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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 15 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.04.2013 18:22
Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Unser Gastautor Sebastian Dettmer schaut sich eine derzeit in den Medien meist falsch zitierte Studie genauer an.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

16.04.2013 20:16
#2 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Herzlichen Dank für diesen Beitrag an unseren Gastautor. Man argwöhnt bei der medialen Ausschlachtung solcher Studien ja immer eine Verzerrung, hat dann aber meistens keine Zeit, das so detailliert nachzurecherchieren.

Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens auch ein Beitrag auf der Achse des Guten - die betreffende Serie ist m.E. höchst lesenswert und vielleicht für den einen oder anderen Sozialwissenschaftsverächter ein kleines Damaskus.

Nichtgelb Offline



Beiträge: 3

16.04.2013 22:17
#3 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Da taucht doch tatsächlich die Frage auf wer hier falsch interpretiert/zitiert..
Herr Dettmer bezieht Empfänger von Sozialleistungen, die diese Leistungen durch einen geringfügigen Nebenverdienst aufstocken, pauschal als "Aufstocker" mit ein.
Das ist komplett falsch, denn das sind keine Aufstocker. Aufstocker sind ganz offiziell "erwerbstätige Arbeitslosengeld-II Bezieher".
Und ebenso offiziell sind damit Menschen gemeint deren, durch Arbeit erworbenes Grundeinkommen nicht zur Deckung des des Mindestsatzes reicht.

Ein ALG-II Bezieher, der geringügig zuverdient gilt nicht! als erwerbstätig.

Dieser kleine, aber feine Unterschied wurde bei der Untersuchung auch berücksichtigt.

Herr Dettmer ist also zu empfehlen sich die Verlautbarungen der Universität Duisburg-Essen mal detailliert anzusehen bevor er Propandablättchen extremistischer Wirschaftsradikaler als Argumentationsbasis nutzt.

TF Offline



Beiträge: 281

16.04.2013 22:36
#4 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Den Sozialisten wird immer etwas einfallen, um noch mehr Sozialleistungen und noch mehr Regulierung zu rechtfertigen. Man muss doch nur ein wenig rechnen. Bei 40-Stunden-Woche und 7€ die Stunde ist man als Lediger ohne Kinder bei etwas über 900€ netto. Da wird schnell klar, dass Aufstocken bei Vollzeitstelle nur sehr wenige betreffen kann. Aber Sozialisten sind natürlich erst dann zufrieden, wenn eine Arzthelferin mit ihrem Gehalt eine Familie mit 6 Kindern ernähren kann, also nie.

Auch abwegig ist die These, Arbeitgeber würden durchs Aufstocken subventioniert. Subventioniert wird einzig der aufstockende Arbeitnehmer. Gäbe es gar keine Stütze für Arbeitslose ohne Anspruch auf Versicherungsleistungen (wie fast überall auf der Welt), dann würde es natürlich viel mehr Menschen im Niedriglohnsektor (wie immer man den definiert) geben. Die Situation wäre für Arbeitgeber sicher vorteilhafter, aber auch für die große Mehrheit der Arbeitnehmer. Denn irgendwer muss die in weiten Teilen parasitäre Sozialstaatsindustrie und ihre Klienten ja bezahlen.

Ich wäre für folgende Lösung: ALG 2 komplett abschaffen. Wer bedürftig und nicht erwerbsunfähig ist, muss sich sein Geld in einem Arbeitsdienst sozialversicherungspflichtig verdienen, der nur unproduktiven Tätigkeiten a la Steineklopfen nachgeht und in keiner Konkurrenz zu regulärer Beschäftigung steht. Dafür gibt es 5 € brutto die Stunde. Außer ggf. Kindergeld gibt es ansonsten nichts vom Staat. Wer sich weigert, bekommt gar nichts und ist auch nicht krankenversichert. Der größte Vorteil wäre, dass fast sämtliche Sozialbetrüger auf einen Schlag aus dem System entfernt würden, denn so etwas macht keiner freiwillig. Auch gäbe es viel weniger Bürokratie und die Menschen würden sich viel nachdrücklicher um reguläre Beschäftigung bemühen.

