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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 12 Antworten
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Nikosch Offline



Beiträge: 115

22.10.2013 13:43
Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Hallo liebe Zimmerleute,

momentan schläg das Phantomtor von Stefan Kiesling im Bundesligaspiel gegen Hoffenheim hohe Wellen. So ziemlich jeder hat eine Meinung dazu, ob Kiesling sich unsportlich verhalten hat oder nicht, der Schiedsrichter verantworlich ist oder nicht und ob es in Zukunft des Einsatzes der Technik bedarf oder nicht.

Was ich an der ganzen Diskussion aber interessant finde ist eine Tatsache auf die Kicker-Chefredakteur Beer in einem Kommentar hinweist. Wenn ein reguläres Tor NICHT gegeben wird ist die Aufregung wesentlich geringer, als wenn ein vermeintliches Tor gegeben wird. Niemand käme hinterher auf die Idee ein Wiederholungsspiel zu fordern oder den Torwart zu beschimpfen, weil er den Schiedsrichter nicht auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht hat (Manuel Neuer lässt grüßen).

Dies sagt meiner Meinung nach einiges über das Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland aus. Wenn jemand um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird ist dies zwar bedauerlich, jedoch nicht weiter aufregenswert. Wenn jemand jedoch durch Glück oder Zufall etwas erhält, ohne dass er eine entsprechende Leistung erbracht hat, so kocht die Volksseele.

Viele Grüße
Nikosch

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

22.10.2013 14:39
#2 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Nikosch im Beitrag #1
Hallo liebe Zimmerleute,

momentan schläg das Phantomtor von Stefan Kiesling im Bundesligaspiel gegen Hoffenheim hohe Wellen. So ziemlich jeder hat eine Meinung dazu, ob Kiesling sich unsportlich verhalten hat oder nicht, der Schiedsrichter verantworlich ist oder nicht und ob es in Zukunft des Einsatzes der Technik bedarf oder nicht.

Was ich an der ganzen Diskussion aber interessant finde ist eine Tatsache auf die Kicker-Chefredakteur Beer in einem Kommentar hinweist. Wenn ein reguläres Tor NICHT gegeben wird ist die Aufregung wesentlich geringer, als wenn ein vermeintliches Tor gegeben wird. Niemand käme hinterher auf die Idee ein Wiederholungsspiel zu fordern oder den Torwart zu beschimpfen, weil er den Schiedsrichter nicht auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht hat (Manuel Neuer lässt grüßen).

Dies sagt meiner Meinung nach einiges über das Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland aus. Wenn jemand um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird ist dies zwar bedauerlich, jedoch nicht weiter aufregenswert. Wenn jemand jedoch durch Glück oder Zufall etwas erhält, ohne dass er eine entsprechende Leistung erbracht hat, so kocht die Volksseele.

Ja das ist eine interessante These die auch zutreffend ist, wenn für mich der Fall so liegt:
Es gibt nur einen einzigen Beteiligten auf dem Platz der aufgrund seiner Reaktion (Hände über dem Kopf zusammenschlagen) den Ball am Tor vorbeigehen gesehen hat. Ohne Zweifel. Das ist Stefan Kießling.
Klar geht man davon aus, dass das Netz dicht ist und allen anderen Beteiligten kann zugestanden werden, dass sie sich optisch getäuscht sahen. Inklusive des Schiedsrichters. Deshalb bat er Stefan Kießling vor dem Wiederanpfiff zu sich. Der klärte den Irrtum des Schiedsrichters aber nicht auf, was er hätte tun können. Und aus Sicht der sportlichen Fairness auch hätte tun müssen.
Da es im Fussball aber oft unfaire Situationen gibt, ist Kießling nicht automatisch der unfairste Spieler der Bundesliga. Seinem Image hat es wohl geschadet.

Aber vor allem hat er seine größte Chance verpasst, einer der fairsten Fussballspieler aller Zeiten zu werden.

