Dear Reader,
ein sehr lesenswerter Beitrag, vielen Dank für den Hinweis!
Besonders treffend fand ich diese Charakterisierung Sarkozys:
If there is a political creed behind Sarkozy’s government-of-all-the-talents populism, his urge to transcend party or policy, it can be found in what people call his Bonapartism. Bonapartism does not mean simply the possession of power by a short, ambitious man. It refers as well to a coherent ideology, which flourished in the nineteenth century, when the original Napoleon’s nephew, Louis-Napoleon, campaigned for, and eventually led, a Second Empire. (...) His rule was by turns statist and entrepreneurial, devoted to French power and its extension, and not at all allergic to grand plans of rebuilding and the celebration of novelty.
Der Bonapartismus ist in Frankreich im Grunde nie gestorben. Auch der Gaullismus hatte immer bonapartistische Züge; und Sarkozy war ja immerhin Vorsitzender der gaullistischen Partei.
Daß viele Amerikaner ihn so positiv sehen, liegt natürlich am Kontrast zu Mitterand und Chirac, die beide heftige Antiamerikaner waren.
De Gaulle selbst hatte übrigens unter den Angelsachsen eher die Briten als Lieblingsfeinde. Er hat es nie verwunden, daß Churchill ihn als Führer der
France Libre nicht ernstgenommen, ja gedemütigt hat.
Noch eine kleine Beckmesserei: Es stimmt nicht, daß "the election was really won only on the night of the Presidential debate a few days before the final round of voting".
Das stimmt nicht. Sarkozy hatte in den Umfragen schon Wochen vor den Wahlen beständig vor Royal gelegen, wenn nach der Präferenz für den zweiten Wahlgang gefragt wurde. Das "Duell" hat daran nichts geändert.
Was man allenfalls sagen könnte, ist, daß Royal in dieser Diskussion ihre letzte, geringe Chance verspielt hat, das Blatt doch noch zu wenden.
Sie war übrigens gecoacht worden, mit auswendig gelernten Statements zu bestimmten Themen. Daß sie plötzlich loslegte und aus heiterem Himmel auf Sarkozy wegen der angeblichen Benachteiligung Behinderter eindrosch, lag daran, daß sie diesen Ausbruch präpariert hatte.
Sie hat ihn also vom Stapel gelassen, obwohl es dafür innerhalb des Gesprächsverlaufs kein Motiv gab. Das erzeugte den Eindruck der Unbeherrschtheit, den Sarkozy durch seine betonte Ruhe genüßlich vertieft hat. "So unbeherrscht darf sich niemand benehmen, der Präsident Frankreichs werden will" - mit diesem Argument hat er gepunktet.
Mag also sein, daß die
Höhe seines Wahlsiegs von dem Duell mit beeinflußt wurde. Aber
daß er gewinnen würde, stand seit Wochen so gut wie fest.
Herzlich, Zettel