TF Offline



Beiträge: 281

16.04.2013 23:06
#5 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Nichtgelb im Beitrag #3

Ein ALG-II Bezieher, der geringügig zuverdient gilt nicht! als erwerbstätig.



Falsch.

Eine Legaldefinition von Erwerbstätigkeit existiert meines Wissens nicht. Aber sowohl nach der von der Arbeitsagentur als auch der vom Stat. Bundesamt gebrauchten Definition sind geringfügig Beschäftigte Erwerbstätige.

Erwerbstätige sind Personen, die als Arbeitnehmer/in (Arbeiter/in, Angestellte/r, Beamte, geringfügig Beschäftigte) oder als Selbständige eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, unabhängig vom Umfang dieser Tätigkeit und von der Einkommenshöhe.
http://statistik.arbeitsagentur.de/Stati...ik-erklaert.pdf (Seite 9)

Zu den Erwerbstätigen in den Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (VGR) zählen gemäß dem Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) alle Personen, die als Arbeitnehmer (Arbeiter, Angestellte, Beamte, geringfügig Beschäftigte, Soldaten) oder als Selbstständige beziehungsweise als mithelfende Familienangehörige eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben beziehungsweise in einem Arbeits- oder Dienstverhältnis stehen. Die Zuordnung zu den Erwerbstätigen erfolgt dabei unabhängig von der Dauer der tatsächlich geleisteten oder vertragsmäßig zu leistenden Arbeitszeit. Auch ist nicht von Bedeutung, ob aus der Erwerbstätigkeit der überwiegende Lebensunterhalt bestritten wird.
https://www.destatis.de/DE/Meta/AbisZ/Erwerbstaetige.html

Nichtgelb Offline



Beiträge: 3

16.04.2013 23:46
#6 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Auch abwegig ist die These, Arbeitgeber würden durchs Aufstocken subventioniert.
Wo wären wohl Unternehmen wie GLS, Amazon, DHL usw. ohne diese Aufstocker?
Sie wären mit Sicherheit keine Global-Player müßten sie zahlen was jeder kleine Handwerksbetrieb für seine Mitarbeiter abführen muß.

Bei 40-Stunden-Woche und 7€ die Stunde ist man als Lediger ohne Kinder bei etwas über 900€ netto.

Davon gehen dann, je nach Ort, bis zu 400.- allein für die Miete drauf, plus Nebenkosten. Im schlechtesten Fall noch 100 km Arbeitweg, mit entsprechenden Kosten uswusf...

Letztlich bleiben, mit viel Glück 400.- übrig...

Diese Menschen können kaum etwas in die Rentenkasse zahlen, Urlaub fällt aus (Aber Leistung ist natürlich immer mit 100% zu erbringen). Und die Altersarmut ist vorprogrammiert.

Wer nur sodenkt denkt gar nicht sondern hat letztlich nur Angst um seine eigenes erbärmliches Etwas..

Wer solche Zustände will sollte sich Wells Zeitmaschine basteln und beten in der priviligierten Schicht der Römer oder Griechen zu landen.

Btw: das hat nichts mit Sozialisten zu tun. Es sei denn Christen sind Sozialisten..

Nichtgelb Offline



Beiträge: 3

16.04.2013 23:50
#7 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Eine Legaldefinition von Erwerbstätigkeit existiert meines Wissens nicht.
Meines Wissens..
Ein Grundübel dieser Gesellschaft.
3 Blättchen gelesen und zu glauben man wüßte etwas.
Googlen Sie doch mal nach dem "Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung"...

Thanatos Offline



Beiträge: 232

17.04.2013 00:56
#8 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Nichtgelb im Beitrag #7
Eine Legaldefinition von Erwerbstätigkeit existiert meines Wissens nicht.

Googlen Sie doch mal nach dem "Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung"...


Soso. Laut Zitaten daraus hat TF, ihr Diskussionspartner, recht.