Nachtrag: Kießling sagt, er hätte nicht gesehen wie der Ball einschlug. Stimmt. Als er am Pfosten vorbeiflog, schlug er seine Hände über den Kopf und drehte sich weg. Der Ball war ja vorbei, es gab keinen Grund ihm noch länger hinterher zu schauen. Nee, nee. Der macht keine gut Figur, auch im Nachgang nicht.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Nikosch Offline



Beiträge: 115

22.10.2013 15:08
#3 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #2
Ja das ist eine interessante These die auch zutreffend ist, wenn für mich der Fall so liegt:
Es gibt nur einen einzigen Beteiligten auf dem Platz der aufgrund seiner Reaktion (Hände über dem Kopf zusammenschlagen) den Ball am Tor vorbeigehen gesehen hat. Ohne Zweifel. Das ist Stefan Kießling.
Klar geht man davon aus, dass das Netz dicht ist und allen anderen Beteiligten kann zugestanden werden, dass sie sich optisch getäuscht sahen. Inklusive des Schiedsrichters. Deshalb bat er Stefan Kießling vor dem Wiederanpfiff zu sich. Der klärte den Irrtum des Schiedsrichters aber nicht auf, was er hätte tun können. Und aus Sicht der sportlichen Fairness auch hätte tun müssen.
Da es im Fussball aber oft unfaire Situationen gibt, ist Kießling nicht automatisch der unfairste Spieler der Bundesliga. Seinem Image hat es wohl geschadet.

Eigentlich wollte ich gerade nicht über das Phantomtor und Stefan Kiesling als solches diskutieren, aber da sie es ansprechen möchte ich Ihnen meine Einschätzung nicht vorenthalten. Dabei möchte ich Ihnen zunächst in einem wesentlichen Punkt widersprechen: Der Schiedsrichter stand in einer sehr guten Position um die Situation zu beurteilen (was ja auch seine Aufgabe ist). Ich möchte ihm und auch dem Spieler jedoch aus folgenden Gründen keinen Vorwurf machen.

Ich habe das Spiel live auf Sky verfolgt. Meine Reaktion in der entsprechenden Situation war die folgende:
Live: Tor!
1. Zeitlupe: Hä? Ging der Ball nicht vorbei? Aber er ist ja im Tor. Da habe ich mich wohl geirrt.
2. Zeitlupe: Der Ball geht doch vorbei. Da stimmt was nicht.

Natürlich hatte Stefan Kiesling eine ungleich bessere Sicht auf das Geschehen als ich und seine Reaktion zeigt ja auch eindeutig, dass er die Chance als vergeben betrachtet. Er wendet sich dabei ab und sieht nicht was weiter geschieht. Nun kommen seine Mitspieler jubelnd auf ihn zu und beim Blick zum Tor sieht er, dass der Ball drin ist. Der Schiedsrichter entscheidet auf Tor und alle Spieler (auch sämtliche Hoffenheimer) laufen ohne Proteste Richtung Mittelpunkt. Wenn das menschliche Gehirn vor ein solches Rätsel gestellt wird wird es automatisch erst einmal die wahrscheinlichste Annahme treffen. Die wahrscheinlichste Annahme ist in diesem Fall eben nicht "Das Netz hat bestimmt ein Loch, das ich mit meinem Kopfball genau getroffen habe und durch dieses ging der Ball ins Tor" sondern "Ich habe mich verguckt als ich dachte der Ball ging vorbei". Dies alles wie gesagt in den Sekunden direkt nach dem Tor. Als Brych mit Kiesling spricht sieht man meiner Meinung nach recht eindeutig, dass beide einen recht ratlosen Eindruck machen, ich halte die Aussage von Kiesling, dass er gesagt hat, dass er nicht genau wüsste was passiert ist und er dachte, dass der Ball vorbei ging daher für glaubwürdig. Auch Brych hat wie bereits gesagt eine gute Sicht auf das Geschehen und sagt ebenfalls, dass er Zweifel an dem Tor hatte aber die Reaktion SÄMTLICHER (auch Hoffenheimer) Spieler für ein Tor sprach.

Meiner Meinung nach hätte Brych das Tor einfach zurücknehmen sollen nachdem kurze Zeit später (meiner Erinnerung nach noch vor dem Wiederanstoß) durch die Hoffenheimer Ersatzspieler auf das Loch hingewiesen wurde. Selbst wenn dies nicht den Regeln entsprochen hätte, hätte meiner Meinung nach niemand (auch Leverkusen nicht) protestiert. Stattdessen gab er einen mehr als zweifelhaften Elfmeter für Hoffenheim, den diese aber nicht verwandeln konnten.

