlich argumentiert. Ein Tignanello kostet auch deutlich mehr als ein Supermarkt-Wein, ein Bentley mehr als ein Volkswagen, ein Diamant mehr als ein Modesteinchen.

Ist nun mal so...

Beste Grüße,

Carlo M Dimhofen

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

06.03.2013 21:01
#18 Gegenargumente ? Antworten

Einer muss ja auch mal bei all der gegenseitigen Zustimmung mal den Gegenpart übernehmen (wo ist die Linke wenn man sie braucht ?). Es gibt tatsächlich Argumente die man für einen Mindestlohn aufbieten kann. Sie sind nicht unbedingt gegenüber den doch recht deutlich Argumenten gegen einen Mindestlohn tragfähig, aber ganz so einfach darf man es sich auch nicht machen:

1. Löhne und Beschäftigung sind kurzfristig nicht unbedingt elastisch, insbesondere nicht in der deutschen Wirtschaftsstruktur. Nicht nur gelten Kündigungsschutzgesetze, es ist auch nicht so, dass eine Fabrik oder ein Arbeitgeber, der unter den veränderten Löhnen seinen Betrieb lieber im Ausland aufgemacht hätte, von heute auf morgen dahin umziehen kann. Die Investition ist in Deutschland schon einmal gemacht, das Kapital ist investiert und kann nicht unbedingt transportiert werden. Also werden zunächst auch höhere Löhne in unteren Lohngruppen akzeptiert. Langfristig sicher kein Argument, aber die deutsche Politik ist schon lange nicht mehr langfristig orientiert.

2. Längst nicht jeder Lohn entspricht der Struktur, dass ein Arbeitgeber genau das zahlt, was er maximal bereit wäre für einen Arbeiter zu bezahlen (das wäre auch etwas absurd, denn dann gäbe es ja nie Verhandlungen ums Gehalt). Mancher Arbeitgeber wird beispielsweise eine Putzfrau für 8 Euro beschäftigen, würde aber auch 10 bezahlen, nur bekommt er sie halt aufgrund von Angebot und Nachfrage eben auch für 8. Warum sollte er mehr zahlen ? Steigt nur der Lohn aufgrund von Mindestlohngesetzen auf 9 Euro wird dadurch hier niemand arbeitslos. Der Gewinn des Unternehmers wird geringer, der Lohn der Putzfrau steigt. Das kann durchaus im volkswirtschaftlichen Sinne sein.

Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass es Effekte gibt, die den verheerenden Folgen eines Mindestlohn zumindest entgegenwirken. Ich glaube nicht, dass sie überwiegen, aber möglich ist vieles: Rein von aussen betrachtet sollte eine freie Wirtschaft auch stärker sein als eine soziale Marktwirtschaft. Und dennoch ist das Modell der westdeutschen, sozialen Marktwirtschaft ein extrem erfolgreiches.
Ich halte nicht viel von sozialen Experimenten und der Mindestlohn ist ein solches, aber das ist eher eine grundsätzliche Meinung. Ob nicht doch der eine oder andere positive Effekt dazukommt, darauf möchte ich nicht wetten. Allerdings müsste ich wetten, würde ich auch eher dagegen wetten.

Matin Offline



Beiträge: 14

06.03.2013 21:35
#19 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #16

Aber wäre es nicht eigentlich allgemein sinnvoller anstatt eines starren Mindestlohnes, eher so etwas wie eine Art Mindestgewinnbeteiligung im Gesetz zu verankern? Oder den Mindestlohn vom Gewinn des Unternehmens abhängig zu machen.


Das wäre auch mein Vorschlag, wenn es denn einen Mindestlohn geben sollte. "Nur ein Unternehmen mit einem Gewinn je Mitarbeiter von x muss einen Mindestlohn zahlen."

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

06.03.2013 22:21
#20 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Matin im Beitrag #19
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #16

Aber wäre es nicht eigentlich allgemein sinnvoller anstatt eines starren Mindestlohnes, eher so etwas wie eine Art Mindestgewinnbeteiligung im Gesetz zu verankern? Oder den Mindestlohn vom Gewinn des Unternehmens abhängig zu machen.