Ihre ersten drei Beiträge im Forum geben bedenklichen Anlaß zu Trollalarm. Machen Sie gerne weiter so. Ich als Nichtmoderator kann das so schreiben.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Thanatos Offline



Beiträge: 232

17.04.2013 01:15
#9 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von TF im Beitrag #4
Den Sozialisten wird immer etwas einfallen, um noch mehr Sozialleistungen und noch mehr Regulierung zu rechtfertigen.


Aber sicher doch. Da sind wir uns einig.

Zitat von TF im Beitrag #4

Ich wäre für folgende Lösung: ALG 2 komplett abschaffen. Wer bedürftig und nicht erwerbsunfähig ist, muss sich sein Geld in einem Arbeitsdienst sozialversicherungspflichtig verdienen, der nur unproduktiven Tätigkeiten a la Steineklopfen nachgeht und in keiner Konkurrenz zu regulärer Beschäftigung steht. Dafür gibt es 5 € brutto die Stunde. Außer ggf. Kindergeld gibt es ansonsten nichts vom Staat. Wer sich weigert, bekommt gar nichts und ist auch nicht krankenversichert. Der größte Vorteil wäre, dass fast sämtliche Sozialbetrüger auf einen Schlag aus dem System entfernt würden, denn so etwas macht keiner freiwillig. Auch gäbe es viel weniger Bürokratie und die Menschen würden sich viel nachdrücklicher um reguläre Beschäftigung bemühen.


Nein, das wäre zu radikal, und zwar aus verschiedenen Gründen. Mir sind eine recht große Bandbreite von ALGII-Empfängern bekannt, deren Lebenswege, Arbeitsmöglichkeiten, Gründe für Hilfebedürftigkeit müssen wirklich differenziert betrachtet werden. Kurz gefaßt: es gibt eine breite Grauzone im Schnittbereich: "vollkommen selbstständiger, unabhängig handelnder Mensch" mit "unselbstständiger, nicht arbeitsfähiger bzw. komplett betreuungsbedürftiger Mensch".

Das Sozialamt liefert für labile Menschen neben den gesicherten Lebensgrundlagen (Wohnung!) auch eine sehr ausdauernde(!), unermüdliche "Betreuung". Gestrauchelte, deren Kraft für längere Zeit nicht mehr zur Selbsthilfe reicht, werden vor dem Totalabsturz (Obdachlosigkeit, Selbstaufgabe) bewahrt (zB durch die berühmten "Maßnahmen" u. Erhalt der Wohnung) und ihnen werden je nach ihrer Leistungsfähigkeit u Ausbildung fortlaufend Jobangebote gemacht bzw Bewerbungsdruck erzeugt, inkl. Praktika etc. pp. Sollte diese Förderung nicht greifen, wird intensiv nach Ursachen geforscht (Krankheit, Sucht, etc.) und per Amtsarzt für Maßnahmen gesorgt.

Man sollte den Effekt nicht unterschätzen. Anstatt völlig und dauerhaft zu versumpfen, zu verwahrlosen, werden Menschen "über Wasser gehalten", solange, bis sie wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß gefaßt haben. Sicher: in Niedriglohnjobs. Aber: auch für dieses Szenario kenne ich viele Beispiele, und diese Leute sind es zufrieden, machen es sogar gerne, weil sie genau wissen, sie wären sonst wesentlich weiter unten. (Anmerkung: solche Aussagen wird man in KEINER offiziellen Verlautbarung je hören/lesen).

Ja, klar, ich rede nicht von den Hardcore-Verweigerern, die mit allen Tricks versuchen, den Staat auszunehmen. Die mag es auch geben, die sind aber eher selten unter Authochthonen. Wie gesagt, ich kenne eine große Bandbreite verschiedener Schicksale aus dem Bereich.

Deutschland hält sich neben den negativen Anreizen durch das H4-Angebots mit selbigem auch einige große Probleme vom Leib, wie es andere Staaten nicht können. Nun, die Gesamtbewertung und -bilanz von H4 wäre ein heißes Diskussionsthema. Rein wirtschaftlich haben die Reformen sich wohl massiv positiv ausgewirkt - und das durch den Sozi Schröder. Verkehrte Welt.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

Herr Sellars Offline



Beiträge: 13

17.04.2013 01:22
#10 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Nichtgelb im Beitrag #7
(...)