Nachtrag zu Ihrem Nachtrag ;-): Ich stimme Ihnen zu, dass Kiesling in der Nachberichterstattung einen schlechten Eindruck hinterlässt. Hätte er einfach gesagt, dass er dachte der Ball ging vorbei, sich aber dann nicht sicher war weil die Reaktion der anderen auf Tor deutete und er dies auch dem Schiedsrichter gesagt hätte wäre dies okay gewesen. Stattdessen versucht er schon seine ursprünglichen Zweifel am regulären Tor kleinzureden. An seinem Verhalten im Spiel gibt es aber meiner Meinung nach nichts auszusetzen und ich habe ihn bisher auch immer als (vergleichsweise) fairen Sportsmann kennengelernt.

Nachtrag 2: Manuel Neuer hat übrigens damals im Spiel gegen England nach eigener Aussage sogar eindeutig gesehen, dass der Ball im Tor war und den Schiedsrichter dann bewusst dadurch zu täuschen versucht, dass er den Ball schnell ins Spiel zurück brachte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er danach in größerem Umfang als unsportlich beschimpft worden wäre. Aber da waren natürlich auch "nur" die Engländer die leidtragenden. ;-)

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

22.10.2013 21:37
#4 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Nikosch im Beitrag #3
Nachtrag zu Ihrem Nachtrag ;-): Ich stimme Ihnen zu, dass Kiesling in der Nachberichterstattung einen schlechten Eindruck hinterlässt. Hätte er einfach gesagt, dass er dachte der Ball ging vorbei, sich aber dann nicht sicher war weil die Reaktion der anderen auf Tor deutete und er dies auch dem Schiedsrichter gesagt hätte wäre dies okay gewesen. Stattdessen versucht er schon seine ursprünglichen Zweifel am regulären Tor kleinzureden. An seinem Verhalten im Spiel gibt es aber meiner Meinung nach nichts auszusetzen und ich habe ihn bisher auch immer als (vergleichsweise) fairen Sportsmann kennengelernt.

Ein Grund mehr und letztlich die Bestätigung für mich, dass Kießling nicht die Wahrheit sagt.
Was mir auch klar ist und was ich ja auch geschrieben habe, ist das Sich-getäuscht-fühlen, solange man davon ausgeht, dass das Netz dicht ist. Das Loch im Netz wurde aber erst nach Wiederanpfiff von den Ersatzspielern beanstandet. Da war es zu spät. Kießling hat zu Brych gesagt, dass er nicht genau wüsste was passiert ist, aber meines Wissens nicht, dass er dachte, der Ball ging vorbei.
Schauen Sie sich mal die Sekunden 23-25 dieses Videos an und die Körpersprache von Kießling und Sam:
http://www.youtube.com/watch?v=02U9VvDfN...=youtu.be&t=21s

Zitat von Nikosch im Beitrag #3
Nachtrag 2: Manuel Neuer hat übrigens damals im Spiel gegen England nach eigener Aussage sogar eindeutig gesehen, dass der Ball im Tor war und den Schiedsrichter dann bewusst dadurch zu täuschen versucht, dass er den Ball schnell ins Spiel zurück brachte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er danach in größerem Umfang als unsportlich beschimpft worden wäre. Aber da waren natürlich auch "nur" die Engländer die leidtragenden. ;-)

Ein ganz wesentlicher Unterschied. Natürlich nicht für mich.
Letztlich möchte ich Stefan Kießling nicht an den Pranger stellen. Die Hoffenheimer sind eigentlich die Schuldigen, weil sie ein defektes Netz auf ihrem Spielfeld hatten.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

22.10.2013 22:04
#5 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Nikosch im Beitrag #1
Wenn jemand jedoch durch Glück oder Zufall etwas erhält, ohne dass er eine entsprechende Leistung erbracht hat, so kocht die Volksseele.

In Deutschland wird nach jedem Spiel ja auch immer noch zusätzlich analysiert ob der Sieger seinen Sieg denn auch verdient hätte. Ob er nach der B-Note denn auch gewonnen hat. Die wird dann meist gnädig erteilt, manchmal wird das ganze Spiel neu inszeniert, nur damit es auch verdient gewonnen wurde.
Verdient, das heißt ehrlich erarbeitet, heldisch, nicht wie die Händlerseele ergaunert. In solchen Unterscheidungen liegt m.E. die Ursache für das Kochen der Volksseele wenn einer auf anderem Weg, als durch "ehrliche Arbeit", Erfolg hat.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

22.10.2013 23:52
#6 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Nikosch im Beitrag #1
Dies sagt meiner Meinung nach einiges über das Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland aus. Wenn jemand um die Früchte seiner Arbeit gebracht wird ist dies zwar bedauerlich, jedoch nicht weiter aufregenswert. Wenn jemand jedoch durch Glück oder Zufall etwas erhält, ohne dass er eine entsprechende Leistung erbracht hat, so kocht die Volksseele.
Interessante Assoziation, aber m.E. nicht zutreffend.