Das wäre auch mein Vorschlag, wenn es denn einen Mindestlohn geben sollte. "Nur ein Unternehmen mit einem Gewinn je Mitarbeiter von x muss einen Mindestlohn zahlen."


Wobei ich das

a) fliesende gestalten würde, nicht mit so einer harten Stufe, die jemandem, der diese Grenze gerade überschreitet den Gar ausmacht, so dass er sich wünscht lieber einen Cent pro Mitarbeiter weniger Gewinn gemacht zu haben

und

b) verästelte Firmenstrukturen, Unternehmen die zur selben Holding oder Konzern gehören, müssten als eine Einheit betrachtet werden, zumindest für die Berechnung des Gewinndes pro Arbeitnehmer. Ansonsten sind nur die höchsten der leitenden Angestellten die Arbeitnehmer in einem Unternehmen, der Rest ist bei Tochterunternehmen angestellt, die selber kaum Gewinn machen, da sie ihre Dienstleistungen für Lau an den Mutterkonzern verkaufen.

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Yossarian Offline




Beiträge: 99

06.03.2013 22:30
#21 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Calimero schrieb:

Zitat
Eine "moralische Rechtfertigung" habe ich mit Sicherheit nicht gemeint. Nee, es geht mir irgendwie um eine Art Richtwert. Kennen Sie diese Diskussionen, wo Ihnen ein empörter Mitmensch was darüber erzählt, dass es doch nicht sein kann, dass ... blablabla
Ich überlege halt wie ich es z.B. ganz einfach erklären kann, dass der Maurer weniger bekommt als der Bauingenieur; der Drucker oder Chemiefacharbeiter mehr als der Journalist, der Arzt mehr als der Feuerwehrmann und der Spitzenmanager eben auch mehr als der Schuldirektor. Alles wichtige Jobs, ohne Frage. Bestimmt wichtiger als ein Spitzenfußballer. Aber wenn ich die jetzt irgendwie in eine Reihenfolge bringen müsste - ohne es mit einer endlosen Erklärungssuada zu tun - scheint mir der potentielle Schaden, den man im jeweiligen Job verursachen kann, eine wichtige Richt-Maßzahl zu sein. Mehr als "Verantwortung", die man schlechter gegeneinander aufrechnen kann.



Lieber Calimero,

vielleicht kann man es einmal mit folgendem Gedankenspiel erklären:

Man stelle sich eine Gruppe von Menschen vor, die eine Gemeinschaft bilden. Das Ziel der Gemeinschaft ist im einfachsten Fall das nackte Überleben (man denke hier im prähistorischen Rahmen). Angenommen es gibt keinen Anführer, der die zu erledigenden Arbeiten verteilt (Jagen, Fleisch aufteilen, Feuer machen, Schlafstätte herichten/Unterkunft bauen, Unterkunft sauber halten), sondern nur ein Kollektiv, das groß genug ist, dass es eine Aufgabenteilung benötigt, weil es wenig Sinn macht, wenn alle Jagen gehen und nicht jeder z.B. dafür geeignet ist. Wobei wir schon beim Beginn der Geschichte sind: am Anfang werden sich im Kollektiv alle daran machen auf die Jagd zu gehen, bis der erste merkt, dass es nicht so richtig klappt, weil der Miniskus zwickt, oder er zu langsam ist, oder er das Tier nicht mit dem Speer trifft uws. Dies ist der Zeitpunkt, wo sich eine Spezialisierung aufgrund der jedem Individuum inheränten Eigenschaften von allein, von Natur aus, ergibt. D.h. der eine jagt, weil er schnell ist, oder pfiffig, der andere passt besser auf das Feuer auf. Nun wird sich irgendwann der pfiffigste, dominanteste, am Ende wahrscheinlich der "Beste" herauskristallisieren, der die Führung übernimmt und damit die Gruppe noch effektiver macht. Dies ist die Grundlage für den menschlichen Erfolg, für das Erfolgsmodell "menschliche Gemeinschaft nach dem Leistungsprinzip". Aufgabenteilung und Hierarchie.