Zitat von Nichtgelb im Beitrag #6
(...)

Werter Nichtgelb, Sie haben bei Ihrem Wunsch nach Freischaltung für dieses Forum die Forumsregeln bestätigt. Haben Sie diese auch gelesen?

Zitat von Forumsregeln
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt


Ich weiß nicht in welchem Teil des Web Sie sonst herumpoltern, aber dies hier ist ein Diskussionsforum, in welchem Wert auf Sachlichkeit, Höflichkeit und Fairness gegenüber den Mitdiskutierenden gelegt wird.

Sollten Sie dies mit Ihrer persönlichen Erregung nicht in Einklang bringen können, wäre das kleine Zimmer wohl der falsche Ort für Sie. Hier wird zur Sache diskutiert und nicht der Mitkommentator angebellt.

Bitte nehmen Sie diesen Hinweis ernst, sonst wird Ihre Mitgliedschaft hier ein schnelles Ende finden.

Sellars

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

17.04.2013 13:26
#11 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Thanatos
Das Sozialamt liefert für labile Menschen neben den gesicherten Lebensgrundlagen (Wohnung!) auch eine sehr ausdauernde(!), unermüdliche "Betreuung". Gestrauchelte, deren Kraft für längere Zeit nicht mehr zur Selbsthilfe reicht, werden vor dem Totalabsturz (Obdachlosigkeit, Selbstaufgabe) bewahrt (zB durch die berühmten "Maßnahmen" u. Erhalt der Wohnung) und ihnen werden je nach ihrer Leistungsfähigkeit u Ausbildung fortlaufend Jobangebote gemacht bzw Bewerbungsdruck erzeugt, inkl. Praktika etc. pp. Sollte diese Förderung nicht greifen, wird intensiv nach Ursachen geforscht (Krankheit, Sucht, etc.) und per Amtsarzt für Maßnahmen gesorgt.

Ich bin dir dankbar, dass du diesen Punkt hier aufgreifst.In der Öffentlichkeit wird Armut immer als rein mometäres Problem wahrgenommen und beurteilt, aber wenn man das Gerede von "für die Menschen" mal wirklich ernst nähme, geht es um etwas ganz anderes: Soziale Kontakte, Hilfe, Mitmenschlichkeit, Betreuung, emotionale Nähe.

Es ist das Kennzeichen unserer modernen Gesellschaft, dass sie die sozialen Gruppen, die sich "hayeksch" von unten zu diesem Zweck gebildet hatten, von der Familie über die ideologischen Milieus bis zu den Dorfgemeinschaften und Stadtvierteln, als Beschränkungen der individuellen Freiheit identifiziert hat und durch Rechtsansprüche des Individuums gegenüber einem möglichst zentral organisierten Staat ersetzt. Welche Folgen das für die oben genannten Problemstellungen und Lösungsversuche haben kann, lässt sich ausmalen.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Dettmer Offline



Beiträge: 1

17.04.2013 13:29
#12 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat
Herr Dettmer bezieht Empfänger von Sozialleistungen, die diese Leistungen durch einen geringfügigen Nebenverdienst aufstocken, pauschal als "Aufstocker" mit ein.



Wenn Sie den Beitrag aufmerksam gelesen und auch die angegebenen Quellen geprüft hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass nicht ICH diese Kategorisierung (1) bis (4) vorgenommen habe, sondern dass sie in der Kurzzusammenfassung der Untersuchungsergebnisse selbst aufgeführt wurden. Hier gerne noch mal der Link dazu: http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_f...en/abbIV81b.pdf (Seite 2 von 4, ist gar nicht SOO viel Text ;-)

Nicht ich habe diese Statistik so aufgestellt, sondern die Bundesagentur für Arbeit, die die verschiedenen genannten Personengruppen ebenfalls in diese Aufstocker-Statistik mit einbezieht. Danach gelten als Aufstocker auch jene, die sich ihr ALGII mit Minijobs aufstocken und eben NICHT nur jene, die sich einen regulären Job mit ALGII aufstocken müssen. Nur deshalb kommen ja die hoch erscheinenden Zahlen zustande, mit denen dann Politik gemacht wird. Würde man die realen Zahlen nennen, im Falle der Singles also deutlich unter 100.000, würde ja jedem selbst auffallen, welch im Vergleich kleine Gruppe das ist.

