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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 1.181 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.03.2013 18:26
... im Schafspelz Antworten

Auch wenn Marxisten als gesittete Wissenschaftler auftreten - im Kern geht es ihnen doch nur um Agitprop.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.259

26.03.2013 19:17
#2 RE: ... im Schafspelz Antworten

Wunderbar, werter R.A.,
und ich würde mir viel mehr Beiträge wünschen, in denen auf tagesaktuelle Ereignisse eingegangen wird...

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

26.03.2013 20:38
#3 RE: ... im Schafspelz Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #1
Auch wenn Marxisten als gesittete Wissenschaftler auftreten - im Kern geht es ihnen doch nur um Agitprop.


Ja, und durch den wissenschaftlichen Anstrich wird die Ideologie als rational dargestellt. Besonders in den Sozialwissenschaften wird dann gern auf irgendwelche Studien verwiesen, deren Methodik bei näherer Betrachtung zumindest ein ungutes Gefühl hinterlässt.

Kaa Offline




Beiträge: 658

26.03.2013 20:49
#4 RE: ... im Schafspelz Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #1
im Kern geht es ihnen doch nur um Agitprop.

Agitprop, allerdings nicht tagesaktuell:

Es geht um den Sturm auf die Bastille (der kein Sturm war, aber darum geht es mir nicht).

Zitat von Johanna Schopenhauer
Und was war denn die Hinrichtung eines oder zweier Elenden, die, strotzend von erpreßtem Reichthum und Wohlleben, das hungernde, nach Brot schreiende Volk zur Zielscheibe ihres Witzes zu wählen sich erkühnt hatten? Was war sie, verglichen mit dem unheilvollen Geschick jenes Greises, der bei der Zerstörung der Bastille im dunkelsten Kerker derselben aufgefunden worden war? Wie gewöhnlich ohne Verhör und Urtheil hatte vor undenklicher Zeit eine lettre de cachet in jenes Grab der Lebenden ihn hinabgestoßen. Welches Vergehens man ihn anklagte, hat nicht er selbst, hat Niemand jemals erfahren, auch König Ludwig XV. nicht, der war, jene Glück und Leben tödtende Waffe als eine nicht abzuschlagende kleine Gefälligkeit der Fürsprache mächtiger Günstlinge gedankenlos preiszugeben.
Wochen, Monate, Jahre lang saß der Unglückliche da, lichtlos, einsam, in Hunger und Blöße, in Nässe und Kälte, und konnte nicht sterben. Er hörte zuletzt auf die Tage, die Jahre zu zählen, vergaß endlich sogar seinen eigenen Namen und was er früher in der Welt gewesen, und vegetirte in dumpfem Halbbewußtsein fort, von Allen, sogar von seinem Kerkermeister vergessen, nur von dem Knecht nicht, der aus alter Gewohnheit seine karge Nahrung gleich einem im Käfig gehaltenen wilden Thiere ihm zuweilen hinwarf.
Ohnmächtig sank er zusammen, als die Befreier in seine Jammerhöhle drangen und ihn hinaustrugen in die laute lichtvolle Welt. Als er aus langer starrer Bewußtlosigkeit erwachte, lastete die frische freie Luft mit Centnerschwere auf seiner eingeengten keuchenden Brust; das seit fünfzig bis sechzig Jahren nicht gesehene Tageslicht war seinen gelähmten Augen die quälendste Folter, jeder Ton, der sein an lautlose Grabesstille gewöhntes Ohr traf, versetzte ihn in peinlichste Furcht.
Aengstlich, zitternd, wimmernd, mit gebrochener kaum vernehmlicher Stimme flehte er seine Befreier an, ihn wieder hinunter zu schaffen in seine düstere Wohnung, wand sich, winselte, ächzte und entschlummerte.
Der Namenlose fand ein namenloses Grab nach einer nicht mehr zu berechnenden Anzahl in qualvollster Gefangenschaft vollbrachter Jahre, konnte nur dieses vor der Pein des ihm neu aufgedrungenen Lebens ihn bergen. So stirbt ein dem Hungertode Geweihter an Nahrungsmitteln, die nach zu langem Entbehren ihm tödtlich werden, statt ihn zu erquicken.



Holla, als ich das gelesen habe, dachte ich mir - das erinnert dich doch an was. Ob das wohl stimmt? Andererseits hat die gute Frau Schopenhauer dies knapp 50 Jahre nach den Geschehnissen geschrieben, sie hielt es also immer noch für wahr. Und sie hat es geschrieben, nachdem sie zwei Jahre zuvor bewundernd Ludwig den XVI. und seinen Hofstaat in Verseilles gesehen hat. Fakt ist, bei der Befreiung der Bastilles wurden sieben Gefangene befreit. Es hat keinen lebendig Begrabenen gegeben.

Ob das die erste linke Agitpropaktion war? Oder wer hat's erfunden?


Politisch korrekt zu sein, ..., wäre, so zu tun, als könne man Hundekacke an der sauberen Seite anfassen Michael Robotham (Krimiautor)

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

27.03.2013 08:16
#5 RE: ... im Schafspelz Antworten

Zitat
Rhetorisch noch besser Prof. Lübbe, ein ganz brillanter Kopf mit seinen stolzen 86 Jahren und in vielen Punkten der Gegenpart zu Haugs Thesen. Von seiner Biographie und der Art seiner Beiträge hat er mich in vielen Punkten an unseren lieben Zettel erinnert.


Vielen Dank für diesen Hinweis auf einen Denker, der mir bisher völlig entgangen war!

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