Man kann die jedem Menschen inheränte Bestrebung nach dem Aufgehen in einer Hierarchie bei jeder Gruppe ab 3 Personen jederzeit erkennen, im Urlaub, in der Arbeit, im Verein usw. Das Hierarchische ist dem Homo Sapiens angeboren, sonst wäre er nicht so erfolgreich geworden.

Der Anführer wird aus verschiedenen Gründen anfangen seinen Status nach aussen hin zu festigen, durch Machtkämpfe (wie bei höheren Tieren), durch Gewalt (ditto). Gewalt in der Gruppe führt aber zu einer Schwächung der Gruppe, daher (wieder eine sozio-evolutionäre Glanzleistung) wird der Machtkamp auf anderem Niveau ausgetragen, subtil. Der Status wird dann durch eine Ersatzbefriedigung/Ersatzlohn innerhalb der Gruppe angezeigt (irgendwann war es dem prähistorischen Anführer wohl auch zuviel gewesen sein, seinen Status durch z.B. Verfügung über jedes weibliche Mitglied der Gruppe auszudrücken, vielleicht waren die Frauen der "Untergeordneten" auch zu hässlich?).

Springen wir nun viele Generationen nach vorne in die Zukunft. Das Prinzip der Statuserreichung durch offenkundige Leistung ist wie gesagt der menschlichen Gesellschaft einprogrammiert. Gewalt, offene Hierarchiekämpfe, dass alles hat sich im Laufe der Zeit als hinderlich erwiesen, daher wurde ein feines System der Hierachie auf Ebene des monäteren/Besitzstatus erschaffen. Sehr günstig für die Gruppe, weil nicht soviele "high potentials" schon im Hierarchiemachtkampf durch Tod ausscheiden.

Dann kommen wir zum zweiten Aspekt, der nie disktutiert wird im Zuge der Mindeslohndebatte, weil er "Autobahn" ist. Nehmen sie 100 Menschen und sie werden feststellen, dass nur ein ganz kleiner Teil durch seine genetische Ausstattung und vielleicht auch Erziehung in der Lage ist, durch Einzelleistung die Gemeinschaft extrem weiterzubringen. Der geniale Feldherr, Erfinder, Kaufmann, Herrscher. Der Rest (so wie im Tierreich auch, denn die Natur war und ist nie fair) wird also immer weniger leisten und daher auch weniger Status erwerben. D.h. das was jedem Menschen von der Natur (den Eltern) durch die Gene mitgegeben ist, gibt diesem Menschen schon einen "Wert" in der Gruppe. Der letzte Satz mag erschrecken, denkt man das aber mal weniger romantisch, sondern sehr realistisch durch, so ist es einfach Fakt, dass nicht jeder ein Alphatier sein kann, allein schon aufgrund mangelnder Begabung (hier spiel auch sehr schon die Quotendebatte herein, die ja unterstellt, dass Mann und Frau gänzlich gleich sind). Aber die Gruppe braucht zum Überleben ein Alphatier. Wer es nicht glaubt, der stelle sich vor, es hätte von Anbeginn der Menschheit nur gendergemainstreamtes Quotengruppenleben gegeben, bei dem der "Lernbenachteiligte" immer den gleichen Status/Wahrscheinlichkeit zur Fortpflanzung/Position in der Gruppe gehabt hätte. Diese Vorstellung endet im Nichts....

Durch eine großartige Leistung des Menschen, namentlich dem Mitgefühl für den Schwächeren, dem Gemeinschaftssinn, sind wir mittlerweile in der Lage jedem einen "menschenwürdigen" (was auch immer das sein mag) Platz in der Gemeinschaft einzuräumen, d.h. eine gemeinschaftliche Teilhabe.

Wie oft haben Sie erlebt, dass ein bspw. sehr mathematisch begabtes Kind, oder ein Kind, dass sprachlich ausserordentlich begabt ist und einen ausreichenden Durchsetzungswillen hatte, z.B. sein Glück als Müllmann gesucht hat. Nichts gegen Müllmänner, die eine sehr wichtige Rolle einnehmen. Aber anstelle eines Müllmanns könnte man als Gesellschaft auch (wie z.B. die Römer) einfach einen Sklaven abstellen, um die Arbeit zu übernehmen. Das begabte Kind, das Wunderkind, werden sie nicht zu dieser Arbeit abstellen, es wäre für die Gruppe eine Verschwendung, ein Verlust, weil eben dieses Kind vielleicht noch mehr leisten kann und die Gesellschaft insgesamt weiterbringt.