TF Offline



Beiträge: 281

21.04.2013 13:12
#13 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Thanatos im Beitrag #9
Nein, das wäre zu radikal, und zwar aus verschiedenen Gründen. Mir sind eine recht große Bandbreite von ALGII-Empfängern bekannt, deren Lebenswege, Arbeitsmöglichkeiten, Gründe für Hilfebedürftigkeit müssen wirklich differenziert betrachtet werden. Kurz gefaßt: es gibt eine breite Grauzone im Schnittbereich: "vollkommen selbstständiger, unabhängig handelnder Mensch" mit "unselbstständiger, nicht arbeitsfähiger bzw. komplett betreuungsbedürftiger Mensch".

Wer erwerbsunfähig ist, bekommt kein ALG2.


Zitat von Thanatos im Beitrag #9
Das Sozialamt liefert für labile Menschen neben den gesicherten Lebensgrundlagen (Wohnung!) auch eine sehr ausdauernde(!), unermüdliche "Betreuung". Gestrauchelte, deren Kraft für längere Zeit nicht mehr zur Selbsthilfe reicht, werden vor dem Totalabsturz (Obdachlosigkeit, Selbstaufgabe) bewahrt (zB durch die berühmten "Maßnahmen" u. Erhalt der Wohnung) und ihnen werden je nach ihrer Leistungsfähigkeit u Ausbildung fortlaufend Jobangebote gemacht bzw Bewerbungsdruck erzeugt, inkl. Praktika etc. pp. Sollte diese Förderung nicht greifen, wird intensiv nach Ursachen geforscht (Krankheit, Sucht, etc.) und per Amtsarzt für Maßnahmen gesorgt.

Der Sozialstaat hält Menschen doch eher davon ab, wieder auf die Beine zu kommen. Und ich kriege häufig mit, wie Menschen ihren Job sehr leichtfertig aufs Spiel setzen. Das würden sie viel seltener tun, wenn der Sozialstaat sie nicht relativ weich fallen ließe. Die allermeisten Menschen können, wenn sie wirklich müssen, sich ganz gut selbst helfen. Die "Maßnahmen" nutzen eher den bei den Maßnahmeträgern beschäftigten Personen, deren psychische Gesundheit übrigens auch öfters zweifelhaft ist. Die Maßnahmen sind chronisch ineffizient. Durch deren komplette Abschaffung könnte man relativ kurzfristig einen zweistelligen Milliardenbetrag im Bundeshaushalt einsparen. Drogenabhängige landen oft in der Sozialhilfe.


Zitat von Thanatos im Beitrag #9
Deutschland hält sich neben den negativen Anreizen durch das H4-Angebots mit selbigem auch einige große Probleme vom Leib, wie es andere Staaten nicht können.


Welche???


Zitat von Thanatos im Beitrag #9
Rein wirtschaftlich haben die Reformen sich wohl massiv positiv ausgewirkt - und das durch den Sozi Schröder. Verkehrte Welt.

Naja, so wahnsinnig soviel hat sich gerade für wirkliche Langzeitarbeitslose, also diejenigen, die früher Sozialhilfe kriegten, gar nicht geändert.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

21.04.2013 14:19
#14 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Nichtgelb im Beitrag #6
Auch abwegig ist die These, Arbeitgeber würden durchs Aufstocken subventioniert.
Wo wären wohl Unternehmen wie GLS, Amazon, DHL usw. ohne diese Aufstocker?




Wenn es diese nicht gebe, dann gebe es auch nicht die Arbeitsplätze. Ist es deshalb eine Subvention für die Unternehmen? Nein, denn

Zitat

Sie wären mit Sicherheit keine Global-Player müßten sie zahlen was jeder kleine Handwerksbetrieb für seine Mitarbeiter abführen muß.