Im Zweifel werden einfach Entscheidungen, die den Spielstand verändern, weniger gern getroffen als solche, die ihn so belassen. Das geht sogar so weit, dass auch Entscheidungen, die nur die höhere Wahrscheinlichkeit einer Veränderung der Spielstands in sich tragen, lieber nicht getroffen werden. Beispiel: Abseits. Es gilt zwar die Regel, dass im Zweifel für den Angreifer entschieden werden soll, in der Praxis ist es aber genau anders herum. Das kann entscheidungspsychologische Gründe haben. Bei einer Entscheidung für Tor oder gegen Abseits (im Fall eines Torerfolgs) sieht man die Ergebnisse des eigenen Handelns auf der Anzeigetafel. Sozusagen eingemeißelt, unverrückbar, definitiv. Entscheidet man aber gegen Tor, ist ja sozusagen "nichts passiert". Alles wie eben. Weitermachen. Und tatsächlich verändert ein Tor ja in der Regel die Gefechtslage auf dem Spielfeld. Die Mannschaften spielen jeweils anders als vor dem Tor. Die Entscheidung hat also auf den Fortgang des Spiels einen deutlichen Einfluss, wenn im Zweifel das Tor gegeben wird.

Dieses "Wissen" steckt auch in den Köpfen der meisten neutralen Fans und könnte unterschiedliche Reaktionen erklären. Allein: Ich kann das aus meinen Beobachtungen nicht bestätigen. Der Fall Hoffenheim schlägt vor allem deshalb so hohe Wellen, weil er so krass ist. Ging es sonst nur um den Streit, ob der Ball die Linie mit seinem gesamten Durchmesser (jeder Reporter sagt natürlich wieder "Umfang") überschritten hat oder nicht, ist er jetzt sogar außerhalb der Torbalken über die Linie gegangen und von außen wieder rein. Vergleichbar ist nur das Phantomtor von Thomas Helmer früher, wo der Ball noch nicht mal im Netz gelandet war.

Die üblichen Fehlentscheidungen sorgen aber meistens für die gleiche Art von Erregung (ob Ball drin oder nicht) und die xte Diskussion über die Torlinientechnik.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

23.10.2013 07:31
#7 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #6

Im Zweifel werden einfach Entscheidungen, die den Spielstand verändern, weniger gern getroffen als solche, die ihn so belassen. Das geht sogar so weit, dass auch Entscheidungen, die nur die höhere Wahrscheinlichkeit einer Veränderung der Spielstands in sich tragen, lieber nicht getroffen werden. Beispiel: Abseits. Es gilt zwar die Regel, dass im Zweifel für den Angreifer entschieden werden soll, in der Praxis ist es aber genau anders herum. Das kann entscheidungspsychologische Gründe haben. Bei einer Entscheidung für Tor oder gegen Abseits (im Fall eines Torerfolgs) sieht man die Ergebnisse des eigenen Handelns auf der Anzeigetafel. Sozusagen eingemeißelt, unverrückbar, definitiv. Entscheidet man aber gegen Tor, ist ja sozusagen "nichts passiert". Alles wie eben. Weitermachen. Und tatsächlich verändert ein Tor ja in der Regel die Gefechtslage auf dem Spielfeld. Die Mannschaften spielen jeweils anders als vor dem Tor. Die Entscheidung hat also auf den Fortgang des Spiels einen deutlichen Einfluss, wenn im Zweifel das Tor gegeben wird.

Dieses "Wissen" steckt auch in den Köpfen der meisten neutralen Fans und könnte unterschiedliche Reaktionen erklären. Allein: Ich kann das aus meinen Beobachtungen nicht bestätigen.