Ein kurzer Einwurf: denken Sie an Ihre Schulzeit zurück. Wenn eine Gruppe Schüler ein Fest organisieren will, dann beginnt das meist um einen kleinen Kreis herum, einige wenige nehmen die Sache in die Hand, weil sie pfiffig genug sind, weil sie Macher sind, weil sie etwas von Geburt aus mitbringen, das ich mal als Impetus bezeichnen würde, den Willen etwas zu tun. Der Lohn für diese Gruppe war in Schulzeiten vielleicht die Anerkennung (und der Neid als Negativum), sie konnten vielleicht Mädchen beindrucken, oder Jungs, was auch immer, Geld spielte keine Rolle, nur der Antrieb die Gruppe weiterzubringen (oder vielmehr sich selbst) zählte. Erinnern Sie sich auch noch daran, dass es da eine Reihe von Mitschülern gab, die nichts beitragen konnten oder wollten?

Der Mensch, der in der Gruppe leistet hat sich früher seinen Teil genommen, irgendwann wurde er dann von der Gruppe entlohnt. So entstanden Lohngefüge. Jetzt zur Frage, welcher Lohnunterschied noch angemessen ist.

Stellen Sie sich die Schulsituation vor: kein Geld, als Lohn winkt vielleicht (für den Jungen), der Kuss des hübschesten Mädchens (auch dies wieder sehr unfair, weil sie ja nur aufgrund der Gene so hübsch ist). Der Jungendliche, der das Fest organisiert, es möglich macht, der hat den größten Lohn. Der Bierkasten-schleppende Junge, der leider nicht die soziale Kompetenz, den Pfiff, die Durchsetzungskraft hat, der geht nur mit der Erinnerung an einen schönen Abend nach Hause. Unfair, oder? Oder vielleicht doch nicht? Und mal alles Geld weggelassen, wenn der pfiffige Junge dann das Mädchen heiratet und über Jahre hinweg das Glück auf Erden lebt und Kinder von diesem wundervollen Mädchen bekommt, der wurde doch eigentlich ziemlich unangemessen belohnt? Für so wenig Arbeit Jahre des Glückes? Vielleicht sogar noch mehr wert als 10.000 EUR?

Sollte man einen Mindestlohn auch für solche Dinge einführen? Eine Mindestbelohnung? Ein Wangenkuss des schönen Mädchens? Wäre die Heirat des schönen Mädchens schon total unangemessen, weil es das Glück des Bierkastenschleppers um das hundertfache übersteigt?

Das Ende: der Mensch funktioniert nur so, wie oben beschrieben. Würde er es nicht, wäre es nicht als soziogenetisches Programm abgelegt, es gäbe keine modernen Gesellschaften.

Josef Ackermann ist sozusagen der Partyhengst der Schule. Sein Lohn ist für den Bierschlepper unvorstellbar und unfair. Zu was führt es? Der Bierkastenschlepper kann versuchen, die nächste Party zu organisieren, weil die Belohnung ihn reizt. Ohne Ackermann hätte der Bierkastenschlepper vielleicht nie daran gedacht, dass er durch eine Leistung eine Belohnung bekommen könnte, die seine Vorstellung sprengt.

So und endlich zum Mindestlohn:

Wann ist ein Mindestlohn sinnvoll? Wenn das Angebot der Arbeitssuchenden das Angebot der Arbeit übersteigt, sodass sich die Suchenden gegenseitig unterbieten, um ihre Leistung überhaupt an den Mann zu bringen. Wir sprechen hier also von Arbeiten, die eine sehr große Zahl von Menschen erledigen kann. Das Problem kam mit der voranschreitenden Automatisierung und davor mit der Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft. Die ganzen freien Arbeitsvalenzen wurden früher auf die Arbeit auf dem Feld oder als Fließbandarbeit verteilt. Die Automatiesierung, die dazu führte, dass mehr Menschen zu Wohlstand kamen, führte dazu, dass dem Wert der manuellen ungelernten Arbeit oder der gering anspruchsvollen Arbeit der wahre Wert zugeordnet wurde, namentlich ein geringerer. Der Mindestlohn führt nur zu folgendem: konnte ich als Arbeitgeber früher über den freifestzusetzenden Lohn viel Arbeitskraft kaufen und damit auch einem Teil der Arbeiter einen Aufstieg in Aussicht stellen, so kann ich das heute nicht mehr. Ich muss an den Produktionskosten sparen, oder das Produkt teurer machen, oder die Qualität einschränken. Beispiel Friseur: drei Friseure arbeiten zu nur vom Arbeitgeber festgesetzten Lohn und schneiden in der Stunde X Personen die Haare. Mindestlohn: ich kann nur noch zwei Friseure beschäftigen, die allerdings immer noch X Personen die Haare /Stunde schneiden müssen. Daher müssen die 2 Friseure die Arbeit von 3 machen, damit sich das für den Arbeitgeber rechnet. Der Kunde hat dann ein hübsches Loch im Haar, oder Dauerwelle statt Vorne-Kurz-Hinten-Lang. Die zwei Friseure brennen früher oder später aus, da sie ja mehr arbeiten müssen und fallen krankheitsbedingt aus. Dann muss Ersatz her, das kann sich der Friseur nicht mehr leisten. Also werden die Preise erhöht. Der Kunde hat aber auch nicht mehr Geld im Hosensack und schneidet sich das Loch selbst in die Haare oder geht nur noch Vorne-Lang-Hinten-Lang. Gewonnen haben nur kurz die beiden Friseure, die ein klein wenig mehr bekommen haben, aber der Laden macht dicht.

Yossarian

Carlo M Dimhofen Offline



Beiträge: 186

06.03.2013 22:40
#22 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Ein paar Gedanken zum Thema Arbeitsmarkt, mit einem Nebengedanken zu staatlicher und teilweise auch unternehmerischer Planung in jenem - alles sehr persönlich gefärbt.

Nach einem - zu spät - abgebrochenem Studium, dem ein mehrjähriges Zwischenspiel in der Versicherungsbranche folgte, wurde ich Mitte der 90er Jahre aufgrund einer Marktbereinigung arbeitslos. Das war im Endeffekt mein Glück, denn so gelangte ich in eine Umschulung zum Datenverarbeitungskaufmann. Auch wenn sich das vielleicht komisch anhört: ein Freund staatlicher Fortbildungsmaßnahmen bin ich dennoch nie geworden, da meiner Überzeugung nach in einem echten Markt private Anbieter sowohl das brachliegende Potential von Arbeitssuchenden als auch die Nachfrage nach bestimmten Skills besser und flexibler einschätzen könnten als staatliche Behörden. Aber ich weiche ab...

Meine Mitschüler und ich hatten natürlich auch etwas Glück - Glück gehört eigentlich immer dazu. Wir absolvierten eine - übrigens sehr gute - IT-Ausbildung zu einem Zeitpunkt, da der Markt brummte. Dies wurde auch dem Letzten von uns spätestens bei unserem CeBIT-Besuch im zweiten Jahr der Umschulung klar. Wir - eine Gruppe von Leuten, die der Arbeitsmarkt bereits ausgespuckt hatte, größtenteils in den 30ern und 40ern, ehemalige Buchhalter, Kleinunternehmer, Schreiner, LKW-Fahrer, Optiker oder eben Versicherungssachbearbeiter - wurden selbst von großen Firmen umworben. Ein Informationsvortrag am Stand von Oracle endete mit den Worten: "Und unsere jungen Damen dort drüben möchten sich jetzt gerne mit Ihnen über Ihre Zukunft im Hause Oracle unterhalten."

Auch ein paar Stände weiter, bei der Software AG, war man sehr interessiert: "Sie wohnen nicht in unserer Region? Kein Problem, wir helfen Ihnen bei der Wohnungssuche, und bezahlen natürlich die Umzugskosten." Etc.pp.