... die Handwerksbetriebe müssten nicht weniger bezahlen.

Es kommt auf die konkrete Arbeitsleistung und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage für diese Arbeitsleistung an. Punkt.

Würde man die Arbeitsleistung derjenigen nicht nutzen, die von ihrem Lohn nicht leben könnten, so müssten man ihnen trotzdem Sozialleistungen für ein angemessenes Leben gewähren. Oder wollen Sie diese verhungern lassen? Nein? Gut. Die Belastungen des Restes der Gesellschaft mit Steuern und Sozialabgaben wären also kein bisschen geringer! So aber kann ihre Arbeitskraft wenigstens noch genutzt werden.

Subventioniert wird nicht das Unternehmen, nicht einmal der Arbeitnehmer wird als Arbeitnehmer subventioniert, denn er würde die selben oder sogar noch höhere Leistungen erhalten, wenn er nicht arbeiten würde. Eine Subvention hätte man erst, wenn Kosten übernommen würden, die erst durch die Arbeitstätigkeit entstehen (zum Beispiel Fahrtkosten). Dies ist aber nicht der Fall beim Aufstocken. Es wird etwas finanziert, das so oder so finanziert werden müsste, nämlich die Lebenshaltungskosten. Bei Nicht-Aufstockern gibt es dafür einen Steuerfreibetrag. Der ist auch keine Subvention, sondern verfassungsrechtlich geboten, wenn es um die Deckung der grundlegenden Lebenshaltungskosten geht.

Klarer würde es freilich in einem integrierten System der negativen Einkommenssteuer werden oder im BGE-Modell von Götz Werner:

Es handelt sich bei diesen Leistungen quasi um einen ausgezahlten Steuerfreibetrag. Hier wäre das für jeden offensichtlich (sofern die Medien keine Verschleierungstaktik fahren würden). Und offensichtlich keine Subvention.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

21.04.2013 14:33
#15 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von Thanatos im Beitrag #8
Zitat von Nichtgelb im Beitrag #7
Eine Legaldefinition von Erwerbstätigkeit existiert meines Wissens nicht.

Googlen Sie doch mal nach dem "Europäischen System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung"...


Soso. Laut Zitaten daraus hat TF, ihr Diskussionspartner, recht.

Ihre ersten drei Beiträge im Forum geben bedenklichen Anlaß zu Trollalarm. Machen Sie gerne weiter so. Ich als Nichtmoderator kann das so schreiben.




Ach, i wo. Ich bin einfach froh, dass dies hier ein Forum ist und keine Talk-Show. In letzterer käme jemand mit Krawall-Phrasen und falsche Behauptungen, verbunden mit persönlichen Angriffen, durch. Hier kann ein anderer Forenteilnehmer in Ruhe noch einmal nachlesen, ob er sich geirrt hat (was jedem passieren kann) und wenn er doch recht hatte auf seinem Standpunkt stehen bleiben und dies mit beispielsweise den verlinkten Definitionen des statistischen Bundesamtes untermauern.

In einer Talk-Show stünde unser einer nur da und könnte nur ein "Nein, Sie lügen/irren" entgegen werfen. Überprüfen kann das dann erst einmal keiner und in der Folge würde die Nachbehandlung in den klassischen Medien über die Glaubwürdigkeit und Interpretation, über die Wahrnehmung allgemein entscheiden.

Hat man sich dann in einem Punkt geirrt, könnten tendenziöse Medien diesen herauspicken und damit stillschweigend auch die Punkte als unglaubwürdig dastehen lassen, auf deren Richtigkeit man nachweislich zu Recht bestanden hat. Auch wenn dies die Mehrzahl und vor vor allem die entscheidenden Aspekte waren.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

21.04.2013 17:09
#16 RE: Zur "Aufstocker-Statistik". Ein Gastbeitrag von Sebastian Dettmer Antworten

Zitat von TF
Wer erwerbsunfähig ist, bekommt kein ALG2.

Bei Bedürftigkeit aber eine diesem vergleichbare Leistung.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

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