Hier versuchen Leute einen Film über Umsiedlungen (welche wohl auch in letzter Instanz unter Zwang erfolgen) für Kohlestrom zu machen. Hat es ja schon das ein oder andere Mal gegeben, aber die hier versuchen es auf neutralem Wege, also ohne Sponsoring durch Umweltverbände oder Energiekonzerne. Mal abgesehen davon, dass mir neu war, dass wir hier in Deutschland immer noch Vertreibung praktizieren, ist die Seite neben dem eigentlich Projekt recht informativ.
Gruß, BrücenJahre (nicht verwand oder verschwägert :))
Mit "Vertreibung" hat das nun wirklich nichts zu tun. Bei allem Unmut der Betroffenen - zumal diese Situation bei einer vernunftgelenkten und mit Augenmaß durchgeführten Wirtschaftspolitik nie eingetreten wäre: aber hier handelt es sich um einen rechtsstaatlichen Vorgang, der im Kleinen bei jedem Straßenbau auftritt (wo es nur einzelne Anwohner trifft) oder bei großflächigen Maßnahmen. All die Stauseen, die den Anteil der Wasserkraft an den Erneuerbaren Energien stellen, sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so entstanden. Wenn man sich anheischig machen würde, die Pumpspeicher anzulegen, ohne die die Energiewende mit ihren geplanten 60 oder 80 % oder sonst einem Phantasieanteil schlicht nichts anderes sind als Kleine-Jungs-Phantasien à la "wenn kauf ich mir, wenn ich eine Million hätte" (nur daß bei der Energiewend-in-echt die Bestellungen mittlerweile auch In Echt ergangen sind), dann wäre das Brandenburger Ungemach nur Peanuts dagegen. Selbstverständlich erhalten die Anwohner Ersatz für Grundstück und Haus. Der mißliche Umstand liegt darin, daß hier nicht auf Jahre hinaus der Rechtsweg durch sämtliche Instanzen & zurück in dem Maß ausgeschöpft werden kann, wie das in den 90er Jahren in Garzweiler der Fall war. Die Grube hat sich die Politik selbst gegraben:
Zitat SpOn 7.1.2014 _______________________ "Klimaschädliche Kohlekraftwerke sollen durch die Energiewende zurückgedrängt werden. Doch laut neuen Zahlen produzieren sie so viel Strom wie zuletzt vor mehr als 20 Jahren. Im Jahr 1990 erzeugten Deutschlands Braunkohlekraftwerke knapp 171 Milliarden Kilowattstunden Strom. Damals liefen jedoch viele alte DDR-Meiler noch. Mittlerweile sollen die klimaschädlichen Kraftwerke dank der Energiewende eigentlich zurückgedrängt werden. Doch davon ist bislang wenig zu spüren - im Gegenteil: Mit 162 Milliarden Kilowattstunden kletterte die Stromproduktion aus Braunkohle 2013 auf den höchsten Wert seit der Wiedervereinigung." _______________________
Wenn Sie allerdings meinen, daß hier gut planwirtschaftlich mal wieder erwiesen wird, daß 2 krumme Sparren noch keinen ebenen Boden ergeben, sondern dazu führen, daß auf einen Schelm anderthalbe gesetzt werden, haben Sie recht: _______________________ "Die Grünen forderten von Union und SPD, dem Trend rasch entgegenzuwirken. "Wer es mit dem Klimaschutz ernst meint, muss dafür sorgen, dass immer weniger Strom aus der Braunkohle kommt", sagte die Umweltpolitikerin Bärbel Höhn. Der CO2-Ausstoß brauche einen entsprechenden Preis, damit sich klimaschonendere Gaskraftwerke durchsetzen könnten." _______________________
Klar: ich kann natürlich auch Fernwärme & Gas per Oktroi so prohibitiv verteuern, daß den Leuten nichts übrig bleibt, als per Bollerofen einzuheizen - und dann diesem Ökofrevel mittels Feinstaubverordnung beikommen zu wollen.
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.01.2014 12:32
#3 RE: Umsiedlungen für Kohlestrom = deutscher Alltag
Zitat von BrücenJahre im Beitrag #1ich habe eigentlich nur meinen Nick-Name bei Google eingegeben und bin auf ein recht spannendes Projekt gestoßen.
Natürlich rein zufällig.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2All die Stauseen, die den Anteil der Wasserkraft an den Erneuerbaren Energien stellen, sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts so entstanden. Wenn man sich anheischig machen würde, die Pumpspeicher anzulegen, ohne die die Energiewende mit ihren geplanten 60 oder 80 % oder sonst einem Phantasieanteil schlicht nichts anderes sind als Kleine-Jungs-Phantasien à la "wenn kauf ich mir, wenn ich eine Million hätte" (nur daß bei der Energiewend-in-echt die Bestellungen mittlerweile auch In Echt ergangen sind), dann wäre das Brandenburger Ungemach nur Peanuts dagegen.
Wasserspeicher machen nur im Gebirge Sinn, die Zahl der Umsiedler hält sich dort in Grenzen. Dafür fehlt es Deutschland eher an Gebirgen als an Platz. Die Fläche aller österreichischen Stauseen ist eher vernachlässigbar im Vergleich zur Gesamtfläche des schönen Staates.
Nun ja - ein "rechtsstaatlicher Vorgang" wird nicht zu einem Solchen, nur weil er so im Gesetz steht. Mit einem Straßenbau kann man das leider auch nicht vergleichen. Das deutsche Bergrecht ist heute noch unverändert so, wie es im dritten Reich definiert wurde und negiert alle Grundrechte eines Bürgers und sieht in letzter Instanz auch die Enteignung mit staatlichen Mitteln (also unter Zwang) vor. Einen Rechtsweg mit Aussicht auf Abweisung gibt es nicht, wie erst am 17.Dez.2013 in Karlsruhe beschlossen wurde. Von daher finde ich, dass "rechtsstaatlicher Vorgang" hier eine rein theoretische Definition ist, die nicht auf moralisch sicheren Füßen steht.
Zitat von BrücenJahre im Beitrag #4 Das deutsche Bergrecht ist heute noch unverändert so, wie es im dritten Reich definiert wurde und negiert alle Grundrechte eines Bürgers und sieht in letzter Instanz auch die Enteignung mit staatlichen Mitteln (also unter Zwang) vor.
Der Bezug auf das Dritte Reich ist oft ein beliebtes Argument. Könnten Sie dazu auch Belege liefern?
Soweit ich feststellen konnte stammt kein Gesetz aus dem Dritten Reich. Muss aber zugeben, dass ich nicht alles gesichtet habe. Aber vielleicht können Sie mir weiter helfen.
Ach so! Meine Oma sagte immer: "Gemeinnutz bricht Eigennutz." Haben Sie davon schon mal was gehört? Noch was: Meine Oma stammt nicht aus den Dritten Reich, sondern aus dem Kaiserreich.
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