In die Ferne zog es mich dann nicht, zumal auch in heimatlichen Gefilden genug Nachfrage nach Software-Entwicklern herrschte. So ganz traute ich dem Braten auch noch nicht. Als ich dann in einem Vorstellungsgespräch darauf hinwies, dass ich ja nun kein studierter Informatiker sei, erwiderte mein Gesprächspartner, der dann später auch mein Chef wurde: "Na und? Ich bin auch kein Informatiker, ich bin abgebrochener Jurastudent. Einer unserer besten Entwickler ist eigentlich Kfz-Mechaniker, der hat sich das Programmieren selber beigebracht."

Bereits beim Berufseinstieg war mein Nettogehalt höher, als mein Bruttogehalt bei der Versicherung gewesen war. Es ist auch in der Zwischenzeit, um es mal so zu sagen, nicht unbedingt kleiner geworden...

Wie gesagt, wir hatten natürlich auch Glück: zum einen dadurch, dass wir zum richtigen Zeitpunkt das richtige lernten, zum anderen in dem Umstand, dass wir im richtigen Arbeitsamtsbezirk lebten.

Was ich damit meine? Nun, im Rahmen der Umschulung absolvierten wir auch zwei mehrwöchige Projektarbeiten. Bei beiden amtierten Schüler/innen aus anderen Klassen als Anwender, die die Nutzbarkeit der von uns entwickelten Lösung zum Abschluss zu bewerten hatten. In der Gruppe, die bei der zweiten Projektarbeit meinem Team als Anwender zugeordnet war - angehende Bürokaufleute, wenn ich mich recht erinnere - war eine junge Frau, die sich sehr für die Art, wie Software entsteht, interessierte. Das unserer Anwendung zugrunde liegende Datenbankmodell, das ich ihr bei einer Zigarettenpause erklärte, verstand sie schneller als die meisten meiner Mitschüler. Ich fragte sie, warum sie sich nicht für die Umschulung zur DV-Kauffrau entschieden hatte. Nun, sie hatte genau das bei ihrer Arbeitsberaterin beantragt. Deren Reaktion: "Nein, Datenverarbeitung fördern wir nicht, das hat keine Zukunft."

Ich war fassungslos. Unser Dozent für Programmierung, der auch im Prüfungsausschuß der IHK saß, klärte mich auf. Einige Jahre zuvor hatten wohl viele Firmen in der Erwartung, die Zukunft bestünde eh nur aus Client/Server, einen Teil ihrer Host-Entwickler entlassen. Auf diesem - needless to say: längst veralteten - Informationsstand basierte wohl die irrwitzige Einschätzung der Beamtin im Arbeitsamt. Soviel zu staatlicher Planung.

Kleine Randnotiz: die meisten der damals entlassenen Host-Entwickler landeten später wieder bei ihren alten Arbeitgebern - dann aber oft als Freelancer mit horrenden Tagessätzen, da in den Unternehmen in der Zwischenzeit die Y2K-Problematik bekannt geworden war. Und da waren die verschmähten alten Hosties auf einmal wieder sehr gefragt. Soviel zu unternehmerischer Planung.

Quintessenz all dessen: manch einer, der einen akademischen Abschluss in einem Fach erworben hat, das am Markt nicht nachgefragt wird, mag sich empört fragen, warum einer wie ich - eigentlich eine fast schon gescheiterte Existenz, die dann irgendwie doch auf die Füße kam - mehr bekommt als mancher Akademiker jemals bekommen wird. Zumindest so lange er auf einer statusgemäßen Anstellung in seinem Fach beharrt.

Die Antwort ist einfach: ich habe etwas gelernt, das am Markt seinerzeit horrend nachgefragt wurde - und so ganz erloschen ist die Nachfrage ja immer noch nicht. Dadurch habe ich Chancen bekommen, und die habe ich genutzt. Glück und Timing haben dabei ihre Rolle gespielt; genauso aber die Bereitschaft, etwas neues anzufangen, brachliegende Potentiale zu erschließen, mit Engagement, mit Offenheit, mit Intelligenz und allem, was sonst so dazu gehört.

Und derjenige, der sich vielleicht erst mal empört, mag den Gedanken in sich reifen lassen, es genauso zu probieren.

Beste Grüße,

Carlo M Dimhofen

P.S.: Wenn ich das jetzt so lese, fällt mir auf, dass ich wie ein Amerikaner rede...

