Über einen etwas anderen Ansatz hat die NZZ im Oktober 2012 berichtet. Es geht um einen Algorithmus um einen Tausch von Organen zu organisieren: Was Nierenspenden mit einem Nobelpreis verbindet
Viele Menschen finden sich bereit, Organe, zum Beispiel eine Niere an Angehörige zu spenden. Allerdings wird diese in den seltensten Fällen zur Transplantation geeignet sein. Wenn man aber viele «Tausch»-willige zusammenbringt, kann man einen «Kettentausch» organisieren: dann kann der Angehörige A an Patient B spenden, der Angehörige von B spendet dafür an Patient C; der Angehörige von C wiederum an Patient A. Um solche Ketten zu finden hat Alvin Roth, einer der Nobelpreisträger 2012, einen Algorithmus entwickelt.
Bei der Lektüre dachte ich die ganze Zeit «solche Verrenkungen, nur um einen ‹normalen› Handel zu verhindern», und siehe da: im letzten Absatz wird genau das angesprochen. Noch vor wenigen Jahren zweifelte ich nicht am Verbot des Organhandels, aber nun frage ich mich, warum. Man erfindet ein neues Todeskriterium (Hirntod) um Sterbenden, nach althergebrachter Definition noch lebenden Menschen, Organe entnehmen zu können. Man denkt immer lauter darüber nach, im Zweifel lieber zu transplantieren, wenn man nicht mehr fragen kann (Widerspruchslösung). Wie weit ist es da noch zur Zwangs-Spende im Namen der guten Sache? Ist das alles nicht weit anrüchiger als ein simpler Vertrag, Organ gegen Geld? Und was ist an so einem Vertrag überhaupt anrüchig, wenn ich auch meine wertvolle Lebenszeit auf dem Arbeitsmarkt verschachere?
Zitat von Christoph im Beitrag #2Wie weit ist es da noch zur Zwangs-Spende im Namen der guten Sache? Ist das alles nicht weit anrüchiger als ein simpler Vertrag, Organ gegen Geld? Und was ist an so einem Vertrag überhaupt anrüchig, wenn ich auch meine wertvolle Lebenszeit auf dem Arbeitsmarkt verschachere?
Das einzige, was einen solchen Vertrag in meinen Augen anrüchig machte, ist der Anschein der Unfreiwilligkeit. Normalerweise sollte das alles kein Problem sein - es sind wohl eher Ausnahmefälle, in denen ein Mensch unfreiwillig seine Einwilligung geben wird oder jemand für ihn seine Einwilligung geben wird. Allerdings: nach der Organentnahme ist der Einwilligende in wahrscheinlich kaum noch einem Fall (nicht lebensnotwendige Organe und eine Niere mal ausgenommen) soweit gerichtsfähig, dass er dagegen vorgehen könnte. Daher ist leider die Freigabe eventuell ein gefährlicher Akt.
Naja, so neu ist der Vorschlag nicht. Aber auch nicht wirklich zielführend: Einen Organspendeausweis kann jeder besitzen, er hat sowieso keine echte rechtliche Gültigkeit, und wenn sich nach dem Tod der Person die Verwandten gegen eine Spende entscheiden, dann ist auch nix mit Spende. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass bei vielen die Notwendigkeit einer Transplantation sich Jahre wenn nicht Jahrzehnte vor der wirklichen Dringlichkeit abzeichnet. Wie will man damit umgehen ? Wird dann nicht plötzlich ein jeder, bei dem in einer Untersuchung eine Niereninsuffizienz festgestellt wird, ganz schnell in den Kreis der Organspender eintreten ?
Ich denke man könnte das ganze bedeutend einfacher haben. Und zwar durch Organhandel. Ich verstehe eigentlich auch nicht wirklich, warum das so ein grosse Tabu sein soll. Menschen handeln überall mit ihrem Leben, die einen indem sie gefährliche Arbeiten ausführen, andere indem sie ihre Gesundheit verkaufen. Wenn wir Lebendspenden akzeptieren um einen Freund oder einen geliebten Menschen zu retten, dann ist es in meinen Augen fragwürdig das für Geld zu verbieten. Wenn ein Mensch so frei ist, dass er für einen anderen ein grosses Opfer bringen will, warum soll das ganz nicht mehr funktionieren, wenn die Motivation dessen in Geld besteht. Zudem ich behaupten würde, dass wir, wenn Organhandel nicht länger verboten wäre, jede Menge Organe von toten Menschen erhalten würden, die damit ihren Kindern oder anderen etwas hinterlassen wollen.