Nur, wenn dieses "Wissen" nur im Schiedsrichter steckt, wie kommt es dann zur "Volksseele"?
Die sitzt vorm Fernseher, oder im Stadion und will Tore sehen, oder? Verdiente Tore.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Nikosch Offline



Beiträge: 115

23.10.2013 08:55
#8 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #6
Im Zweifel werden einfach Entscheidungen, die den Spielstand verändern, weniger gern getroffen als solche, die ihn so belassen. Das geht sogar so weit, dass auch Entscheidungen, die nur die höhere Wahrscheinlichkeit einer Veränderung der Spielstands in sich tragen, lieber nicht getroffen werden. Beispiel: Abseits.


Ich gebe Ihnen vollkommen recht was den Schiedsrichter betrifft. Dieser neigt in der Tat dazu bei uneindeutigen Situationen lieber den Status Quo beizubehalten. Die Abseitsregel ist hier ein hevorragendes Beispiel. Ein anderes wäre der Strafraum, der eigentlich "Straffreiheitsraum" heißen müsste, da ein Foul innerhalb des Strafraumes wesentlich härter sein muss, um geahndet zu werden, als außerhalb desselben.

Mir ging es allerdings um die Bewertung durch die Öffentlichkeit nach dem Spiel. Und hier kann ich keinen großen Unterschied der beiden Varianten erkennen. In beiden Fällen entstand einer Mannschaft ein Schaden durch eine falsche Schiedsrichterentscheidung. Und auch bei Fällen von nicht gegebenen regulären Toren handelt es sich ja nicht immer um Zentimeter-Entscheidungen. Siehe wiederum Deutschland-England.

adder Offline




Beiträge: 1.073

23.10.2013 09:49
#9 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Nikosch im Beitrag #3
Nachtrag zu Ihrem Nachtrag ;-): Ich stimme Ihnen zu, dass Kiesling in der Nachberichterstattung einen schlechten Eindruck hinterlässt. Hätte er einfach gesagt, dass er dachte der Ball ging vorbei, sich aber dann nicht sicher war weil die Reaktion der anderen auf Tor deutete und er dies auch dem Schiedsrichter gesagt hätte wäre dies okay gewesen. Stattdessen versucht er schon seine ursprünglichen Zweifel am regulären Tor kleinzureden. An seinem Verhalten im Spiel gibt es aber meiner Meinung nach nichts auszusetzen und ich habe ihn bisher auch immer als (vergleichsweise) fairen Sportsmann kennengelernt.


Wäre Kießling nicht Spieler bei einem derart ungeliebten Verein ("Werkself"), wäre die Berichterstattung eine ganz andere. Stefan hätte sogar darauf bestehen können, dass das Tor nicht gegeben wird, und trotzdem hätte man ihn gescholten. Wäre die gleiche Situation in einem Spiel Schalke vs. Hoffenheim oder Preussen Dortmund vs. Hoffenheim passiert... hätte man den lieben Dortmunder hochleben lassen.

Schlimmer als der "Retortenklub" Hoffenheim ist für den deutschen Fan (in den Redaktionsstuben) nämlich immer noch die "Werkself", die ja "unfair" von einem Pharmariesen, der auf "unethische Weise sein Geld verdient", gepampert werden. [nicht meine Meinung, sondern die der Redakteure] Wobei ich sicher auch nicht objektiv bin, immerhin ist Stefan Kießling mein "Kollege" - auch wenn Bayer kaum noch Geld zum Verein überweist. Preiswertere Werbung als Bayer 04 kann man kaum bekommen. Ich wette, dass andere Firmen mehr Geld hinlegen müssen, um auch nur Trikotsponsor bei einem Topverein zu werden.

Zitat
Nachtrag 2: Manuel Neuer hat übrigens damals im Spiel gegen England nach eigener Aussage sogar eindeutig gesehen, dass der Ball im Tor war und den Schiedsrichter dann bewusst dadurch zu täuschen versucht, dass er den Ball schnell ins Spiel zurück brachte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er danach in größerem Umfang als unsportlich beschimpft worden wäre. Aber da waren natürlich auch "nur" die Engländer die leidtragenden. ;-)



Neuer war damals wo? Bei einem beliebten Verein und natürlich in der Nationalmannschaft. Kießling wird ja nicht einmal für die Nationalmannschaft berücksichtigt, weil er ja "nur" bei der Werkself spielt.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

23.10.2013 16:32
#10 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Nikosch im Beitrag #8
Mir ging es allerdings um die Bewertung durch die Öffentlichkeit nach dem Spiel. Und hier kann ich keinen großen Unterschied der beiden Varianten erkennen.
Ich, wie ich schrieb, auch nicht. Aber eben einschließlich der Zuschauerreaktionen.