Paul Offline




Beiträge: 1.285

07.03.2013 18:07
#23 RE: CR: Mindestlöhne - Wert der Arbeitskraft Antworten

Vorbemerkung:
Nachstehendes habe ich Gestern sofort geschrieben. Leider musste es unfertig liegen bleiben. Nachdem ich es jetzt abgeschlossen habe, habe ich festgestellt, dass einige Gedanken im Traed bereits geäußert wurden.
Trotzdem stelle ich es ein, weil doch einige Gedankensplitter so noch nicht geschrieben wurden oder nicht so deutlich

Zitat von Calimero im Beitrag #7

Und dazu mal eine Zusatzfrage an die Zimmerleute: Was ein geringeres Gehalt rechtfertigt habe ich in dem Artikel ja geschrieben, aber was rechtfertigt eigentlich ein höheres Gehalt? Der Ausbildungsaufwand bildet ja nur das Richtmaß für so eine Art Untergrenze.
Ist es die auf dem Job liegende Verantwortung, das persönlich damit einzugehende Risiko, der erwartete Mehrwert für den Anbieter dieses Jobs?


Lieber Calimero,
dazu habe ich eine Theorie. Von wem diese beeinflusst ist, weiß ich nicht. Sicherlich wird das schon mal jemand vor mir gedacht haben.
Mir ist es gerade eben eingefallen(schwöre ich):

Die menschliche Arbeitskraft (Manpower auf neudeutsch)ist auf dem "Markt" eine Ware. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.(Der Zusammenhang, Unterschied, zwischen Preis und Wert, wäre ein eigenes "Seminar".)

Es war wohl Anfang der 70er, wo die Nachfrage den Preis in die Höhe trieb. Lohnerhöhungen ("Preissteigerungen") von mehr als 10% waren die Folge. Eine weitere Folge: Die deutschen Produkte drohten auf dem Weltmarkt zu teuer zu werden. Mit dem Import von Arbeitskraft, "Gastarbeitern", nahm man den "Druck aus dem Kessel". Leider wurden keine Steuerungselemente eingebaut. Es entstand ein Überangebot von Arbeitskraft. Dies drückte den Preis. Bis heute
Inzwischen sind durch die wirtschaftliche Entwicklung weitere Konkurrenten (Globalisierung der Produktion) auf dem "Markt" enstanden.

Was will ich damit sagen?
Es gibt weder eine Rechtfertigung für ein hohes Gehalt, noch für ein niedrigeres Gehalt.

Da der Verkäufer der Arbeitskraft auf diesem "Markt" benachteiligt zu sein scheint, ist es gut, wenn der Staat in Form der Garantie der Grundsicherung eingreift. Er darf aber nicht direkt in den "Markt" z.B. durch undifferenzierte Lohnvorgaben eingreifen, weil er damit den "Markt" kaputt machen würde. Angebot und Nachfrage würden ausgehebelt werden. Das wäre für keinen Marktbeteiligten vorteilhaft. Der Staat darf also nur bei der Höhe sowie der Art und Weise der Grundsicherung eingreifen. Finanzieren darf er das nicht mit Sonderabgabe oder Sondersteuern. Im Bedarfsfall müssen die allgemeinen Steuern verändert werden. Dadurch wäre die Finanzierung der Grundsicherung durch alle Markbeteiligten gewährleistet.

Zitat
Der Ausbildungsaufwand bildet ja nur das Richtmaß für so eine Art Untergrenze.



Das halte ich nicht für zutreffend, weil die Marktmechanismen das nicht gewährleisten:
Der Nutzer ist nicht der direkt Bezahler!* Auf dem Markt muss er das aber sein, wenn dieser funktionieren soll

Der Nutzer der Qualifikation, der Betrieb, bezahlt die Ausbildung nicht. Der Qualifizierte übrigens auch nicht. (Jedenfalls nur in Ausnahmefällen. Dann trägt er auch das volle Risiko, d.h. die Investition hat sich u.U. nicht gelohnt. Vergleichbar einem Produzenten, der in eine Maschine investiert, die das notwendige Ergebnis nicht bringt.) Mit Studiengerbühren wird das Studium nicht bezahlt. Der Student "bezahlt" mit Zeit, mit Lebenszeit. Auch hier muss er vorher abschätzen, ob sich das finanziell lohnt. Wenn er andere Kriterien als das zu erwartende Gehalt anlegt, dann muss er damit zufrieden sein, was er auf dem Markt für seine Arbeitskraft bekommt.