Ich trage meinen Organspendeausweis seit vielleicht 20 Jahren (da es nicht mehr die erste Auflage ist, weiss ich nicht mehr genau seit wann). Und ich finde die Vorstellung ganz positiv, dass, wenn es mich überraschend dahinrafft, vielleicht noch jemand anders dadurch ein besseres Leben erfahren wird. Aber was ich einen weiteren, positiven Effekt finden würde, ist, dass wenn dies passierte, für meine Familie, die ich hinterlasse, noch etwas mehr Geld da wäre. Ich spende auch Blut. Und weil ich es für ebenso gesund wie sinnvoll halte, auch für lau. Das heisst aber nicht, dass ich mich nicht freuen würde, wenn ich einen realistischen Preis dafür bekäme. Mir geht es einen Tag relativ mässig, wenn ich Blut spende, Zeit kostets auch. Jemand anders profitiert davon. Ich hätte nun gar nichts dagegen, wenn er mich davon auch ein bischen profitieren liesse.
Statt mir moralinsauren Augen auf den vorhandenen oder vermuteten internationalen Organhandel zu schauen, wäre es manchmal ganz nützlich sich zu fragen, ob sowas nicht sehr sinnvoll wäre.
Zitat von Llarian im Beitrag #4Naja, so neu ist der Vorschlag nicht. Aber auch nicht wirklich zielführend: Einen Organspendeausweis kann jeder besitzen, er hat sowieso keine echte rechtliche Gültigkeit, und wenn sich nach dem Tod der Person die Verwandten gegen eine Spende entscheiden, dann ist auch nix mit Spende. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass bei vielen die Notwendigkeit einer Transplantation sich Jahre wenn nicht Jahrzehnte vor der wirklichen Dringlichkeit abzeichnet. Wie will man damit umgehen ? Wird dann nicht plötzlich ein jeder, bei dem in einer Untersuchung eine Niereninsuffizienz festgestellt wird, ganz schnell in den Kreis der Organspender eintreten ?
Ich denke man könnte das ganze bedeutend einfacher haben. Und zwar durch Organhandel. Ich verstehe eigentlich auch nicht wirklich, warum das so ein grosse Tabu sein soll. Menschen handeln überall mit ihrem Leben, die einen indem sie gefährliche Arbeiten ausführen, andere indem sie ihre Gesundheit verkaufen. Wenn wir Lebendspenden akzeptieren um einen Freund oder einen geliebten Menschen zu retten, dann ist es in meinen Augen fragwürdig das für Geld zu verbieten. Wenn ein Mensch so frei ist, dass er für einen anderen ein grosses Opfer bringen will, warum soll das ganz nicht mehr funktionieren, wenn die Motivation dessen in Geld besteht. Zudem ich behaupten würde, dass wir, wenn Organhandel nicht länger verboten wäre, jede Menge Organe von toten Menschen erhalten würden, die damit ihren Kindern oder anderen etwas hinterlassen wollen.
Ich trage meinen Organspendeausweis seit vielleicht 20 Jahren (da es nicht mehr die erste Auflage ist, weiss ich nicht mehr genau seit wann). Und ich finde die Vorstellung ganz positiv, dass, wenn es mich überraschend dahinrafft, vielleicht noch jemand anders dadurch ein besseres Leben erfahren wird. Aber was ich einen weiteren, positiven Effekt finden würde, ist, dass wenn dies passierte, für meine Familie, die ich hinterlasse, noch etwas mehr Geld da wäre. Ich spende auch Blut. Und weil ich es für ebenso gesund wie sinnvoll halte, auch für lau. Das heisst aber nicht, dass ich mich nicht freuen würde, wenn ich einen realistischen Preis dafür bekäme. Mir geht es einen Tag relativ mässig, wenn ich Blut spende, Zeit kostets auch. Jemand anders profitiert davon. Ich hätte nun gar nichts dagegen, wenn er mich davon auch ein bischen profitieren liesse.
Statt mir moralinsauren Augen auf den vorhandenen oder vermuteten internationalen Organhandel zu schauen, wäre es manchmal ganz nützlich sich zu fragen, ob sowas nicht sehr sinnvoll wäre.
Was das ganze in den Augen der Linken anrüchig macht ist nicht die Geberseite, sondern die Nehmerseite. Zumindest laut der nach Außen vorgetragenen Rechtfertigung des Verbots zu urteilen. Es ist nicht die Angebotsseite, die hier vielen schlaflose Nächte bereitet, sondern die Nachfrageseite: Wer mehr Geld hat könnte Menschen mit weniger Geld das lebensnotwendige Organ vor der Nase wegklauen (Edit: Meinte wegkaufen, freudscher verschreiber?).
Das macht bei konstanter Angebotsmenge sogar Sinn. Wenn es durch das Geld der Besserverdienenden nicht mehr Organe gibt und nur das bisherige Angebot anders verteilt wird. Die Frage ist, in wiefern dies der Fall seien wird...
Mensch, bin ich froh, wenn Organe endlich rentabel, im nenenswerten Umfang und vor allem qualitativ gut im Labor gezüchtet und gedruckt werden können.
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