--
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Rayson Offline




Beiträge: 2.367

23.10.2013 16:40
#11 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von adder im Beitrag #9
Wäre Kießling nicht Spieler bei einem derart ungeliebten Verein ("Werkself"), wäre die Berichterstattung eine ganz andere.
Glaube ich nicht. Die Abneigung, die früher Leverkusen entgegenschlug, trifft heute vor allem Hoffenheim. Ausgerechnet. Und Wolfsburg noch. Bayer 04 wird nie so populär werden wie die traditionellen Klubs, aber akzeptiert sind sie inzwischen. Auch deswegen, weil sie längst nicht mehr mit dem Scheckbuch herumwedeln. Mittlerweile fügt es sich doch recht harmonisch in den Reigen der "alten" Klubs ein. Wer "Ruuuuudiiiii" als Sportchef hat, kann nicht zu den Bösen gehören

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adder Offline




Beiträge: 1.073

23.10.2013 17:49
#12 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #11
Zitat von adder im Beitrag #9
Wäre Kießling nicht Spieler bei einem derart ungeliebten Verein ("Werkself"), wäre die Berichterstattung eine ganz andere.
Glaube ich nicht. Die Abneigung, die früher Leverkusen entgegenschlug, trifft heute vor allem Hoffenheim. Ausgerechnet. Und Wolfsburg noch. Bayer 04 wird nie so populär werden wie die traditionellen Klubs, aber akzeptiert sind sie inzwischen. Auch deswegen, weil sie längst nicht mehr mit dem Scheckbuch herumwedeln. Mittlerweile fügt es sich doch recht harmonisch in den Reigen der "alten" Klubs ein. Wer "Ruuuuudiiiii" als Sportchef hat, kann nicht zu den Bösen gehören



Lieber Rayson, selbst in Deiner Antwort ist aber doch diese Herabwürdigung enthalten. "wie die traditionellen Klubs". Bayer 04 Leverkusen wurde 1904 gegründet. Das ist ein Traditionsklub, selbst wenn es kein klassischer Verein ist. Bayern München wurde 1900, der BVB sogar "erst" 1909 gegründet. Akzeptiert ist Leverkusen vielleicht mittlerweile bei einem Teil der Fans selbst, aber nicht in den Schreibstuben der Redaktionen. Du hast recht, dass Hoffenheim und Wolfsburg noch verhasster sind.

Mit dem Scheckbuch wedelte Bayer ohnehin nicht - verglichen mit dem BVB oder Bayern München haben sie ohnehin nie viel Geld ausgegeben.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

23.10.2013 18:03
#13 RE: Ein Phantomtor und die Gerechtigkeit Antworten

Zitat von adder im Beitrag #12
Lieber Rayson, selbst in Deiner Antwort ist aber doch diese Herabwürdigung enthalten.
Herabwürdigung? Na ja.. Du selbst ersetzt ja auch nur den Begriff "traditionell" durch "klassisch". Fakt ist, dass Bayer 04 im Fußball erst in der jüngeren Entwicklung eine Rolle spielt. Keine Meisterschaften vor Gründung der Bundesliga, kein wahrnehmbares Auftreten überhaupt vor Ende der 70er Jahre. Und eine überschaubare Fangemeinde, die sich nicht auf den Rückhalt einer Stadt mit langer Tradition stützen kann. Da ist bei Drittligavereinen mehr Leidenschaft im Spiel. Das ist leider so, und das wird auch nie anders werden. Dennoch sehe ich Bayer 04 längst angekommen in der Liga. Der Prozess wurde noch etwas verzögert durch das Wirken von Christoph Daum, dem die Herzen nicht gerade zuflogen. Aber inzwischen sind wir Fußball-Fans und auch die Redaktionen viel mehr zu Fans des Spiels geworden, so dass Teams und Vereine auch danach beurteilt werden, welche Art Fußball dort gespielt wird. In den letzten Spielperioden hat Leverkusen vielen Fußball-Fans Freude bereitet. Leider scheint die Ein-Trainer-Lösung jetzt viel mehr in Richtung Defensive zu gehen. Aber vielleicht ist auch das ein Zeichen, dass der Verein mit knappen Mitteln arbeiten muss.

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