MfG, Paul

*Es gibt auf dem Markt andere Modelle, die ich jetzt mal ausklammere, weil es um eine generalisierende Betrachtung geht.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

07.03.2013 18:45
#24 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #21

Wann ist ein Mindestlohn sinnvoll? Wenn das Angebot der Arbeitssuchenden das Angebot der Arbeit übersteigt, sodass sich die Suchenden gegenseitig unterbieten, um ihre Leistung überhaupt an den Mann zu bringen.


Nein, lieber Yossarin, ich glaube nicht, dass mit Mindestlohn das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage ausgeglichen werden kann, ohne dass zusätzlicher Schaden entsteht.

Ein Beispiel soll das verdeutlichen:
Ein Bekannter, dem ein Einpersonen-Handwerksbetrieb gehört, sagte mir, dass ihn der Mindestlohn nicht interessiere, weil er nicht mal den Tariflohn zahlen könne. Deshalb besteht dieser Betrieb nur aus ihm, obwohl er zeitweise noch zwei Männer beschäftigt.
Ein Kluger sagte mal, dass jedes Gesetz jemanden hervorbringt, der Wege findet es zu umgehen.
In Deutschland gibt es einen "Grauen Markt". Bewußt schreibe ich nicht "Schwarzer Markt". Dieser Markt bedient Auftraggeber, die reguläre Marktpreise nicht bezahlen können oder wollen. Mit Handwerkern, die nicht nach Tarif bezahlt werden, werden Arbeiten teilweise ohne Rechnunglegung ausgeführt.

Der Mindestlohn würde diesen Markt nicht austrocknen, sonder befeuern.

Der Staat muss steuernd eingreifen. Da sind wir uns einig. Nur nicht über den Mindestlohn sondern eine Flexibilisierung der Absicherung der Grundversorgung. "Aufstocker" ist der Begriff der dazu gebildet wurde und der leider von vielen aus politischen Gründen diskriminiert wird. Warum eigentlich? Der Mitarbeiter könnte mit legaler Arbeit plus anteiliger flexibler Grundsicherung legal seinen Lebensunterhalt sichern. Jetzt kann er es nur illegal mit HarzIV plus Schwarzarbeit.

Übrigens: Bei Sinn heißt das "Aktivierende Sozialhilfe" die er als "scharfe Waffe gegen die Arbeitslosigkeit" bezeichnet.*

Siehe hier http://de.wikipedia.org/wiki/Aktivierende_Sozialhilfe
oder hier:http://www.wiwi-treff.de/home/index.php?...d=2206&pagenr=0
Google hält noch weitere Fundorte vor.

MfG, Paul
________________
*Hans-Werner Sinn, Ist Deutschland noch zu retten?,Ullstein, 3.Auflage 2005, S.225ff

Paul Offline




Beiträge: 1.285

07.03.2013 18:53
#25 RE: CR: Mindestlöhne Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #16


Aber wäre es nicht eigentlich allgemein sinnvoller, anstatt eines starren Mindestlohnes, eher so etwas wie eine Art Mindestgewinnbeteiligung im Gesetz zu verankern? Oder den Mindestlohn vom Gewinn des Unternehmens abhängig zu machen? So etwas wie, sagen wir mal 20% des Gewinnes, zu gleichen Teilen aufgeteilt auf jede geleistete Arbeitsstunde, höchstens jedoch 9€ pro Stunde.


Lieber Techniknörgler,
was machen Sie wenn ein Unternehmen eine Zeit lang keinen Gewinn abwirft? Sowas kommt vor.
Oder wenn das Unternehmen die Gewinne in's Ausland verlagert? Auch das gibt es. Wenn ich mich richtig erinnere, bezahlt Daimler Benz deshalb keine Steuern in Deutschland.

Nein, es nicht möglich die Arbeitskraft ungeschützt dem Markt auszusetzen.

MfG, Paul

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